Colombia
Chapal

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Travelers at this place
    • Day 22

      Cali und das IYK Ashram bis nach Pasto

      August 23, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 16 °C

      Wir verließen Medellin etwas wehmütig, da wir von der Hosteltruppe so liebevoll verabschiedet wurden. Ein Drücker hier, ein Winken an der Straße und zack saßen wir im Uber zum Busterminal. Aber wir waren auch bereit für neue Überraschungen und freuten uns auf Cali. Durch einen Kontakt, aus meiner Heimat Leipzig, hatten wir die Möglichkeit in einem Ashram beherbergt zu werden. Wir freuten uns auf etwas ruhigere Tage und den schmerzenden Rücken etwas Gutes zu tun. Es ging also mit dem Nachtbus weiter Richtung Süden. Anders als bisher erfahren, fuhr dieser zwei Stunden schneller als geplant und wir kamen ziemlich überrascht und übermüdet 5:00 an. Mit dem Taxi ließen wir uns zum Ashram fahren, dessen Fahrer uns mal wieder zum Staunen brachte. Taxifahrer können hier keine Karten auf dem Handy lesen. Sie können sich weder die Karte vorstellen, noch haben sie eine Ahnung wo man ist und wo man hin möchte. In unserem speziellen Fall kannte der Taxifahrer nicht mal die große Hauptstraße „Calle 25“, die durch Cali führt. Ich navigierte ihn am Ende und versuchte ihm klar zu machen, wohin wir wollten. Es war kaum möglich aber wir kamen an, es regnete und keiner im Ashram war munter. Um uns die Zeit zu vertreiben, schnitt Sarah mir die Haare und verpasste mir eine neue spitzen Frisur. Zum Glück kam der Besitzer Carlos nach seiner Yoga Session dann an die Tür und sah uns stehen. Wir wurden sehr liebevoll empfangen, ein Zimmer war für uns bereit und fielen erstmal ins Bett.
      Das Ashram schien ein Ort für Alle zu sein. Es rennen Hühner herum, die gestreichelt werden, alles ist eingebettet in Grün, die Häuschen aus Holz und schöne Bäume spenden Schatten. Es gibt Gäste die Mode kreieren und dort schlafen, oder Filme zusammen schneiden, ihre Yogafähigkeiten ausbauen oder einfach einen Platz zum freien Entfalten suchen. Carlos gibt seine Fähigkeiten an alle weiter, die es möchten. Er gibt Yogakurse, bietet seine somatische Therapie an, liest den Majakalender und ist sonst auch schwer beschäftigt mit Beratungen oder seine Therapien in Europa zu verbreiten. Hilfe bekommt er dafür von Sonja, die versucht ihre Kontakte mit seinen zu verknüpfen. Das Ashram hat eine riesen große offene Terrasse, die in den Garten blicken lässt. Man sieht eine kleine grüne Oase, in der man gut abschalten kann. Leider hört man die Hauptstraße doch sehr aber dafür wird man gerade abends mit einem wunderbaren Insekten Konzert belohnt. Überall fliegen Schmetterlinge und Kolibris. Dieser Ort ist wie ein kleiner Mikrokosmos in der spannende Menschen leben, irgendwie ihr Ding machen und man immer so eine esoterische Atmosphäre spürt. Vor allem ist es wohl ein Rückzugsort, der eine Alternative zum südamerikanischen Leben bietet.

      Sehr entspannt geht es nach zwei Nächten Richtung Pasto. Wir näherten uns der ecuadorianischen Grenze. Zum Glück waren wir so im entspannten Modus, da wir anstatt 8h Busfahrt über 13h gebraucht hatten und mitten in der Nacht in Pasto ankamen. Wieder erleben wir eine Taxibegegnung, die völlig überfordert mit einer Hostel Adresse war und uns am Ende dann doch zu einem Hotel bringen konnte. Die Stadt wirkte wie ausgestorben und wir konnten wahrscheinlich von Glück reden, dass etwas geöffnet hatte. Am Ende war es mit die günstigste Unterkunft von 5€ pro Nase und wir hatten ein richtiges Bett. Es fügt sich zum Glück immer alles so schön! Am nächsten Tag machten wir uns ein Bild von Pasto und suchten uns das erste mal seit den letzten 3 Wochen etwas zum Frühstück. Und wir wussten auch wieder warum: es gibt ausschließlich frittiertes Essen und mit Fleisch. Eine Alternative war dann meistens noch ein riesen frittierter Berg Käse aber irgendwo etwas frisches oder Gemüse zu erhalten ist weit fehl geschlagen. Und wenn man sich dann für etwas Süßes entscheidet, bekommt man direkt einen Zuckerschock. Ich habe Angst und Bange um die Gesundheit der Menschen und das eintönige Essen macht mich etwas traurig. Ob zu Hause dann anders gekocht wird, möchte ich gern noch herausfinden aber es scheint nicht so zu sein. Wir haben uns also möglichst auf den Märkten frisch eingedeckt und die Hostelküchen genutzt. Das Obst schmeckt hier einfach himmlisch.
      Pasto glänzt leider nicht durch seine städtische Schönheit. Die triste, industrielle und kalte Atmosphäre lädt keinesfalls zum aufhalten ein aber die Umgebung ist wunderbar. Wenn man Zeit mitbringt sollte man sich den Vulkan, Kraterseen und die Landschaft ansehen. Wir finden Zeit für eine Kirche bei Ipiales, die Las Lajas Sanctuary. So ein Bauwerk hab wirklich selten sehen dürfen. Als Brücke über dem Fluss als Wallfahrtskirche erbaut, scheint die Kirche in dem Tal zu schweben. Der neogotische Bau aus dem 20. Jhr. wirkte mit seinen weißen Spitzen sehr bizarr und irgendwie mystisch, so eingerahmt vom dunkelgrünen Canyon. Auch das bedeckte Wetter trug zur Atmosphäre bei und wir genossen diesen besonderen Ort.
      Als wir wieder die zweistündige Fahrt Richtung Pasto antraten, kamen wir im Dunkeln in der Stadt an und waren auf der Suche nach einem Restaurant. Aber nichts war geöffnet, tote Straßen, kein Abendleben, kaum Menschen und alles verschlossen. Wie gern hätte ich Pasta mit Pesto in Pasto gegessen aber die Stadt machte es uns einfach abzuhauen und einen Tag eher nach Quito überzusetzen. Grenzstädte haben eben so ihre eigenen Dynamiken.

      Es hieß am nächsten Tag also Abschied nehmen von Kolumbien, einer phänomenalen Zeit, voller tollen Begegnungen, vielfältiger Natur, spannenden Städten, unterschiedlichen Regionen und einer Menge Spaß. Wir waren sehr gespannt auf Ecuador und vor allem auf den Grenzübergang, der sich als sehr spannend herausstellte. Wir mussten von Pastor nochmal nach Ipiales. An dieser Stelle würde ich empfehlen, die Nacht dort schon vorher zu verbringen, die Kirche anzuschauen und nicht noch den Extra Aufwand zu haben, wie wir ihn uns gemacht hatten. Da wir aber immer spontan entscheiden, kann man manchmal Umwege nicht vermeiden. Ipiales liegt quasi direkt an der Grenze und es ist nur ein Katzensprung nach Tulcan auf der anderen Seite. Wir waren bereit für Ecuador und freuten uns auf die neuen Abenteuer. Wie spannend schon unsere Einreise war, werde ich in einem anderen Eintrag beschreiben.

      Ich würde an dieser Stelle gern noch nieder schreiben, wie ich/wir Kolumbien wahrgenommen haben:
      Zum Thema Essen, haben ich ja in diesem Eintrag schon etwas geschrieben. Da ist noch ganz viel Luft nach oben. Die Freundlichkeit der Menschen ist überragend. Man muss nur für eine Sekunde irgendwo zu lange stehen bleiben und sich umsehen, es bietet einem sofort jemand seine Hilfe an. Mit allem was sie dann wissen und haben wird unterstützt. Sie sind außerdem unglaublich lieb zu ihren Kindern, was oft ein schöner Anblick ist. In diesem Land wird sehr wenig gelaufen. Busse werden dann angehalten, wenn man aussteigen will, auch wenn jemand zwei Meter vorher den Bus schon mal angehalten hat. Viel wird mit dem Auto erledigt aber man sieht, dass Radsport wohl sehr angesehen ist.
      Es ist zu vermuten, dass die Denk- und Lehrweise eine ganz andere, im Vergleich zu unserem System, ist. Es scheint viel mehr praktisches Wissen und Handlungen verbreitet zu sein, als logisches Kombinieren und strukturiertes Denken. Vieles ist chaotisch, wenn man zum Beispiel zwei super ähnlich klingende spanische Wörter ausspricht werden diese nicht verstanden. Dazu kommt, dass hier fast niemand englisch spricht, gerade in der Tourismusbranche wie in den Hostels und auch nicht den Wert darin sieht, das ist mir wirklich schleierhaft. Dafür wird alles geschafft und angepackt, egal wie.
      Man muss überall viel Zeit einplanen, weil nichts schnell erledigt wird. Dafür klappt das übergeordnete Bussystem wunderbar und man kann so bequem durchs Land reisen.
      Dadurch, dass es immer 18:00 dunkel wird, scheint der Tagesrhythmus ein völlig anderer zu sein. Nur in den großen Städten gibt es ein Nachtleben.
      In Kolumbien gibt es keine Post, Briefe werden nicht verschickt, Briefmarken gibt es nur spärlich. Wir sind kläglich daran gescheitert Postkarten zu finden, da es einfach keine gibt. Letztendlich stellten wir fest, dass es einfach keine bzw. nur kleine private postalischen Einrichtungen gibt. Wie das ohne funktioniert, will nicht in meinen Kopf. Das südamerikanische Leben scheint sehr lebendig. Musik läuft überall auf Anschlag, es wird immer mit Lautsprecher telefoniert, die Filme in den Bussen dröhnen aus den Lautsprechern und YouTube Videos werden vom eigenen Handy entsprechend laut für alle angemacht. Man kann sich gut wie auf keine Zeitangabe verlassen, man sollte immer mehrere Fragen und selbst genügend einplanen.
      Sehr genossen haben ich die unglaublich grüne Landschaft. Alles ist mit Bäumen überzogen und selbst die besiedelten Gebiete, gleichen einem Dschungel. Dazu bietet das Land Andenromantik und karibische Strände. Ein Traum! Kolumbien war der Knaller und ich bin etwas wehmütig, dass diese Zeit ein Ende gefunden hat aber ich bin so viel reicher an neuen Erfahrungen und tollen Begegnungen und für meine phänomenale Begleitung Sarah!
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