Colombia
Lomas Piedra Gorda

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Travelers at this place
    • Day 20

      In der Wüste: Desierto de Tatacoa

      September 3, 2016 in Colombia ⋅ ☁️ 9 °C

      In einem Land, dass überwiegend durch seine Lage in den Tropen und dem damit verbundenen feuchten Klima charakterisiert ist, stellt eine Wüste eine ungewöhnliche Ausnahme dar. Gut, genau genommen gilt die Tatacoa-Wüste als “trockener tropischer Wald“ (was auch immer das heißen mag), was angesichts der Tatsache, dass die einzige Vegetation aus gigantischen Kakteen besteht, schon etwas verwundert.

      Nach einer gelinde gesagt unkomfortablen Busfahrt - man merkt, dass die durchschnittliche Körpergröße in Kolumbien deutlich unter der mitteleuropäischen liegt - kam ich am hässlichen Busterminal in Neubau, der heißen und auffallend unattraktiven Hauptstadt des trockenen Departments Huila, an. Ein köstlicher Ananas-Kokosnuss-Shake versüßte mir die Wartezeit auf den Jeep in die Wüste. Der Busterminal ist wohl der einzige Ort in Neiva, an dem man europäische Touristen trifft und so kam ich mit dem deutschen Pärchen Timo und Nele ins Gespräch. Ich fand heraus, dass Nele gerne Timo herumbossen lässt und mit nur 10 kg Gepäck reist. Im Jeep befanden sich neben uns noch die Französinnen Alice und Camille; auf halber Strecke quetschte der Fahrer außerdem noch eine Handvoll Einheimischer in den Jeep, die sich über Timos lange Beine lustig machten.

      Die einstündige Fahrt entwickelte sich zu einer Tortur für meine Kniescheiben, während der aus den Lautsprechern plärrende Cumbia meine Nerven strapazierte. Ok, eigentlich fand ich die Beschallung ganz in Ordnung, aber zu dramatischen Zwecken übertreibe ich gelegentlich. An uns vorbei zog eine trockene, flache Gegend, die zunehmend die vor uns liegende Wüste erahnen ließ. Gelegentlich folgten uns die verwunderten Blicke vor sich hin schmatzender Ziegen und die bizarren Verrenkungen meterhoher Kakteen. Es mutet anfangs schon seltsam an, dass man tatsächlich i n der Wüste direkt übernachten kann. Wir entschieden uns dafür, unsere Hängematten im Noches del Saturno aufzuspannen, da dieser Campingplatz über den Luxus eines Pools (schon wieder, ich weiß - vielleicht werde ich doch langsam bequem) verfügt - ein Traum an einem Ort, an dem das Thermometer hin und wieder an der 50° kratzt.

      Nachdem wir uns bei einem Bier mit den örtlichen Ziegen bekannt gemachten hatten, besuchten wir den Campingplatz der Nachbarin Doña Liliana, die in der Wüste für ihre Kochkünste bekannt ist. Dort gesellte sich zu den obligatorischen Reis und Kochbananen noch eine undefinierbare aber schmackhafte Gemüsepampe auf den Teller. Mit einem weiteren Bier bewaffnet schlenderten wir anschließend zum Observatorium. Auf Grund der geringen Luftverschmutzung, den abendlichen Winden (die die Wolkendecke verscheucht) und seiner Lage nur wenige Grade vom Äquator entfernt eignet sich die Tatacoa-Wüste hervorragend zum Beobachten der Sterne. Der passionierte örtliche Astronom bietet regelmäßig ausgezeichnete geführte Touren durch den nördlichen und südlichen Nachthimmel an. Schon kurze Zeit nachdem sich die Sonne hinter den Horizont verabschiedet hatte, tat sich ein atemberaubendes Sternendach über unseren Köpfen auf und der Astronom begann über seine Leidenschaft zu plaudern. Bewaffnet mit einem Laserpointer, der problemlos als das Laserschwert Obi Wan's durchgehen könnte, führte er uns durch das verwirrende Lichtermeer über uns. Trotz seiner anekdotenreichen Ausführungen zur Navigation anhand der Sterne sowie über die wichtigsten Sternbilder bleibt der Nachthimmel für mich ein faszinierendes Mysterium. Zum Abschluss gewährte uns ein professionelles Teleskop einen wunderbaren Blick auf den Saturn inklusive Ring. Ein toller Anblick.

      Zurück am Campingplatz ließ ich mir von drei Belgierinnen ein Kartenspiel namens “Call“ (vielleicht auch Kol oder Skol, der französischen Akzent machte es schwer für mich zu verstehen) zeigen, bei dem ich ziemlich beeindruckend den letzten Platz belegte. Um 22h - ungewöhnlich pünktlich in einem Land, dass sogar einen eigenen Begriff (hora colombiana, “kolumbianische Zeit“) für die allgegenwärtigen Verspätungen pflegt, drehte man uns ohne Vorwarnung jegliche Beleuchtung ab, was mir die Chance nahm, meinen letzten Platz weniger schmachvoll zu gestalten. Wir irrten zu unseren Hängematten und schliefen unter dem Leuchten der Sterne.
      Dank eines überambitionierten und stimmkräftigen Hahns kam ich zu mir, bevor die Sonne daran dachte, den Tag zu beginnen. Irgendwo in der Nähe ärgerten sich offenbar auch einige Hausschweine über den nachtaktiven Hahn und gaben Laute von sich, die mich an ein Rülpskonzert am Oktoberfest erinnerten. Als sich der Hahn der Nachbarin herausgefordert fühlte und in die Sinfonie miteinstimmte und weiteren Schlaf verunmöglichte, beschlossen wir, die Gelegenheit zu nutzen und uns vom Observatorium aus die aufgehende Sonne anzusehen. Dies zählte nicht grade zu meinen gloriosesten Einfällen. Zum Einen fällt es trotz Taschenlampe einigermaßen schwer, sich in der stockdunklen Wüste sich nicht den Knöchel zu brechen, oder, alternativ, auf einen nachtaktiven Wüstenbewohner zu treffen. Zum Anderen war der Sonnenaufgang eine herbe Enttäuschung; sogar die Stimmkraft des übermotivierten Hahns war spektakulärer.
      Wir kehrten zum Camping-Platz zurück, um ein noch enttäuschenderes Frühstück (schwarzes Wasser, Eier und absolut geschmacklose Arepas) einzunehmen. Anschließend nahm uns Haile, den ich zuvor für den Couch-Potatoe des Camping-Platzes hielt, mit auf eine Tour durch die Wüste. Mit einem Jeep ging's zunächst zu einem natürlichen Aussichtspunkt, von dem aus man bizarre Felsformationen bestaunen konnte. Mit ein wenig Phantasie ähnelten einige davon massiven Tieren aus Stein und Sand. So meinte ich ein Krokodil und eine Schildkröte erkennen zu können. Vielleicht wars auch einfach zu wenig Schlaf und/oder ein Bier zu viel. Haile erzählte ein wenig über die geologisch-klimatischen Bedingungen in dieser Gegend. Währenddessen ließ ich meinen Blick in die Ferne über die karge, furchige, graue Landschaft schweifen. Es wirkte auf mich, als wäre jemand mit zittrigen Händen mit einem überdimensionalen Rechen durch ein kiesiges Geröllfeld gefahren. Hier und da verbogen sich eine Kakteen, als würden sie einen bizarren Tanz zu Ehren der Sonne veranstalten. Nebenbei fiel mir auf, dass alle anderen Teilnehmenden französischer Muttersprache waren und nutzte die Gelegenheit, mit den Belgierinnen und Französinnen mein Französisch aufzufrischen.

      Eine kurze holprige Fahrt im Jeep führte uns zu einer kleinen Schlucht, in die uns Haile anschließend hinabführte, um uns das ungewöhnliche Labyrinth von innen zu zeigen. Während der Wanderung sprach er über die anpassungsfähigen Pflanzen, die in dieser trockenen Gegend zu überleben gelernt haben. Er wies uns auch auf ein weiteres auffälliges Merkmal hin: in den an Wellen erinnernden Felswänden, die sich links und rechts von uns auftürmten, waren dunkle kleine Steine in Linien entlang laufend zu beobachten. Das Ganze sah aus, als hätte sich ein begeisterter Mosaik-Liebhaber hier eine Menge Arbeit angetan. Tatsächlich, so Haile, zeugen diese Verzierungen davon, dass diese Gegend vor nicht allzu langer Zeit (geologisch gesehen) ein Meer war; die Steine lagerten sich an den Rändern entlang des Wasserstandes ab.

      Der Marsch durch das felsige Labyrinth mit seinen unrealistischen Felsformationen gefiel mir ausgesprochen gut, und war dank der Wolken sogar gut erträglich. Bevor uns Haile zum zweiten Teil - der roten Wüste - brachte, machten wir bei einer kleinen Gaststätte Halt, die Erfrischung in Form von Zuckerrohrsaft (hmmm!!!) bot und mit zwei bunten plappernden Papageien unterhielt. Die Tatsache, dass einer der beiden sein Verlangen nach Kakao artikulieren konnte (¡quiero cacao!) erheiterte mich maßlos und der cowboyhuttragende Besitzer schien mächtig stolz auf seine schrägen Vögel zu sein.

      Die rote Wüste bot einen spektakulären Anblick. Vor uns breitete sich ein Labyrinth aus kleinen Schluchten und Canyons aus; hin und wieder streckten sich von Wurzeln alter Kakteen zusammen gehaltene Landinseln wie Kamine in die Höhe. Das Ganze erinnerte mich an die mysteriösen Feenkamine in Kappadokkien, wenn auch in wesentlich kleinerem Format. Auf Grund einer grundsätzlich anderen geologischen Zusammensetzung leuchteten die Schluchten in unterschiedlichsten gelb- bis rottönen und boten deutlich mehr Kakteen Zuflucht als die graue Wüste. Haile warnte uns vor den fiesen Dornen, die langwierige und schmerzhafte Verletzungen verursachen können.

      Unterdessen löste sich die Wolkendecke auf und die Sonne schien uns allmählich daran erinnern zu wollen, dass wir uns hier in einer Wüste befinden. Während uns der erstaunlich fitte Haile durch das Labyrinth führte, brannte die Sonne brutal auf uns herab. Ich improvisierte einen Turban aus meinem weißen T-Shirt, während die Belgierinnen sich ihre Bikini-Unterteile über den Kopf stülpten. Ein ziemlich witziger Anblick bei annähernd 40℃. Die Sonne knallte gnadenlos auf uns herab und auch wenn ich die Tour absolut großartig fand, war ich doch ziemlich froh, als wir beim Camping Platz und damit beim Pool ankamen.

      Die ärgste Mittagshitze verbrachte ich zwischen Hängematte und Pool hin und her pendelnd und am späten Nachmittag ging's zurück nach Neiva, um meine nächste Station zu erreichen: Salento eine malerische Kleinstadt, im Herzen von Kolumbiens Kaffeedreieck. Die Stunden bis zum Nachtbus verbrachte ich am Bahnhof mit den Belgierinnen zwischen Süßigkeiten, lustigen Zeichenspielen und schlechtem Essen. Im Bus dauerte es nicht lange, bis mich das ruckelnde Hin und Her in ein tiefes Dösen wiegte.
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    • Day 3

      Tatacoa > Villa Viaje > Neiva

      February 17, 2019 in Colombia ⋅ ⛅ 31 °C

      Unsere Reise aus der wunderschönen Wüste beginnen wir mit einem TukTuk in Richtung Villa Viaje (10.000 p.P.). Dort werden wir nach 40 Minuten wartend zu neunt auf einen Pickup geladen. Geladen, da wir auf der Ladefläche mitfuhren und unser Gepäck über uns festgeschnallt wurde.
      Der rasante Fahrstil war unsystematisch und ließ nicht erkennen, welches Schlagloch wann mitzunehmen und wann zu umfahren war. Einige Kopfstöße an die Eisenstange des Collectivos (8.000 p.P.) später erreichten wir nach einer Stunde Fahrt wieder Neiva.
      Dort buchten wir einen Nachtbus um 3 Uhr morgens (54.000 p.P.) nach Armenia, von wo aus wir morgen ins Valle de Cocora nach Salento fahren werden. Zunächst geht es aber ins Hotel España (50.000 p.P.) und auf die Suche nach einem leckeren Cena. Fündig wurden wir in einem kleinen mexikanischen Restaurant, welches von einem sehr netten, jungen Kolumbianer betrieben wird. Wieder im Hotel heißt es duschen und ausruhen für die Nachtfahrt. Müde sind wir, da unser Tag bereits um 5 Uhr begonnen hatte.
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    Lomas Piedra Gorda

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