Parlons-nous français

June - July 2018
A 23-day adventure by Constance Read more
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  • Nur ein Land und unendliche Vorbereitung

    June 9, 2018 in Germany ⋅ 🌧 29 °C

    Wohnwagen, Flug, Audi, Peugeot! Dass mein Beatle noch nicht in der Liste der Möglichkeiten für unseren Urlaub ist, ist verwunderlich. Neben dem täglichen Stress, deutlich überarbeitet und im familiären Miteinander zunehmend verspannt, nimmt die Urlaubsplanung eigenartige Formen an. Weder ist das Reiseland klar noch die Reiseart. Uli spekuliert noch bis wenige Tage vor Abreise mit diversen Reisemöglichkeiten und Fahrzeugen. Lange war der Wohnwagen zweifellos unser Reisemobil. Dieses riesige Fahrzeug möchte aber auch gezogen werden. Und genau dieser Zug vor diesem 10m Monster fehlt. Urlaub im Wohnwagen in der Saarstraße war nicht unserer Plan. Also alles auf Null. Kein Wohnwagen, kein Flug, kein Audi! Der Peugeot, noch in Schmutz und Staub gebadet, km für km und Last um Last als Baustellenfahrzeug ge-und missbraucht und bis zur PKW - Unkenntlichkeit entfremdet, soll nun Reisebegleiter für unsere 3-wöchige Sommerreise werden! Trotz der beinahen Denkunfähigkeit stimmt mich das erschrocken bedenklich. Dennoch, Ulis Optimismus und Einsatz lässt dieses Seniorfahrzeug am Tag unserer Abreise in neuem jugendlichem Glanz erstrahlen. Und als ob diese mobile Gefahr nicht schon genug wäre, meldet sich Vincent 7 Tage vor unserer geplanten Abreise telefonisch, und das passiert nicht allzu oft, aus dem Krankenhaus! "Mum! ---- ?????? ---- Vincent? ------ Ich hab mir meinen großen Fußzeh gebrochen! " Die chaotische Planung dieser Reise durch die Ungewissheit von Wohin und Wie nimmt jetzt eine nahezu clowneske Form an. Verzweifelt nehme ich diesen Anruf entgegen und sehe unseren Urlaub, den Ort der Erholung und Flucht vor dem Alltag, in weite Ferne rücken! Nach telefonischer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist Vincent gottseidank reisefähig. Ich sehe ihn schon auf ein einer Sänfte durch Avignon schweben! Getragen auf dem Rücken seiner Mum, Uli, Lara, Carlotta, Amon und Noah! Ein Abend der Verzweiflung! Früher lag ich einfach nur 3 Wochen und 7 Bücher lang auf einer Sonnenliege!Read more

  • Alle vollzählig und Auto auf Tiefststand

    June 22, 2018 in Germany ⋅ 🌧 19 °C

    Freitag Abend: Alle Kinder reisen in der Saarstraße an! Das Gepäck von Humpelvincent und Lara hole ich schon am Vorabend in Gelnhausen. Am Freitag füllt sich das Haus. Fünf Menschen in vorfreudiger Reiserwartung erobern lautstark die Räume. Trotz übersichtlichem Gepäck ahne ich Schlimmstes! Sieben Menschen und ein überschaubar großes Seniorauto mit allem 3 - wöchig Notwendigem incl. meines neu erworbenen aufblasbaren Monsterbettes? Ich hoffe nur, dass Uli nicht auf das zusätzliche Handgepäck aller Kinder aufmerksam wird! Ich reduziere gedanklich meinen Anspruch an Kleidern und Schuhen;-(Read more

  • Day 1

    Das Völklinger Eisenmonster

    June 23, 2018 in Germany ⋅ ⛅ 13 °C

    Jeder cm des Autos ist genutzt. Die Dachbox mit Gepäckstücken gefüllt, eine Extrarunde wegen Vincents Reisepass gedreht und endlich sich wir auf dem Weg nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, in das Land der tausend Schlösser, des stinkenden Käses und der mir völlig unbekannten Sprache, Frankreich. Aber nicht das Ziel ist das Ziel, sondern der Weg. Und so reisen wir mit gefühlten 100 belegten Broten, die ich in völliger Apathie am Abend zuvor noch gegen Mitternacht bereitet habe, Richtung Frankreich, über Völklingen. Dort besucht heute der Blaue Salon die Völklinger Hütte. Wir schließen uns an und schicken die Kinder mit orangefarbenen Bauhelmen in das alte Eisenwerk. Wir klettern durch ein beeindruckendes Monster aus Eisen, wirklich eine Reise wert - oder eben eine Durchreise. Ohne auch nur die geringste Ahnung über die Funktion dieser Maschinen zu haben, fasziniert dieser fast majestätische Anblick. Eisenhart trotzen sie der Zeit.
    Nach weiteren 400 km erreichen wir unsere erste Unterkunft in der Bourgogne. Die Kinder lieben irgendwo im nirgendwo - zumindest diese Wortkreation - und genau da landen wir. Ein Häuschen inmitten eines kleinen französischen Dorfes, unscheinbar, fast hässlich von außen, birgt aber drinnen unzählige Räume. Jeder findet einen gemütlichen Schlafplatz. Ich könnte augenblicklich im Stehen einschlafen. Das entscheidende Tor der deutschen Nationalmannschaft im Spiel gegen Schweden nehme ich nicht mehr war. Die Kinder sortieren sich selbst. Uli und ich liegen längst in unseren Betten und nur noch nebelige Jubelgeräusche der Kinder über das entscheidende Tor in der letzten Minute dringen flüsternd durch unseren Schlaf.

    https://www.voelklinger-huette.org/willkommen/
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  • Day 2

    Das Schloss hinter dem Schloss

    June 24, 2018 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einer Nacht in gefühltem Dauertiefschlaf schleichen sich alle gegen 9 Uhr aus ihren Betten. Die Teenager und Profichiller brauchen mehrere Anläufe. Es sind aber genügend Wecker in Form von Kindern im Haus, so fällt das Chillen am Morgen schwer. Ich mache ihnen Hoffnung auf die Provence. Unser erstes Ziel ist das Château de la Rochepot. Eine Schlossbesichtigung löst nicht immer Begeisterungsstürme bei Kindern aus. Die hier sind schon geübt, geübt Nörgeleien zu verbergen;-) Das Chateau de la Rochepot gehörte zu unseren besichtigten Schlössern auf Ulis und meiner Tour durch die Provence vor 2 Jahren und blieb in guter Erinnerung. Jedoch war es sehr schnell durchlaufen. Mehr als 5 Zimmer incl. einer wunderschönen Schlossküche waren leider nicht zu sehen.
    Gut gelaunt und lautstark erreichen wir das Schloss. Der Ticketverkäufer im Eingangsbereich des Schlosses scheint der einzige Mensch heute morgen hier zu sein. Fast schon andächtig betreten wir die Stille des Schlosses. Kein Mensch zu sehen, außer Vogelgezwitscher nichts zu hören. Schnell verteilen sich die Kinder in alle Himmelsrichtungen. Das Schloss wird laut. Die Stimmen entfernen sich. Noch immer im Schloss aber in Räumen, die es auf unserer letzten Tour nicht gab. Wir schleichen durch engste Gänge. Eine geheime Tür folgt der nächsten. Wir "besichtigen" Privatgemächer von ... (wem auch immer), steigen über Staubsauger und betreten Bäder, die offensichtlich nicht von Herrschaften vergangener Zeiten genutzt wurden, sondern aktuell als Schlaf - und Wohnstätte dienen. Das Schloss vergrößert sich zunehmend. Carlotta sucht unentwegt das Plumpsklo, das die Jungs vorher entdecken. Dieses Schloss ist wunderschön und doch sehr eigenartig. Ein paar wenige andere Gäste laufen ebenso verstört durch die Räume. Ohne Zweifel hätten wir einen Großteil des beweglichen Inventars aus dem Schloss schleppen können. Keiner hätte es bemerkt oder gefragt. Alle Türme werden erkundet, jeder kleinste Raum durchsucht. Mit erstaunten Gesichtern verlassen wir das Schloss. Die Antwort auf unserer Frage folgt im Eingangsbereich. Völlig panisch greift der nette Herr an der Kasse nach seinem Telefon. Das Personal vergaß, die Privaträume und den Großteil des Schlosses, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist, zu verschließen und so war es uns möglich, durch den kleinsten Winkel zu kriechen und das Schloss hinter dem Schloss zu entdecken!

    https://chateau-de-la-rochepot.com/fr/
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  • Day 2

    Einfach anders Anders!

    June 24, 2018 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach einem gemütlichen Picknick auf einer Wiese irgendwo im französischen Nirgendwo trifft uns die nachmittägliche Ferienmüdigkeit auf den Fuß. Uli verspricht uns auf dem Heimweg eine große Überraschung. Carlotta spekuliert auf ein Schwimmbad, der Rest befürchtet ein Schloss;-) Der Weg zur Überraschung führt uns an einer Felsenwand vorbei, nicht vorbei sondern darüber. Mit weitem Blick auf das unendliche Tal der Rhone schleichen wir uns auf allen Vieren an den Rand der felsigen Wand. Ich erkläre Vincent, das "meine" provencialische Wand aber Anders ist! Anders? Ja, einfach noch Anders, felsiger, steiler, schwärzer, Anders eben. Von nun an war alles Anders. Anders rennt durchs Auto, vor und zurück, hin und her - Anders Häuser, Anders Essen, Anders trinken, Alles Anders, Anders, Anders! Die Überraschung war auch Anders! Ein AndersSchloss, ohne schlossüblichem Inventar sondern mit Flugzeugen, Oldtimerautos, Traktoren und Motorrädern. Meine Müdigkeit und mein ausgeprägtes Desinteresse an Motoren lassen meinen Gang durch das Motorenschloss immer langsamer werden. Carlotta bemerkt treffend, dass doch irgendwie jedes Flugzeug gleich aussieht, Körper und Flügel eben. Vielleicht hier und da ein wenig Anders bemalt, der Rest gleich. Recht zügig führt uns ein Anderer Weg zu einer Parkbank, wo alle irgendwann auf Uli warten, dem ja bekanntlich Motorenöl durch die Venen fließt und der zu jedem Fahrzeug eine Geschichte erzählen könnte, wenn der Rest der Gruppe nicht den Anderen Weg gewählt hätte, die gechillte Parkbank.Read more

  • Day 3

    Drölf km bis in die Provence

    June 25, 2018 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Flink rennen alle am Morgen durch unser Haus. Zum einen natürlich um weiter gen Süden zu reisen, zum anderen aber auch, um das Haus wieder in seinen Urzustand zu versetzen. Nein, wir tragen keine Steine ab und putzen nicht die Wände. Wir putzen das Klo, die Küche und den Boden. Das war die Vereinbarung für dieses Haus und ist mit vielen Händen schnell erledigt. Zwar fragendes kurzfristiges Maulen, aber dennoch schnell erledigt. Da mich eine solch große Reisegruppe immer irgendwie an eine Jugendherberge erinnert, führe ich recht schnell die Herbergsregeln ein. Der Küchendienst ist geboren. Carlotta und Noah trifft der Küchensklavendienst zuerst;-) Amon und ich folgen, die Teenager als Letzte in der Reihe. Kein Widerspruch! Außer vielleicht der Plan, besonders viel am Tisch stehen zu lassen, um die Sklaven zu quälen;-)
    Mit voll gepacktem Auto reisen wir Richtung Provence. Während der Reisestunden ist es jetzt sehr still. Kopfhörer auf den Ohren verhindern ungezügeltes Quatschen. Das ist für das Cockpit meist sehr angenehm, möchte ich die hinteren Plätze aber auf etwas Schönes auf unserer Strecke hinweisen, verrenke ich mir fast den Nacken, um dann meist Vincent in Gebärdensprache zu bitten, sich für einen kurzen Moment der Ohrstöpsel zu entledigen. In der Regel kommt dann ein "Häää?" Und dann die ganze Ansage noch einmal von vorne!
    Die Außentemperaturen steigen unentwegt Richtung Süden. Plötzlich öffnet Uli die Fenster. Sehr ungewöhnlich, denn nach bisheriger Ansage und um die Arbeit der Klimalage nicht zu stören, blieben die Fenster geschlossen. Ich befürchte Schlimmstes, auch weil ich Ulis fragendes Gesicht direkt neben mir beobachten kann. Der Klimaanlage scheinen diese Außentemperaturen nicht mehr zu gefallen und pünktlich zur Einreise in die Provence beendet sie ihren Einsatz. Die Kinder genießen die Luft um ihre Nase, ich ahne eine Hitzewelle auf uns zu rollen!
    Die Gespräche, sofern alle von Ohrstöpseln befreit sind, nehmen immer wieder kuriose Formen an. Uli und ich streiten sich um Mr.Google. Ich vertraue auf die Navigation. Eine natürliche Navigation wurde mir nicht in die Wiege gelegt, und so vertraue ich blind auf die Dame in meinem Smartphone. Ulis Routenempfehlung ist oft eine andere. Die Mathematik sagt "was zu beweisen wäre"!
    Die Kinder erweisen sich als Sprachtalente. In verschiedenen Sprachen wird das gesammelte Wörterchaos durch das Auto gebrüllt. In diesem Land würde mir schon französisch reichen, aber in diesem Auto jagen wir gerade durch alle Kontinente mit der sensationellen Erkenntnis, dass wir Deutschen doch eine eigenartige Anordnung der gesprochenen großen Zahlen haben. Warum gibt es eigentlich eine Dreizehn und keine Drölf?! Die Antwort bleibt aus und so fahren wir mit Drölf geöffneten Fenstern in die Provence.
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  • Day 4

    Die andere Wand!

    June 26, 2018 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute möchte ich Vincent "meine" andere Wand zeigen. Während meiner letzten Reise mit Uli sind wir nichts ahnend am Rande eines kleinen provencialischen Dörfchens auf eine Wand gestossen, dunkel, mächtig, felsig, einfach da, wie aus dem Nichts. Meine Begeisterung war übergroß. Mein "anders" hat ja schon für einige Lacher in diesem Urlaub geführt. Heute dränge ich meinen Sohn an die "Anderswand";-) Und nicht weniger staunend steht Vincent, und der Rest unserer Gruppe, vor diesem Felsmassiv. Wirklich anders! Vincent redet unentwegt in Superlativen. Heute wirkt die Anderswand aber viel weniger bedrohlich, nicht groß und dunkel und übermächtig, sondern groß und hell und übermächtig. Nicht weniger imposant aber viel weniger bedrohlich. Das Wetter ist wunderbar, der Himmel tiefblau. Die Sonne lässt ihre Strahlen auf dem Felsmassiv tanzen und so leuchtet meine "Anderswand" in hellen, fast goldenen Tönen.Read more