Über den Ätna in die Wüste

September - October 2019
A 15-day adventure by Constance Read more
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  • Gechillter Reisevorbereitungsstress

    September 27, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 12 °C

    Seit Wochen freue ich mich auf diese Reise! Wir erklimmen den Ätna und reisen durch das märchenhafte Marokko. Und endlich ausreichend Zeit für die Reisevorbereitungen. Alles ist perfekt organisiert und gebucht durch unseren erfahrenen Reiseleiter Uli. Mehrfach in dieser letzten Woche kontaktiere ich Vincent, immer mit einer neuen verlockenden Reiseinformation " Wetter ist genial" "wir übernachten in den schönsten Kasbahs", " "wir erleben den schönsten Sternenhimmel in der großartigen Sahara". Diese Information haben keinesfalls einen informativen Charakter, sondern sind Zeugnis einer Mama, deren Kind fast kein Kind mehr ist und seine nächsten Urlaube wahrscheinlich ohne diese Familienbande verbringen möchte, mit Freundin und Freunden. Für mich absolut verständlich, aber dennoch möchte ich an diesen Urlaubstagen mit Vincent festhalten, sie konservieren. Und ein bisschen hoffe ich auf seine Rückkehr in die Familienreisegruppe nach seinen ersten Erlebnissen im Hotelbunker von Loret de Mar oder nach seinem Campingurlaub in der Eifel ;-) Das sind alles Gedanken, die mich in meiner Urlaubsvorbereitung begleiten und so versuche ich mein Kind mit süßen Worten zu locken;-)
    Noch 2 Tage bis zur Abreise. In Vorfreude nach fast getaner Arbeit sitze ich mit Lucca am Frühstückstisch und stelle ihr eine neue exotische Frucht vor, Tamarint!
    Während dem ich sie darauf hinweise, vorsichtig mit den sehr harten Kernen zu sein, trifft ein genau solcher meinen Zahn. Und nur 30 min später sitze ich als Notfallpatient bei Dr.Emmrich, Ulis Zahnarzt. Dieser fatale Kernunfall hat mir tatsächlich meinen kompletten 5. Zahn abgehauen. Unter flehenten Bitten bastelt mir der geschwätzige Zahnarzt einen neuen "Reisezahn" aus Beton. Gegen 19 Uhr liege ich Betonzahnversorgt und erkältet platt auf der Couch.
    Eine abenteuerliche Einkaufstour an Tag 1 vor der Abreise später treffen gegen 21 Uhr alle Reiseteilnehmer in der Saarstraße ein. Vincent, die Verlockungen haben Früchte getragen;-), Noah, Amon und Carlotta. Wir sind komplett. Fast schon ungewohnt und sehr schade, ohne Lara reisen zu müssen. Dem Gedanken an ausreichend Vorbereitungszeit vor einer Reise schwöre ich jetzt ab. Auch heute fühlt sich alles wie"ich wollte doch noch","Mist vergessen, mach ich morgen früh" "oje, wie soll ich das noch schaffen?" - an. Und so fallen wir gegen Mitternacht ohne auch nur ein Kleidungsstück im Gepäck in einen unruhigen Schlaf, zumindest ich. Morgen 11 Uhr Abreise, das heißt 6 Uhr aufstehen, Bügeln, packen, sortieren, Brote.....
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  • Day 1

    Los geht's!

    September 28, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Um 6.11 Uhr stehe ich am Bügeleisen. Nicht meine Lieblingsbeschäftigung aber trotzdem ein fast meditativer Moment, Ruhe und gleichförmige Bewegung. Wäre es nur nicht sooo früh. Ich bin todmüde. In meiner Befürchtung, ich könne an diesem Morgen zu spät sein, schaue ich während der Nacht gefühlt alle 30 min auf meine Uhr . Es hätte tatsächlich kaum eine Minute später sein dürfen. Bügelwäsche erledigt, Ulis Urlaubskleidung hätte sich sonst erheblich eingeschränkt , 40 Brote geschmiert, Obst und Süßkram gepackt und verteilt, meinen Koffer gefüllt, Küche für den Checkout bereitet. Gegen 11 Uhr sitzen wir in unserer Urlaubskutsche auf dem Weg nach Frankfurt-Hahn. Und dort sitzen wir auch noch 5 Stunden später;-(
    Verspätung! Diese Zeit kann ich aber schon genießen. Alles was jetzt nicht erledigt ist, was jetzt nicht im Koffer steckt, ist schlichtweg egal, nichts mehr zu machen, also völlig zu vernachlässigen. Die Verantwortung für die Reisevorbereitung haben wir in der Saarstraße 43 zurück gelassen, und bei Uli ;-). Los geht's in die nächsten 14 abenteuerlichen Tage.
    Leider hat Amon die Verantwortung für sein Gepäck auch sehr schnell abgegeben, an das Sicherheitspersonal des Flughafens. Denn dort hat er seinen Koffer nach der Kontrolle einfach geparkt, stehen lassen, vergessen! Den ersten Aufruf durch die Lautsprecher des Flughafens ignorieren wir. Was für ein Zufall, da heißt doch tatsächlich noch jemand Brandner! Mit erschrockenem Gesicht bemerkt Amon den Verlust seines Koffers erst kurz vor dem Borden. Kein anderer Brandner also. Amon Brandners Koffer steht einsam in der Sicherheitskontrolle! Evtl. Beschwerden über persönliche Missstände sind Amon in den nächsten Tagen untersagt!;-)

    Zitate
    Noah: "Aber wenn die doch schon tot ist, kann man sie doch auch einfach aus dem Flugzeug schmeißen?"
    "Männer müssen immer die Arbeit machen, sogar beim f... Müssen sie arbeiten!"
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  • Day 2

    Porzellan vs. Plastik

    September 29, 2019 in Italy ⋅ ⛅ 23 °C

    Unsere erste Nacht in der Villa Marcese, von außen Villa und von ihnen Sollala endet gegen 8.30 Uhr. Die Sonne lacht durch die kleinen Fenster dieses alten Gebäudes, das seinen Charme durch das Interrieur der 70-er Jahre leider eingebüßt hat. Auch der Frühstückssaal, ein großzügiges schönes Gewölbe, aber dennoch uncharmanter Saal, begrüßt uns mit gedeckten Tischen. Das Plastikgeschirr erweckt meine Aufmerksamkeit. Plastikteller mit 12cm Durchmesser! Das ist nicht deren ernst! Die Kinder versuchen, mir den Umtauschversuch auszureden. Peinliche Blicke folgen mir auf dem Weg in die Küche. Nein, mit hässlichen Stühlen und Tischen kann ich leben, aber bei Microplastiktellern und -bechern schaltet meine Ampel auf Rot. Freundlich fragend schaue ich den italienischen Frühstücksbereiter an. Mit deutlichen Gesten und einer noch deutlicheren Frage "Are you serious?" erkläre ich ihm meinen Wunsch nach "NoPlastik" Geschirr. Zähneknirschend verständnisvoll werden die Teller unseres Tisches getauscht! Geht doch! Die Kinder sind der Meinung, ich hätte es jetzt komplett versaut! Jetzt hasst er uns die nächsten 3 Tage. Ich feiere meinen Teller. Andere Gäste scheinen sich an dieser Microplastik nicht zu stören.
    Nach unserem reichhaltigem Frühstück fahren wir in wärmendem Sonnenschein in das kleine Städtchen Alberobello und schleichen durch die Trulligäschen. Trotzdem wir uns in Wiesbaden mit Freude von den regnerischen 13 Grad verabschiedet haben, stöhnen die Kinder nach 2h Spaziergang im Sonnenschein. "Zu warm" Unglaublich! Nach einem kurzen Stopp am mittelprächtigen Stand von Monopoli fahren wir zurück in unser Häuschen. Am späten Nachmittag erwarten uns hier gepflegte lange Weile und anschließend Pasta mit einheimischen Kräutern;-)
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  • Day 3

    Ein Löffel Joghurt für Carlotta;-)

    September 30, 2019 in Italy ⋅ ☀️ 25 °C

    Gegen 8.30 Uhr sitzen wir am unserem Frühstückstisch. Einige Minuten später deckt unser mürrischer italienischer Gastgeber, oder vermutlich eher dessen Untergebener, unseren Tisch: ausreichend Porzellan an richtiger Stelle, Besteck und Gläser ebenso. Auch die anderen Gäste scheinen es auch heute verdient zu haben. Oder ich habe das für alle Gäste gestern errungen! Ich befürchte, der Porzellanbonus entfällt wieder mit unserer Abreise.
    Das Frühstück ist reichhaltig, aber alle stürzen sich auf genau auf das eine, einzige Schokocroissant. Carlotta erbittet die gerechte Teilung und die Jungs erbitten sich von ihr, auch andere Dinge außer Leberwurstbrot, grüne Pasta und Himbeeren zu probieren. Aprikosenjoghurt! Für Carlotta die Kombination der schrecklichsten Lebensmittel schlechthin! Zumindest ahnt sie das. Gekostet hat sie noch nie, es riecht eben ekelhaft! Bedauerlicherweise ist diese Nummer gerade am laufen. Ein großes Kichern am Frühstückstisch und ein ekelverzerrtes Carlottagesicht. Nach mehrfachem fluchtartigen Verlassen unseres Tisches hisst sie die weiße Flagge, ein Löffel Joghurt für Carlotta. "Schmeckt ja gar nicht nach Aprikose, also warum sollte ich das dann probieren?" Diese Logik versteht keiner!
    Heute schlendern wir durch Bari, ein kleines süditalienisches Großstädtchen. Zu alt, zu viel Kirche! Na gut, haben sie in diesem Jahr auch schon sehr oft gesehen, und so entspannen Uli und ich im einem Café auf der großen Shoppingmail der Stadt, und die Kinder? Shoppen! HundM! Cool, der Urlaub passt, die Stadt ist OK;-) Auf unserem Heimweg stoppen wir für eine erfrischende Pause in der angenehm temperierten Adria. In Polognano a Mare klettern wir fluchend über die schmerzenden Steine und genießen umso mehr das klare blaue Wasser. Ein wunderbarer Sommertag in Süditalien.
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  • Day 4

    Via Stromboli

    October 1, 2019 in Italy ⋅ ⛅ 23 °C

    Unsere Plastiktellervilla ist schnell geräumt und wir sind nach dem Frühstück auf dem Weg Richtung Sizilien. Vor uns liegen 300km Autosightseeing durch den Süden Italiens. Ein kleiner Umweg führt uns in das ehemalige Armenhaus Italiens, Matera. Heute eine wunderschöne felsige Naturkulisse mit unzähligen Höhlen, in denen die Einwohner von Matera bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wohnten. Nach deren Zwangsumsiedlung war die Höhlenstadt leer, bis sie vor einigen Jahren als einzigartiges Kulturerbe wieder entdeckt wurde. Ein großartiges Naturspektakel und ein gelungener Umweg. Der Mittagshunger führt uns in ein verlassenes Hafenstädtchen. Kaum ein Mensch, Hund oder Auto ist auf der Straße zu sehen. Als einzige Gäste eines kleinen Strandbistros kocht uns die liebenswerte Wirtin pasta al pomodoro und patata fritte. In fürchterlichem italienisch unterhalten wir uns mit großen Gesten und verbringen 2 wunderbare Stunden an diesem kleinen Ort. Aber jetzt mit Hochgeschwindigkeit zum Stromboli. Ich schließe meine Augen. Ulis Überholmanöver sind als Beifahrer nur bedingt erträglich, und schlafend ist man auch schneller am Ziel.
    In den letzten 30 km vor unserem Ziel erwachen alle Beifahrer wieder aus ihrer Lethargie und suchen den rauchenden Stromboli. Vincent gewinnt die Challenge! Der rauchende Stromboli erhebt sich aus dem azurblauen Wasser. Vor den Füßen unseres kleinen Hotels und im Sonnenuntergangslicht zeigt er sich in glühender Pracht.
    Die Kinder besprechen am späten Abend im Whirlpool auf dem Dach des Hotels die Evakuierungspläne für einen eventuellen nächtlichen Ausbruch;-)
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  • Day 5

    Via Ätna

    October 2, 2019 in Italy ⋅ ⛅ 27 °C

    Um ca 9 Uhr schleichen alle aus ihren Zimmern. Die Kinder sind wach, also kein schlechtes Gefühl, sie aus ihren Träumen zu reißen. Nach einem guten Frühstück auf der Terrasse des Hotels, treten wir unsere Reise nach Sizilien an, zum ersten Höhepunkt unserer Reise, dem Ätna. Zwei Stunden Fahrt liegen vor uns und still genießen wir das Autosightseeing. Außer Uli, der kämpft mit den italienischen Fahrkünstlern auf der Autobahn. Vincent erlebt und überlebt seine erste Fährüberfahrt von Italien nach Sizilien. Wie schon der Süden Italiens erscheint mir Sizilien nahezu noch tropischer, großblättrig, satt, grün. Im Tropenfeeling durchfahren wir die Ostküste Siziliens. Die "Vulkanentdeckchallenge" entscheidet Vincent auch dieses Mal eindeutig für sich. Mit Röntgenaugen durchdringt er die Wolkendecke und entdeckt ihn als erstes, den feuerspuckenden 3000er;-) Leider hat er sich mit Wolken geschmückt, so lässt sich die riesige Pracht nur erahnen. Wir hoffen auf morgen. WetterOnline verheißt nichts Gutes;-(
    Auf dem Weg in unsere neue Unterkunft besuchen wir Taormina, eine Stadt auf einem Hügel zu Füßen des Feuermonsters. Wir schlängeln uns mit dem 9-sitzer durch engste Gässchen unentwegt bergauf. Auf einen Parkplatz zu hoffen, scheint vermessen. Auch andere Touristen besuchen zahlreich dieses Städtchen. Das nächste Parkverbot ist unser;-) Eilig besuchen wir das antike Theater. Von dort gibt es besten Blick auf den Ätna, als wäre er Teil der Kulisse. Die Jungs stöhnen lautstark, Gefahr droht - antike Steine! "Ich will auf den Ätna und nicht irgendwelche antiken Theater anschauen!" Vincents Freude am Antiken überträgt sich in Windeseile auf die anderen Jungs. Gottseidank stehen wir im Parkverbot, also schnell wieder zurück und weiter in unser neues Zuhause.
    Hier bestaunen wir am Abend unseren heiligen Berg. Uli entdeckt die Bedrohung zuerst! Feuerstürme in regelmäßigen Abständen am Hang des Berges! Das kann morgen ja spannend werden!
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  • Day 6

    Yeah, Yeah, Yeah! Ätna am 3.10. 2019

    October 3, 2019 in Italy ⋅ ⛅ 12 °C

    Der erste Höhepunkt unserer Reise, heute und direkt vor unseren Augen, der Ätna , italienisch Etna. Alle sind hochmotiviert und pünktlich. Um 7.30 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch. Leider auch total müde. Uli hat heute Nacht ganze Wälder geholzt und Carlotta lag in den frühen Morgenstunden im gewitterlichem Jammertal. Da ich durch die Geräusche auf der Bettseite neben mir pausenlos aus dem Schlaf gerissen werde, habe ich genug Zeit neben Blitz und Donner inständig auf gutes Wetter am Morgen zu hoffen. Uli hat uns in den vergangen Tagen schon mehrfach das bedrohliche "Wolkenverhangenszenarium" dargelegt. Ich habe selten wirklich hingehört und positiv gedacht. Ich WILL auf den Ätna! Das Rumpeln heute Nacht ließ sich weniger gut überhören als Ulis Warnung. Think positive! Um 7.30 Uhr gibt er seine Spitze in voller Pracht und Sichtbarkeit Preis! Meine Wetterignoranz hat sich gelohnt! Gegen 9.15 Uhr erreichen wir die Gondelstation. Noch gestern waren wir bereit, den Rest des Weges nach der Gondel zu Fuß zurückzulegen. Das heißt, irgendwie war ich nicht bereit, kommuniziere das aber noch nicht. Die Kinder reden Stunden von nichts anderem, wie sie den Berg zu Fuß erklimmen, erstürmen! 800 Höhenmeter in 5 Grad Kälte, ein Witz! Uli sagt nichts, der möchte am liebsten gar nicht, er war ja schonmal da oben. Ich packe mein Vermögen in die Tasche, um erst an der kalten Seilbahnstation die Katze aus dem Sack zu lassen. Uli klärt uns auf den letzten Metern in der Seilbahn über seinen Gesundheitsstand auf. Fürchterlich schlecht geschlafen, erkältet, Halsschmerzen, Fußschmerzen, Kopfschmerzen! Klar, latschen wir nicht! Was denkt er? ;-) Wir buchen die Goldkarte, ganz bis nach oben! Die letzten Meter nach der Gondel mit einem Jeep. Vincent feiert, alle feiern und sehen sich schon tief in den Krater schauen, in die glühende Hölle! Nein, nicht Mal die Nasenspitze dürfen wir über den Hauptkrater hängen, schade! Wir umrunden bei arschkalten 5 Grad den kleinerer Nebenkrater des Ätna. Der Bimsstein knirscht unter den Füßen. Die vulkanige Umgebung sieht für mich aus, wie die Filmversion der Mondlandung. Aschegraues Gestein, teilweise lehmrot, karg, schroff, mysteriös und beeindruckend. Hier sind wir, auf dem Ätna, einem der aktivsten Vulkane der Welt, jederzeit bereit, seinen Schlund zu öffnen und millionenjahre altes flüssiges, glühendes Gestein in hohem Bogen auszuspucken. Wir sehen ihn nur pupsen. Alle paar Minuten eine schwarze Pupswolke. Wir versorgen uns alle mit Reiseandenken, stopfen Lavasteine in die Hosentasche. Vincent ist im Gegensatz zu seinem Sammeleinsatz auf dem Vesuv hier auf dem Ätna wirklich zurückhaltend, nur 1 Stein! Der hat bestimmt noch heimlich gebunkert! Mit schlotternden Knien und tropfender Nase feiern wir trotzdem unseren Aufstieg. Ein paar Höhenmeter sind wir ja auch wirklich gestiegen;-)
    Sprachlos begeistert und müde verbringen wir unseren Nachmittag in unserem kleinen Bauernhof. Ob einer von uns jemals wieder diesen Berg unter seinen Füßen knirschen hört?
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  • Day 7

    Vom Abendland ins Morgenland

    October 4, 2019 in Morocco ⋅ ⛅ 30 °C

    Um 11.15 startet unserer Flieger nach Nordafrika, nach Marokko. Unser letzter Besuch hier war 2016 und hat viele tolle Eindrücke hinterlassen. Wir freuen uns alle sehr auf ein buntes, orientalisches, magisches Marokko. Ohne das befürchtete Autovermietungschaos starten wir unsere Reise durch Marokko in Marrakech um 14.30 Uhr gen Essaouira. Uli lässt die Reifen glühen auf der Autobahn kurz nach Verlassen der unendlich erscheinenden Landstraße um Marrakesch. Das bringt uns schnell voran und Uli hoffentlich schnell ins Bett. Der hat sich eine fette Erkältung in Italien eingefangen, und kränkelt vor sich hin. Als Fahrer einer erwartungsvollen 6-köpfigen Horde wenig lustig ;-( Wir hoffen auf schnelle Besserung. Und die marokkanische Polizei hofft auf Läuterung eines Rasers auf marokkanischer Landstraße. 44 kmh zu schnell! In Deutschland hätten wir jetzt mit der Bahn weiter fahren müssen. Hier in Marokko verwickelt Uli den freundlichen Polizisten mit der Blitzmaschine in den Händen in ein Gespräch, und verhandelt seine Strafe, erfolgreich! Von anfänglichen 400 DH gab es nach 10 Minuten einen Strafrabatt von 200 DH. Macht ca 20 Euro für 44 kmh zu viel. Trotz der ärgerlichen Tatsache, dass die überhaupt hier stehen, ist das wirklich ein guter Preis für unser Geschwindigkeitsverbrechen.
    Schimpfend fährt Uli weiter, den furchtvollen Blick immer an den Straßenrand geheftet. Und tatsächlich stehen noch 4 weitere Kamerapolizisten an verborgenen Ecken dieser Autobahn bis nach Essaouira. Unglaubliche marokkanische Raubritter! Nach einem langen Reisetag erreichen wir gegen 17.30 Uhr unsere Wüstenvilla. Den Hintern platt gesessen und ein Loch in den Bäuchen der immer hungrigen Kinder, erwartet uns eine nette Dame mit einem köstlichen und mehr als reichlichen marokkanischen Abendessen. Wir bewundern die großzügige, traditionelle Villa, feiern das Essen und fallen totmüde am Ende des Tages in unsere neuen Betten.
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  • Day 8

    Alles läuft schief!

    October 5, 2019 in Morocco ⋅ ⛅ 25 °C

    Die nette Dame von gestern bereitet uns um 9 Uhr ein üppiges Frühstück. Vincent hofft auf "Diener" auch in unserer nächsten Unterkunft und der damit verbundenen Befreiung vom Küchendienst. Ich genieße noch immer etwas zähneknirschend den Start in den Tag. Ich schleppe für schönste Wüstenbilder diese dicke Spiegelreflexkamera durch 2 Länder, und nun steht deren Tasche gefüllt mit unseren gesamten Waschutensilien und dem Kameraladegerät wahrscheinlich noch immer unter dem Sitz des Ryanairfliegers. Für die nächsten ungewaschenen Gäste! Jetzt stinken wir, daran sind wir schon fast gewöhnt, aber die Kamera hat genau nur eine Ladung und bleibt jetzt außer Funktion bis in die Wüste, ärgerlich! Aber kein Beinbruch. Ich entlasse den armen Amon, den Taschenträger, aus seiner Verantwortung. Der sitzt bis dahin auch noch mit gesenktem Kopf am Frühstückstisch. Am späten Vormittag besuchen wir die alte portugiesische Stadt Essaouira, die Stadt der Winde. Am Hafen mit seinen blauen Fischerbooten erwarten uns prächtige Farben, frischer Fisch unterschiedlichster Art und Form präsentiert auf alten Karren von orientalisch gekleideten meist Männern. Ein Fest der Sinne! Carlottas Geruchssinn ist allerdings kurz vorm kollabieren. Sie hofft jede Minute, diesen Ort des aromatischem Grauens zu verlassen.
    Ich bin begeistert! Wir schlendern durch die Stadt vorbei an Kräutern, Taschen, Gewändern, Kleidern, Gewürzen, Hunden, Hühnern, Katzen auf der Suche nach? Einem Gewand für Carlotta und mich;-) Wir sind fast fündig, als Uli in einem Kleiderladen versehentlich die orientalische Kleiderpuppe zu Boden schlägt, und während der selbstlosen Rettung eben genau dieser, seine linke Hand als Balancestab kraftvoll zur Seite schwingt. Um ihn genau mir an meine Arme zu donnern. Jetzt suche ich völlig überrascht meine eigene Balance, und im selben Moment fliegt mein Heiligtum aller Heiligtümer, mein heiliger Smartphonesakral, in hohem Bogen gen Boden. Tausend kleine Splitter schmücken augenblicklich das Display des Telefons, krallen sich fest in dessen Oberfläche, lassen sich nicht einfach weg wischen und verhindern die komplette Sicht auch auf nur den klitzekleinsten Buchstaben! Schweigen! Frust! Zorn! Der Verlust meiner Identität, Verlust meiner - oft unnötigen - Kontakte in die Welt da draußen, Verlust meiner Noten, Bücher, Daten, Fotos, Rezepte, meiner Vergangenheit, Gegenwart und meiner Zukunft! Ich verbiete mir jeden guten Ratschlag während der nächsten Meter zu Fuß, schließlich bin ICH der Smartphoneguru in dieser Familie, kenne dieses technische Etwas nahezu im Detail, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Datenrettung. Jaja, ein neues Display muss her! Am besten sofort! Aber eigentlich ist so ein tragischer Verlust auch die beste gerechtfertigte Gelegenheit für den "notwendigen" Kauf des noch besseren Smartphones. Die meisten und wichtigsten Daten sind in der Googlecloud gespeichert, jedoch viele andere Noten und Unterlagen auf der Festplatte meines Telefons. So komme ich nicht umher, es in Deutschland reparieren zu lassen. (Daten retten und trotzdem ein neues, falls so etwas noch einmal passiert;-) ) All diese Gedanken begleiten mich auf unserem sofortigen Weg nach Hause, schmollend, schimpfend und grübelnd. Keiner wagt weitere gute Tips und Ratschläge! Zuhause bin ich in den nächsten Stunden bis ca 3 Uhr nachts damit beschäftigt, mein altes, von Carlotta als Entertainment genutztes Gerät, neu zu installieren und Daten zu retten. Bei 120 vorerst verlorenen GB kann ich leider noch nicht genau sagen, was mir den größten Verlust bereitet. Der Kontakt zur Außenwelt ist jedoch wieder hergestellt. Und ein Hoch auf die von vielen beschimpfte Googlecloud, meine Retterin!
    Den restlichen Nachmittag nach dem technischen Supergau verbringen die Kinder am Pool, Uli kuriert seine Erkältung im Bett und ich installiere unentwegt.
    Am Abend bereitet uns die nette Dame ein nächstes marokkanisches Dinner und wir wagen einen zweiten Versuch, in das orientalische Essaouira abzutauchen. Mein Zorn über das zerstörte Handy ist schon fast verflogen, und Carlotta erinnert nun wieder unentwegt an den Plan, ein hübsches marrokanisches Gewand zu kaufen. Am Ende des Abends sind wir erfolgreich neu gekleidet, Carlotta in Glutrot und ich in Himmelblau;-)
    Und Vincents Finger silberglänzend ;-)
    So könnte unsere Zeit hier in diesem schönen Haus in der Steinwüste unweit vor Essaouira mit einigen Missgeschicken nach 2 Tagen zu Ende gehen, wäre da nicht noch eine letzte, große, fast "tödliche" Aufregung in den späten Abendstunden. Alle verteilen sich im Haus, Vincent und ich sitzen am großen Tisch im Wohnzimmer. Die Stille des Abend wird dramatisch unterbrochen durch Vincents fast zurückhaltende Worte" Was macht dieser fucking Skorpion hier vor meinen Füßen?" Im Bruchteil einer Sekunde später stehe ich in Schockstarre auf dem Tisch. Uli, vom meinem Schrei aus dem Schlaf gerissen, eilt ins Wohnzimmer, greift zu meinen Latschen und klatscht diesen wahrhaftigen schwarzen Skorpion platt! Vincent hat Wortfindungsstörungen. Blass um die Nase begreift er erst Momente später diese unmittelbare Bedrohung. Carlotta, Noah und Amon springen nach meinem Schrei augenblicklich in ihr Zimmer, verriegeln die Tür und stehen auf ihren Betten. Die Angst vor einem noch größeren Skorpionangriff macht sich breit. "Vielleicht kommen seine Freunde noch!" "Wie gefährlich war der?" "Könnte ich sterben?" "Springen die auch in Betten?" Carlotta möchte augenblicklich abreisen, Vincent sucht noch immer nach Worten, und ich bedauere, als Beweis dieses tödlichen Angriffs nicht schnell genug ein Foto geschossen zu haben;-) . Dieser Tag endet in höchster Aufregung und einer unruhigen Nacht in großer Sorge um weitere Skorpione in Wohnzimmer, Küche und Bad.
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