Am seidenen Faden

Wir schliefen erstaunlich gut, wurden aber wach, als irgendjemand oder - etwas zart das Besteck und die Gläser im ersten Stock des Baumhauses überprüfte. Da sich niemand traute, nachzuschauen, wird es wohl ewig ein Geheimnis bleiben, wer oder was es war.
Während Norman die Spinnen für die Übeltäter hielt, verdächtigte ich die Affen, die weiterhin in ihrem Baum saßen und die Unschuldigen mimten.
Als es heller wurde, wagten wir uns aus dem Bett. Einen Sonnenaufgang sahen wir angesichts der Wolkendecke zwar nicht, genossen aber die Ruhe und beobachteten die tagaktiven Tiere, die ebenfalls langsam erwachten.
Um kurz nach 9 Uhr kam Peter in einer rekordverdächtigen Zeit mit unserem Frühstück zu uns heraufgeklettert.
Während er unser Frühstück zubereitete, unterhielten wir uns vornehmlich über die Konstruktion und die Entstehung des Baumhauses und uns wurde immer bewusster, in welch einer faszinierenden Behausung wir uns befanden.
Schließlich war es so weit: Wir mussten den Weg, den wir hinaufgekommen waren, auch wieder hinuter. Das bereitete vor allem Norman, der Höhenangst hatte und weder der Kletterausrüstung noch sich selbst traute, große Bauchschmerzen. Doch es half alles nichts - Einen anderen Weg nach unten gab es nicht. Deshalb wurde Norman für seinen Abstieg vorbereitet und hing kurze Zeit später über dem Loch im Fußboden. Da er die Geschwindigkeit, mit der er hinabgleitete, selbst bestimmen konnte, erreichte Norman lediglich die Geschwindigkeit eines Treppenlifts. Mir hingegen konnte es gar nicht schnell genug gehen.
Nach einer viel zu kurzen Erholungszeit für Norman kraxelten wir den Weg zu unserem Auto wieder hinunter und kamen zu unserer aller Überraschung völlig durchgeschwitzt unten an. Vor allem Miguel, der das Ende der Schlange bildete und aufgrund der atemberaubenden Geschwindigkeit vermutlich kurze Mittagsschläfchen halten konnte, fragte sich sicherlich, wie man auf einem so kurzen Weg so viel Wasser verlieren konnte.
Wir verabschiedeten uns aus einem angemessenen Abstand und bedankten uns für dieses unvergessliche Abenteuer und die Bananen, die uns Peter für den Weg nach San José spendierte.
Angesichts des Fahrstils der Costa Ricaner könnten wir laut Peter ein wenig Nervennahrung gebrauchen. Damit lag er absolut richtig! Allerdings halfen irgendwann auch keine Bananen mehr - Costa Ricaner hinter dem Steuer trieben Norman in den Wahnsinn. Als wir dann noch von der Polizei angehalten wurden, schien diese Rückfahrt ihren traurigen Höhepunkt zu finden. Anders als erwartet und völlig unfreiwillig sorgte Norman allerdings für eine Entspannung der Situation. Denn in der Erwartung, dass der Polizist ihn gefragt habe, wie es ihm gehe, antwortete Norman voller Überzeugung: "Muy bien!"
Lächelnd ließ der Polizist uns daraufhin passieren. Solch einen Irren, der auf die Frage, woher wir kämen, antwortet, dass es ihm sehr gut gehe, wollte er offensichtlich nicht länger als nötig aufhalten.
Also setzten wir unseren Weg fort. Je näher wir San José kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Irgendwann regnete es so stark, dass man trotz der höchsten Scheibenwischerstufe kaum etwas sehen konnte.
Aber schließlich schafften wir es und fuhren auf das gut bewachte Gelände unserer letzten Unterkunft. Geparkt wurde unser Auto vollautomatisch in einem vertikalen Parkturm, in dem die Autos auf einer beweglichen Plattform in freien Parkbereichen abgestellt werden.
In unserem modernen Apartment mit grandiosem Ausblick angekommen warfen wir unseren ursprünglichen Plan, ins hauseigene Fitnessstudio zu gehen, über Bord und holten uns stattdessen zwei Pizzen. Dabei wurden wir auf dem Weg zufällig Zeugen und sogar Teil eines Laufes, einer Demonstration oder Parade, an der gefühlt halb San José teilnahm.
Zu Hause angekommen aßen wir unsere weniger wohlschmeckenden Pizzen und legten unsere Ohrstöpsel bereit. Da sich vor unserem Hochhaus ein Bahnübergang ohne Schranken befand, kündigten die Züge ihr Kommen mithilfe eines Alarmsignals an, das sie mehrmals hintereinander ertönen ließen. Obwohl man dieses Gebimmel auch mit Ohropax hörte, siegte gegen 22 Uhr die Müdigkeit. Ein letztes Mal hieß es: "Buenas noches, Costa Rica!"Read more
Es ist sooooo schade,dass die tollen und spannenden Berichte aufhören... Ich wünsche euch einen entspannten Rückflug... Dankeschön ❤️ für die vielen Eindrücke und schönen Fotos.... [Motti]
Traveler Sehr gerne ❤️ Danke fürs fleißige Kommentieren! Das Erste, was wir morgens gemacht haben, war, uns die Kommentare durchzulesen. So begann jeder unserer Tage mit einem Lächeln im Gesicht. Jetzt freuen wir uns darauf, dich und all die anderen Lieben zu Hause wiederzusehen 😍 1000000000000 Kussis 😘
Oh schade ☹️ das die tollen Berichte nun vorbei sind .. ich habe jeden Tag gespannt gewartet 🥰 danke das ihr uns habt teilhaben lassen - eine gute Heimreise ✈️ [Jessi]