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  • Day 201

    Teletabbistrampler

    March 22, 2017 in New Zealand ⋅ ☀️ 20 °C

    Am Freitag letzte Woche (17/03/2017) hatte ich meinen ersten Arbeitstag auf der Milchfarm. Morgens um 4:30Uhr fuhr ich auf dem Motorrad mit Jiuovanni aufs Feld, um die Kühe einzutreiben. Danach wurde die Milchanlage gestartet und ich habe das erste mal in meinem Leben eine Kuh gemolken, natürlich mit der Maschine. Da ich beim Vorstellungsgespräch gesagt hatte, dass ich vor Kühen keine Angst habe, gab ich mir ordentlich Mühe, vor diesen riesen Tieren nicht eingeschüchtert zu wirken 😂 Und ich muss mich selbst loben: ich glaube ich habe mich nicht dumm angestellt. Bin eben ein wahres Dorfkind 💪 Mir liegt der Bauer im Blut😋
    Doch ganz so perfekt liefs dann doch nicht, denn beim starten der dritten Runde trat mich eine Kuh ordentlich gegen meinen rechten Arm/Ellenbogen, was ich die Tage danach noch ordentlich spürte. Aber das musste glaube ich sein, um mir bewusst darüber zu werden, dass Kühe manchmal unberechenbar sind!
    Als die Melkgänge zu Ende waren, zeigte mir Jiuovanni wie ich die Kälbchen füttern muss. Dabei gibt es wirklich Einiges zu beachten, da sie unterschiedlich alt sind und mit verschiedenen Arten von Milch gefüttert werden. Die ganz Kleinen mit frischer Mamimilch, die Mittleren mit Milch von den normalen Kühen und die Ältesten mit Milch von den Kühen, die mit Medikamenten ab und zu behandelt werden, da sie diese gut vertragen und es ihnen nicht schadet.
    Als wir damit fertig waren, fuhren wir auf ein anderes Feld, wo hauptsächlich tragende Kühe weideten. Und was dann passierte war echt hart anzusehen. Eine Kuh lag neben ihrem frisch geborenen Kälbchen, das leider bereits tot war. Die anderen beiden Kühe sorgten sich um ihre beiden lebenden Kälbchen und die vierte Kuh lag leidend und mit Wehen auf dem Boden. Dieser gaben wir zwei Infusionen,was ihr offensichtlich gut tat. Sie folgte uns später auf die Farm und gebar dort ihr Kälbchen.
    Doch bevor wir den Rückweg antraten mussten wir erst die Kälbchen in den Anhänger unseres Quads packen. Die Kleinen wachsen traurigerweise getrennt von ihrer Mama auf. Ich finde das selbst traurig, aber das ist hier leider so. Dafür haben sie ja mich jeden Tag bei sich und ich hab sie ganz doll lieb 💕 Aber es war sehr hart anzusehen, wie uns die Mutterkühe aufgeregt folgten, als wir mit dem Quad und den Kleinen im Hänger weg fuhren. Herzzereisend... 🙈

    Zurück auf der Farm, mussten wir zwei Kühen helfen ihre Kälbchen zu bekommen. Sie schafften es nicht allein, sodass wir wie im Fernsehen bei "Menschen, Tiere & Doktoren" die Kälbchen holen mussten. Das erste war glücklicherweise am Leben. Doch die zweite gebar Zwillinge, die bereits tot waren. Es ist so schade, da es für alle Beteiligten Kraft kostet und dann... dann liegt da ein perfekt ausgebildetes kleines Lebewesen. Leblos. Warum muss das sterben ?!
    Zum Glück bin ich durch die Farm von Sarah&Jono abgehärtet worden im Bezug auf tote Tiere, sodass ich nicht in Tränen ausbreche. Aber traurig finde ich es trotzdem.
    Täglich werden bis zu sieben neue Kälbchen geboren und oft müssen wir auch helfen. Totgeburten sind hier an der Tagesordnung.

    Der Chef Warren bestand darauf, dass ich eine Woche Probearbeite und wir danach entscheiden, ob ich das packe oder auch nicht. Bis dahin zahle ich zwar für die Unterkunft nichts, bekomme aber auch kein Gehalt. Doch bereits nach fünf Tagen kam die erlösende Nachricht: ich darf meine Stunden aufschreiben 😍 That means: Money, money, money ! Endlich bekomme ich wieder Geld 😍
    Ich werde also die nächsten vier Monate durchbeissen und danach reise ich noch einen Monat in Neuseeland herum. Ich will noch ein paar spezielle Orte besuchen. Ende August muss ich dann ausreisen, aber wohin es geht, weiß ich jetzt noch nicht. Sicher ist: wenn es mir weiterhin gut geht, komme ich noch nicht Ende August nach Hause 😋🌍

    Und mir geht es tatsächlich fantastisch. Ich lebe so selbstständig momentan. Ich kaufe allein ein, gehe zur Arbeit, koche und treibe viel Sport. Denn der Manager hat ein kleines Studio in der Garage nebenan eingerichtet. Fast täglich nach der Arbeit zerstören wir uns dort und er zeigt mir Geräte, an die ich mich bisher nicht getraut habe. Er selbst ist eine richtige Maschine und er weiß genau, was er macht 👌 Auf gut Deutsch gesagt, kann man sagen, dass ich meinen Personal Trainer habe 😂 For freeeeee! Aber im Gegenzug koche ich ab und zur, da er -surprise surprise- nicht das größte Kochtalent besitzt und sich hauptsächlich von Reis, Ei und Milo (ähnlich wie Kaba) ernährt 😂
    Ich denke also dass die nächsten Monate recht lustig werden können.
    Morgen (Donnerstag) habe ich meinen ersten DayOff und freue mich, dass Warren mich mit in die Stadt nimmt. Dort kann ich mal wieder in die Bücherei das WLAN ausnutzen, einkaufen gehen und vielleicht auch einen Kaffee genießen. #freufreu
    Ich fühle mich sehr angekommen momentan und wie ein richtiger Farmer. Gummistiefel etwas zu groß, Kopftuch zum Schutz der Haare und mit einem grünen Overall- in den ich gefühlt zweimal reinpasse- geh ich Tag täglich arbeiten. Sehe dabei aus wie ein dickes Teletabi, aber ich fühle mich pudelwohl darin 😍
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