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  • Day 314

    Farming Part 2

    July 13, 2017 in New Zealand ⋅ ⛅ 9 °C

    Es sind bereits einige Tage auf der neuen Farm vergangen und nun sollte ich wirklich mal berichten.
    Es gibt definitiv eine negative Nachricht: es ist so ärgerlich,dass ich hier nur meine letzten Wochen in Neuseeland arbeite und so viel Zeit auf der alten Farm verschwendet habe!

    Mein Chef heißt Dennis, ist an die zwei Meter, Anfang 60 und hatte bis vor kurzem noch lange weiße Haare. Er ist einer der nettesten Einheimischen, die ich bisher kennengelernt hatte. Die letzten Monate hatte Dennis keine Arbeiter und hat nur gelegentlich Hilfe von seinem Sohn. Nathan erhalten. Dementsprechend sieht die Farm aus. Überall liegt Müll, Werkzeug und bevor weggeschmissen wird, wird erst mK alles neu gekauft und der Müll häuft sich immer mehr an. Männer eben. Aber ich habe mich daran gewöhnt und wie heißt es so schön: nur ein Genie beherrscht das Chaos 😂 Der Tag läuft meist so ab: morgen s um 6:50 Uhr fahre ich mit dem Quad auf die Weide und schaue ob alle Kühe an die Futterstelle gelaufen sind. Dann bereite ich alles fürs Melken vor und warte auf Dennis. Kurz nach sieben starte ich dann die Pumpen und wir melken für knapp 40 Minuten unsere 150 Kühe. Sie sind sehr sehr jung aber trotzdem sehr angenehm zu melken. Kaum eine tritt aus. Dennis verdient sein Geld nicht durch die Milch, sondern durch den Verkauf von Kälbern und Rindern. Mit dem aktuellen Milchpreis lohnt sich das wohl mehr. Deshalb wird unsere Milch direkt für die Fütterung der Kälber genutzt. Davon haben wir knapp 300. Und nochmals dieselbe Anzahl an Rindern , plus ein paar große Bullen und 150 Kühe die jedoch noch zu jung zum Melken sind.
    Dennis und ich arbeiten meist zusammen, was super angenehm ist, da er sehr kommunikativ ist und einen bomben Humor hat. Außerdem nimmt er mich ERNST! Ich darf alle (5)Traktoren fahren, das Motorrad, darf Kühe und Kälber eintreiben, Antibiotika allein spritzen, alleine Melken und bin allgemein auf dem Hof viel selbstständiger. Oft lässt er mich nach dem Melken allein auf der Farm und ich arbeite mich von einer Baustelle zur nächsten. Ich kann selbst entscheiden, was wann erledigt wird und wenn irgendetwas schief läuft (ausbüchsende Kühe/Kälber etc.) regel ich das meistens selbst. Das alles war mir nie erlaubt auf der alten Farm. Wahrscheinlich weil ich zu jung schien und offensichtlich eben eine Frau bin. Doch Dennis vertraut mirnVollstens und wenn ich etwas nicht kann, zeigt er mir das mit aller Geduld!
    Und wisst ihr was mir so wahnsinnig gut tut: er sagt mir was er gut und schlecht findet. Es gibt auch mal Lob und somit weiß ich was ich gut oder schlecht gemacht habe. Das pusht einen selbst und das hat bisher gefehlt. Immer gabs nur eine auf den Deckel und nie wurde mal etwas positives gesagt.
    Dennis hat bereits nach meinem ersten Tag gesagt, dass er mir gerne ein Arbeitsvisum beantragen würde, sodass ich zuerst drei Monate länger in Neuseeland bleiben kann und dann Jahr für Jahr verlängere. Wir verstehen uns auf Arbeit einfach blind und ich glaube, dass das auch für ihn Vieles erleichtert. Falls also in Deutschland etwas schief läuft, hätte ich in Neuseeland immer einen Plan B zur Verfügung. Egal wer auf den Hof kommt, Dennis stellt mich als seine Beste Arbeiterin vor und ist stolz wie Bolle 😁 Gestern erst hat er vor versammelter Mannschaft gesagt, er wird mich kidnappen, damit ich in drei Wochen nicht die Farm verlasse. Er lässt die Leine aber so lange, dass ich trotzdem noch Melken kann #naDanke#nawenndassoist😁 Er will mich echt nicht gehen lassen.

    Vor wenigen Wochen bekam ich eine neue Kollegin. Rachel heißt sie und ist eine Einheimische. Sie ist geschiedenen und ihre Kinder sind in Dominik s und meinem Alter, sie könnte also meine Mutter sein. Und so benimmt sie sich auch. Ihr Haus ist dirket neben meinem (ich Bewohne ein kleines süßes Haus, gemeinsam mit einigen Krabbelviechern 😂) und so werde ich fast jeden Abend zum Abendessen eingeladen. Wir Essen gemeinsam, schauen ShortlandStreet (eine Serie wie beispielsweise GZSZ) und reden über alles mögliche. Und eben manchmal ist auch ihr Sohn Michael dabei. Ihre Tochter ist zwar in meinem Alter, jedoch ist sie beim Militär und zur Zeit nicht in Neuseeland.
    Ich kann nicht beschreiben, wie gut ich mich fühle. Ab und zu gibt es Tage da strengt mich die Arbeit extrem an, doch die meiste Zeit habe ich gute Laune, singe während des Arbeitens und mache Witze mit Dennis' Sohn. Ich habe das Gefühl verstanden zu haben, wie ich leben möchte. Jeden Tag zu genießen und auch die schlechten Momente hinzunehmen. Nicht lange aufzuregen und zu lachen. Wenn ich überlege, dass ich schon bald elf Monate hier in Neuseeland bin, kann ich es kaum glauben. Doch denke ich daran zurück, was ich bisher schon alles erlebt habe, dann lässt sich wohl am Besten erklären, warum ich mich hier so wohl fühle. Ich habe bereits so viele Menschen kennengelernt und fast das ganze Land gesehen und irgendwie auch den "Kiwi Style" angenommen. Trotzdem schafft es dieses Land immer und immer wieder mich zu faszinieren und zum Staunen zu bringen.

    Doch am 6. August habe ich meinen letzten Arbeitstag, also in einer Woche. Dann Versuche ich mein Auto zu verkaufen und den nächsten Flieger auf die Südinsel zu nehmen. Anschließend werde ich bis zum 30. August reisen und verlasse dann Neuseeland. Der nächste Stop wird ein Stadttrip in Melbourne sein.
    Um ehrlich zu sein will ich noch nicht daran denken die Farm und bald auch Neuseeland zu verlassen. Dieses Land hat es mir einfach zu sehr angetan...💗
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