Kiltsi

Die Nacht am Meer war ziemlich gut, und morgens geht alles schneller als sonst ohne Küche oder viel ChiChi, nur packen, Müsli und los. Heute geht es durch für uns typisch estnische Landschaften, viel Wald, Felder, Landwirtschaft und in den wenigen Orten wechseln sich die süßen Holzhäuser nach skandinavischer Art mit sovietischen Bauten ab. Noch mehr als diese Häuser gibt es hier nur eins: Äpfelbäume! Die hängen hier so voller Früchte das die Äste zum Teil auf dem Boden liegen, oder kaum noch grün zu sehen ist. Und viele davon werden nicht einmal geerntet, weil hier keiner wohnt und sie keinem gehören, total schade. Auch Sanddorn und Bäume an denen dutzende rote Beeren hängen gibt es hier zuhauf, und sind toll anzuschauen.

Pause gibt's heute in einem kleinen Ort an dem es dann aber auch gleich einen Foodtruck, ein Café und Restaurant und einen kleinen Supermarkt auf 20 Quadratmetern gibt, und sich alles aus der Umgebung trifft. Irgendwo muss auch ein Strand sein, weil alle Kinder und jungen Erwachsenen hier entlang kommen mit Handtüchern, in Shorts oder mit Badelatschen. Wir nehmen einmal Eis und zwei Teilchen, und setzen uns etwas entfernt auf eine kleine Bank an einer alten und noch genutzten Schule, und zu unserer Verwunderung gibt es einen Spruch von Hermann Hesse, auf estnisch und nicht verständlich. Trotzdem witzig.

Bis Haapsalu passiert nicht viel, es ist eine schöne Strecke ohne die ganz großen Highlights. Der Campingplatz hingegen ist top, klein aber super Lage und nette Besitzer, wir sind die einzigen mit Fahrrad und Zelt und bekommen einen abgetrennten Platz und haben unsere Ruhe. Später fährt ein Mann noch mit den beiden Campingplatzhunden am Hüftgurt mit dem Rad, lässt sich ziehen wie bei den Huskys, mega gut. Bevor es losgeht machen die beiden ein bisschen Radau, dann sind sie jedoch ruhig und laufen lieb im Gleichschritt nebeneinander her, definitiv ein Highlight!

Wir müssen uns ums Fahrrad kümmern und drehen das Exzenterlager zum zweiten Mal auf der Reise ein paar Grad, um den Abstand der beiden linken Kettenblätter zu vergrößern. Nach über 5000 km hat sich die Kette natürlich stark gelängt und würde sonst durchhängen. Bei der Gelegenheit lassen wir den beiden Ketten noch eine Grundreinigung zukommen, aber insgesamt haben wir doch ein bisschen schlechtes Gewissen, das Rad so wenig zu warten, hoffentlich hält es weiter so tapfer durch bis Liepaja.

Danach machen wir noch eine kleine Sightseeing Tour durch den Ort, der wirklich wunderschön ist. Es gibt unzählige alte und renovierte Holzhäuser, und auch die alte Burg haben sie zum Teil wieder aufgebaut, zum Teil mit Spielplatz und Wiesen die Nutzung verändert, und kleine Bars und Restaurants tummeln sich um die alte Mauer bei richtig guter Stimmung. Wir genießen es sehr, diese Sommervibes.

Auf dem Rückweg kurz noch zum Supermarkt, alles fürs Abendessen und dann schnell zurück, für heute reicht es auch wieder mit neuen Eindrücken!Read more