Afrika und mehr

February 2019 - April 2024
An open-ended adventure by Afrika und mehr Read more
Currently traveling
  • 52footprints
  • 6countries
  • 1,905days
  • 368photos
  • 9videos
  • 54.1kkilometers
  • 47.8kkilometers
  • Day 1

    Welcome to Johannesburg

    February 1, 2019 in South Africa ⋅ ⛅ 25 °C

    Ich bin heile in Südafrika angekommen!

    Der Flug war etwas verspätet, aber nicht ganz ausgebucht und so konnte ich mir eine ganze Reihe für mich schnappen und mich ausbreiten. Habe die meiste Zeit geschlafen und nicht einen einzigen Film gesehen. So verging die Zeit schnell.
    Am Flughafen hat mich dann ein Fahrer abgeholt und bis zur Haustür gebracht. Dort hat mich die Haushälterin in Empfang genommen.

    Ich wohne die nächsten zwei Wochen bei meiner Schulfreundin Abiola und ihrer Family. Das Haus befindet sich einem sog. Estate, einem umzäunten und bewachten Areal ca 30 min ausserhalb von Johburg. Und was für ein Haus! Top modern und super schick im afrikanischen Flair gestaltet!
    Read more

  • Day 2

    Sehen und gesehen werden

    February 2, 2019 in South Africa ⋅ ⛅ 22 °C

    Ja, auch das gibt es in Joh‘Burg, den It Place wo die Hipster hingehen um ihre stylishen Klamotten auszuführen und ihre Intoleranzen zu pflegen – von Halaal, vegetarisch, vegan, Glutenfrei, lactosefrei ist alles dabei. Aber auch einheimische Spezialitäten und vieeeel Alkohol.
    Eine Band spielt Livemusik und von der Dachterasse blickt man auf ein riesiges Mandela-Gemälde auf der gegenüberliegenden Hauswand.
    Der Markt findet jeden Samstag in einem alten Lagerhaus statt.

    Wir haben dort ein paar Stunden verbracht und gegessen und getrunken.

    Anschliessend sind wir in einen Kletterpark gefahren. Moyo ( das ist der ältere der beiden Jungs) und ich sind geklettert. Er den leichten und ich den schweren Parcours 😊

    Jetzt liegen wir alle platt auf dem Sofa...

    Ein bisschen mulmig fühl ich mich aber schon noch und frage mich manchmal, warum ich nicht einfach zuhause in meinem Nest geblieben bin. Dann frage ich mich, ob ich das wirklich schaffe, ob alles gut gehen wird?
    Read more

  • Day 5

    Apartheid Museum und Soweto

    February 5, 2019 in South Africa ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute habe ich einen Ausflug ins Apartheid Museum und das Township Soweto, wo Mandela eine Weile lebte, gemacht.

    Vusi, der Fahrer, hat mich vor der Haustür abgeholt, vor dem Museum auf mich gewartet, mich durch Soweto begleitet und anschliessend wieder direkt vor der Haustür abgesetzt. Ihr seht, ich reise ziemlich dekadent im Moment. Ich traue mich aber auch nicht wirklich, hier in Johannesburg was alleine zu machen, dafür geistert mir immernch viel zu sehr der Ruf als gefährlichste Stadt der Welt im Kopf herum.

    Ich habe Vusi dann auch gefragt, ob er schonmal Gewalt erlebt hat, und das bejahte er und zeigte mir eine tiefe Narbe am rechten Handgelenk, die von einem bewaffneten Überfall mit einem Messer rührt. Und am Bein musste er mit elf Stichen genäht werden. Er veruchte zu fliehen, fiel dabei hin und als er nach dem Angreifer getreten hat, verletzte dieser ihn mit dem Messer.
    Nach dieser Geschichte fühlte ich mich nicht unbedingt wohler...🤔 Aber es ist ja alles gut gegangen heute.

    Das Museum ist sehr groß und sehr modern. Es zeigt zum einen die Geschichte der Apartheid und hat noch eine Sonderausstellung zum Leben und Wirken Nelson Mandelas. Was mich bei all dem was ich dort heute gesehen und erfahren habe so gedanklich beschäftigt hat, ist, dass das alles ja noch gar nicht so lange her ist. Die offizielle Abschaffung war ja erst in den 90er Jahren!

    Am beeindruckendsten und wie finde wirklich clever gemacht war für mich der Eingang in das Museum: es gibt zwei getrennte Eingänge und ein Schild fordert dich auf, dir dein Ticket anzuschauen. Dort wurde per Zufallsprinzip ausgewählt, zu welcher „ Rasse“ du gehörst - Weiß oder Nicht Weiß. Danach entscheidet sich, welchen Eingang du nutzen darfst. So erhält man einen Eindruck, wie es gewesen sein muss.
    Auf meinem Ticket stand Nicht Weiß.

    Ich bin dann drei Stunden im Museum gewesen, was für meine Verhältnisse sehr lang ist.

    Im Anschluss sind wir nach Soweto gefahren. In diesem Township hat Mandela einige Jahre gelebt und sein Haus ist nun zu besichtigen.
    Selbst obwohl wir nicht wirklich tief ins Township gefahren sind und die Strasse, in der das Haus steht, sehr touristisch geprägt ist, war der Unterschied zu den Gegenden, die ich bisher erlebt habe, deutlich erkennbar. Plötzlich grasen Ziegen und Kühe mitten im Viertel, eine Sau kreuzt die Straße und die Menschen wuseln hin und her. Das Haupttransportmittel der Schwarzen aus den Townships sind die Minibusse, und wie ich von meinem Fahrer erfahren habe, bilden die Busunternehmer unter sich sowas wie eine Mafia. Du wirst in dieses Business geboren, bekommst es vererbt. Einfach mal sich überlegen, selber ein solches Unternehmen zu betreiben - never ever.
    Auch sollte man keinen Fahrgast von der Staße mitnehmen, dann schnappt man denen nämlich Kunden weg und das kann für dich böse enden.

    Aber wie gesagt, heute ist alles gut gegangen. Morgen breche ich auf zu einem dreitägigen Ausflug in den Addo Elephant National Park. Dafür fliege ich bis nach Port Elizabeth und von dort geht es in ein Hostel. Ich werde berichten...

    (Die Türme sind fehlgeschlagene Reaktoren, heute kann man dort Bungeespringen)
    Read more

  • Day 9

    Addo Elephant National Park

    February 9, 2019 in South Africa ⋅ ☁️ 26 °C

    Seit zwei Tagen bin ich von meinem Abstecher in den Addo Elephant National Park zurück in Johannesburg und es war viel los, sodass ich noch keine Zeit zum schreiben gefunden habe.

    Also: ich bin mit einigen Erlebnissen, schönen und weniger schönen, zurück gekehrt.

    Der Nationalpark hat laut Ranger etwa die Größe von Belgien und ist der drittgrößte in SA. Neben ca. 600 Elefanten leben dort auch Büffel, Zebras, Leoparden, Warzenschweine, Schakale und sogar 14 Löwen. Ich bin also mit großen Erwartungen und Spannung dorthin gefahren, insbesondere, weil meine erste Safarinerfahrng vor vier Jahren mich so sehr beeindruckt hatte.

    Leider habe ich wohl eine etwas ungünstige Reisezeit für den Parkbesuch erwischt. Denn es hatte einige Tage vorher geregnet. Das bedeutet, dass nun alle Wasserlöcher im gesamten Park wieder aufgefüllt waren und die Elefanten nicht mehr unbedingt zu den künstlich angelegten nahe des Parkeingangs kommen mussten. Da sie dort aber über die letzten Wochen und Monate bereits alles, was grün und saftig war, aufgrefressen hatten, sind sie natürlich viel lieber gaaaanz weit weg zum frischen Buffet gewandert. So war dann bei einem ersten Game Drive (so heissen die Fahrten mit Guide und Jeep durch den Park) alles, was ich von einem Elefanten zu sehen bekam, der Hinweis des Rangers: „ das rotbraune dahinten, ca einen KM nördlich von hier zwische den grünen Sträuchern, das ist ein Elefant.“ Aha.

    Also bin ich am nächsten Tag wieder in einen Jeep gestiegen, hatte die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben. Dieses mal wagten sich drei, vier Dickhäuter ein wenig aus dem dichten Busch heraus auf offene Fläche. Aber immernoch weit entfernt.... Normalerweise könne man bis zu 200 Elefanten auf einmal beobachten, erklärte uns der Guide. Wir mussten an dem Tag mit den vieren zufrieden sein.

    Aber aller guten Dinge sind drei und so habe ich am dritten Tag eine längere Tour, über 5 Stunden gebucht. Und dann endlich wurde mein Sitzfleisch belohnt mit dem Anblick zweier junger Elefantenbullen, die sich gegenseitig mit ihren Rüsseln knuddelten. Daneben lag eine Herde Büffel und ein Warzenschwein wieselte ebenfalls zwischendurch herum. Und nicht weit entfernt hielt sich eine Elefantenkuh mit ihrem Baby auf. Da war ich dann doch noch ganz zufrieden mit dem Tag.

    Besonders schön wurde dann noch der Abend in meiner Unterkunft. Ich hatte die ganze Zeit über ein Vier-Bett-Zimmer für mich allein, was einerseits ganz schön war, andererseit wollte ich ja auch mit Leuten in Kontakt kommen.
    Ich habe dann einfach mal die Mitarbeiter angesprochen und es stellte sich heraus, dass sie auch alle über Workaway da waren. Zwei junge Pärchen aus England, eine Südafrikanerin und ein Rentnerehepaar auch aus SA.

    Nachdem ich mir zum Dinner ein Kudu Steak (Antilope, sehr schmackhaftes, zartes Fleisch) gegönnt hatte, wurde die Bar eröffnet, ein Feuer angezündet und nach und nach trafen immer mehr Locals ein. Einer trommelte, eine führte einen Feuertanz auf, und dann spielten wir ein Trinkspiel, Einheimische gegen Zugereiste. Wir haben gewonnen 😉 Trinkfester waren aber definitiv die Locals.
    Am anderen morgen habe ich mit den Mitarbeitern zusammen gefrühstückt. Ich habe mich dabei sehr wohl gefühlt und hatte zum ersten mal, seit ich diese Reise angetreten habe, das Gefühl, etwas mehr „rein“ zu kommen, nicht nur eine unter vielen Touristen zu sein, sondern etwas mehr dazu zu gehören. Das war schön.

    Unangenehm und von meiner Seite mit viel Anspannung verbunden war ein Einkauf im Minimarkt, als dort Markttag der Bewohner aus dem Township war und ich die einzige Weiße und mich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Ich wurde auch von einer Gruppe Kinder angebettelt und war sehr verunsichert, wie ich mich verhalten sollte. Etwas geben oder nicht? Weiter laufen, oder stehen bleiben? Es ist nichts passiert, aber das hat mir gezeigt, mit welchen Gedanken im Kopf ich mich hier so bewege und dass ich ständig in Hab-Acht-Stellung bin. Ebenso auf der Rückfahrt zum Flughafen, als sich links und rechts der Straße eine Ansammlung Blechhütten aufbaute und stetig größer wurde. Müll überall am Straßenrand, Kühe, Ziegen, die frei herum laufen. Und an jeder roten Ampel dachte ich immer nur „bitte, bitte, werd schnell grün, sodass wir weiter fahren können.“ Man liest ja in den Reiseführern, dass man Türen und Fenster verschlossen halten soll und keine Taschen sichtbar im Auto platzieren. Und sowas geht mir dann permanent durch den Kopf. Vielleicht bin ich übersensinbel, vielleicht nicht. Ich glaube, dass meine Unsicherheit zum großen Teil darauf basierrt, dass ich Situationen und Menschen hier einfach nicht so gut einschätzen kann wie zuhause. Dann lieber ein wenig übervorsichtig, denke ich mir.
    Read more

  • Day 10

    Botanischer Garten

    February 10, 2019 in South Africa ⋅ ⛅ 24 °C

    Am Sonntag haben Abiola und ihre Familie mich zu einem Picknick im Botanischen Garten von Johannesburg mitgenommen.
    Picknick ist hier ein regelrechter Volkssport. Da werden ganze Zelte und Campingmöbel heran geschleppt und es trifft sich die Großfamilie und verbringt den Tag im Park. Am liebsten noch beim Braai, dem Grillen.
    Es gibt tatsächlich einen nationalen Feiertag fürs Grillen!

    Natürlich werden aber all die vielen Utensilien nicht selber zum erwählten Platz im Grünen gehieft, auch dafür gibt es hier Leute, die dir mit ihrem Karren alles zum gewünschten Ort bringen für einen kleinen Obulus. Genauso verhält es sich übrigens auch beim Einkaufen und Tanken. Beim Tanken muss man selber gar nicht das Auto verlassen, man teilt dem Tankwart einfach mit, für welchen Betrag man tanken möchte und rechnet direkt am Fenster ab. Und Einkäufe selber ins Auto räumen kommt schonmal gar nicht in Frage. Kommt man aus dem Supermarkt mit seinem Wagen raus, eilen die eifrigen Helfer herbei und schieben dir alles bis in den Kofferraum. Gegen Entgelt, versteht sich. So versucht jeder, irgendiwe sein Leben zu bestreiten.

    Im Botanischen Garten gibt es einen Wasserfall und einen kleinen Wanderweg, der an ihm entlang führt. Dort bin ich ein wenig herumgelaufen und war froh, mal wieder meine eigenen Beine zur Fortbewegung nutzen zu dürfen, ohne Fahrer!

    Das Thema Auto fahren hat mich dann den Rest des Tages trotzdem wieder beschäftigt. Auf der Rückfshrt gerieten wir an eine Unfallstelle mit einem Motorrad. Der Fahrer lag nur noch leblos am Straßenrand, nicht einmal zugedeckt vor unseren Blicken.

    Und noch eine Lektion in Sachen Verkehrssicherheit: als uns ein abgedunkelter Sharan ohne Kennzeichen überholte, dem Vordermann dicht auffuhr und Abiola mit dem Finger auf das Auto zeigte und sich über den Fahrtstil beschwerte, ermahnte ihr Mann sie: „Abi, nicht mit dem Finger auf die Leute zeigen, die können dich erschießen!“
    Bitte merken.

    Ihr merkt es vielleicht, so langsam freu ich mich drauf, dieses Pflaster hier auch wieder zu verlassen. Mir geht es langsam gehörig auf den Geist, in meiner Bewegungsfreiheit so eingeschränkt zu sein und ständig mit irgendwas rechnen zu müssen. Das ist echt anstrengend und macht keinen Spaß. Am Mittwoch geht es für mich weiter nach Namibia auf eine Pferdezucht. Da freue ich mich jetzt drauf.
    Read more

  • Day 13

    Next stop: Namibia

    February 13, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Namibia empfängt uns mit über 30 Grad im Schatten. „Uns“, damit meine ich ich Margo und mich, wir sind beide zusammen als Volontäre auf der Farm, und Stevie. Er ist Farmer aus Südafrika und wird auf der Farm des Bruders von unseren Gastgebern arbeiten. Dieser heißt Jakoub und holt uns vom Flughafen ab.
    Die beiden Männer beginnen eine angeregte Unterhaltung auf Afrikaans über Viehhaltun und Zucht und „Slachtprais“, eines der wenigen Wörter, die ich verstehe.
    Margo und ich sind derweil erstmal gespannt, die Landschaft Namibias zu sehen. Die Farm, auf der wir die nächsten vier Wochen verbringen werden, liegt in Hochfeld. Etwa 1,5h Fahrt entfernt und auch nur in der Zeit schaffbar, wenn man wie Jakoub die Schotterpisten mit bis zu 150kmh nimmt.
    Denn geteerte Straßen sind hier selten, die meisten sind plattgewalzte Schotterstraßen, auf denen es sich aber recht gut fahren lässt.

    Und was soll sich sagen, auf der Fahrt zur Farm sehen wir unzählige Warzenschweine, Gnus, Antilopen, sogar Affen und Sträuße. Mehr als ich bisher im teuer bezahlten Nationalpark gesehen habe! Die Viecher stehen auch gern mal auf der Piste, dann wird ein paar Mal gehupt und sie trotten davon.

    Auf der Farm nimmt uns Ines, die dritte Volontärin, in Empfang und führt uns ein wenig herum. Ich teile mir ein Zimmer mit Margo. Als Volontäre bewohnen wir drei einen kleinen Anbau neben dem Haus mit eigenen Bädern.
    Wir haben aber kaum Zeit um groß auszupacken, denn es steht ein Geburtstags-Sundowner an.
    Gemeinsam mit unseren Gastgeber Carl und Loïse und den zwei Kindern fahren wir zu einer Grillparty hinterm Maisfeld des Nachbarn. Alle fahren hier stilecht Pickups und Geländewagen. Da passen natürlich auch praktischerweise alle Grillutensilien rein.

    In Namibia isst man generell sehr viel Fleisch. Auch bei uns direkt gegenüber ist eine Rinderzucht und täglich rollen hier die Viehtransporter an.
    Die Farmen sind fast ausschließlich von Weißen bewirtschaftet, die Schwarzen arbeiten auf den Feldern, im Haushalt oder Garten. Die Rollen sind also sehr klar verteilt und die Ansichten der Farmer sind glaube ich für unser europäisches Empfinden ziemlich krass. Aber man hat hier kein Problem damit, offen seine Meinung über die Schwarzen zu äußern, im Gegenteil. Alle sind sich da sehr einig, wie mir scheint.

    Afrikaans ist hier unter den Weißen die Alltagssprache, in der sie auch untereinander kommunizieren. Es gibt sogar den ein oder andern Älteren, der kein Englisch spricht. Die Schwarzen wiederum sprechen auch ihre eigene Sprache und teilweise kein Englisch.
    Gut, dass es zumindest den Pferden egal ist, wie ich sie anspreche!

    Neben den Pferden gibt es noch vier Hunde, Gänse, Katzen, Milchkühe, Ziegen und Hühner.
    Read more

  • Day 15

    Jagd auf Schakale

    February 15, 2019 in Namibia ⋅ ☁️ 23 °C

    Jeder braucht ein Hobby.

    An die Hingabe zum Braai (Grillen) habe ich mich fast schon gewöhnt. Dass hier jeder in seinem Haus so einen Indoor Braai hat, auch.
    Auch meine Gastfamilie hat gestern ihren riesigen Braai angezündet und kiloschwere Steaks gegrillt. Und ich muss zugeben, dass das Fleisch wirklich sehr gut war.
    Ich war nach dem Essen dann auch recht müde und geschafft vom reiten und dachte mir, dass ich dann gleich wohl ins Bett verschwinden würde.Es kam aber anders.

    Plötzlich herrschte Aufbruchstimmung. Die Männer hatten ihre Gewehre raus geholt und versuchten, noch direkt aus dem Garten die Schakale in einigen hundert Metern Entfernung zu schießen. „Wollt ihr mit auf Jagd? Wir jagen Schakale.“
    Klar wollten wir und kletterten hinten auf den Pickup, den ich bis dahin als ein Fahrzeug für Safaris gehalten hatte, da er ebenfalls silch erhöhte Sitze hinten drauf hat. Jetzt weiß ich es besser...

    Loïse hinterm Steuer, wir drei Mädels und die beiden Männer hinten drauf. In der einen Hand einen Scheinwerfer, Whisky Cola in der anderen. Wir steuerten als erstes die Rindergehege an und tatsächlich hielten sich dort einige Schakale in unmittelbarer Nähe auf. Schakale als auch die Geparden hier stellen eine Gefahr für die Vieh- und auch Pferdeherden dar. Immer wieder reißen Geparden nachts Fohlen oder Kälber. Schakale, so wurde es uns erklärt, jagen nicht, sondern stürzen sich auf schwache oder wehrlose Tiere und fressen ihnen bei lebendigem Leib das Fleisch von den Knochen. Zum Beispiel wenn eine Kuh kalbt oder krank ist und auf dem Boden liegt. Das klingt grausam, aber ich frage mich, warum die Natur das so eingerichtet hat? Ich unterstelle den Schakalen keine willentliche Grausamkeit, dazu sind nur wir Menschen in der Lage. Die Natur hat sie so erschaffen, aber ich verstehe nicht, warum.

    Ich war also ein wenig hin und her gerissen. Einerseits verstehe ich den Gedanken, das Vieh zu schützen und so natürlich auch monetäre Verluste zu vermeiden. Andererseits hatte ich auch Mitleid mit den Schakalen. Einen ersten hat es direkt dort beim Vieh erwischt. Stevie hat ihn herangeholt und ihn uns gezeigt. Eine recht große klaffende Wunde hatte er in der Brust. Ich dachte, dass so ein Schuss kaum sichtbar wäre am Körper. Wenigstens war er sofort tot. Angeblich kommen irgendwann andere Schakale und fressen ihn auf.

    Mit dem Auto fuhren wir weiter, und Ines und Stevie leuchteten mit den Suchscheinwerfen links und rechts die Umgebung ab. Man sieht von den Tiere nur die Reflektion der Augen und dann vielleicht noch das sich bewegende Tier. Für mich war es sehr erstaunlich, dass die Männer die Tiere lediglich an den Augen erkennen konnten und dann jeweils wussten, ob es sich nur um einen Hasen, Kudu, Antilope, Steinbock etc hielt.

    Sie erzählten, dass sie ungefähr im Alter von 4 bis 5 Jahren mit dem Jagen und Schießen beginnen. Sie können auch die Rufe der Schakale perfect imitieren. Wobei ich mir immer ein wenig das Grinsen verkneifen musste, wenn diese recht beleibten Männer auf ihrem Thron so komische Laute von sich gaben.
    Wir fuhren noch ca zwei Stunden die Gegend ab. Trotz eines leicht bewölten Himmels hat der Mond hier eine immense Strahlkraft und wirft sogar Schatten. Ich fand es sehr spannend, hinten auf dem Pickup zu sitzen und durch die namibische Nacht zu fahren. Sowas würde ich nicht erleben, wenn ich in einem Hotel wäre. Es war schon etwas Besonderes und hatte etwas Lebendiges, trotz der Tatsache, dass wir ja eigentlich Leben beenden wollten auf dieser Fahrt.

    In dieser Nacht blieb es bei zwei erlegten Schakalen und einer bereits toten Kobra auf der Straße. Tote Kobra riecht übrigens ziemlich unangenehm!
    Read more

  • Day 17

    Lagerfeuer im Busch

    February 17, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 28 °C

    Margo und ich thronen auf unseren Lieblingssitzen auf der Ladefläche des Pickups und lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen.
    Wir sind - wie kann es anders sein - wieder unterwegs zum Braai. Ein bißchen wundern wir uns, wir haben nämlich grade erst Mittag gegessen und nun schon wieder die Autos mit Kühlboxen und reichlich Vorräten beladen und sollen gleich schon wieder essen?

    Wir verlassen die „Straße“ und biegen ab ins Gelände, folgen zunächst einer ausgefahrenen Spur und dann gehts richtig in den Busch. Wir steuern eine freie Stelle zwischen den Bäumen, Gräsern und Sträuchern an, parken die Pickups und sammeln etwas trockenes Holz zusammen.
    Der Plan: Feuer machen und in zwei gusseisernen Töpfen Schaf und Hähnchen schmoren. Dazu Reis, Nudeln und Gemüse.
    Die ganze Prozedur dauert drei bis vier Stunden und jetzt wird uns klar, warum wir vorher schon was gegessen haben!

    In der Zwischenzeit trudeln die anderen Familien ein, jeder packt sein Campingequipment aus und es werden Drinks gemixt, Musik gehört und geredet. Leider reden die wirklich alle nur Afrikaans miteinander, sodass ich meist nix verstehe. Die meisten können zwar auch gut Englisch, aber tatsächlich nicht alle.

    Wir verbingen einen entspannten und schönen Nachmittag dort im Busch und Margo und ich sind uns einig, dass wir solche Erlebnisse nicht hätten, würden wir in einem Hotel übernachten. So kriegen wir doch schon so einiges vom namibischen Way of Life mit.
    Read more

  • Day 23

    Lustige Tierwelten

    February 23, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 32 °C

    Was ist an Afrika so faszinierend? Natürlich die wilden Tiere.
    Als erstes denkt man dabei meist an die großen Vertreter wie Löwen, Elefanten, Giraffen etc. Aber auch im kleineren Format sind sie sehr interessant und bringen durchaus erstaunliches zustande.
    So wie beispielswiese die riesigen Termintenhügel überall in der Landschaft. Ich kann es nicht genau sagen, aber schätze sie so 3 bis 4 Meter hoch. Hab mich als Vergleich daneben gestellt 😊

    Dann hatten wir gestern abend Besuch von einer kleinen Fledermaus im Badezimmer, die sich mit ihren Füßchen an die Decke hängte und uns interessiert beobachtete. Ach, und eine Kobra habe ich auch schon angefasst - sie war schon tot und meine Finger stanken danach ein wenig nach verwester Schlange.
    Read more

  • Day 26

    Schwarz und Weiß

    February 26, 2019 in Namibia ⋅ ⛅ 30 °C

    Ein Thema, das hier in Afrika unumgänglich scheint, ist die Beziehung zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung. Auch wenn die Apartheid offiziell seit Jahren beendet ist - sie existiert weiter.

    Bereits in Johannesburg ist mir einiges aufgefallen, was für mich ungewöhnlich und teilweise unangenehm war, hier aber völlig normal zu sein scheint.
    So haben die Häuser in den eingezäunten Estates oftmals ein sog. staff quarter, einen eigenen kleinen Anbau für die Hausangestellte. Die sind ausnahmslos schwarz. Sie tragen auch entsprechende Arbeitskittel, sodass man sie als Haushälterin erkennen kann.
    Sie wohnen dann unter der Woche dort und führen den Haushalt, waschen, putzen, räumen auf und kochen. Und das häufig, während ich oder wir auf dem Sofa saßen, Fernsehen, uns unterhalten. Und darauf warten, dass das Essen fertig ist. Die in Johannesburg angestellte Haushälterin hat selber zwei Kinder, die sie eben einfach dann tagelang nicht sieht und sich stattdessen um die Kinder ihrer Arbeitgeber kümmert.

    Es wurde auch noch viel gebaut in dem Estate um uns herum und es waren alle Bauarbeiter ausschließlich schwarz. Sie mussten sich jeden morgen am Gate registrieren lassen mit Fingerabdruck und abends ebenfalls das Verlassen des Geländes bestätigen. Ich habe mich gefragt, wie es ist, tagsüber für die Reichen die schönen Häuser zu bauen und abends zurück ins Township in die Blechhütte zurück zu kehren.

    Ihre Fahrten organisieren die Schwarzen mit den Minibussen, für die sie einen guten Teil ihres Einkommens aufbringen müssen. Weiße fahren damit nicht. Einmal war ich zum Feierabend mit Abi in einer der vielen Shoppingmalls innerhalb eines Bezirks dieses riesigen Geländes. Die Straßen waren voll mit den Angestellten, die sich an dem Abholort für den Minibus sammelten. Man sah sie in ihren Hauskitteln oder Gärtneruniformen während wir in dem Cafe saßen und auch hier von schwarzen Serviceangestellten bedient wurden.
    Im Service arbeiten meiner Erfahrung nach nur Schwarze. Die Kunden hingegen sind größtenteils weiß.

    Hier in Namibia wird die Kluft aber noch viel deutlicher. Ich versuche es anhand meiner Beobachtungen und meiner Wahrnehmung zu beschreiben.

    Meine Gastgeberfamilie ist eine weiße, wohlhabende Farmerfamilie mit großem Haus. Und es fühlt sich an wie zu Kolonialzeiten. Allein im Garten und im Haus sind bestimmt ein Dutzend Schwarzer angestellt. Sie erscheinen morgens und räumen das Chaos vom letzten Abend auf.
    Und das ist wirklich so! Schmutziges Geschirr wird in die Spülküche gestellt, damit die Haushälterin es am nächsten Tag abwaschen kann. Oder der Tisch wird gar nicht abgeräumt. Ist die Milch alle, gebe ich die leere Kanne ebenfalls einer der Haushälterinnen und bitte sie ums Auffüllen. Meine Wäsche lege ich ihr ebenfalls hin zum Waschen. Heute ist Milch auf den Boden gelaufen, den Großteil haben die Hunde aufgeleckt und der Rest bleibt für morgen zum wischen übrig.
    Die beiden schwarzen Hausangestellten kümmern sich auch um das Baby, tragen es herum während die Mutter sich z.B. nachmittags vor dem Fernseher ausruht. Hier ist man scheinbar so aufgewachsen und empfindet es als normal.

    Ich habe anfangs versucht, die Angestellten mit einem Lächeln und einem Good Morning how are you? zu begrüßen. Habe aber schnell festgestellt, dass das auf wenig Intersse stößt. Man beachtet einander möglichst nicht. Die Frauen reden in ihrer eigener Sprache, lächeln tun sie nie und mit mir reden sowieso nicht. Auch die Männer im Garten vermeiden meist jeglichen Blickkontakt, sodass erst gar keine Situation, in der man sich grüßt, entsteht. Und so laufe ich nun auch jeden morgen am Gärtner vorbei zu den Ställen und bleibe stumm. Und fühle mich irgendwie allein durch meine Hautfarbe schuldig.

    Als ich vor einigen Tagen mit Margo in der nächstgelegegen Stadt war (nur am Rande die Anmerkung: 1,5h Fahrt nur geradeaus), mussten ich eine Weile vorm Supermarkt auf Callie, unseren Gastvater warten. Dabei fiel mir auf, dass viele Kunden am Ausgang vom Sucherheitspersonal auf den Inhalt ihrer Tüten und die Übereinstimmung mit dem Kassenbon geprüft wurden. Kontrolliert wurden nur Schwarze, von Schwarzen. Wir konnten unseren Großeinkauf unkontrolliert vorbei schieben.

    Und dann ist da noch die generelle Haltung der weißen Farmer, die ich hier kennengelernt habe, zu den Schwarzen. Einer unter ihnen ist ein Extrembeispiel. Er hat Margo gefragt, wie man in Belgien die Schwarzen nennt und verwendet seitdem nur noch das Wort Makaken.
    Er bringt Sprüche wie „ Habt ihr schon gehört, was die Makaken heute wieder angestellt haben? Sie haben es geschafft den Traktortank zu schrotten“. Oder als wir durch die Felder gefahren sind und wir auf- und abspringen mussten um Weidetore zu öffnen: „dafür nimmt man normalerweise einen Makaken mit.“
    Bei einem Ausritt schwärmte er von schwarzen Pferden, schob aber gleich hinterher, dass das das einzige schwarze sei, was er möge.
    Er vertritt zudem die Theorie, dass nur die Weißen mit noch nicht zusammen gewachsenen Schädelplatten geboren werden. Die Schwarzen nicht, daran könne man ihre Abstammung vom Affen und die biologiscche Verschiedenheit der Rassen wissenschaftlich belegen. Dies sind nur mal einige Beispiele.
    Eine Mischung der Ethnien findet hier jedenfalls so gut wie gar nicht statt. Jeder bleibt unter sich.

    Nun kann ich natürlich daherkommen und das alles aus meiner deutschen oder europäischen politisch korrekten Sozialisierung heraus verurteilen. Ich glaube aber, dass ich mir damit auch etwas anmaßen würde, was ich selber nicht wirklich beurteilen kann. Meine Beobachtung ist, dass schwarz und weiß tatsächlich sehr unterschiedliche Verständnisse von Arbeitstempo, Pünktlichkeit sowie selbstständigem und mitdenkendem Arbeiten haben. Ich erlebe es ja nur mit den beiden Pferdepflegern. Man muss sich sehr genau verständlich machen, was man möchte und vor allem wann man zb die Pferde braucht. Und dann bestellt man sie am besten eine Stunde früher ein und dann ist die Wahrscheinlichkeit gut, dass man sie zur vereinbarten Zeit im Stall hat. Muss aber auch nicht.

    Vor einigen Tagen haben wir die Sattelkammer aufgeräumt, Halfter, Trensen und Longen sortiert und an Haken aufgehängt. Inzwischen bin ich jeden Tag wieder aufs Neue dabei, die sorglos irgendwo abgelegten Longen etc an ihren Platz zu verstauen. Putzen wir die Pferde oder wie heute das Lederzeug, werden wir dabei ungehemmt vom Stallburschen beobachtet, der dann halt einfach so im Stall in der Gegend rumsteht. Und in dieser Haltung erlebe ich ihn des Öfteren.
    Also von daher glaube ich ein wenig nachvollziehen zu können, woher die Spannungen und die Konflikte herrühren.

    Uns wurden Geschichten erzählt, in denen Farmen von Weißen enteignet wurden und an die schwarze Bevölkerung übertragen. Nach einem Jahr war alles runtergewirtschaftet und die Farm verlassen. Ehrlich gesagt, kann ich mir das sogar vorstellen. Es sind einfach ganz andere Herangehensweisen und Denkweisen.

    Ich finde die Situation irgendwie schwierig, denn bei mir ruft sie Unsicherheit, ein diffuses Schuldgefühl und manchmal aber auch Ärger und Unverständnis hervor. Unsicherheit, weil ich nicht weiß, wie ich mich korrekt verhalten soll. Unsicherheit in der Form, dass ich mich allein durch meine Hautfarbe als potentielles Angriffsziel wähne. Schuldgefühl als eine Art per se Kollektivschuld der Weißen in Afrika. und Ärger und Unverständnis, wenn in der Zusammenarbeit Absprachen nicht eingehalten werden, Dinge für mein Empfinden viel zu umständlich erledigt werden oder eben auch gar nicht, aus mir nicht erklärbaren Gründen. Und genau darin besteht wahrscheinlich das große Konfliktpotenzial bzw rührt die von Missmut und Herablassung geprägte Meinung der Farmer her. Die Sichtweise der Schwarzen kenne ich nicht und so, wie ich es bisher erlebt habe, wird auch keiner von ihnen mit mir über das Thema reden.

    Es fühlt sich für mich hier so an, dass die Kolonialzeit weiterlebt.
    Read more