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- Dec 2, 2024
- ☀️ 33 °C
- Altitude: 273 m
LiberiaGanta7°14’9” N 8°58’43” W
Tag 95, 228 Km/13824 Km

Auch wenn es mir nicht gut geht, starte ich am Morgen. Ich fahre die 200 Kilometer bis in die Stadt Ganta, werde mal wieder mehrfach angehalten, von der Polizei nach Pass, Geld oder Geschenken gefragt. Ich muss mehrfach aus dem Auto aussteigen und in irgendein Büro, damit irgendwelche Dinge in irgendwelche Bücher geschrieben werden. So richtig in Stimmung bin ich in meinem Zustand heute dafür nicht.
In Ganta angekommen fahre ich zum Krankenhaus. Bevor ich die nächsten Tage im Nationalpark verbringe und der nächste Arzt kilometerweit weg ist, soll im Krankenhaus nochmal jemand prüfen, ob die Infektion und die Medikamente zusammenpassen. Außerdem steht bald die Elfenbeinküste an und ich fühle mich sprachlich doch etwas sicherer, dem Arzt meine Beschwerden in Englisch zu beschreiben.
Im Krankenhaus muss ich mich zuerst an einem Schalter registrieren, dann zur Kasse und 5€ für den Arztbesuch zahlen. Der Arzt entscheidet, einen Bluttest zu machen, die Symptome könnten tatsächlich auch auf Malaria hindeuten, trotz der Prophylaxe. Also wieder zur Kasse und 10€ für das große Blutbild zahlen. Dann zur Blutabnahme und schließlich nochmal zum Arzt. Die stundenlange Wartezeit überbrücke ich immerhin mit Maisbrot, welches eine der Damen den Wartenden verkauft. Leider ist der Bluttest nicht nur positiv auf eine Entzündung, sondern auch auf Typhus. Die Typhusimpfung, die ich habe, stellt leider keinen hundertprozentigen Schutz dar, somit bekomme ich noch ein weiteres Antibiotikum verschrieben. Heißt für mich: Malariaprophylaxe plus Antibiotikum gegen die Entzündung plus antibiotische Salbe plus Antibiotikum gegen den Typhus. Im Krankenhaus gibt es eine Apotheke, diese hat das Typhus-Antibiotikum nicht. Ich soll in der Stadt in eine Apotheke gehen und dort das Mittel besorgen. Also mit dem Auto ins Stadtzentrum, Parkplatz suchen, in die erste Apotheke. Der Apotheker muss erstmal mit seinem Handy nachschauen, was das überhaupt für ein Mittel ist, ruft dann noch jemanden an. "Das Mittel gibt es in ganz Ganta nicht. Der Arzt soll etwas anderes verschreiben." sagt er mir. Also wieder zum Krankenhaus, anmelden, wieder zum Arzt. "Ach, da hab ich mich verschrieben!" statt Ciprofloxacin hat er Profloxacin geschrieben. Neuer Anlauf in der krankenhauseigenen Apotheke, hier schreibt man einen Preis auf das Rezept (3€). Dann rüber zur ersten Kasse, hier wird das bepreiste Rezept von Hand in eine Rechnung umgewandelt. Mit der Rechnung dann zur Kasse, da wird die Rechnung dann von Hand in einen Bezahlschein umgewandelt. Mit diesem Bezahlschein zur Apotheke, kurz warten, tada - hier Ihr Antibiotikum! Während ich warte, schieben vier Ärzte mit Ganzkörper-Schutzanzug und FFP2 Maske eine in Plastik eingewickelte Leiche durch den Gang. Der letzte Ebolafall ist immerhin 9 Jahre her. Als ich das Krankenhaus final verlasse, fliegen rund um die Bäume vor dem Krankenhaus hunderte Flughunde. Immerhin ein Wermutstropfen nach der langen Warterei.
Nachdem die ganze Aktion vier Stunden gedauert hat, suche ich mir einen Schlafplatz in der Umgebung. Es gibt eine christliche Universität, ich frage eine der Angestellten, ob ich im Hof im Auto schlafen darf. Sie hat mit ihrem Mann ein Haus direkt auf dem Universitätsgelände und lässt mich die Nacht in ihrem Garten verbringen. Zahlen muss ich dafür nicht. Als ich ihr erzähle, dass ich heute Vormittag im Krankenhaus war, sagt sie, dass sie dazu nur abraten kann. Tatsächlich ist die Erfahrung einen Bluttest in einem Provinzkrankenhaus in Liberia zu machen eine Sache, die ich vermutlich niemals wieder vergessen werde.Read more
Traveler Gibt du den Polizisten Geld oder Geschenke wenn sie fragen?
Marvin van der Grinten In der Regel gebe ich ein Feuerzeug, Kugelschreiber etc. Geld habe ich noch kein einziges Mal gegeben
Traveler So eine sehr ähnliche Krankenhauserfahrung habe ich in Sri Lanka gemacht. Da werden Erinnerungen wach… Gute Besserung!