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- Aug 12, 2024, 8:58 PM
- 🌬 12 °C
- Altitude: 153 m
- Faroe IslandsStreymoyVestmannaMelin62°9’36” N 7°10’43” W
Wasser? - kann auch eine Rolle rückwärts
August 12 in Faroe Islands ⋅ 🌬 12 °C
Wasser ist auf den Färöer das all umfassende Element. Heute morgen trennt es mich von der Hauptstadt weswegen ich um sechs Uhr bereits die Fähre erreichen muss damit der Tag ein Erfolg wird. Für mich heißt das um 4.30 Uhr aufstehen. Rad packen etwas kleines Frühstücken, denn ohne etwas zu Essen geht es nie aufs Fahrrad und dann noch einmal um den Fjord radeln. Geschafft!
Bei der Ankunft in Torshavn schläft die Stadt noch. Kein Cafe hat geöffnet, kein Bäcker bietet Frühstück an. Dabei ist es schon halb neun. Naja - eben Montag Morgen. Die Zeit nutze ich und entdecke die Altstadt noch einmal gänzlich neu. Ganz ohne Touristen. Nebenan am alten Hafen preist ein Fischer seinen heutigen Fang an, im Finanzamt werden die Arme auf die Tastatur gelegt sodass es nach Arbeit aussieht und das ganz schlechte Wetter lässt auch auf sich warten.
Nach einem Einkaufsbummel und einem Kaffee zum zweiten Frühstück mache ich noch einen Umweg über das Postamt. Dort ist eine Ausstellung über die Post von Früher zu sehen. Sie stand dem im Rest von Europa in nichts nach und wurde akribisch gepflegt.
Nun will ich aber mal los, der halbe Tag ist schon wieder um und ich habe immer noch die ganze Strecke vor mir. Dabei entscheide ich mich bewusst für den Weg über den Berg anstatt durch den Tunnel. Die Sicht ist zwar schlecht aber man wird weniger nass als unter den Wolken. Es beginnt nicht nur zu regnen. Auf dem Atlantik kündigt sich ein Sturm mit aktuell 6-7m hohen Wellen an. Der Orkan kommt denn auch bis auf die Berggipfel. Besonders bei den Abfahrten muss ich die volle Konzentration zusammen nehmen sonst schlingert es mich aus dem Sattel.
Wie es das Bauchgefühl so wollte treffe ich oben am Pass drei andere Radfahrer. Die ganze Woche konnte ich drei an einer Hand abzählen und jetzt gleich auf einmal. Die drei haben sich während der Tour gefunden und solange es regnet sind wir zu viert. Bei der nächsten Tankstelle kehren wir denn auch gleich erst einmal ein. Der Regen ist wieder nicht das Schlimme. Doch der starke Wind kühlt die Luft ungemein herunter. Ich wechsle heute dann auch lieber wieder von Sandalen zu festen Schuhen. Am Abzweig zu einer anderen Insel trennen sich unsere Wege. Mit Rückenwind geht es den Berg für mich hinauf und für die anderen hinab. Ich weiß auch nicht warum ich mir immer einbilde dass das der richtige Weg sei. Auf halben Weg komme ich an der ersten hier in Färöer stattgefundenen Ausgrabung einer alten Wikinger Siedlung vorbei. Es ist bekannt das die Insel wohl erst seit dem 10.Jh wirklich besiedelt wurde und für die Wikinger eine feste Größe war mit der mindestens einmal im Jahr Handel getrieben wurde.
Die ganze Geschichte erzählt nachher in Vestmanna das Wachsfigurenkabinet. Färöers Geschichte mit Eroberung, Mistrauen und Christianisierung verlief denn sehr blutig. Auch für kleinste Vergehen wie Diebstahl von Lebensmitteln wurde man gerne mal gehängt oder ertränkt. Zurück zum Wasser aus deren Ursuppe der liebe Gott die Welt erschaffen hat.
Mit dem Abend kann ich scheinbar nicht mehr so viel anfangen. Das Cafe im Ort hat zu und die Destille auch. Keine Guten Vorzeichen und ein Grund die Physik auf den Kopf zu stellen! Grrr…
Mir bleibt nichts übrig als denn den Rucksack zu satteln und auf dem nächstgelegenen Hügel mach dem Sonnenuntergang zu schauen. Mit etwas Glückt lugt er durch die Wolkendecke. Doch weit gefehlt habe ich plötzlich wieder mit dem Schlechtwetter der zweiten Art zu kämpfen. Der Orkan holt mich hier am Berg ein und gegenüber dem Hafen, wo selbst dort heute Schaumkämme stehen, bin ich dem Sturm hier oben schutzlos ausgeliefert. Und mit mir die Wolken, das Wasser, ja selbst der Wasserfall! Der Orkan bläst so stark dass das Wasser eine Rolle Rückwärts macht und anstatt nach unten zu fallen steigt es auf. In dem Umfang habe ich das auch noch nicht gesehen. Das Erlebnis ist es allemal wert. Jedoch auch arg grenzwertig hin zu nicht mehr lustig mit dem Wind.
Was soll‘s bin ich hier um Urlaub zu machen oder um die geballte Kraft der Natur zu erleben?Read more