Stäsnasviken

Die Nacht war ein bisschen unruhig, weil zunächst bis weit nach Mitternacht ein Zeltnachbar draußen am Grillplatz Bier getrunken und laut gesprochen hat und dann in den frühen Morgenstunden etwas/ jemand an unserem Zelt rum gemacht und geraschelt hat. Wir lagen wach und lauschten und jeder wollte besser wissen, was es ist: Ole meinte ein Eichhörnchen zu hören und ich war mir ziemlich sicher, dass es ein Vogel ist. Gefunden haben wir lange nichts und dann: eine fette Kröte.

Bisschen unausgeschlafen, aber trotzdem zielstrebig packen wir zusammen und schaffen in einer guten Stunde abfahrbereit zu sein. Heute stehen zwar weniger als 80 km an, aber einige Höhenmeter und zudem fünf Fähren. Wegen der zu erwartenden Wartezeit an den Häfen wollen wir also rechtzeitig los kommen. Das Wetter ist bestens und die Vorfreude auf den ruhigen Tag mit vielen Pausen ist groß.

Den ersten Anleger erreichen wir bereits nach 3 km und die Fähre ist gerade in der Pause, aber zum Glück müssen wir nur 10 min warten. Vor uns steht ein Auto und ein Finne quatscht die Frau darin auf Schwedisch voll und spricht dann auch uns an. Woher wir kommen? - Tyskland. Er hat es schon geahnt und ich hab mich damit abgefunden, immer gleich als deutsch erkannt zu werden (hier im Süden ist die Wahrscheinlichkeit für deutsche Touristen auch sehr hoch), und dass viele paar Brocken deutsch können ist inzwischen auch bekannt, aber dann gleich die erste Strophe von Deutschlandlied anzustimmen hätte nicht sein müssen.

Wir fahren über kleine und größere Schären, auf einspurigen Straßen. Man fährt mit dem Rad immer als letztes von der Fähre, also sind die Autos schon mal vorne weg und bis die nächste Ladung kommt, ist es auf der Straße sehr ruhig. Wir schauen uns viele Felsen an, bemooste Felsen und nackte Felsen, und auf dem Ackerland steht Getreide, ein Feld auch schon abgeerntet, und Heuballen. Die Grillen zirpen. Einmal erwischt Ole aus Versehen fast eine Eidechse mit dem Vorderrad. Viele kleine Höfe, viele Briefkästen am Straßenrand und man fragt sich, wie das Leben hier so ist. Und im Winter?

Auf Houtskär ist die Fähre gerade weg und die nächste kommt erst in einer Stunde. Wie schön, dass hier ein Campingplatz plus “Café mit Aussicht” ist und ein belegtes Brot und Bagel mit Fisch für uns hat. Die Fähre geht an einigen Schären vorbei, große und kleine, bewaldet oder nur ein Fels mit ein paar Vögeln drauf. Das Wasser glitzert.

In Nagu holen wir eine Packung Eis und setzen uns ans Wasser. Es kommt einer mit Motorboot, einem Schäferhund und einem Goldie mit an Bord. Er schafft es zuerst nicht, sein Boot fest zu machen und treibt wieder ab. Ole hilft ihm und als alles vertaut ist, kommt die Ehefrau von unter Deck hervor gekrochen.

Wir starten auf den letzten Abschnitt und hier wird es nochmal richtig hügelig. Es gibt einen Radweg, der vielleicht nachträglich ausgebaut ist, jedenfalls verläuft er mal rechts und mal links von der Straße und nimmt jeden Felsblock mit, der für die Autostraße weg gefräst wurde. Es gibt teils aberwitzige Steigungen und zum ersten Mal auf der Reise steigen wir ab und schieben - weil sonst das Vorderrad abhebt, sagt Ole.

Auf dem Weg zum Supermarkt treffen wir noch ein autonom fahrendes Apothekerwägelchen, besorgen Abendessen (heute vegetarische Würstchen) und fahren zum Campingplatz, der mit 38 Euro ein ziemlicher Wucher, aber heute alternativlos ist. Immerhin finden wir einen gemütlichen Platz für das Zelt und es gibt einen schönen Steg für eine kleine Schwimmeinheit. Am Abend gibt es Planungen und Buchungen für die nächsten Tage zu erledigen und Berichte nachholen. Die Grillen zirpen bis weit nach Mitternacht.Read more