France
Aubigny-sur-Nère

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Travelers at this place
    • Day 79

      Überall Wasser

      February 25 in France ⋅ ☁️ 6 °C

      Da das Übernachten für mich mit einigen Kriterien verbunden ist, versuche ich seit Jahren ein einigermaßen vernünftiges System zu entwickeln, um entspannt in die Nacht zu kommen. Eine Winterdurchquerung von Frankreich abseits der Touristenroute im Februar zählt dazu allerdings nicht.

      Denn, wenn überhaupt, sind nur Franzosen unterwegs, und meist die, die alleine versteckt in ihren Fahrzeugen hocken, sodass du morgens plötzlich hochschreckst, weil einer wegfährt, auch gerne mal im halb vier. Sobald wir die Küste verlassen, tauchen wir in die einsamen Straßen ein, was mir tagsüber meist keine Gedanken macht.

      Normalerweise besuchen wir Sylvie bei Bordeaux, die aber gerade in Sevilla verweilt, sodass wir zum Abend hin mit dem Vollmond an einem Friedhof in Saint-Sulpice-de-Faleyrens erscheinen. Hilde ist von den vielen Lichtern so elektrisiert, dass sie aus dem Seitenfenster unverwandt dorthin starrt.

      Als ich das kleine Fenster öffne, um rauszuschauen, steckt sie ihren Kopf ebenfalls mit hinaus, sodass die Geister der Nacht heftig was zu lachen haben. Das Inland Frankreichs kenne ich seit Jahren nur unter zwei Bedingungen. Entweder ist alles heiß und trocken. Oder das Land geht unter Wasser, zu welcher Jahreszeit auch immer.

      Dieses Mal also regnet es. Seit Tagen und ziemlich heftig. Der Boden ist überall weich und schlammig, die Flüsse haben Fahrt aufgenommen, und die Felder stehen knietief unter Wasser. Immer mal reißt der Himmel auf und zeigt Blau und Sonne, aber selbst das Grau hat so viele Schattierungen, die dem Auge gut tun.

      Zu den himmlischen Fluten und den niederen Gewässern, haben wir noch ein eigenes Wasserproblem, das sich kaum lösen lässt, und viele Camper betrifft. Pas de l'eau schüttelt der Mann den Kopf, das Wasser ist vielerorts abgestellt. Und dann finde ich doch noch den unerwarteten Wasserhahn, der das Nass herausschießen lässt, als könne den Wasserstrahl aber auch gar nichts aufhalten

      Zwei leere Wasserkanister von jeweils fünf Litern sind zwar schnell gefüllt, aber ich bin triefend nass. Denn kurz vorher hat uns ein heftiger Hagelschauer eingeholt, der sich just hier in einen totalen Wolkenbruch verwandelt. Auf was hätte ich warten sollen. Dass der Regen, der schon seit geraumer Zeit hinunterklatscht, jetzt plötzlich aufhört, nur weil ich Wasser auffüllen will.

      Egal, für die nächsten drei Tage sind wir versorgt. Während der Nachmittag voranschreitet, bitte ich Gott mal wieder, uns einen guten Platz für die Nacht zu geben, mit einem freundlichen Nachbarn. Dabei kommt mir der Gedanke, dass ich ja auch Gott darum bitten könnte, dass wir alleine an einem Platz bleiben können.

      Nein, nein, dafür fehlt mir der Mut, antworte ich sogleich, und stehe eine Stunde später genau vor diesem Problem. Juchhuu, das nennt man klassische Gebetserhörung, oder. Ein so schöner Platz mit Park zur einen Hälfte, und auf der anderen Seite Häuser, Hühner und Hähne. Es gibt nichts, was dagegen spricht. Aber alles dafür.

      Wir haben schöne Spaziergänge, eine ruhige Nacht, begeisterte Hähne im frühmorgendlichen Wettstreit, ein angenehmes Gespräch mit dem Nachbarn. Er erzählt, dass aus der Familie seiner Frau noch jemand mit dem Zug über das Viadukt gefahren ist, während es heute ein Rad- und Fußwanderweg ist.

      Das Viadukt über dem Fluß Vienne bei der Stadt L'Isle Jourdain wurde "1884 erbaut und von Paul Sejourne entworfen, um die Eisenbahn vierzig Meter über dem Fluss Vienne zu befördern. Das Viadukt ist dreihundertvier Meter lang und hat zwölf Bögen mit einer Breite von jeweils zwanzig Metern. Der Personenzugverkehr wurde am 15. Mai 1939 eingestellt, der Güterzugverkehr auf diesem Streckenabschnitt (Lussac-les-Chateaux – L'Isle-Jourdain) im Jahr 1969 und schließlich im Jahr 1990 zwischen St-Martin-Usson und Charroux. Das Gleisbett ist heute ein Fernwanderweg."

      (Aus dem Englischen mit Google übersetzt)
      https://www.flickr.com/photos/62202264@N08/5786…

      Noch sechshundert Kilometer müssen wir durch Frankreich fahren, also drei Schlafplätze im Land von Cher, Loire und Seine. Dazu gibt es noch einige Challenges, wie das ja heute in Neudeutsch heißt. Tanken, Lebensmitteleinkauf - kannst du bitte, ich habe da so eine Liste, und dann brauche ich ja selbst noch was für die Kinder, Enkel und den Thomas, der statt Geld fürs Helfen, irgendwas Leckeres von Unterwegs haben möchte - Wäsche waschen, und einmal in die Patisserie für mich, und drei Baguettes für Hilde.

      Es gibt Bilder von Brücken, Flüssen und Kirchen, von Hilde und dem Himmel, vom Regen und dem blauen Bus. Nichts mehr von Wellen und Sonne, trotzdem erleben wir schöne Tage und interessante Ereignisse. Diese Nacht schlafen wir mitten in Aubigny-sur-Nère, die auch hier entlang fließt. Die Hauptstraße ist gut befahren und neben uns parken junge Leute, die ihre Freunde treffen, und ältere Menschen, die ins Restaurant gehen. Vielleicht gehen auch alle ins Theater, nur die drei Camper und ein Hund ruhen in ihren Fahrzeugen.

      Vom Viadukt und vom Strand in Anglet habe ich noch ein paar Bilder aufgenommen, die den Rahmen unserer Geschichte auf Youtube bilden. Wenn du also Lust hast, mich mal live und in Farbe zu sehen, hier ist die Gelegenheit:

      https://youtu.be/nMVCfJ7xO1c?si=zxk1hllXHxvhjSeE
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    You might also know this place by the following names:

    Aubigny-sur-Nère, Aubigny-sur-Nere, オービニー=シュル=ネール, Обиньи-сюр-Нер, Обињи сир Нер, Обіньї-сюр-Нер, FRAYU, 内尔河畔奥比尼

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