Germany
Cremlingen

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Travelers at this place
    • Day 1

      Kinderzeit

      March 7 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

      Die Tage mit den Kindern gehen zuende, irgendwann innerhalb von einer Woche wird mir klar, dass es für uns Zeit wird zu gehen. Unser Lebensrythmus reißt an allen Enden auf, besonders der Wunsch, uns früh niederzulassen für die Nacht, wird von mir ignoriert, weil er nicht mit dem unserer Mitmenschen kompatibel ist.

      So gerne wir vorbeischauen auf einen Schwatz, wenn wir nicht spätestens mit der Dunkelheit jetzt in unserer Höhle verschwinden, dann gerät unsere Lebensruhe aus den Angeln. Und das meine ich nicht nur für mich, weil es mir dann schwer fällt, Hilde bricht sofort in einen Tiefschlaf, sobald ich die Fenster vom Bus zumache.

      Gestern haben wir den Sohn von der Arbeit abends um neun Uhr abgeholt, elf Stunden später sind wir zum Frühstück verabredet. Abschied nehmen, der Enkelzwerg ist süß, aber er nervt, sagt Hilde. Besuche sind schön, wenn ich einfach vor dem Ofen liegen kann, und von dort über der Wiese mein Bein hebe, auf dem Weg zum Bus. Wie heute bei der Dominice' Family.

      Aber gestern hat es Papa wieder übertrieben, zu Brigitte darf ich nicht ins Haus wegen der Katze, und bei Claus muss ich immer aufpassen, dass Papa nicht abhaut, um zum Arzt zu gehen. Habe schon gehört, wie sie für April einen Komplott geschlossen haben. Und als wir um zehn Uhr nachts endlich in unserer Sackgasse ankommen, bin ich platt.

      Ich schlafe sehr unruhig, bin total verschnupft, seit vier Uhr wach, die Vögel haben noch nicht angefangen zu zwitschern. Hilde liegt langausgestreckt im Bett, das Fenster ist offen. Obwohl ich nachts die Heizung leise mitlaufen lasse, weil die Gelenke so schmerzen von der Kühle im Land, dass ich kaum laufen kann. Aber morgens wirkt die Luft erstmal angenehm, nimmt sich die Wärme aus der Zeit unter der Bettdecke.

      Im Deutschland sind die Schränke immer voll, Essen, Trinken, Geschenke. Wir leben im Überfluss der Begehrlichkeiten. Und es fällt mir schwer, sie nicht einzukaufen, die Vorräte nicht gleich wieder zu ergänzen. Hier ist es tagsüber nicht so sonnig, dass ich in Parkplatznot mit Hilde bin. Wie in Portugal.

      Aber die Welt ist voller Viren, und ich habe ständig die Nase voll. Auch wenn ich der Einzige bin, der eine Maske trägt. Wie ein Makel, ein Aussätziger, der die anderen erinnert. Wir schreiben das Jahr nach C., das Leid von gestern ist nicht unser tägliches Brot heute.

      Hilde wird läufig. Als hätten wie sowieso nicht genügend Unruhe. Jetzt also wieder Abstand halten. Auf unserer Reise durch Deutschland, zumindest einen Teil des Landes. Menschen treffen, alte Freundschaften erneuern, neue Begegnungen zu probieren.

      Hier und da unsere Spuren hinterlassen, die des Blutes und die der Freude. Knapp drei Monate. Mit TÜV und Ärzten bleibt es wie immer spannend in unserem Leben. Ob der blaue Bus, ob wir da heil durchkommen. Jeder mit seinem Bündel an Sorgen.

      Die Vögel zwitschern doch auch jeden Morgen, nur eben noch nicht um fünf Uhr. Wenn ich aufstehe, weil der Tag mich ruft. Oder die Nacht mich loswerden will. So ein unruhiger Geist, so ein ruheloser Gast. Ja tatsächlich ist die Nacht von häufigem Aufwachen durchsetzt, als müsse ich immer schauen, ob der Morgen noch auf mich wartet.

      Die Tage waren schön. Eine Woche voller Leben und Freundschaft, vielen Gesprächen, manche Sorgen und diverse Hoffnungen, Nöte und Ängste, was werden wird, mit uns und unseren Kindern, der Welt, in der wir leben. Der kleinen und großen Welt, und die, die ganz weit weg von uns ist.

      Vorwahlen. Palästinenser. Was macht der Chinese. Fledermäuse fliegen lassen oder Ballons. Ich kenne Menschen, die reisen dort, sie sagen uns, wie freundlich die Bevölkerung ist, als gäbe es keine Regierung, die Freiheit bestraft. Als könne jeder machen, was ihm beliebt.

      Merkwürdig, dass Gastfreundschaft in den Ländern mehr ausgeprägt ist, vor denen ein Auswärtiges Amt, das aber im Inland ist, warnt. Und wie ist das bei uns, werden wir auch gastfreundlicher, wenn die Regeln sich verschärfen. Oder sind wir für immer verbrannt. Ein nachdenklicher Vergleich.

      Eigentlich wollte ich dir erzählen, wie schön die Tage sind mit den Kindern, den Enkeln, einigen Freunden. Aber übers Plaudern kommen wir schnell ins Grübeln. Gut, dass die Vögel endlich zwitschern.

      Am Ende bin ich frisch geduscht, sauber rasiert, der liebe Sohn hat noch so einige Sachen für mich geputzt und gereinigt, das geht ihm viel leichter von der Hand. Zum Schluß fahre ihn zur Arbeit, und uns bringe ich auf den Weg nach Westen.

      Wenn dich die genaue Route interessiert, dann kannst du uns auf FindPenguins folgen. Dort gibt es Texte mit einigen aktuellen Photos. Oder aber du möchtest bewegte Bilder sehen, die gibt es bei Polarsteps. Die Links füge ich bei.

      https://findpenguins.com/9msil0k9l9ebe
      https://www.polarsteps.com/BlackyPeter/10559847…
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    You might also know this place by the following names:

    Cremlingen, Кремлинген, 克雷姆林根

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