Germany
Dieringhausen

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Travelers at this place
    • Day 1

      Von Pfarrern, Bauern und Tagelöhnern

      October 20 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

      In letzter Zeit bin ich kaum dazu gekommen, ausgiebig zu wandern, da ich mich um den Nachlass meines Vaters kümmern muss. Während die Familie an der Nordsee ist, gönne ich mir zumindest einen Wandertag im Oberbergischen, wo die Herbstfärbung besonders schön sein kann. Dafür habe ich mir das Homburger Ländchen ausgesucht und bin mit dem Zug von Bonn über Köln nach Dieringhausen gefahren. Dabei folge ich auch den Spuren meiner Vorfahren, von denen Einige aus dieser Region stammen und später aus verschiedenen Dörfern nach Wuppertal zogen. Es war die Zeit, in der Weber und Tagelöhner in die Industriestädte gingen und das bäuerliche Leben hinter sich ließen — aus Orten wie Marienhagen, Marienberghausen, Wiehl, Nümbrecht, Waldbröl, Gummersbach und Eckenhagen.

      So bringt mich der Zug von Bonn nach Köln und weiter nach Dieringhausen. Von Dieringhausen an der Agger führt ein schöner Waldweg hinauf nach Marienhagen, mit seiner malerischen Dorfkirche und den alten Fachwerkhäusern. Mein Vorfahre Christian Schnabel war um 1550 Komtur der Johanniterkomturei und erster lutherischer Pfarrer. Seine Nachkommen waren über Generationen hinweg Pfarrer in Marienhagen, Wiehl und anderen Orten. Das Haus meines Vorfahren Johann Wilhelm Schnabel steht sogar noch; 1744 wurde er Pastor in Wiehl.

      Über teilweise sehr matschige Wege, die von Autos tiefe Spuren aufweisen, geht es hinunter zum Alpebach. Da einige Pfade inzwischen zugewachsen sind, muss ich eine größere Kurve laufen und erreiche schließlich das Städtchen Wiehl. Früher sind wir gerne mit der Bröltalbahn gefahren, die wohl bald wieder in Betrieb genommen werden soll. Der Zug verbindet Dieringhausen an der Agger mit Waldbröl, wird aber bisher nur als Museumsbahn genutzt. In Wiehl haben viele meiner Vorfahren gelebt und geheiratet. Weiter geht es durch den Wald zum Wildgehege und zur Wiehler Tropfsteinhöhle, wo ich mir ein Eis gönne. Danach führt mich der Weg zur Holsteiner Mühle und schließlich zum Homburger Schloss. Es war so voll, dass ich mir diesmal nur das Schloss von außen angesehen habe, aber es lohnt sich — vor allem das Treppenhaus ist sehenswert. Homburg war das Zentrum eines kleinen Staates, der wie eine Insel im Herzogtum Berg lag. Im Barock ließen die Grafen von Sayn die Burg zum Schloss umbauen, was die Finanzen des Staates völlig zerrüttete, da er seit 1604 nur noch aus Nümbrecht, Wiehl, Marienhagen und Marienberghausen bestand.

      In Nümbrecht bleibe ich nur kurz, um nicht zwei Stunden auf den nächsten Bus warten zu müssen, der mich nach Waldbröl bringt. Da ich noch etwas Zeit habe, laufe ich durch Waldbröl, wobei die Stadt wie ausgestorben wirkt. Immerhin lese ich die Infotafeln und finde erneut Hinweise zur Familie Steiniger, die hier seit 1640 nachweisbar ist, als mein Vorfahre Dietrich Steiniger als Glaubensflüchtling aus Böhmen nach Waldbröl kam. Seine Nachkommen haben sich über Waldbröl, Eckenhagen, Odenspiel und Nosbach verteilt.

      Der Bus bringt mich schließlich über die Brölstraße hinunter nach Hennef, von wo es über Siegburg zurück nach Bonn geht.
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    Dieringhausen

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