Germany
Grafenrheinfeld

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Travelers at this place
    • Day 60

      Tag 58: Ochsenfurt nach Grafenrheinfeld

      June 6, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

      Schon wieder ein Stopp direkt nach meiner Abfahrt. Völlig aus dem Sinn gerissen steht an einer Böschung unterhalb der neuen Mainbrücke von Ochsenfurt ein riesiger steinerner Stier mit einem nackten grimmig blickenden Reiter. Was soll diese martialisch wirkende Plastik hier?
      Die Lokalpolitik hat's entschieden. Aus Frickenhauser Muschelkalk nach einem Entwurf des NS-Bildhauers Willy Meller geschaffen, war diese Stierskulptur wohl für das Seebad Prora auf Rügen bestimmt. Der Stier und sein Reiter sollten dort "die Allegorie der Kraft" symbolisierend (ganz der Nazi-Ideologie entsprechend) einem Wasserbecken entsteigen. Die für 20.000 Menschen konzipierte Ferienanlage Prora, der "Koloss von Rügen", wurde nie fertiggestellt, also blieb der Stier in Ochsenfurt. Was aber machen mit dem Tier? Man stellt es 1954 anlässlich der Eröffnung der neuen Mainbrücke einfach mal auf....
      Bei meiner Weiterfahrt beschäftigt es mich schon noch ne Weile, dass bereits neun Jahre nach der grauenhaften NS-Herrschaft deren zweifelhafte Kunst feierlich wieder aufgestellt wurde.
      Bald lasse ich mich aber wieder ablenken. Ein riesiger Teppich von Wasserlilien, die kurz vor dem Erblühen sind, ist einfach zu schön.
      So komme ich nach Kitzingen, die Hauptstadt der "Fassenacht" - müsste man zumindest denken. Denn mitten im Ort entdecke ich in einer kleinen Seitenstraße das "Deutsche Fastnacht Museum". Es ist tatsächlich das offizielle Museum des Bundes Deutscher Karneval. Warum es gerade hier - und nicht in Köln, Düsseldorf oder Mainz - gelandet ist, bekomm ich nicht raus. Kein Passant, der es weiß, kein Schild, das es erklärt, und es ist Pfingstmontag, also geschlossen. Ich hätte schon gerne mal einen Blick hineingeworfen...
      So radel ich noch kurz durch das ganz nette Kitzingen mit seinem fachwerkgeschmückten Marktplatz und seiner wieder aufgebauten großen Synagoge und mache mich dann auf zur Abtei Münsterschwarzach, eines der wohl wichtigsten Klöster der Benedektiner in Deutschland. Schon aus der Ferne ragen die vier Türme des Klosters am Horizont auf. Es ist schon ein mächtiger Bau, vor dem ich dann stehe, irgendwie werde ich an eine mittelalterliche Festungsanlage mit Burgfried erinnert, dennoch schlicht und einfach. Und so zeigt sich auch das Innere der Kirche. Kein Schmuck, kein Gold, keine Protzerei... Seit über 1.200 Jahren leben hier Benedektiner (aktuell 114) und unterhalten u.a. eine Bäcker- und eine Metzgerei, eine Druckerei, eine Goldschmiedewerkstatt und ein großes Gymnasium. Und natürlich darf der urige Gasthof mit dem Biergarten nicht fehlen.
      Weiter geht's mitten durch die Weinberge, teils mit so heftigen Steillagen, dass ich mich frage, wie man die überhaupt bewirtschaften kann. Rund um mich herum nur Wein, kilometerlang, der Main ist nicht zu sehen. Dann ein Weinfest. Supi, ich könnt sowieso mal ein Päuschen machen...., aber 5 Euro Eintritt? ...da radel ich lieber bis zur Mainschleife nach Volkach, einer 'der' fränkischen Weinorte. Hier gefällt's mir, der historische mittelalterliche Stadtkern, die Atmosphäre, der Wein.... und die beiden Stadttore. An diesen wurde früher von jedem Zoll erhoben, der die Tore passierte....außer er konnte seine Güter auf dem Rücken oder in den Händen tragen (Kreativität war hier wohl gefragt...). Vielleicht belieferte der Betreffende ja einen Metzger, einem im Mittelalter wohl sehr einträglichen Beruf. Und weil man den Wohlstand auch sehen sollte, trug man unter der Arbeitsschürze seine elegante teure Kleidung.... Anno 1500 verspeiste man im Schnitt 100 kg Fleisch pro Jahr... 2018 waren es "nur" 60,1 kg.
      Mit Volkach verlasse ich auch die Winzer und die Weinberge. So richtig schön verläuft der Weg nicht und dazu passt dann auch das: "Herzlich willkommen im Museum Stammheim, Deutschlands größtem Privatmuseum für Militär- und Zeitgeschichte". Irgendein Kampfflugzeug, das hoch über der Straße zum Besuch einlädt und durch den Zaun erkennbar alte Raketen, Panzer, Kriegsgeräte.... Das Museum ist geöffnet...Ich verzichte drauf.
      Die Landschaft wird wieder schöner, ich genieße die lieblichen Mainauen und den Blick auf den "Alten Main", einen ehemaligen Mainarm, der der Flussbegradigung weichen musste. Um so störender dann wenig später ein anderer, ein befremdlicher und in dieser so schönen Landschaft so bedrohlicher Blick, der auf das 2015 stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld.
      Im nahegelegenden Örtchen beziehe ich mein Zimmer in der ehemaligen Amtsvogtei, einem typischen fränkischen Dorfgasthof. Hier passt's.
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    • Day 1

      Über den Pinguin

      May 7, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

      Zum Glück hat mich mein Lieblingsbruder noch vor dem Start auf diese App aufmerksam gemacht, und ich finde sie super. Ich hab auch gleich einen Haufen Leute eingeladen, und ein paar sind auch drauf reingefallen 😜.
      Wer nicht zugespamt werden will, kann ja wieder aussteigen.
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    You might also know this place by the following names:

    Grafenrheinfeld, گرافن راینفلد, Графенрхайнфельд, Графенрајнфелд, Графенрайнфельд, 格拉芬赖因费尔德

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