Germany
Großer Peetzigsee

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    • Ein Mönchsleben hat viele Gesichter

      June 13, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

      Nun bin ich aber wirklich schon spät dran und auf dem Weg ins Kloster Chorin. Die Kostproben verlangen ihren Tribut dennoch und meine Wasserreserven neigen sich an diesem Sonntag dem Ende. Wie so üblich fließt das Wasser im Kanal unten und die Klostermauern stehen auf dem Berg darüber. Auf mich wartet ein schweißtreibender Anstieg. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt erst recht nicht nach der spritzigen Einlage. An einem der schönsten Mohnfelder entlang der Tour lege ich erneut eine Rast ein. Wie haben sich wohl die Menschen im Mittelalter gefühlt? Ihnen hat an solchen heißen Tagen auch niemand die Arbeit abgenommen. Dennoch wollten sie sicher die Schönheit des Lebens genießen. Besonders die Mönche - Tagein Tagaus in ihrer Kutte. Egal ob bei der Gartenarbeit oder beim Aufbau ihres Klosters. Egal ob beim Beten oder beim einkellern des Weines. Ein Stück weit hatte ich erwartet diesen Zeitgeist im Kloster Choirin wieder zu finden. Das Kloster ist für seine Anlage und die damaligen Leistungen der Mönche noch heute im weiten Umkreis bekannt. Ein kleiner Wallfahrtsort. Leider entpuppt es sich als ein Tourismusmagnet an dem man selbst erst ins Café kommt nachdem man Eintritt bezahlt hat. Weiter ist es heute eine Ruine. Selbst das Kirchenschiff, nach außen noch intakt wird nach innen nur als Konzert- und Veranstaltungssaal genutzt. Der Weinkeller ist zugemauert und abgesperrt. Hier leben heute Fledermäuse. Von den Mühlen für deren Wassergraben man ganze Berge geteilt hat steht nur noch die Grundmauer. Zugegeben für einen Spaziergang ist alles idyllisch schön konserviert wenn ich schon einmal hier bin, mehr aber nicht. Den Zeitgeist muss ich wo anders suchen.
      Was natürlich um die Jahreszeit in ganz Brandenburg sehr markant ist sind die Störche. Kaum ein Schornstein oder ein Dorf in dem der Storch nicht heimisch wäre und sein Nest gebaut hat. Die Jungen sind mittlerweile geschlüpft oder kurz davor. Ein Elter wacht somit immer über das Nest während der andere unterwegs ist. Es beruhigt mich zu wissen dass sich daran trotz unserer schnelllebigen Zeit über Jahre nichts geändert hat. Störche sind extrem wählerisch und mit Hingabe einander ein Leben lang treu. In diesem Punkt haben sie mit dem Zeitgeist der Mönche sehr viel gemeinsam.
      Unweit finde ich eine weitere versteckte Schlossruine. Nichts Besonderes denke ich mir und packe dennoch lieber dort mein Abendessen aus als zwischen den vielen Touristen. Die Küche bleibt heute kalt. Anstatt einer ruhigen Vesper holt mich bald die Geschichte ein. Ein schnaufender Gaul kommt um die Ecke und zieht einen Planwagen auf den Platz hinter dem Schloss. Eine junge Familie mit ihren drei Töchtern vereinnahmt sofort den Rasen. Das Pferd kümmert das wenig. Es frisst. Sie haben für die Schlossruine einen Schlüssel erhalten. Wie ein Sesam öffnen sich die Türen zum Schlossinneren mit einer kleinen Küche, Toilette und einem Lagerraum mit allerlei altem Rüstzeug. Bevor ich weiter fahre darf ich meine Wasservorräte ebenfalls auffüllen. Derweil wird das Pferd gestriegelt. Scheinbar durfte es den heißen Mittag in einem Schlammloch verbringen. Zugegeben ist das aber ja nicht der schlechteste Sonnen- und Mückenschutz. Und es frisst immer noch. Die Kinder wollen natürlich alle zuerst die eine Bürste und das Pferd striegeln. Die Eltern erzählen mir über ihre Reise und ich bin von der Idee sehr angetan. Pferd und Wagen stammen von einem lokalen Planwagenvermieter. Er hat hier in der Region etwa 30 solcher grünen Stellplätze eingerichtet. Je nachdem was die Familie z.B. auf ihrer Reise anzustellen plant erstellt er eine individuelle Route zu Schlössern, Seen, Wäldern und koordiniert die Stellplätze. Ich glaube so eine Reise wie im Mittelalter auf Zeit könnte mir auch gefallen. Zumal es das Leben von damals facettenreicher wiedergibt als es ein Schausteller je könnte.
      Ein Punkt den ich dieser Tage auf jeden Fall mit dem Klosterleben gemeinsam habe ist das früh aufstehen und den Morgen ganz für mich allein zu haben. Mein Zelt steht an einem See inmitten der Uckermark. Der Teichrohrsänger gibt seit dem ersten Morgenlicht keine Ruhe mehr. Noch bevor die Sonne wirklich aufgeht stehe ich schon wieder auf. Über dem See bilden sich mystische Nebelschleier. Die Mönche wussten scheinbar am besten dass ‚Morgenstunde Gold im Mund‘ hat und seit jeher die meiste Energie besitzt kraftvoll in den Tag zu starten. Doch von der Geschichte erzähle ich das nächste Mal. Ich bleibe noch einige Zeit am See und genieße den Augenblick.
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    You might also know this place by the following names:

    Großer Peetzigsee, Grosser Peetzigsee

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