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- May 31, 2024, 4:00 PM
- ☁️ 20 °C
- Altitude: 7 m
- GermanySchleswig-HolsteinAventoftFischerhäuser54°52’60” N 8°46’21” E
Wer nicht träumen und schauen kann ...
May 31 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C
"Wer nicht träumen und schauen kann, kommt nicht mit." Dieses Zitat von Emil Nolde ist auf einer der Tafeln zu lesen, die in die aktuelle Ausstellung "PHANTASIEN" einführt.
Nach einer erholsamen Nacht auf dem freien Stellplatz der grosszügig-gastlichen Gemeinde Neukirchen wollen wir das Emil-Nolde-Museum Seebüll ganz in der Nähe besuchen. Der Tipp von Gisela (❤Dank) kommt goldrichtig: wir sind vollauf begeistert ob diesem eindrücklichen Ensemble von Landschaft, Haus, Garten, Museum, Kino und Restaurant. Ein hervorragender und informativer Film (67 Min) lässt uns tief eintauchen in die Lebensumstände dieses Malers der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Das erst 2022 neu gestaltete Museum überzeugt sowohl architektonisch als auch museumsdidaktisch.
Das von Nolde selbst entworfene Haus (im Stile der Bauhaus-Architektur) zeugt heute von dessen offensiver Farbenfreude. Der ebenso farbintensive und üppige Garten wirkt immer noch als unerschöpflicher Inspirationsquell.
Besonders überzeugt mich die konsequent transparente Haltung des derzeitigen Direktors, der die widersprüchlichen Positionen Noldes vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus kompromisslos anspricht. Obwohl dessen Werke im Laufe der Nazi-Zeit als "entarte Kunst" geächtet waren, könne er nicht einfach durch eine konstruierte Opferrolle gewissermaßen "reingewaschen" werden. Und dennoch lasse sich die Genialität dieses Malers nicht übersehen.
Wie kann man die teils rassistischen Äußerungen und das gegenüber dem Nazi-Regime sich anbiedernde Verhalten des Malers einordnen? Wie seine Leidenschaft für das Malen und sein geniales Werk angemessen würdigen - ohne Ersteres zu rechtfertigen?
Mir (als kunstkritischer Laie) scheint, der aus einfachen Verhältnissen stammende Emil Nolde könnte am Ehesten als "naiver" Maler im ursprünglichen Wortsinn verstanden werden. Der nordfriesische Bauernsohn war wohl eher kein "Intellektueller", kein "Konzeptkünstler"; vielmehr ein von der heimischen Scholle geprägtes "Naturtalent". Er hat anscheinend nie richtig Anschluss gefunden in etablierten Künstlerkreisen und sich seinen künstlerischen Werdegang offenbar hartnäckig selbst erarbeiten müssen. Wäre es da nicht nachvollziehbar, dass sein Kampf um Anerkennung - gepaart mit einem mitunter wenig ausgeprägten politischen Bewusstsein und unterentwickelter Selbstreflexion - solcherlei Opportunismus begünstigte? Ein "Trump-Wähler" der damaligen Zeit etwa? Offene Fragen. Keine Rechtfertigung.Read more
Traveler Deine Ausführungen und Überlegungen bringen mir das Leben des Malers ein Stück näher. Vielen Dank. Lg
Traveler Das freut mich, gerne.
Traveler https://www.tagblatt.ch/kultur/emil-nolde-und-d…
Traveler Danke Dir für den sehr aufschlussreichen Link und LG