Germany
Reitwein

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Travelers at this place
    • Day 3

      Reitwein

      July 17, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 22 °C

      In Reitwein setzten 1945 die Russen über die Oder. Danach kam es dann zur bekannten Schlacht der Seelower Höhen, bevor die Russen unter dem Kommandant General Schukow bis Berlin vordringen konnten und den Krieg beendeten. Hier besuchte ich auch General Shukows ehemaligen Befehlstand und Bunker in einem Wald bei Reitwein.

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      1316 wurde der Ort erstmals in einer Urkunde als Ruthewyn genannt. Nach Heinrich Berghaus ist der Name wahrscheinlich abgeleitet von dem slawischen Wort Rutewina für Weg durch den Morast. Der Name lässt sich aber auch vom Wort rudowina = Raseneisenstein herleiten.[3] Bis zur Trockenlegung des Oderbruchs unter Friedrich dem Großen war der Ort ein Fischerdorf. Das Fischereigewerbe war so bedeutend, dass selbst der Pfarrer es zum Nahrungszweck betrieb. Die Fischer des Ortes verkauften ihren Fischfang bis nach Müllrose.

      Der Markgraf von Brandenburg Waldemar „der Große“ verkaufte Ruthewyn 1316 mit allem Zubehör, mit dem See Prisszenesken und 5 Pfund Pfeffer für 147 Mark Brandenburgischen Silbers an die Frankfurter Bürger Jacob von Gummer und Johann Schyele. Sie wurden damit zu gesamter Hand belehnt. Aber schon 1336 trat Markgraf Ludwig I. das Dorf Ruthewyn und den See Piscenige an den Stadtrat von Frankfurt (Oder) tauschweise gegen das halbe Dorf Tucheband und das halbe Dorf Maatzinova ab. Der See Prisszenesken oder Piscenige ist im Zuge der Eindeichung der Oder verschwunden.

      Im Jahre 1414 erhielt Lorenz Beier, ein Frankfurter Ratsherr, Hebungen zu Ruthewyn neben den Orten Gusow und Platkow. Im gleichen Jahr wurde die erste Kirche erbaut deren Kirchenpatronat der Rat zu Frankfurt innehatte. Die Einwohner bezahlten für das Recht an Lebus 32 Schock Böhmische Groschen. Denn bisher war der Ort nach Lebus eingepfarrt. Lorenz Beier starb nach wenigen Jahren ohne Lehnserben.

      1572 erhielt der Rat zu Frankfurt die landesherrliche Erlaubnis, sein Dorf Reuthwein im Tausch dem Caspar von Platow erblich zu überlassen und dafür seine Anteile am Dorf Booßen samt 500 Taler anzunehmen. Bei diesem Kauf blieb der Rat dem Kurfürsten lehnspflichtig wegen Reitwein und Caspar von Platow wurde Afterlehnsmann des Rates von Frankfurt. 1578 kauft er eine Hufe und Hof aus und wandelte seinen neuen Besitz in ein Rittergut.[4]

      Die Familie von Platow, welche auch Prötzel besaß, erhielt sich fast ein Jahrhundert den Besitz von Reitwein. Doch 1590 gewann der Hofmarschall Hans von Thümen den Ort als Pfandbesitz, den er auf seinen Sohn Hans Georg von Thümen weitervererbte.

      1666 kaufte Joachim Erdmann von Burgsdorff aus der Linie Ratstock[5] das Gut Reitwein. Das Reitweiner Schloss (Gutshaus) entstand zwischen 1697 und 1700 als zweigeschossiger Putzbau mit einem reich ornamentiertem Hauptportal. Friedrich der Große verbrachte auf dem Schloss die Zeit unmittelbar nach der Niederlage in der Schlacht bei Kunersdorf im Jahr 1759. Auch schlug er sein Hauptquartier hier vor der Schlacht von Zorndorf auf. Ein anderer berühmter Gast war Theodor Fontane, der einen der fiktiven Handlungsorte seines historischen Romans Vor dem Sturm in der Nähe Reitweins ansiedelte.

      Das Geschlecht Finck von Finckenstein übernahm das Schloss 1842 und baute es in der Folgezeit aus und legte einen englischen Park an. Durch Heirat 1842 der Erbtochter Erdmuth Amalie von Burgsdorff mit dem Grafen Rudolf Finck von Finckenstein (1813–1886)[6] kam der Ort im Jahr 1849 nach ihrem Tod an ihren Gemahl.[7] Günther Graf Finck von Finckenstein wird dann 1879 im erstmals amtlich publizierten Generaladressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer für das Königreich Preussen, Provinz Brandenburg, als Eigentümer des Rittergutes Reitwein mit Ziegelei, auf 756 ha ausgewiesen, davon 150 ha Wald.[8]

      Zweiter Weltkrieg
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      Schloss Reitwein vor 1945
      Letzter Gutsbesitzer auf Reitwein war der Oberstleutnant Curt von Wittich (1873–1952), Sohn des Generaloberst im Feldmarschallsrang, Adolf von Wittich. Curt von Wittich hatte 1919 in Reitwein Gertrud Graf Finck von Finckenstein geheiratet, die Tochter des Hauses. Wittich war auch Rechtsritter des Johanniterordens, Mitglied dort seit 1918.[9] Das Ehepaar von Wittich-Reitwein hatte zwei Töchter und drei Söhne, die alle im Schloss geboren wurden.[10] Zum Ende des Zweiten Weltkriegs erreichten im Laufe des 2. Februar 1945[11] die ersten sowjetischen Truppen den Ort Reitwein. Sie konnten aber noch durch deutsche Verstärkungen und eine auf dem Reitweiner Gut[12] weilende Einheit des Reichsarbeitsdienstes aus dem Ort zurückgedrängt werden. Dies ermöglichte die Flucht eines großen Teils der Einwohner. Teile der Gehöfte von Reitweiner und Göritzer Loose außerhalb des Ortes und die bewaldeten Reitweiner Höhen wurden aber von den sowjetischen Kräften gehalten und laufend verstärkt.[13] Im April 1945 war die Umgebung Reitweins Schauplatz erbitterter Kämpfe während der Schlacht um die Seelower Höhen. Auf deutscher Seite kämpfte die Panzergrenadier-Division „Kurmark“ mit Einheiten der Kriegsschulen aus Potsdam (Grenadier-Regiment 1234) und Dresden (Grenadier-Regiment 1235) um Reitwein. Laufgräben und Erdbunker auf dem Reitweiner Sporn sind noch heute erhalten und stehen zum Teil unter Denkmalschutz.

      Dazu zählt der sowjetische Gefechtsstand der 8. Gardearmee[14] (vormals 62. Armee) unter dem Befehlshaber Wassili Tschuikow, von dem er zusammen mit dem Befehlshaber der 1. Weißrussischen Front Georgi Schukow den Sturm auf die Seelower Höhen führte.[15]

      Reitwein nach 1945
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      Zerstörter Bahnhof von Reitwein (1945)
      Das im Zweiten Weltkrieg leicht beschädigte Schloss wurde 1962 von den örtlichen Behörden abgerissen und die Fläche komplett eingeebnet. Heute erinnern Schautafeln sowie eine Hecke an die Umrisse des Schlosses.

      Reitwein gehörte seit 1817 zum Kreis Lebus in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Seelow im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder). Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland.

      Oderhochwasser
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      1947

      → Hauptartikel: Oderflutkatastrophe 1947
      In der Nacht zum 22. März bildete das Treibeis infolge des Eisganges in der Nähe des Umflutkanals bei Küstrin-Kietz eine Eisbarriere. Sie staute binnen kurzer Zeit riesige Wassermengen, die den Oderdeich nördlich von Reitwein an 2 Stellen in einer Länge von über 100 m überfluteten.[16] Das Hochwasser erreichte sogar das mehrere Kilometer vom Fluss entfernte Bad Freienwalde (Oder). Mehr als 20.000 Menschen wurden damals obdachlos. Im Zuge des Wiederaufbaus des zerstörten Oderdammes 1947 wurde auch eine Feldbahn eingesetzt. Sie machte den Transport der Sandmassen möglich, die am Reitweiner Sporn abgebaut wurden. Noch heute ist die Deichauffahrt der Kleinbahn am Reitweiner Triftweg deutlich erkennbar.

      1997 Während des Oderhochwassers 1997 bildete der Deich bei Reitwein eine besonders kritische Stelle. Am 29. Juli wurde bei Deichkilometer 4,8 und 5,2 ein kritischer Riss (0,5 m breit, 50 m lang) in der Deichberme erfolgreich verbaut. Dazu wurden auch Bundeswehr-Hubschrauber zum Sandsacktransport eingesetzt. In der Nacht zum 1. August 1997 wurde mit dem Bau eines Notdeichs bei Reitwein begonnen.[17] Hierzu waren in den ersten Stunden ca. 80 LKW der Straßenbauverwaltung Brandenburgs für die Errichtung des Querdeiches im Einsatz.[18] Der Bau des Notdeiches[19] wurde vorzeitig beendet und im folgenden Jahr zurückgebaut. Im Volksmund bekam der Schutzdamm den Namen Meyerdamm in Anspielung auf Hartmut Meyer, den damaligen brandenburgischen Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr.

      Eingemeindungen
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      Nach Reitwein eingemeindet wurden die Gemeinden Reitweiner Loose, die Hathenower Wiesen (1959)[20][21] und das Odervorwerk samt Göritzer Loose sowie ein Großteil der Wuhdener Loose (1. Juli 1950).
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    You might also know this place by the following names:

    Reitwein, Ռայթվայն, Рајтвајн, Райтвайн, 赖特韦因

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