- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Dec 19, 2024, 12:25 PM
- 🌧 10 °C
- Altitude: 292 m
- GermanyRheinland-PfalzVielbach50°30’50” N 7°46’33” E
Vielbach - Birkenhof
December 19, 2024 in Germany ⋅ 🌧 10 °C
3.097 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 447 km/ Gesamt 375.459 km / Ø121,23 km)
Landvergnügenhof
Allers Allerlei
56244 Vielbach
Deutschland
Wieviele Gedanken habe ich mir in den letzten zwei Wochen über die Winterreise gemacht. Überlegungen zu meiner Fahrweise, den Entfernungen, Spanien direkt oder über Frankreich. Es gab eine Grundidee, die ich gerne überworfen habe, wenn es kalt war oder ich ganz schlecht laufen konnte. Dann wollte ich so schnell wie möglich zu Sand, Sonne und Wärme kommen.
Vorweihnachtszeit mit Kindern und Freunden. Da ist immer was los. Als ich heute morgen aufgewacht bin, da fiel mir ein, dass nicht gleich der Enkelzwerg mit seinem Papa kommt, die wir zur Tagesmutter fahren. Und abends müssen wir nicht mehr leise in der Seitenstraße schlafen, damit uns niemand hört und sieht. Keine Einkaufsfahrten von a nach b, damit die Familie ausreichend versorgt ist, denn sie haben kein Auto, in der Stadt reichen die Öffis voll aus.
Ich mache das gerne, verbinden wir doch damit gemeinsame Zeit. Gleichzeitig erledigt mein Sohn viele Sachen für mich, nimmt Bestellungen an, während meine Tochter die Post macht. So kann ich unbeschwert reisen, mich auf das Ursächliche meines Lebens zurückziehen.
Und da habe ich schnell wieder Nachholbedarf. Die stillen Zeiten im blauen Bus, das Sehen wollen können um mich herum, sodass interessante Bilder entstehen. Geschichten schreiben und Lesen lesen mögen. Nach der letzten langen Tour, die nötig war, weil ich leckeres Fleisch für liebe Freunde im Gepäck hatte, sind wir in Vielbach angekommen.
Und plötzlich bin ich ganz klar, wohin und wie die Reise geht. Die Witterung kommt mir entgegen, das neue Thermohemd, ich liebe Geschenke, schafft nächtliche Wärme. Damit du nicht mehr frierst, sagt mein Sohn, und seine Familie beschenkt mich reich und unerwartet. Die Schränke sind voll und Hilde ist ständig versucht, die leckeren Kaustangen, die ich noch von der "Trinkschüssel" gekauft habe, aus dem offenen Regal zu mopsen.
Es ist die Grundidee, die eigentlich ziemlich gut war, aber erstmal bleiben wir noch eine Nacht. Es stürmt und regnet, hin und wieder reißt der Himmel auf, und ein Licht strahlt über meine Schulter, von dunklen Wolken schnell verweht. So fällt denn auch mein Rückblick aus, wie ein Streifzug gleich der Silhouette eines den Himmel querenden Flugzeuges.
Samstag ein Besuch bei MacOil in Hannover, ohne langwierige Terminierung ein freundlicher Ölwechsel. Wir reden übers Leben und Reisen, Hilde ist der Hit, und zwanzig Minuten später sind wir auf dem Weg nach Gronau, um dort Cord zu treffen. Spontan, aus dem Bauch raus. Spazieren gehen, Tee im Bus trinken, miteinander reden. Als es dunkel ist, fährt er nachhause, und wir nach Braunschweig, holen meinen Sohn abends von der Arbeit ab.
Sonntag nach Wolfsburg, wo der Thomas noch ein paar Sachen im Bus richtet, das leidige Lichtproblem, und so manche Schraube lockert sich auf geheimnisvolle Weise. Da ist es gut, jemanden zu kennen, der das richtige Werkzeug hat. Den Nachmittag über verbringen wir auf diversen ruhigen Plätzen, bevor Montag bis Mittwoch die Action unser Leben verwildert.
Hilde kommt in den Genuß leichtfüßiger Spaziergänge mit meinem Sohn, der dem blauen Bus ein dringend notwendiges Reinigungsbad schenkt. Und mich dann ebenso reich beschenkt. Nachts stehen wir in einer Seitenstraße, die Temperatur ist angestiegen, sodass es auch im Schlaf angenehm ist.
Mittwoch früh Labor, auch der Körper braucht seine regelmäßigen Kontrollen, damit alles einigermaßen rund läuft. Mit dem Doktor habe ich an einem Abend im Bus Tee getrunken, den Pastor an einem anderen Morgen zu einem Gespräch aufgesucht, denn auch die Seele benötigt manchmal das ein oder andere Öl, damit die geistigen Türen nicht so klemmen.
Nach 450 km sind wir von Braunschweig über Schwalmstadt und Holzappel hier angekommen, vorher schön spazieren gegangen unter den Blicken hoher Windräder und den gefallenen Früchten leergefegter Apfelbäume.
Ein Blick in der Stall, es ist gerade Melkzeit, die Bauern freuen sich über unseren überraschenden Besuch, abends sitzen wir auf einen Schwatz im blauen Bus, der auf dem gemütlichen Stellplatz sich ausruht. Die Dalmatinerkuh vorne in der Box hat meine ganze Aufmerksamkeit, sie erfüllt meine neugierige Kamera mit einer Portion Extraspaß.
Als ich Hilde in der Nacht nochmal rauslasse, spüre ich in den Wind hinein. Die Geschichten von herumstreifenden Wölfen und Wildschweinen regt meine Phantasie an, obwohl es vermutlich nur wildgewordene Wolkenformationen sind. Doch später im Bus lauscht Hilde leise knurrend mit angelegten Ohren und diesen ungewöhnlich wachglänzenden Augen nach draußen, wo ich aber nichts erkennen kann.
In der Nacht ist der Schlaf entspannt und ruhig, vorm Sturm stehen wir geschützt, und die Geister der Wolken fliegen über uns hinweg. Nassgeregnet kommen wir vom Spaziergang zurück, frühstücken gemütlich, die alten Füsse erholen sich von den neuen Wanderschuhen, die derweil im Eingang warten.
So hat jeder sein Tun. Und das ist gut so.Read more