Greece
North Aegean

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Top 10 Travel Destinations North Aegean
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Travelers at this place
    • Day 6

      Hippokrates und Hera

      April 23, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 19 °C

      Noch etwas schlaftrunken trete ich heute Morgen vor die Tür und staune: Der Himmel ist bewölkt, und das rhythmische Klopfen ist tatsächlich ein leichter Regen. Ist halt doch noch Frühjahr, und hier bedeutet das "Regenzeit". Hört aber schon auf, und wir wollen eh entspannen und nicht groß was unternehmen, macht also nichts.

      Diesen Plan müssen wir kurzfristig ändern; Ralf geht es nicht gut, sicherheitshalber suchen wir ärztliche Hilfe auf. Wie es so oft ist, ist es dann vor Ort wieder gut, aber untersucht wird jetzt schon gründlich, und das dauert. Naja, wir hatten ja nichts vor. 😇

      Auf dem Rückweg schauen wir beim Heraion vorbei, der Ausgrabungsstätte eines Hera-Tempels. Liegt bei uns praktisch ums Eck und gilt als eine der größten Sehenswürdigkeiten auf Sámos. Äh, ja, so ähnlich wie die Höhle gestern... wenn man so etwas noch nie gesehen hat, ja, dann mag es ganz sehenswert sein... 😏

      Wieder daheim geben wir uns nun der geplanten Entspannung hin. Faulenzen pur, ein Schläfchen, ein wenig Lektüre, ein wenig Hörbuch, sehr angenehm. Zum Abendessen gehen wir auch nicht mehr aus dem Haus, sondern richten uns selbst ein köstliches, einfaches Mahl. Auch so kann man es aushalten. 😎

      (Wie ich auf Hippokrates komme? Wegen der Gesundheit. Und weil der von der nahen Insel Kos stammt. Heute kam mir der Gedanke, ob wohl jede Insel hier eine Berühmtheit des Altertums hervorgebracht hat...)
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    • Day 10

      Die große Inselrunde

      April 27, 2023 in Greece ⋅ 🌬 15 °C

      Unser letzter Urlaubstag bricht an. Das Wetter ist besser als gestern, ein wenig so wie unser Aprilwetter in Deutschland. Das spricht für Erkundungen mit dem Auto und gelegentliche Spaziergänge vor Ort, wie es das Wetter zulässt. Perfekt für den großen Inselbereich, in dem wir noch gar nicht waren - die Nordküste! Auf geht's!

      Die große Ringstraße der Insel ist die einzig sinnvolle Möglichkeit, vom Süden in den Norden zu kommen. Das führt uns an Samos-Stadt vorbei, bis zum ersten Halt in der kleinen Küstenstadt Kokkaréi. Dort gibt es einen traumhaften Kiesstrand. Und merklich mehr Tourismus; ein Cafe am nächsten, Tavernas, Appartements und Mietwagenanbieter. In der Saison ist da sicher viel Leben.

      Weiter geht es die Küste entlang Richtung Westen, wir machen Abstecher in Bergdörfer, die teils auch recht touristisch erschlossen und noch etwas im Winterschlaf sind. In der größten Stadt am Westrand der Nordküste, Karlovasi, gibt es ein Gerberei-Museum, das mich interessiert hätte, ist aber leider geschlossen. Eine Weinprobe in der örtlichen Winzergenossenschaft wollen wir gerade nicht machen. 😇 Daher fahren wir noch ein Stück Richtung Westen, um das Ende der Straße auch von dieser Seite zu erreichen. Oberhalb eines Strandes mitten auf einem Waldweg ist es soweit, und wir drehen um.

      Ein kleines Abenteuer darf es schon noch sein, und so fahren wir nicht direkt zurück auf die Hauptstraße, sondern folgen einer Abzweigung mit unbekannten Ziel den Berg hinan. Spannend und holprig die Straße, auf der wir zu einem Weiler mit einer leider beschädigten Kirche und einer Handvoll Häuser kommen. Ein paar der Häuser sind frisch und aufwendig renoviert. Verlassen ist der Ort also nicht, trotz der Zufahrt. Weiter der Straße folgend kommen wir nach Lekka, einen größerer Ort am Hang mit sehr schönem Blick ins Tal, den ich mit Pagóndas vergleichen möchte. Etwas mehr Leben in der Saison, vermutlich... 😉

      Wir halten uns nicht auf. Zurück auf der Insel-Hauptstraße beschließen wir, den Kreis zu vervollständigen. Über Samos-Stadt wäre es vermutlich genau so schnell gegangen, aber weiter, und die andere Hälfte ist landschaftlich schöner, auch wenn wir die schon ganz gut kennen. 😏 Wieder in unserer Heimatregion fühlen wir den Hunger, und so essen wir zum dritten und letzten Mal in unserem"Stammlokal" an Ireons Platia, einen Grillteller mit reichlich Fleisch, wie wir es uns in Griechenland vorstellen. 😎 Ein gemütlicher Weinabend Zuhause schließt sich an, für die Abreise morgen Früh ist alles vorbereitet.
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    • Day 87

      Tränen von Chios

      October 18, 2023 in Greece ⋅ ⛅ 20 °C

      Auf Chios angekommen, starten wir zum Lidl durch. 😄 Dann lernen wir die Kostbarkeit der Insel kennen. Mastix - nie davon gehört. Habt ihr das gewusst, dass dieser besondere Harz nur hier wächst? Die Bäume (eine Gattung der Pistazie) werden im Herbst angeritzt und sondern dann diesen Mastix ab. Diese Tropfen werden gepflückt, gesäubert und verarbeitet. Was für eine Sisyphusarbeit. Er wurde schon vor 2000 Jahren zur Zahnpflege gekaut und heute noch im Kaugummi erhältlich.Read more

    • Day 88

      Chios

      October 19, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 20 °C

      Hier auf Chios kann man im Herbst viele einsame aber wunderschöne Buchten zum Übernachten finden. Die Hauptreisezeit hier ist hier der Sommer, sodass wir uns überall ungestört umschauen können: Urtypische Dörfer, ein orthodoxes Kloster und ein Wahnsinnsblick auf die wunderschöne Küste entlang der gut ausgebauten Straßen. Das Wasser ist so klar, dass wir oft schwimmen waren. Nun geht es bald auf die Fähre zum Festland. Akropolis wir kommen!Read more

    • Day 171

      Inselhopping: Samos

      February 14 in Greece ⋅ ☀️ 16 °C

      Samos hatten wir eigentlich nicht als Ziel vorgesehen. Von Kalymnos sollte es über Samos nach Ikaria gehen. Wir wussten, dass weniger (Inseln) mehr (intensivere Eindrücke) wäre. Doch oberste Reiseregel ist: immer schön flexibel bleiben. Unsere Abreise aus Kalymnos war für 6 Uhr morgens geplant. Wir also Wecker auf 4:55 gestellt, gefreut, dass das Gewitter gerade eine Pause eingelegt hat, schnell in Klamotten geschlüpft. Als wir zur Tür raus wollen, bekommt Denise eine SMS der Fährgesellschaft: Abfahrt auf Grund des Wetters erst um 13.30h nach Samos.

      Um 5 Uhr war schon klar, dass wir dadurch die Fähre am gleichen Tag nach Ikaria nicht bekommen würden...also erst mal wieder hingelegt, dann alles wieder neu durchdacht. So sind wir zwei Nächte auf Samos gelandet, da die Schiffe hier nicht täglich fahren im Winter.

      Wir kommen im netten Hafenort Pythagorio an und radeln entlang der Ostküste in die Hauptstadt mit dem kreativen Namen Samos. Es sind nicht viele Kilometer, aber es gibt einiges zu entdecken: schöne Strände, ein Naturschutzgebiet mit Flamingos und gut getarnten Chamäleons, wilde Orchideen wie daheim im Bliesgau - und viel Militär.

      Das hat seinen Grund, denn die Türkei ist hier zum Schwimmen nah. An der engsten Stelle der Meerenge von Mykale sind es nur 1,7 Kilometer. Sowohl die griechische als auch die türkische Küstenwache patrouilliert in den Gewässern. Als wir im Hafen ein Boot der EU Agentur Frontex sehen, realisieren wir DAS ist die gut bewachte EU Außengrenze.

      Wir campen an einem Strand und in einer unruhigen, weil auch stürmischen Nacht, gehen mir Gedanken durch den Kopf: Hat hier schon mal ein Boot voll mit Geflüchteten an diesem Strand angelegt? Wie gefährlich ist die Überfahrt in einem Schlauchboot? In Samos Stadt sind sehr viele Flüchtlinge unterwegs: Kinder toben auf dem Spielplatz, die Erwachsenen schleppen die Einkäufe in Plastiktüten zur Haltestelle. Von hier werden sie mit Bussen zum vollen Camp (über 3000 Einwohner, obwohl nur für 2000 ausgelegt) in den Bergen, fern von Ortschaften und ohne fließendes Wasser gebracht - so wird es uns erzählt.

      Wasser erhielten sie in Plastikbehältern - täglich eine gewisse Menge, so ein Helfer von Samos Volunteers, der in seiner Rente jedes Jahr mit seiner Frau ein halbes Jahr aus den USA herreist, um zu helfen. 80% der Bewohner:innen dürfen das Camp verlassen, während der Rest unter haftähnlichen Bedingungen lebt. Die Erzählungen sind bedrückend - jede der Fluchtgeschichten hätte ein eigenes Buch verdient, sagt der Freiwillige. Er kenne mittlerweile viele der Geschichten, da er seit 2019 jährlich hier sei. Als wir dann noch erfahren, dass die Menschen pro Person und Monat 90 Euro erhalten, davon ihre Lebensmittel kaufen müssen, wird mir noch klarer: die Not muss sehr groß sein, wenn man eine gefährliche und ungewisse Flucht über das Mittelmeer auf sich nimmt, um sein Land, seine Arbeit (sofern es welche gibt), Freunde, Familie und seinen Kulturkreis zu verlassen.
      Dass die griechische Küstenwache auch Push-Backs (d.h. die Boote werden zur türkischen Küste zurückgebracht) durchführt, bei denen Menschen ums Leben kommen, hören wir auch...obwohl sie verpflichtet sind, schiffbrüchige Menschen zu retten. Verifizieren können wir das natürlich nicht...

      Auch mit einem Kapitän von Frontex reden wir, da er am Nachbartisch sitzt und uns auf die bepacken Räder anspricht. Sie unterstützen die Griechen und patrouillieren. Push-Backs von Seiten Frontex werden verneint - es könnte sein, dass die griechische Küstenwache welche durchführe.

      Da sind wir also an der EU Außengrenze...und könnten ganz einfach per Fähre hinüber in die Türkei...

      Gut, dass das Schiff von Kalymnos Verspätung hatte, sonst wären uns einige interessante Begegnungen entgangen.
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    • Day 173

      Inselhopping: Ikaria

      February 16 in Greece ⋅ 🌬 9 °C

      Die Nacht ist kurz. Um 2 Uhr steigen wir in Ikaria von der Fähre. Der Wind ist so stark, dass wir mitsamt der Räder fast umgehauen werden. Jetzt heißt es mitten in der Nacht in die Pedale treten, um zur Unterkunft zu kommen. Googlemaps sagt, die 2 km bis zu unserem Schlafplatz seien weitestgehend flach. Kaum radeln wir jedoch aus dem Ort geht es mega steil nach oben. Tagsüber schon frustrierend, ist es nachts echt die Hölle. Egal - müssen wir durch. Umso schöner ist es um 3 Uhr ins Bett zu fallen.

      Ikaria, eine Insel in der nördlichen Ägäis, besteht vorallem aus einem - aus Bergen und heißen Radon Quellen, die sich ins Meer ergießen. 

      Die Insel zählt außerdem zu einer der fünf "blue zones" auf der Welt, was bedeutet , dass hier überdurchschnittlich viele Menschen über 90 und 100 Jahre alt sind. Erklärt wird dies mit der mediterranen Ernährung, Bewegung bis ins hohe Alter, einem sozialen Leben und wie man auf japanisch sagt dem "Ikigai" (einfach übersetzt, "das wofür es sich zu leben lohnt" = Leidenschaft).

      Auch wenn ich nicht wirklich 100 werden möchte, spazieren wir am nächsten Morgen zur ersten Radon Quelle. 

      Luzi stürzt sich umgehend ins Meer und schwimmt zur dampfenden Stelle...ich warte erstmal bis sie bestätigt, dass es auch wirklich, wirklich warm ist.

      Während der ersten Tage in Ikaria lernen wir die Griechinnen Makrina, Kiki und Sophia kennen. Sophia lebt in der Schweiz und ist seit 3 Monaten auf Ikaria, die anderen beiden sind Freundinnen, die hier ein Wochenende verbringen. Sie sprechen perfektes Deutsch und während wir uns unterhalten, erzählen sie, dass sie in Deutschland groß geworden sind, mittlerweile aber seit vielen Jahren wieder in Griechenland leben. Nicht nur das Wetter sage ihnen hier mehr zu. 
      Ganz spontan laden sie uns ein mit zum Spaghettifest in einem der umliegenden Dörfer zu kommen. 

      Obwohl wir heute eigentlich schon weiter zur anderen Inselseite wollten und unsere Räder quasi schon bepackt auf uns warten, fällt uns die Entscheidung leicht: wir bleiben noch eine Nacht länger hier. Denn ein griechisches Spaghettifest darf man sich doch echt nicht entgehen lassen. 

      Auf dem Fest werden wir nicht nur mit Essen (natürlich Spaghetti) und griechischem Rotwein belohnt, sondern auch mit Musik, Tanz und dem Aufschneiden eines Neujahrkuchens, in dem eine Münze versteckt ist und dem Finder ewiges Glück verspricht. 

      Während ich mir noch überlege im Fall der Fälle die Münze einfach unterzuschlucken, um nicht nach vorne zu müssen, schwingt Luzi schon mit den Anderen ihr Tanzbein. 

      Zurück vom Fest beschließen wir gemeinsam noch die etwas in die Jahre gekommene Therme mit ihren Indoorbadewannen zu nutzen und am nächsten Morgen gemeinsam zu frühstücken, bevor wir uns von den Dreien verabschieden und schließlich aufs Rad schwingen. Die erste Ikaria-Etappe schreibt Rekorde: nach ganzen 5,6 Kilometern gefällt es uns an den nächsten heißen Meeresquellen so gut, dass wir einfach die Nacht hier bleiben.

      Dann kommt der unausweichliche, harte Ritt über Ikaria's Berge, um nach Evdilos zu gelangen. 

      In Evdilos angekommen wissen wir beide, dass wir diese Seite mit dem Fahrrad definitiv nicht mehr verlassen werden. Kurzerhand kümmern wir uns um ein Mietauto für die nächsten drei Tage. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen in diesem Jahr kein Auto zu mieten, aber nach so vielen bergreichen Inseln habe ich einfach keine Lust mehr in die Pedale zu treten, um gefühlt im Kreis auf einer Insel zu fahren. 

      Mit dem Auto sehen wir Teile der vielfältigen Insel, die wir mit dem Rad niemals erkundet hätten. Wir genießen diese drei einfachen Tage voll und ganz - einfach noch schnell ein Bierchen kaufen gehen, einfach noch schnell zu einem Strand runter fahren, einfach noch schnell bis zum Leuchtturm der Insel fahren und einfach schnell ein schönes Plätzchen zum Zelten suchen. Toll, es mal einfach einfach zu haben!!!

      Nach 8 Tagen Ikaria kann ich sagen, dass mir diese Insel ganz besonders gefällt. Dies liegt wahrscheinlich in erster Linie an den netten, herzlichen Menschen, die wir hier getroffen haben, zugleich an der Vielfalt der Insel auf relativ kleinem Raum. 
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    • Day 184

      Inselhopping: Lesbos

      February 27 in Greece ⋅ ☀️ 16 °C

      Lesbos - unser letzter Stopp des Inselhoppings quer durch die Ägäis, bevor es in die Türkei geht, ist für mich ein sehr emotionaler Ort. Er wühlt mich auf und meine Gedanken kreisen sehr viel um das Thema "Flüchtlinge".

      Dass wir zu Beginn auf dieser Insel erstmal nach Skala Eressos aufgebrochen sind, um uns von der "Frauenkommune" einen Eindruck zu verschaffen, ist in den Hintergrund gerückt. Dennoch möchte ich auch diesen Ort würdigen, da er vermutlich einzigartig ist.

      In Skala Eressos habe ich das Gefühl, "hier ist die Welt noch in Ordnung". Egal ob hetero, lesbisch, schwul, trans, binär oder oder, hier wird man so genommen, wie man ist. Der Ort ist bekannt für sein einwöchiges Frauenfestival im September. Und es gibt mir einfach ein gutes Gefühl zu spüren und zu erfahren, dass sich hier viele Frauen entschieden haben zu leben, die einfach ihr Ding machen. Ich fühle mich hier irgendwie frei.

      Luzi und ich haben ganz blauäugig keine Schlafmöglichkeit gebucht, weil wir dachten, ein Hotel hat ganz sicher auf. Aber Pustekuchen! Wir stehen vor verschlossenen Türen und ich bin kurz davor die Nerven zu verlieren, weil ich mich (nach 4 Tagen wild campen und baden in heißen Quellen) endlich wieder duschen möchte und mich wirklich auf ein Bett gefreut habe. Luzi ist entspannt - ganz nach dem Motto "ach, es wird schon eine Lösung geben". Und in der Tat - sie hat recht. Nachdem sie in einer Bar nach einer Schlafmöglichkeit gefragt hat, laufen die Handys heiß im Ort und wir werden in ein Reisebüro geschickt, was sich auf Frauenreisen spezialisiert hat und schwupps di wupps organisiert die Besitzerin den Schlüssel eines eigentlich geschlossenen Hotels und wir haben ein Zimmer 🙃. Der Ort liegt in einer wunderschönen weiten Bucht mit Sandstrand. Die Fahrt hierher war landschaftlich spektakulär. Tolle und abwechslungsreiche Berge. In der Saison muss es noch schöner hier sein, wenn die hölzernen Terrassen der Restaurants und Bars voller Leben sind und Lebensfreude pur versprühen. Wir haben einen schönen Abend im Ohana Saloon bei leckerem Essen, Bier, netten Gesprächen mit Expats und griechischer live Musik.

      Nach diesem schönen Wochenende sind wir wieder in Mytilini und beginnen unsere Arbeit im Hope Project.
      Phillipa und Eric aus Großbritannien, die seit vielen Jahren in Lesbos leben, gründeten das Projekt 2015, nachdem sie zahlreiche Flüchtlinge an der Küste im Meer gerettet hatten. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum Hilfe für die Geflüchteten.
      Von den Geschichten und Erfahrungen der beiden bekomme ich Gänsehaut. Es ist bedrückend und traurig zu hören, wie mit den ankommenden Menschen umgegangen wird und wie sie hier leben. Ganz davon abgesehen, dass sie bereits viele Tote, Sterbende und Verletzte gesehen haben. Zugleich erzählen sie uns auch von der Freude und Erleichterung der Menschen, die diese Überfahrten überleben, und an der Küste Hilfe bekommen.

      Mittlerweile macht sich jede Person strafbar, die Menschen aus dem Meer rettet - quasi als Beihilfe zur Schlepperei. Bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe erhält man dafür. Eric und Philippa droht, sollte das Verfahren jemals eröffnet werden, eine unendlich lange Haftstrafe. Deshalb haben sie sich von der Rettung an der Küste zurück gezogen und konzentrieren sich voll auf ihr Projekt und damit auf die Unterstützung der Menschen aus dem Flüchtlingslager.

      Auch wenn in Moria, das Camp, welches 2020 abbrannte schlechtere Bedingungen herrschten, sieht das aktuelle Lager von außen ziemlich abschreckend aus. Es ist von Mauern mit Stacheldraht umgeben und hat für mich eher einen Gefängnis Charakter.
      Wir arbeiten mit dem Hope Project außerhalb des Lagers, denn alle NGOs, die im Camp sind, müssen krasse Verhaltensregeln unterschreiben und versichern, dass sie nichts nach außen tragen. Eric und Philippa haben sich bewusst dagegen entschieden, da sie sich nicht den Mund verbieten lassen, sondern lautstark auf Missstände hinweisen möchten. Eric schreibt übrigens jede Woche eine Mail an die EU - noch nie kam eine Antwort.
      Die EU scheint die Augen vor den Misständen und beweisbaren Pushbacks, sprich dem offensichtlichen Verstoß gegen internationales Recht zu verschließen. Die griechische Regierung behauptet, es gäbe sie nicht. Dabei finde ich im Internet zahlreiche Videos auf NGO Seiten.

      Im Hope Projekt helfen zahlreiche Menschen verschiedenster Nationen in der Kleiderkammer - unentgeltlich. Doch sie erhalten im Gegenzug eine Wohlfühlzone außerhalb des Camps. Es gibt eine Küche für die Freiwilligen, einen Kunstraum auch für Interessierte aus dem Camp, sowie einen kleinen Trainingsraum und einen Beautysalon. Das gibt den Freiwilligen ein Stück Normalität. Ansonsten sind ihr Alltag und ihre Gedanken nämlich vorallem von einem beherrscht: Warten!

      Warten auf die Eröffnung ihres Asylverfahrens, warten auf die Entscheidung des Asylverfahrens und warten auf eine (vielleicht) bessere Zukunft. Viele Monate können bis dahin vergehen. Eine Familie aus Afghanistan hat sich nach 14 Monaten über die Bewilligung des Asylantrags riesig gefreut. Sie machen sich jetzt auf den Weg nach Finnland.

      Ihre Geschichten, die wir hören sind unvorstellbar für uns. Manche sind seit Jahren auf der Flucht, manche wurden an Grenzen zusammen geschlagen und manche hatten Todesängste in dem Schlauchboot über das Mittelmeer - auch um diese Geschichten aus erster Hand zu erfahren, sind wir hier und es ist heftig und aufwühlend.

      Wir werden von allen herzlich aufgenommen und kommen mit vielen ins Gespräch. Nach Deutschland möchten übrigens die wenigsten von ihnen. Wir essen gemeinsam mit ihnen zu Mittag und vorallem in den ersten Tagen habe ich das Gefühl, dass ein krasser Unterschied zwischen uns herrscht: unser Pass!
      Während wir aus dem Zufall unserer Geburt heraus in der glücklichen Situation sind, reisen zu dürfen, wohin wir möchten, steht diesen Menschen kein Land in Europa einfach offen. Sie müssen hoffen und bangen, dass sie aufgenommen werden. Uns gibt das nicht nur ein gutes Gefühl, es nagt an uns und macht uns sehr nachdenklich und auch demütig. Fast schäme ich mich für meine Priviligien.

      Wir sind auch dankbar, dass es Menschen wie Eric und Philippa gibt, die sich aufopfern und einsetzen für Menschlichkeit und Würde. Trotz aller Anfeindungen (ja, es gibt auch Griech:innen, denen nicht gefällt, dass sie helfen) und Widrigkeiten (korrupte Politik), bleiben sie auf Lesbos - "There is always HOPE" sagen sie und ich ziehe meinen Hut vor ihnen.

      Es fühlt sich schon etwas seltsam an, jetzt in die Türkei zu fahren - von dort sind alle hierher übergesetzt und wir machen uns in die entgegengesetzte Richtung auf.

      Hier noch einige Links:
      Hope Project Greece
      https://www.hopeprojectgreece.org/
      Dokumentation von Push-Backs https://aegeanboatreport.com/
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    • Day 1

      Unterkunft

      June 17, 2022 in Greece ⋅ 🌙 24 °C

      Die Reise hat lange gedauert, dementsprechend müde bin ich...
      Aufstehen um 3.00 Uhr, Andreas hat mich zu Claudia nach Tulln gebracht und Georg hat uns zum Flughafen chauffiert. Zum Glück ist um diese Zeit noch nicht allzuviel los und wir können die Gepäckausgabe und den Sicherheitscheck rasch passieren. Der Flug nach Athen startet zwar mit zehn Minuten Verspätung, aber das holen wir mir Rückenwind wieder ein. Nur der Weiterflug nach Lesbos lässt dann wegen einem technischen Problem auf sich warten, schließlich haben wir zwei Stunden Verzögerung. Auf Lesbos empfängt uns der Fahrer und dann geht es noch ca eine Stunde in den Norden der Insel. Das Retreat Center ist ein großes Grundstück mit Blick auf das Städchen Myvonos.Read more

    • Day 2

      Samstag

      June 18, 2022 in Greece ⋅ 🌙 23 °C

      Ich habe gut geschlafen, die Betten sind sehr bequem, überhaupt die Zimmer superschön, schlicht, sehr neu. Direkt vom Bett aus sehe ich auf die Stadt am Hügel drüben, hinterhalb sieht man in die Türkei - Lesbos befindet sich sehr nahe der Türkei und somit zum Asiatischen Kontinent. Da mein Fuß ein bissl spinning ist bin ich heute noch nicht viel herum gegangen. Unser Haus liegt eine sehr steile Betonstraße hinauf, da überlegt man sich öfter rauf und runter zu gehen. Das Essen gibt es weit unten und ist sehr sehr gut! Wir sitzen draußen in einer hübschen Laube und gleich daneben ist der Seminarraum.
      In der Mittagspause war ich am Pool und habe gefaulenzt 😁
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    • Day 3

      Sonntag

      June 19, 2022 in Greece ⋅ 🌙 23 °C

      Nach dem Frühstück ging's um 10.00 wieder weiter mit meditieren im Seminarraum. Um 13.00 dann Mittagessen unter der Laube. Das Wetter war heute sehr angenehm, denn der Wind von gestern hat sich gelegt. Jedenfalls ist es zuhause im Moment viel! heißer als hier. Die Mittagspause hab ich am Pool verbracht, weil ich vermeide nach wie vor zu viel Herumgehen...mein linker Fuß tut immer noch weh...ich hoffe das wird bald besser - übermorgen ist eine Morgenwanderung geplant!
      Am Nachmittag waren wir paarweise im Pool und einer hat den anderen im Wasser schweben lassen. Das Abendessen war dann umso besser: griechisches Briam, Zitronenofenerdäpfel, Bohnensalat mit Sellerie, Karotten und Lauch und Karottensalat. Den Sonnenuntergang haben wir dann gemeinsam bei Karen auf der Terrasse angeschaut.
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    You might also know this place by the following names:

    North Aegean, Βόρειο Αιγαίο, Égée-Septentrionale, Egeo Settentrionale, 북부 에게 주

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