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- Jun 27, 2024, 1:28 PM
- ☀️ 29 °C
- Altitude: Sea level
- GrenadaCarriacou and Petite MartiniqueL’EsterreMabouya Island12°29’23” N 61°29’41” W
Auf der Flucht vor dem Hurrikan
June 27 in Grenada ⋅ ☀️ 29 °C
Eigentlich wollten wir viel länger in der schönen Bucht Chatham Bay auf Union Island bleiben. Tolle Natur, schönes durchsichtiges Wasser, die Boatboys sehr nett und unaufdringlich. Aber wie das so bei Seglern ist, das Eine ist der Plan, und dieser wird meist durch Irgendetwas über den Haufen geworfen. In unserem Fall ist es diesmal ein drohender Hurrikan. Er ist gerade damit beschäftigt, sich über dem Atlantik aufzubauen, und soll am Montag bei uns in der Karibik sein. Keiner weiß im Moment genau, wie stark er werden wird, und wo er genau entlangzieht. Im Moment sieht es aber so aus, dass sich sein Auge genau auf uns richtet, wir müssen also weg hier.
Als erstes heißt es Ausklarieren aus dem Land „St. Vincent and the Grenadines“. In der Bucht, in der wir geraden liegen, geht das nicht. Es gibt drei Möglichkeit zu den „Customs and Immigration“ zu kommen: Wir können mit unseren Papieren im Rucksack über den Berg nach Clifton Wandern, direkt mit unserer Vitila in die Clifton Bay Umankern, oder mit dem Dinghi 5 sm in die Clifton Bay hinüberpreschen.
Mit dem Segelboot wollen wir nicht hin, weil Ankern schlecht möglich ist, und die Boatboys, die Einem dort eine Boje zum Anlegen „verkaufen“ wollen, einen sehr schlechten Ruf haben. Wandern wäre schön, wir müssten aber über einen hohen Bergrücken, und 2-3 Stunden bei der Hitze und dem Zeitdruck macht keinen richtigen Spaß…. Wir entscheiden uns daher für das Dinghi. Im Schutz unserer Bucht kommen wir zunächst auch gut voran. Aber als wir ums Kap biegen, bläst der Wind mit einem Mal von vorn, und die Wellen werden auch immer höher. Wir haben etwas über die Häfte der Strecke von 5 sm hinter uns, da werden die Wellen so gewaltig, dass ich ans Umkehren denke. Der Motor spinnt auch mit einem Mal. Irgendwas müssen wir jetzt ändern. Den Motor bringe ich zur Vernunft, indem ich ihn ausschalte und wieder starte. Den Wellenritt will ich nun durch eine Fahrt hinter dem Riff etwas angenehmer gestalten. Als wir uns indes der Stelle nähern, wo ich das Riff passieren will, wird es sehr flach beim Hinunterblicken und die Wellen eher unangenehmer, so dass wir auf eine Weiterfahrt verzichten müssen. Wir drehen zunächst um in Richtung unserer Ankerbucht.
Doris hat plötzlich die Idee, in eine andere, benachbarte Bucht zu fahren und das letzte Stück zum Hauptort Clifton doch zu Fuß zu gehen. Gute Idee denke ich und steuere auf gut Glück ein Dinghidock an, und wir können mit Zustimmung der Einheimischen dort gut festmachen. Ich gebe die zu laufend Stecke in Komoot ein, und los geht es. Knapp 3 km liegen vor uns, leider ohne Wasservorrat, wir haben ja auch keine Wanderung geplant. Was soll’s, vielleicht finden wir unterwegs etwas.
Da hält neben uns ein Kleinbus und Jemand fragt freundlich heraus, ob wir mitfahren wollen. Ja gern, wohin fährt er denn? Nach Clifton. Wir sagen dem Fahrer unseren Wunsch, und so werden wir direkt bis vor das Büro der Ausklarierungsbehörde gefahren, toller Service! Jetzt die nächste Hürde. Wir erwarten eine große Menschenmenge im Büro, weil viele Segler wegen des Sturmes in den Süden streben, und der Dame im Office geht zusätzlich ein negativer Ruf voraus. Die erste Überraschung, es ist nur EIN weiterer Segler vor uns im Büro, und die Dame ist heute gut drauf, sie hat sogar ein Lächeln für uns. Wir haben die Formalitäten nach 15 min. erledigt, und stehen schneller wieder auf der Straße als gedacht. Wir gehen wieder zurück Richtung Boot und werden von einer Frau angesprochen, ob wir Obst kaufen wollen. Erst schauen wir uns verdutzt an und ja, da war doch noch was, Obst und Gemüse war in den letzten Tagen völlig ausgegangen. Heute Morgen hat uns Alex, ein Bootboy, zwar schon Mangos vorbeigebracht, aber Tomaten, eine Avocado und ein frischer grüner Salat wanderten dann doch noch in unseren Rucksack. Wieder geht es auf die Straße, und in dem Moment kommt wieder so ein Kleinbus angefahren. Ich halte die Hand raus, er hält an, fragt kurz wohin, und nach kurzer Preisabsprache geht die Fahrt ab, unglaublich. diese Busse halten unterwegs immer wieder an, wenn Jemand Ein- oder Aussteigen will. Nach 50 Minuten insgesamt sind wir wieder an unserem Dinghi, haben uns ausklariert, eingekauft und den ganzen Weg hinter uns gebracht. Damit haben wir im Traum nicht gerechnet, super! Bei ordentlichem Wellengang geht es wieder zurück zum Boot.
Inzwischen sind von 15 Booten nur noch zwei in der Bucht, unsere Freunde Resi & Werner und wir. Diese sind allerdings per Fuß unterwegs zum Ausklarieren. Jetzt flott alles Klarmachen zum Ablegen. Schnell noch den Abwasch erledigt, Segel Fertiggemacht, und der Startschuss fällt. Das Groß habe ich bereits vor dem Anker hochgezogen, alles geht soweit gut, der Anker kommt schön hoch und rastet brav im Ankerkasten ein. Aber was ist das nun schon wieder? Beim Beschleunigen kommt ein komisches Geräusch vom linken Propeller. Schnell wieder in den Leerlauf Schalten und Nachsehen. Da hängt doch wirklich eine rote Leine in unserer Schraube. Was nun? Gleich wieder Umdrehen, neu Ankern und ins Wasser springen, oder Weitersegeln? Wir entscheiden uns für‘s sofortige Kontrollieren. Hier kenne ich die Bucht, und die Maschinen müssen immer beide einsatzbereit sein. Schnell das Segel eingeholt und den Anker ausgebracht. Das gestaltet sich etwas schwieriger mit nur einem Motor, gelingt aber auf Anhieb. Ich hoffe inständig, dass nichts am Antrieb passiert ist. Beim Abtauchen sehe ich gleich das Problem: wir haben uns tatsächlich eine orange Leine eingefangen, zum Glück kann ich sie ohne Weiteres lösen, und es scheint auf den ersten Blick auch nichts weiter passiert zu sein. Dummerweise ist es unsere eigene Schuld, es handelt sich um die rote Leine, mit der unser Rettungsring an der Reling (offenbar mangelhaft) befestigt war.
Es ist nun kurz nach zwölf, und der zweite Start aus der Bucht gelingt jetzt auch. Wir haben guten Wind, und es geht auf nach Carriacou. Nach 1 1/2 Stunden sind wir bereits an der Bucht L‘Esterre, wo wir einklarieren wollen, da erreicht uns die Nachricht von zwei befreundeten Pärchen, dass sie gleich nach Ronde Island Weitersegeln wollen. Ich beratschlage mich kurz mit Doris und ändere ebenfalls den Kurs. Einklariert wird dann morgen auf Grenada. So ist das mit uns Seglern, wir haben Pläne, aber was wirklich kommt, das wissen wir nie. Das macht dieses Leben aber auch spannend!Read more
Traveler Da überschlagen sich ja die Ereignisse bei euch!!
Doris Jäger Ja, jetzt sind wir auf Grenada angekommen. wollen nach dem Sturm evtl. noch weiter nach Tobago. habt ihr dort mal getaucht? LG
Traveler Wow! Passt gut auf euch auf! Mittlerweile haben wir es mit Beryl ja mit einem ausgewachsenen Hurrikan zu tun und der scheint Grenada auch ganz interessant zu finden...
Traveler Er findet Grenada definitiv interessant. Inzwischen wurde er auf die Stufe 3 hochgestuft. Wir sind inzwischen auf der Flucht nach Trinidad.
Traveler Kommt gut und sicher an! Alles Gute Euch!
Traveler Take care meine Freunde. 🍀