• ColourfulLife

    15 december 2018, Indonesië ⋅ 🌧 26 °C

    ColourfulLife oder DerLängsteTag
    Es ist Halbvier, ich hab fast sechs Stunden geschlafen und ich bin fit wie ein zzz...chrrr...zzzzzz. Inas Kiste ist noch dunkel, schläft Zehn vor Vier noch, wir wecken sie besser mal und um Punkt Vier stehen alle da wie das blühende Leben. Gut dass es dunkel ist. Der Rasta-Neffe vom Cheffe steht im Parka mit Pelzkragen vor Kälte schlotternd vor dem Auto und legt sich für die Fahrt noch eine Decke um. Ich könnt ja schon wieder zusammenbrechen über dieses Bild für Götter. Es hat so um die 18 Grad.
    Auf der 40minütigen Fahrt gibts die Cuba Hits 2018 Compilation als Dröhnung, statt Kaffee.
    Bäm, wir sind am Parkplatz. 150k IDR, 9€, Eintritt für den Nationalpark abdrücken uns los gehts, rauf auf den Berg, erst Stufen, dann Steig.

    Ina ist jetzt wach und fängt an, mir ihr Reiseleben zu erzählen, ohne Punkt und Komma, aber sehr nett und einnehmend.
    Sie ist promovierte Physikerin Mitte 30 und aus einem Jahr sind zweieinhalb Jahre Reise geworden. Dieses Mal. Ein Jahr durch Australien, dort Work and Travel, Kirschen Pflücken war für sie der beste und leckerste Job, Neuseeland, Tasmanien, 6 Monate auf dem Segelschiff als Crewmitglied für lau durch die Südsee, Französisch Polynesien, Hawaii, Divemaster gemacht, Neu Guinea, dann Indonesien von Osten nach Westen. Ihre Augen leuchten. Flores, bzw. Moni, ist für sie der erste größere Schritt zurück zu den Annehmlichkeiten der Zivilisation nach längerer Zeit. Richtige Betten, keine Tiere im Schlafraum, auch mal fließend Wasser... Für mich war Moni das reduzierteste an Annehmlichkeiten auf dieser Reise bisher. Wie weit man sich darüber hinaus noch reduzieren kann, das ist spannend zu hören und teilweise heftig. Hardcore Traveler. Ich würde sehr gerne wissen, wie weit ich meine Ansprüche für längere Zeit reduzieren könnte. Ich denke, man passt sich schnell an, sofern die Umstände zur Reiseidee passen. Ich habe die Weltreisenden als die größten Optimisten und Camäleons kennengelernt.
    Ina wird zu Weihnachten wieder wegen ihrer Familie zurück in Deutschland sein. Lieber würde sie weiter reisen, in die Ewigkeit. Diese Reise hätte einen neuen Menschen aus ihr gemacht, einen Menschen den sie mag, mit einem neuen Wertesystem, in einer anderen Welt in einer anderen Dimension. Sie hat keine Ahnung wie es für sie weitergeht, weitergehen könnte. Sie weiss, dass die Reise nicht ewig gehen kann. Dann wird sie ganz still.

    Es ist immernoch dunkel als wir am Gipfel ankommen. War ja nur ne gute halbe Stunde Aufstieg. Nein, wir sind keine Trekkinghelden, sonst hätten wir zweieinhalb Stunden früher starten müssen, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein. Ne ne.
    In der Mitte des Gipfelplateaus ist in der Mitte ein beachtlich großes pyramidenähnliches Gebilde mit Treppen gebaut, für eine bessere Panoramasicht. An dessen unteren Stufen bauen sich die Händler auf, die uns einen Kaffee mit Ingwer zubereiten. Schmeckt sehr ungewöhnlich, bin aber kein Fan von.
    Es dämmert, ein Silberstreif am Horizont, die Seen werden langsam sichtbar. Drei sind es, drei tiefe kreisrunde Seen, umgeben von steil abfallenden, felsigen Kraterwänden. Das besondere ist, dass ihr Schwefelgehalt mit den Gasen reagiert, die im See aufsteigen. Je nach dem wie hoch dann auch noch der Sauerstoff dazu in dieser Suppe ist, verändern sich die sehr intensiven Farben der Seen. Von knalle Türkis, Blau über Weiß bis Petrol bis tief Rot. Diese Veränderungen passieren jedoch langsam über Monate.

    Zwei Seen liegen vor uns mit Blick in die Morgensonne. Ich muss euch nicht erzählen, wie es sich anfühlt, wenn man erlebt, wie die Farben in der heller werdenden Morgendämmerung aufwachen und langsam ihr Spiel entfalten, sich die Dimensionen der mächtigen, tiefen Krater allmählich offenbaren, der sagenhafte Blick in weite Ferne auf die nebligen Vulkanberge am Horizont. Die Kraterseen werden zu Farbtöpfen, ein grelles Türkis die einen, ein intensives Petrol der dritte im Schatten der Morgensonne. Sitzen, Staunen, Herumlaufen, Fotografieren, Kaffee, Kaffee, Ratschen, Still sein. Die Sonne wärmt langsam ordentlich und ihr Licht spiegelt aus unserem Blickwinkel die Farben weg. Wir wechseln gegen Halbneun den Standpunkt, wandern den Kraterrand entlang und bekommen so noch einmal die unwirkliche Schönheit der Seen aus anderer, entspiegelter Sicht im Licht der höher stehenden Sonne präsentiert. Man muss ja sagen, wir haben ein weiteres Mal Glück mit dem Wetter, es hat kaum Wolken am Morgen.

    Für den Rückweg haben wir uns entschieden, die ganze Stecke bis Moni zurück zu laufen. Drei Stunden bei angenehm bedecktem Himmel auf schmalem Pfad durch Jurassicpark Vegetation, riesige Farne, hohe Gräser, Luftwurzeln, Blüten, deren kleine Geschwister wir nur aus der Zimmerpflanzenabteilung kennen.

    Schon etwas tiefer kündigen Bananenstauden erste Landwirtschaft an. Kühe mit Kälbchen stehen unvermittelt in der nächsten grünen Nische. Hunde, viele Hunde. Einfachste Bauernhöfe, aber mit fetten Satellitenschüsseln.
    Hello Miesterr! Cam, cam, Coffi, drink Coffi, cam, Miesterr! Auf dem Weg waren es sicher mehr als ein halbes Dutzend Einladungen, die wir freundlich ablehnen mussten.
    Meine Gruppe ist sehr zügig unterwegs, für meinen Geschmack etwas zu zügig, ich verzichte vielleicht auf Einladungen zum Kaffee, aber nicht aufs Entdecken, Innehalten, Fotografieren. Schnell vergrößere ich den Abstand, bleibe aber lieber wenigstens auf Rufweite, falls sich mal der Weg uneindeutig gabelt, was dann tatsächlich auch der Fall war.

    Marie, oh mutige Marie, du Reiseküken. Du gut behütete Tochter, frisch von der Schule, deine Stimme ist noch so leise, aber du sprudelst, mit so vielen Ideen und leuchtenden Augen hast du dich in die Welt aufgemacht, selbstverständlich vegetarisch, rankende Blüten um deinen Arm tätowiert und dein kleines Budget macht dich noch mutiger, mutig allein durch Indonesien, Australien, Neuseeland, Südamerika. Liegt alles noch vor dir. Dein selbstbewusstes Konzept und dein Idealismus lässt Ina leise Lächeln, den schlauen Schmetterling. Marie, du grüne Raupe, verliere nie deinen Mut und deinen Idealismus und deine Zuversicht, nur so geht’s, ich wünsche dir eine gute Reise! Als wäre es meine Reise.

    Inas Erfahrungen sind Heute bei Marie sehr gefragt. Das Gespräch reißt nicht ab, bevor wir wieder im Guesthouse sind.
    Bevor wir dort ankommen passieren wir noch so einige Dörfer, Horden neugieriger Kinder, Straßenbaustellen, wunderschöne Landschaften und Rundumblicke.
    Auch wenn es bewölkt ist, wir sind alle klatschnass geschwitzt. Und plötzlich sind wir zurück. Ich sags euch, so ein Bucketshower ist großartig!

    Während der Tour habe ich mit den Holländern ausgemacht, dass wir uns schon nach Mittag weiter auf den Weg nach Maumere an der Nordküste machen. Hier in Moni gibt es nicht wirklich Roller zu mieten und Fahrer mieten ist richtig teuer, alles von Privat und wenns gerade gut reinpasst. Es gibt einfach keine touristische Infrastruktur.
    Kurzer herzlicher Abschied von Ina und Marie und weiter.

    Unser Gastgeber shuttelt uns runter ins Dorf. Dort gehen wir Essen, im Mopi-Kopi, superlecker, davon habe ich ja schon geschwärmt. Und ohh, dieser Mangosaft...
    Dann setzen wir drei uns an den Straßenrand und warten auf einen Minibus, einer von einigen, die diese Strecke bedienen und der irgendwann mal vorbeikommen soll.
    Eine Viertelstunde nur warten wir. Glück gehabt. Rucksäcke aufs Dach geschmissen und ab dafür.
    Der offene Hop on-hop off Bus ist eine Klapperkiste, die elegant scheppernd mit ächzender Kupplung und quietschenden Bremsen die vielen Kurven, Raufs und Runters nimmt bis wir nach zweieinhalb Stunden in Maumere ankommen. Ich blicke kaum auf, weil ich dringend meine Erzählungen loswerden muss.

    Wir werden bis vor den Eingang vom Pantai Paris Hostel gebracht. Ich habe natürlich wieder nicht gebucht, aber wir sind eh die einzigen Gäste. Das Hostel hat uns Ina empfohlen. Es liegt direkt am Meer, aber kein Strand, nur Felsen. Der Dorm ist sehr großzügig aus Holz gebaut und das beste, die Doppelbetten (!) mit Moskitonetz stehen dem runden Grundriss folgend entlang der Fenster. Gefällt mir. Großzügige Gemeinschaftsbäder ausserhalb um die Ecke dazu.

    Eigentlich wäre mir jetzt sehr nach Schlafen, aber ich habe noch keinen Plan für die nächste Zeit, ausser dem Wissen dass ich jetzt unbedingt an einem Strand ausruhen möchte, den ich, so wie ich mir den vorstelle, aber hier in der nächsten Umgebung nicht finden werde. Das Ding ist, die wenigen Hotels am Strand kosten richtig viel und die Budgethütten sind mir einfach zu weit weg. Ich merke, ich bin müde und bequem, ich mag jetzt echt ne kleine Pause.
    Vince rät mir dafür Lombok oder Nusa Penida, eine kleinere Insel gleich bei Bali. Hatte ich letztes Jahr eh schon im Blick.
    Ein bisschen hin und her überlegt, nachgelesen, in mich hineingehört. Es wird Lombok.
    Flüge buchen. Das Wifi ist richtig richtig mistig hier. Das Laden dauert ewig. Skyscanner, Flüge für Morgen über Bali gefunden mit Sriwijaya Air. Direkt auf der Airline Seite gebucht, über Kreditkarte bezahlt, und tschak, Vorgang abgebrochen, keine Buchungsnummer, keine Bestätigung, nur eine Oops!-Da-ist-was-schiefgelaufen-Seite von der Airline. Naja passiert. Nochmal, same procedure, bezahlt, tschak wieder angebrochen. Same same ...Ne, oder? Ich checke meine Kreditkarte am Bankaccount, sie wurde belastet, 2 x, geile Sache. Ich will weg, ich will diese Tickets und versuche noch einen anderen Weg, separate Buchungen über die indonesische Tiket.com. Klappt!
    Der ganze Unsinn hat wegen diesem mistigen Internet über 2 Stunden gedauert, ich bin total müde und genervt, aber auch noch ordentlich hungrig.

    Jemand hat mir von einem Resto gleich nebenan erzählt, da gehe ich hin. Es ist eine Reggaebar mit Liveband. Die Band ist so lala, das Hühnchen ok, das Bintang rettet mich. Heimweg, Beschwerde an Sriwijaya geschrieben, Kreditkarten Stopp an Bank, Duschen, Bett, tot um 24:00. was für ein ewiger Tag.
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