• So so zen!

    December 1, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 25 °C

    Ganze elf Stunden haben wir geschlafen als wir um neun aufwachen, herrlisch. Es ist bewölkt und ziemlich frisch, vielleicht 18 C. Um noch Frühstück zu bekommen müssen wir uns sputen. Rührei mit Baguette und Banana Pancake, Kaffee dazu, das war’s dann schon.
    Den zweiten Kaffee trinken wir auf dem Zimmer und schmieden den Plan für heute: ma gucken, wie Luang Prabang so aussieht insgesamt. Der Himmel klart auf und kurz nach Mittag ziehen wir los. Alles neu, wie spannend!

    Auf die Hauptstraße, Richtung Nachtmarkt, Richtung Altstadt, der Verkehr hält sich in Grenzen, die Läden sind geöffnet. Als erstes fällt uns die Architektur auf. Die meisten Häuser einstöckig, eine Mischung aus französischem Kolonialstil und asiatischer Architektur. Auch genau deswegen wurde die Altstadt von Luang Prabang zum Weltkulturerbe ernannt, sehr charakterstiftend diese Mischung und sehr erfreulich anzusehen.

    Luang Prabang hat sich etwas sehr wichtiges erhalten, nämlich seine Ursprünglichkeit, das alte Indochina. Wir sind entzückt von kleinen Seitengassen, in denen sich ein schön gestalteter Shop neben den anderen reiht, Cafés, Boutiquen, Guesthouses, natürlich immer wieder wie überall, die Touranbieter, Rollerverleiher, Massage Spas, Aber alles in keinem Fall so drüber wie in Thailand oder auf Bali, alles sehr low und unaufdringlich, eher ein entspanntes Abhängen als geschäftiges Treiben.
    Und so fließen wir durch die Gassen hindurch, genießen unsere Blicke nach links und nach rechts, die ersten Stöcke aus Fachwerk oder Teakholz lassen wir auch nicht aus, woah, ist das entspannt hier, was ein gutes Ankommen.
    In einem Sportladen kaufe ich mir spontan schinesische Flip Flops für siebenfuffzich, die die ich dabei habe sind bretthart und etwas zu groß. Die Neuen passen super, ich bin gerettet!

    Am Straßenrand sitzt eine ältere Dame vor einem Tisch mit diversen Nudelgerichten darauf und grün eingewickelten Etwassen. Sie erinnert mich ein bisschen an den Jedimeister Yoda. Diese Röllchen haben wir schon vorhin gesehen, waren uns da aber nicht ganz sicher, ob das vllt eine Suppeneinlage ist, die erst gegart werden muss. Sind sie offensichtlich nicht, weil wir bei anderen sehen, dass sie sofort verspeist werden, also müssen wir die jetzt unbedingt sofort probieren! Wir setzen uns zu einem laotischen Paar an den kleinen Tisch und zeigen Yoda die Wickel unserer Wahl und auf ein Nudelgericht mit rötlicher Soße und Grünzeug, das wir auch gleich probieren würden.
    Die Wickel sind aus Weißkohl, frischen Betelblättern oder einem Salatblatt, innen befindet sich eine aromatische Paste vor allem aus Erdnüsssen. Wow! Das Nudelgericht erinnert mich an Padthai, aber anders, limoniger. Wir lernen heute das Wort Danke - Khapchai - Danke für dieses leckere Vergnügen!

    An der Chinesendichte erkennen wir, dass wir bald den Königspalast erreichen. Gebaut Anfang des 20. Jhdts, als ein Geschenk von den Franzosen. Am prominentesten ragt gleich am Anfang der Parkanlage der Buddhaschrein empor, ein große Treppe führt hinauf zum Portal des tempelartigen Gebäudes mit geschwungenem Dach, flankiert von zwei gülden angemalten Drachen. Vor den restlichen oberen Stufen heißt es Schuhe aus, fünf Stufen höher steht man dann vor dem prächtigen Buddha Schrein, draußen, vor einem Gitter, aha.
    Um in den eigentlichen Palast zu kommen, der jetzt das Nationalmuseum beherbergt, müssen wir erst unsere Rucksäcke im Lockerroom im Theatergebäude auf der linken Parkseite abgeben. Ein Latscherer und noch einer, dann endlich Palast.
    Mit Sarong dürfen wir rein. Ein erdgeschossiges Gebäude, im Uhrzeigersinn durchlaufen wir auf Teakholzdielen diverse Räume, auf der Überholspur immer wieder eine Chinesenhorde. Thronsaal, Bibliothek, Wohnräume, laufend Vitrinen mit allerlei Gegenständen, Orden, Geschirr, Mützen, Waffen. Die Räume praktisch und schlicht eingerichtet wie bei der strengen Amish Tante. Sehr basic alles, sehr bescheiden, viel geschenkt aus Thailand, China, USA, bescheidene, geduldete Schattenkönige. Drei Könige hat der Palast gesehen, dann war Mitte der Siebziger für den letzten Schluss, ab ins Umerziehungslager, ein guter Kommunist werden.
    Im Stallbau gleich neben den Toiletten die Autosammlung der Königsfamilie, goldene Prunkgefährte für Buddhazeremonien und drei fette weiße Strassenkreuzer aus den USA aus den 60er und 70er Jahren, immer wenn einer veraltet war gabs einen neuen geschenkt. Kurios das Bild, wie die Angehörigen der Königsfamilie in diesen Schlitten stolz durch die wilde Natur des ärmlichen Laos cruisen. Abgeschlagen steht noch ein gefledderter schwarzer Citroën aus den 50ies am Rand der stolzen Autoparade.
    Yo, das war’s dann mit dem Grand Palace in Luang Prabang. Durch den sehr schön angelegten Park mit exotischem Vogelgesang verlassen wir das idyllische Anwesen dann wieder.

    Ein paar Meter weiter biegen wir ab in die kleinen Sträßchen der ‚Altstadt‘, ein Traveller Elysium in Fachwerk und Holz, superhübsch, Boutique Cafés, sehr stylisch gestaltete Spas, deren meditative Klänge durch die Gassen wehen, entspannt, viele Läden mit Webwaren von den Bergstämmen im Norden, die am Verkauf beteiligt sind, alles komplett frei von Hektik und fiesem Kommerz, schön unaufdringlich, Ubud vor 30 Jahren? Wir wandeln, entdecken und genießen.

    Und ein Wat neben dem anderen. In Orange gekleidete Novizen und Mönche sind ein allgegenwärtiger Anblick. Über 30 Kloster gibt es hier, ca 1.000 Mönche, über 700 Novizen. Die Klosteranlagen sind offen und frei zugänglich. Erst etwas unsicher betreten wir das Gelände von einer der vielen Klosteranlagen. Solange man korrekt gekleidet ist und sich respektvoll verhält, darf man dort herumlaufen, wie man möchte und Schuhe aus, wenn es in Buddhas Haus geht. Lebendige, offene Religion, sehr nah am Leben, ein Ort der Ruhe und Spiritualität. Gewaschene orangefarbene Mönchskutten hängen zum Trocknen in den Gärten, Novizen mit Handy huschen über den Hof.
    Sehr lange halten wir uns dort nicht auf, das überschaubare Tempelgelände mit Buddhaschrein und Nebengebäuden ist schnell besucht.

    Luang Prabang liegt quasi auf einer Landzunge, die von den Flüssen Nam Khan und dem Mekong gebildet wird. Wie wir also so durch die Altstadt weitergehen stoßen wir unweigerlich auf den Mekong, breit, ruhig, braun, souverän, beeindruckend.
    An seinem Ufer muss man sich einfach niederlassen, Kaffee trinken und staunen. So do we. Unser Kaffee ist eine frische Kokosnuss, unser Snack Lemongrasstengel, die ein kleines Portiönchen Schweinehack zwischen ihren Fasern halten. Unfassbar lecker! Die Laotische Küche begeistert uns immer mehr.
    Die Sonne schickt sich an unterzugehen. Erst sind es nur ein paar wenige, dann immer mehr von diesen langen, schmalen, doch recht großen Booten, die vom Ufer ablegen und ihre Passagiere um den Sonnenuntergang herum auf dem Mekong kreisen lassen. Musikchaos schallt in Wellen zu uns herauf, mal schräge Karaokegesänge, mal elends laute Chinesenromantik, mal Asienpop. Und die Sonne geht unter. Mit der Dämmerung wird’s plötzlich wieder still. Still, ja, diese Beschreibung passt sehr gut für Luang Prabang, das fällt uns auf, es ist sehr schön still hier, für SO-Asien.

    Die Straße parallel zum Mekong säumen viele Cafés, besonders eines davon gefällt uns, auch weil es selbst röstet und Kaffeekult betreibt, spannend. Wir sitzen gleich schon wieder und bestellen random irgendwelche zwei Sorten Dripping Coffee. Das Filtern dauert, die Kaffeekanne will richtig vom Kaffeemeister geschwungen sein, damit sich das Aroma auch entfalten kann. Endlich die Portionen auf dem Tisch. Ja und dann? Na, Kaffee eben, schwarz, schon sehr fein, einmal etwas bitterer, einmal sehr gefällig. Das Ritual stimmt und das Ambiente stimmt, die Abendstimmung, das Strassenleben, Kaffee dazu, es wird etwas kühler, herrlich ist das!

    Wir eiern weiter durch die Alte Stadt, wieder auf der Hauptstraße, der Verkehr nicht erwähnenswert. Wir begucken hübsche Dinge in Läden, staunen über die vielen hübschen Restaurants und Bars in den hübschen Häusern. Es sind mit uns schon einige weitere Touristen unterwegs, aber irgendwie fließt alles unspektakulär vor sich hin.
    Wir entdecken ein Restaurant, das mit selbstgemachtem Kokoseis lockt. Kokoseis, selbstgemacht? Funktioniert bei uns! Zumal die Speisekarte auch noch Laotische Küche auftischt. Wir sitzen und bestellen. Heike Tofu mit Morning Glory, ich Luang Prabang Pork Saussages, dazu knusprige Frühlingsrollen, richtig richtig gut mal wieder. Am Schluss der Knaller, das Kokoseis mit frischen, süßen, aromatischsten Mangoslices. Bäm! And the Oscar goes to …Mitis Kokoseis, Luang Prabang. Jippieh! Ubud, zieh dich warm an!

    Befüllt, erfüllt und happy laufen wir die 10 Minuten nachhause, die sich wegen des Nachtmarkts dann doch noch etwas in die Länge ziehen, also dem Teil des Nachtmarkts, wo Händler allerhand Waren verkaufen. Lauter Mist leider und immer wieder der gleiche Souvenierkram, alle zehn Stände das Gleiche. Grauenhaftes Zeugs, billig produziert in China, Vietnam oder sonstwo. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit für uns ist dann Schmuck aus Alu, produziert aus Bomben aus dem ‚Silent War‘, Anhänger in Bombenform gabs dazu, nach dem Motto ‚Wir machen was Schmuckes aus dem Krieg‘

    Im Supermarkt noch kurz Wasser und Beer Lao gekauft. Erst um eins machen wir aufgekratzt die Lichter aus…
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