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- Kongsi
- Hari 10
- Ahad, 8 Disember 2024
- ☀️ 28 °C
- Altitud: 576 m
LaosBan Nalan20°50’23” N 101°20’55” E
Simple Life
8 Disember 2024, Laos ⋅ ☀️ 28 °C
Um sieben öffnen sich die Augen wieder. Außer einem Guide bin nur ich schon wach, super ausgeschlafen trotz Bretterboden. Morgentoilette am Fluss, der Nebel hängt noch tief in den Bäumen, der ruhige Fluss, diese Stille, Frieden, ich liebe das. Eine Weile sitze ich noch da, bis dann der eingebildete Kaffeeduft unerträglich wird.
Der große schwarze Wasserkessel auf dem Feuer dampft schon, das heiße Wasser löst das karamellfarbene Pulver in meinem Becher auf und macht daraus eine pappsüße Kaffeesuppe mit leicht holziger Bambusnote. Für den zweiten Pott nehme ich unser mitgebrachtes Kaffeepulver, schwarzer, heißer Nescafé, mhhhmm, aber die Bambusnote bleibt.
Nach und nach kriechen die anderen aus der Hütte, Sula als letzter. Sobald alle wieder einigermaßen Farbe im Gesicht haben wird das Frühstück serviert, unfassbar gutes Rührei mit Gemüse und Klebereis, Zwiebeln und Knoblauch bringen den Geschmack. Die Eier dafür sind seit gestern durch den ganzen Wald getragen worden, hui.
Irgendwann sind dann alle mal fertig und gepackt, wir ziehen los. Und wieder geht es in der ersten Passage eine gute Stunde steil auf einen Bergkamm. Ich glaube, das ist das Charakteristische an Wanderungen im Dschungel, erst steil hoch, dann Kamm, dann wieder runter, dann wieder steil nach oben, dann Kamm…
Der Weg ist wieder sehr abwechslungsreich, der Wald großartig. Mal riesige Bäume, mal Bambuswald, mal viele Palmen, ich komme mir vor wie ein Zwerg in der tropischen Pflanzenabteilung von einem Gartencenter, Tiere vermisse ich gar nicht, die Zikaden vielleicht. Sula hat sich die Ukuele von Lucie geschnappt und sein Plimplim leitet uns durchs üppige Grün.
Seit einer Weile hat Heike Magengrummeln, sie fühlt sich gar nicht gut und die Anstrengungen des Aufstiegs machen es ihr nicht leichter. Tapfer hält sie durch, aber ihre häufigen Verschnaufpausen fallen irgendwann auch Sula auf. Nach ein paar Metern stoppt er an einem bestimmten Baum und kratzt die Rinde herunter. Die soll Heike kauen, etwas im Mund lassen und dann wieder ausspucken, das wird ihr sicher helfen, meint er.
Wir gehen weiter durch den Wunderwald bis wir zu einer kleinen Bilderbuchlichtung an einem Bach kommen. Hier stoppen wir für unseren Lunch. Sowieso machen wir insgesamt ziemlich viele Pausen, zum Verschnaufen, zum Wasser trinken. Würden wir die nicht machen, wären wir vielleicht auch viel zu schnell am Ziel, wo hier der Weg doch nicht weniger das Ziel ist. So haben wir Zeit zu verweilen, zu genießen und innezuhalten.
Ich wringe mein T-Shirt aus, es ist klatschnass und das Wasser tropft nur so raus, heftig.
Heike bekommt als erstes einen Sud aus der Baumrinde kredenzt, den sie langsam trinken soll. Er schmeckt bitter, bitter ist gut für Magen- und Darmzeugs. Sehr mutig von Heike, das zu trinken, wird spannend jetzt.
Die heutige Dschungelküche serviert uns gekochten Rattan, Auberginen-Blütengemüse im Bambustopf, gebratenes Schwein, frischen Flussfisch, Frosch, Krabbe. Frösche und Fisch hat Sula in der Nacht im Fluss gefangen, die Krabbe gerade vorhin aus dem Bach. Krabbe und Frösche liegen eher auf dem Bananenblatt unserer Guides, probieren dürften wir aber gerne.
Die Auberginen sind zum Niederknien, im Bambusrohr über dem Feuer gegart, mit leichtem Rauchgeschmack, habe ich so noch nie gegessen, das Rattangemüse schmeckt irgendwo zwischen Schwarzwurzeln und Spargel, aber milder, unser neuer Gemüseliebling.
Sula hatte in der letzten Pause eine dreitönige Querflöte geschnitzt und fudelt für uns jetzt Laotische Weisen. Und weil unser Koch keinen ordentlichen Film von ihm zustande bringt, muss Lucie ran und unseren sensiblen Waldflötenelfen auf Video bannen. Sula ist echt ein lustiger Geselle, wir sind alle sehr froh, ihn als Guide zu haben, er ist super aufmerksam, hat einen guten Humor und hat viel zu erzählen. Er ist 32 Jahre alt und kommt selbst aus einem der siebzehn Bergdörfer, wo er seine Kindheit im Wald verbracht hat. Im Alter von zwölf musste er für die Schule stundenlang laufen, weshalb er während der Woche im Ort mit der Schule geblieben ist. Da gab es eine Hütte, in der Kinder wie er übernachten konnten. Naheliegend dass er als Guide zurück in den Dschungel ist. Sein Handwerk hat er über Jahre von anderen Guides gelernt und er liebt den Wald. So wie unser Dschungelkoch sind eh viele Männer von den Hilltribes bei Treks mit von der Partie, wer schon kennt sich da besser aus?
Wir merken, wie wir immer besser mit der Einfachheit im Wald zurechtkommen und uns den Lebensumständen anpassen. Wenn man mal überlegt, kommt fast alles auf unserer Tour, was wir nutzen, aus dem Wald und wird auch wieder ein Teil dieses Kreislaufs, wir hinterlassen nichts. Bananenblätter sind unsere Teller und Sitzunterlagen, Tische, Bänke, Dächer sind aus Bambus gebaut, die Holzhütte, wir essen die Früchte des Waldes, Becher, Musikinstrumente, Besteck, Töpfe, alles aus Bambus, selbst ein Teil des Reisdämpfers ist aus Rattan, wir waschen uns im Fluss, der Busch ist unsere Toilette, nur unsere Wasserflaschen sind Fremdkörper, aber die nehmen wir auch wieder mit. Mit wie wenig man doch zurechtkommen kann, wenn man nur weiß wie. Simple Life, eine tolle, sehr innige Erfahrung.
Lucie singt herrlich melanchlisch zu ihrer Ukuele, Lea gibt mit den Pois eine Vorstellung, die Bäuche sind voll, der Bach plätschert, die Guides genießen ihre Zigarettenpause, was ein Dschungelidyll.
Dann heißt es aber schon auch wieder steil rauf und wieder steil runter, die Route führt immer den kleinen Bach entlang, der zum Lunch so nett zu uns rübergeplätschert hat. Dieser Weg hat es durchaus in sich, mehrfaches Überqueren des Baches, glitschig-matschige Partien, zwischen Steinen und Felsen durch, hinab, hinüber, manchmal gut, das hie und da ein Bäumchen oder Bambus zum Festhalten wächst. An wunderschönen Wasserfällen vorbei, kleine Schluchten hinab klettern, bis der Weg milder wird, als wir den Bachlauf verlassen. Das war schon spannend jetzt, anstrengend und schön.
Der Wald lichtet sich und öffnet sich zu einem großen Tal, dessen Anblick von Reisfeldern geprägt ist, kleine Holzhütten dazwischen, flankiert von dem Fluss, an dem wir unser Nachlager hatten. Wir sind sozusagen in einem großen Bogen durch den Dschungel gelaufen, vom Fluss zum Fluss.
Es ist ein gutes Gefühl durch die gelben Felder zu laufen, gerade auch weil die Nachmittagssonne sie in ein goldenes Licht taucht.
Auf einer sehr wackligen Bambusbrücke überqueren wird den Fluss, sie hält auch mich, puh, die Konstruktion sah eigentlich nicht so aus. Noch ein Weg über einen Hügel und dann liegt unser Ziel vor uns, Nalan Nua, ein Dorf des Hilltribe der Khamu, es ist Sulas Dorf.
Am Dorfeingang bekommen wir von ihm eine kurze Einführung über die Hilltribes und ihren Alltag. Es ist eines von siebzehn Dörfern in der Region, die von verschiedenen Stämmen bewohnt werden. Es gibt keinen Markt, deshalb muss sich das Dorf nahezu komplett selbst versorgen. Reis, Gemüse, Viehhaltung, Sammeln und Jagen. Gegessen wird alles, Und ja, in Laos essen sie auch Hunde, zumindest essen 60% Hund, sagt Sula, Hundefleisch macht warm, deshalb isst man Hund nur in der Regenzeit.
Ans Stromnetz angeschlossen ist das Dorf auch nicht, zu abgelegen, zu teuer, sagt die Regierung. Das bisschen Strom wird mit Solar und Diesel erzeugt, die LED Lampentechnik ist hier ein Segen.
Das dominanteste Gebäude ist der aufgestelzte, hölzerne Schulbau in der Mitte des Dorfes, ein EU Projekt. Etwas über 200 Menschen leben hier, gefühlt sind die Hälfte Kinder. Die Holzhütten stehen auf staubigen, rotem Lehm, in der Regenzeit vermutlich eine recht matschige Angelegenheit.
Übernachten werden in einem Homestay, das mitten im Dorf liegt. Ein Holzhaus, über eine Treppe geht es in den ersten Stock in einen großen Raum, dessen Schlafnischen durch Tücher abgetrennt sind. Auch hier schläft man paarweise unter einem rechteckigen Moskitonetz, der Luxus: richtige Bettwäsche! Doch der komfortable Schein trügt, auch hier nächtigen wir auf der harten Realität eines Dielenbodens. Die Familie wohnt und kocht auf gleicher Etage direkt nebenan. Der Rauch der Kochstellen am Haus dringt durch die Bodenritzen bis zu uns.
Hinter unserem Haus befinden sich zwei Verschläge, einer ist nur Klo, der andere Klo und Bad mit Bucketshower, noch ein Luxus!
Dorfbesichtigung. Im Dorf viele Hunde, die aussehen wie Füchse, viele süße kleine Welpen, Enten, Hühner, Truthähne laufen frei herum, Schweine in einer Einzäunung, einige Alte sitzen herum, es wird viel geraucht, auch die alten, runzligen Frauen mit Pfeifchen oder Kippe im Mund, Mamas machen ihre Hausarbeit, viele, viele Kinder, immer im Familienverband, die Männer sitzen in Grüppchen, es wird geratscht und geguckt, geraucht. Feierabendstimmung. Überall glimmen Feuerchen, der Rauch beißt überall in der Luft, Geflügel wird geschlachtet, gerupft, Süppchen gekocht, die Abendessen werden vorbereitet. Auch wenn es staubig und ranzig ist, wirkt es auch aufgeräumt. Superländlich, supersimpel, superschön. Das Dorf strahlt etwas sehr Geborgenes aus.
Es ist dunkel geworden, wir sitzen am Tisch unter unserem Haus, im zwei Quadratmeter Späti gleich nebenan bekommen wir fast kaltes Beerlao. Absoluter Luxus! Immer wieder kommen auch kleine Kinder in den Shop und holen sich Tüten mit Knabberzeugs oder noch schnell was für Mama zum Kochen.
Ich darf als erster zum Duschen. Frisches kaltes Wasser spült die Strapazen und den Staub der letzten Stunden ab. Mit einem erfrischten und sauberen Gefühl mache ich Platz für Heike und beobachte mit den anderen beim Bier das abendliche Dorfleben und wie unser Dinner zubereitet wird.
Für Lucie und Lea wird ein riesiger Topf mit heißem Wasser in die Dusche geschleppt. Das vorfreudige Grinsen der beiden muss man gesehen haben!
Zum Dinner bekommen wir heute frisch geschlachtete Ente, Morning Glory, Tomaten- und Rattangemüse, als Spezialität des Abends spicy Innereien der Ente in Blutjus, que delicieux!
Wir sind recht spät fertig mit Essen, deshalb kommen wir auch zu spät zur folkloristischen Veranstaltung am Dorfplatz. Auf den wenigen Bänken haben schon andere Touristen Platz genommen und dem bereits größten Teil der Show beigewohnt. Ist nicht unser aller Ding in der Gruppe, deshalb sind wir nicht traurig nur noch die letzten beiden Tänze zu sehen.
Vor allem die jungen Mädchen des Dorfes sind hier aktiv und nur zwei Jungs gehören zur Tanztruppe. Man trägt traditionelle, selbstgewebte, schwarze Röcke mit einer Partie mit buntem Streifenmuster.
Im Hintergrund groovt ein schon älterer Mann im Sportdress und mit Schnauzer begeistert zum Thaipop und schnipst dirigierend im Takt zu den Tänzern. Wir spekulieren, ob das vielleicht der Tanzmeister im Dorf ist, wobei er schon sehr crazy rüberkommt.
Die letzten beiden Nummern sind eher Freestyle zu Thaipop als klassische Folklore, gut so und deutlich spaßiger, auch für die Tänzerinnen. Der Tanzmeister geht jetzt komplett ab.
Die Show ist vorbei, jetzt kommt der Mitmachteil, genau mein Ding, juhu. Zu meiner Erleichterung folgt keine aufdringliche Aufforderung, mein kurzes Nein wird akzeptiert. Doch ausreichend andere Zuschauer finden und haben Spaß am schüchternen Mitmachen, immer paarweise im Kreis zu traditioneller Musik mit grazilem Händeverdrehen, na Danke.
Applaus, Applaus! Die Tanztruppe bedankt und verabschiedet sich bei uns Gästen im Chor. Sehr süß. Zwar alles inszeniert für die Touristen, dennoch irgendwie unverkorkst und ehrlich.
Dann ist es Zeit, dass Lea ihre Pois rausholt. Die Regenbogenlichter werden eingeschaltet, Thai Technomukke an und ab geht die Post! Eine Poi Show gab es hier wohl noch nicht, Überraschung, Erstaunen, große Begeisterung. Lea macht das echt super und die Kids feiern mit. Nach dem ersten Song muss ein zweiter folgen, Lucie übernimmt. Und dann ist die Dorfjugend dran. Die coolen Burschen zieren sich, ein Mädchen traut sich ganz mutig und macht ihre kleine Privatshow mit Lea, sie ist ganz vernarrt in Lea. Sie verabschieden sich mit Highfive und einer innigen Umarmung, typisch Lea, kann ich nach unserer Zeit bisher durchaus sagen, sie ist sehr caring und engagiert mit allem, was sie tut. Lucie ist eher zurückhaltend, aber ebenfalls eine gute Seele. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir die beiden als Mitreisende haben dürfen.
So langsam löst sich die Partycrowd auf, die Strahler werden deinstalliert, der Dorfplatz ist wieder still und dunkel.
Wir ziehen zusammen zurück zu unserem Homestay und kaufen im Dschungelspäti eine Runde Beerlao und ratschen an unserem Tisch. Die Gesprächsthemen sind nach den gemeinsamen Stunden und Erlebnissen jetzt schon sehr persönlich. Es geht um Elternkonflikte, Trennungen, nicht immer lineare Lebensläufe, Musik, Deutschland, Frankreich. Wir mögen uns und wir lieben dieses köstliche Französische Englisch der beiden. Lucie singt wieder, der Sternenhimmel ist atemberaubend, oh what a night!
Sula und Kumpane laden uns zu sich rüber ans Feuer ein. Sula hat zwar schon gut einen in der Krone organisiert trotzdem oder auch gerade deshalb eine Flasche Happy Water für unsere lustige Gesellschaft, die ein paar Gläschen später noch lustiger ist. Happy Water wird aus Reis oder Mais gebrannt und schmeckt wie milder Grappa, gefährlich lecker, ist aber garantiert nicht das gepanschte Methykalkoholzeug, an dem neulich mehrere Traveller in Vang Vieng gestorben sind.
Auch unser Crazy Dancer ist mit von der Partie und freut sich tierisch dabei zu sein, so wie er uns alle glücklich anlächelt. Sula erzählt, dass er eher der Dorfdepp ist, respektiert aber belächelt und gerne einen zu viel trinkt.
So geht ein wunderschöner Tag zuende und wir ins Bretterbett.Baca lagi





















Pengembara
Es wird immer doller ohne worte!