• And Back Again

    December 9, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 26 °C

    Bretthart die zweite Nacht, aber mit einer geschickt platzierten Decke unter den neuralgischen Stellen ging’s dann doch ganz gut.
    Gleich nach dem Aufwachen werden alle ins Wohnhhaus unserer Gastgeber gebeten, der Dorfschamane erwartet uns. Wir nehmen um ein rundes Tablett Platz, auf dem sich verschiedene Utensilien befinden, unter anderem ein halbes gekochtes Huhn, Reis, rote Hibiskusblüten und weiße Bändchen. Erst erklärt uns Sula, dass uns der Schamane für unsere weitere Reise segnen wird. Wir sollen alle das Tablett anfassen und der kleine, huzlige Mann beginnt mit seinen Formeln. Dann verteilt er an jeden ein Klebereisbällchen, das wir essen sollen, nimmt ein weißes Bändchen, tupft es auf den übrigen Reis und auf das Hühnchen und bindet jedem zwei um die Handgelenke.
    Dann gibt es für jeden ein Stamperl Happy Water, und weil man auf einem schlecht stehen kann gleich ein zweites dazu. Prost! Und das vor dem Frühstück. Gemeinsam heben wir dann das Tablett etwas an und der Schamane spricht seinen Segen. Tatsächlich ein sehr meditativer und spiritueller Moment. Mental gestärkt folgt jetzt der weltliche Teil.

    Happy Frühstück mit happy Rührei und happy Reis und diesem fiesen Creamerzuckerkaffeegemisch. Die Schulkinder juckeln an unserem Tisch vorbei, schnell noch beim Späti was zum knabbern und dann ab in die Schule.
    Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, unsere Geschenke an die Kinder zu verteilen. Sechs/sieben haben sich schon beim gestrigen Lagerfeuerplatz eingefunden. Heike packt unsere Bleistifte, Tintenroller, Radiergummis und Spitzer aus und verteilt sie möglichst ausgeglichen an die kleinen Kinderchen, die die Geschenke recht geordnet und stoisch entgegennehmen, kein Drängeln, kein Neiden. Neue Kinder kommen hinzu, bald ist Heikes Tüte leer, manche Kinder konnten nur noch einen Bleistift ergattern.
    Ding, Ding, Ding, die Schulglocke dengelt durchs Dorf und die Kinder laufen.
    Wir besuchen die Veranstaltung ‚Authentisches Dorfleben‘. Erste Abteilung Frauenarbeit. Alte Frauen in Tracht stampfen in einem Holztrog abwechselnd Reis. So wurden früher die Schalen vom Reiskorn getrennt, heute macht das eine Generator betriebene Schüttelmaschine. Wir müssen alle mal ran und mit dem schweren Schwengel rhythmisch stampfen. Nächste Abteilung Männerarbeit, Jagen. Mit selbst gebauten Armbrüsten und Bambuspfeilen schießen wir auf eine sehr lustige Zielscheibe aus Pappe mit neun Zahlenkästchen und einer Ente. Das macht nicht nur den Männern Spaß und ist gar nicht so leicht! Mit diesen Armbrüsten können Kleintiere wie Vögel nur aus sehr geringer Distanz von wenigen Metern erlegt werden, lernen wir. Gute Tarnung und viel Geduld sind da notwendig.

    Lucie hat eine Art kleine Polaroidkamera dabei, die die Fotos direkt als kleine s/w-Bilder ausdrucken kann. Das ist der absolute Knaller bei den Kindern. Immer wieder wollen Kinder in verschiedenen Freundinnen- und Kumpel Konstellationen fotografiert werden, köstlich! So mancher Junge hat bald eine kleine Sammlung in seiner Hand, die er aber wohlweislich vor Lucie hinter seinem Rücken versteckt, damit er auf jeden Fall noch einen weiteren Shot ergattern kann. Sehr zögerlich lassen sich dann auch die Erwachsenen ablichten, verstohlen stolz begutachten sie dann ihre Fotos. Schon ein bisschen komisch diese ganze 'Dorfleben'-Veranstaltung.

    Zeit sich zu verabschieden. Irgendwie hat das schon etwas emotionales, so kurz unsere Zeit hier auch war, so schön und bedeutend war sie für uns.
    Lea drückt noch einmal ihre kleine Freundin, die verschwindet kurz und schenkt Lea ihr Spiralarmband, Lea ist ganz gerührt, eine Szene, die nur bestes Kino erzählen kann.

    Wir laufen wieder, steil nach oben, was sonst, und dann wieder steil nach unten und wieder rauf und dann der Weg auf dem Kamm. Kurze Pause in einem Unterstand, der die Grenze von einem zum anderen Stammesgebiet markiert, man lebt in friedlicher Nachbarschaft miteinander. Zwei Berlinerinnen sitzen mit ihrem Guide schon da. Wir kommen nett ins Gespräch über Wielange, von Wo und Wohin, ganz fremd hier Berlinerisch zu hören. Aufbruch.
    Nach insgesamt eineinhalb Stunden erreichen wir unseren Lunchplatz, den wir uns mit der Berliner Gruppe teilen. Eine große Bananenblatttafel wird auf dem Boden ausgebreitet, serviert wird Papayasalat, Rattangemüse, Morning Glory, Kartoffel-Karottengemüse und gebratenes Schweinefleisch, gekochtes Huhn, den obligatorischen Reis dazu, der Kniff allerdings ist Chili, das mit Dschungelpfeffer gemischt ist, zum dippen, alles gestern schon im Dorf vorgekocht. Unser letztes gemeinsames Essen dieses Abenteuers, schnüff. Das war nicht nur einfaches Trekking durch den Wald, das war auch eine Reise durch dreisterne Dschungelkulinarik, eine Reise der Herzen, der Wahnsinn echt, sagen wir alle.
    Nach ein paar weiteren ausgetauschten Geschichten trollen sich die Berlinerinnen, wir bleiben noch, Sula bastelt wieder. Keiner errät, was er da aus den langen, schmalen Blättern irgendeiner Pflanze faltet und flechtet. Am
    Ende steckt er ein gefiedertes Palmblatt in die Mitte seiner Konstruktion und zeigt es stolz in die Runde, es ist, es ist - pow, schickt er das Ding mit seiner flachen Hand in die Höhe - es ist ein Indiaca, ein Handfederball. Wir stellen uns gleich im Kreis auf und beginnen zu spielen. Durch die Flechtart funktioniert der Ball wie eine Feder und lässt sich weich mit den Händen wegschlagen, aber gar nicht so einfach, das Ding länger in der Luft zu halten.

    Ja, und dann beginnt unsere letzte Etappe, immer hinunter, über rotsandige Wege eine gute Stunde hinab ins nächste Dorf an einer Straße, von wo wir abgeholt werden sollen. Im Dorf setzen wir uns direkt vor einen Laden, der Beerlao verkauft, eine Runde für alle. Wir stoßen auf unsere wunderbare, großartige, gemeinsame Erfahrung an, besser geht es einfach nicht! Sula hat seine Schuhe komplett durchgelatscht, er schmeißt sie kurzerhand in den Müll. Später werden ihm Lucie und Lea auf dem Markt neue Schuhe und eine Jacke sponsern. Wir geben gut was an Tip dazu, genauso wie dem superhilfsbereiten und aufmerksamen Guide mit dem unaussprechbaren Namen. Und dann kommt der Van, eine Stunde später sind wir zurück in unserem Hotel Phou Li und dann kommt der richtige Abschied, wir drücken uns alle und danken uns noch einmal für diese unvergessliche Zeit.

    Wie herrlich diese Dusche! Ärgerlich nur, dass das Bad unseres Bungalows nicht geputzt wurde und der Schmutz definitiv nicht von uns ist, denn in diesem Bungalow waren wir bisher noch nicht. Aber wir sind ja jetzt einiges gewohnt und drücken beide Augen zu.
    Bevor wir chillen und dann zum Nachtmarkt gehen, geben wir noch unsere vollgeschwitzte Wäsche als Express-Laundry ab, sodass sie morgen vor Mittag fertig sein sollte. Damit ist alles erledigt für heute und wir müssen nix mehr außer lecker Abendessen auf dem Nachtmarkt und wen treffen wir da? Lea und Lucie. Wir essen zusammen und teilen unsere Highlights. Für morgen sind wir dann um 12:00 bei ihrem Hostel verabredet, um uns das Taxi nach Natuey zu teilen.
    Ein weiterer wunderschöner Tag voller großartiger Eindrücke geht zu Ende, sehr zufriedenes und erschöpftes Einschlafen, immerhin sind wir weit über 30 km auf und ab gegangen.
    Read more