• Nächster Halt…

    13. desember 2024, Laos ⋅ ☁️ 25 °C

    Jubel, Trubel, Morningmarket. Sportlich um kurz nach sieben schieben wir uns durch den bunten Morgenmarkt, weil wir ihn einfach mögen und weil er direkt vor unserer Haustür ist. Unser Ziel aber ist der Stand mit der Congee und dem warmen, betonfarbenen Sojadrink mit Black Seeds auf der Hauptstraße. Reissuppe am Morgen ist einfach Bauch streicheln, die Sojamilch eigentlich auch, aber nicht, wenn sie so verwässert ist wie die heutige, die lassen wir halbleer stehen.

    Wir schlendern durch den Morgen auf der Promenade am Mekong. Ein Kaffee wäre jetzt recht und hier ist der passende Ort dafür. Ein Barista Stand bietet vielversprechende Kaffeekreationen an, die offensichtlich mit vernünftigen Maschinen zubereitet werden. Ein Cappuccino und ein Americano bitte. In den bequemen Campingklappstühlen sippen wir unsere heißen, sehr guten Kaffees und beobachten das Treiben auf dem Mekong. Ein Hotelschiff durchkreuzt durch unsere Blicke. Eigentlich wollten wir ja von Namtha mit dem Bus nach Huaxy und von dort in zwei Etappen mit dem Schiff auf dem Mekong zurück hierher nach Luang Prabang. Nachdem wir Berichte und Bilder von den Schiffen gesehen haben, haben wir uns jedoch dagegen entschieden. Diese Route ist sehr beliebt, man sitzt sich, wenn man Pech hat, dicht an dicht gegenüber auf Bänken, und das jeden Tag sechs bis sieben Stunden lang, schöner Mekong hin oder her, das ist lang, sehr lang. Die Nacht verbringt man mit Zwischenstopp in Pakbeng in einem Guesthouse an Land. Ne ne, das ist nicht unser Ding. Die Eintagesversion hätte es auch gegeben, aber der Weg von Namtha nach Pakbeng kostet einen ganzen Bustag auf holprigen Straßen. Ne, ne, auch nicht. Die schlaueste Variante für die Gesamtplanung wäre gewesen, in die entgegengesetzte Richtung nach Norden zu reisen, also von Luang Prabang nach Huaxy, diese Richtung ist nicht so überlaufen.
    Dieses Hotelschiff, das wieder unseren Blick entschwindet, kostet 500 € für die zwei Tage, Schluck.

    Chinesentrauben hängen schon wieder vor dem Königspalast oder machen Fotoshootouts im Wat. Wir manövrieren uns hurtig vorbei, biegen ab und bremsen hart vor dem Khmu Spa.
    Diesmal sind Kapazitäten vorhanden, yes, eine Stunde Fußmassage und Facial Treatment gehen sich noch gerade aus, bevor unser Taxiservice zum Bahnhof kommt und uns am Hotel abholt. Khmu Spa, leider geil.

    Ein etwas gestresster Taxifahrer schmeißt unsere Rucksäcke aufs Dach vom Van, im Kofferraum ist kein Platz mehr. Wir fahren erst zu dem einen Hotel, wo jedoch kein weiterer Mitfahrer wartet, wir fahren zum nächsten Hotel, dort wartet gleich eine ganze Familie mit drei Schrankkoffern. Wo sollen die denn bitte hin? Nicht einmal auf dem Dach ist da noch Platz für. Der Taxifahrer mit Schweiß an den Schläfen ruft einen Kollega, langsam wird die Zeit knapp bis zum Bahnhof. Kollegs kommt, Auto voll. Gepäck umräumen und umstapeln - Leude, die Zeit! - die Familie macht jetzt auch noch rum, wer wo sitzen soll, - weia - Mutter mit Schnute, Tochter mit Schnute, Vater fertig nach drei Schrankkoffer durch Luang Prabang rollen. Endlich hat auch die Schneckenfamilie ihre Plätze eingenommen, wir fahren los. Jetzt nur noch hoffen, dass der Klappervan mit dieser seltsam krachenden Gangschaltung das Geholper bis zum 15 km entfernten Bahnhof übersteht …er übersteht und wir sind rechtzeitig da.
    Schnell muss es jetzt gehen, der Check-in, schnell bevor der Chinesenbus an der Schleuse steht.
    Security - beeep! Sir please Sir, com hier. Ich, ehrlich jetzt, wasjetztlos? Sissohs Sir, Sissohs, die Securitydame zeigt streng auf meinen Rucksack, ich muss öffnen und weiß nicht wirklich, was ich da jetzt suchen muss. Sissohs? Wühl, wühl, kein Plan. Sissohs, Sissohs! Sie zeigt und zeigt auf mein Gepäck. Dann kommt eine Kollegin mit einer Schautafel an - ach Scissors, Schere, ich habe eine Schere im Gepäck, die wollen sie haben! Eine Schere, ich? Verdammt, wo könnte ich jetzt eine Schere haben. Gottseidank fällt mir meine Erste Hilfe Box ein, da könnte eine Schere drin sein! Und ist sie auch, ein stumpfe Verbandsschere. Ehrlich jetzt, ihr wollt auch noch meine Schere? Strenges Nicken, ab in den Müllschlucker. Schnüff. Das Opinel habe ich ja eingesehen, das Fussdeo mit Stirnrunzeln, aber so eine stumpfe Erste Hilfe Schere… könnte eine Waffe sein, hab schon kapiert, aber die letzten beiden Zugfahrten davor hätte ich noch prima ein Blutbad anrichten können, zu spät. Das sind eben die gestrengen Chinesischen Verordnungen der Chinesischen Railway.

    Mit Grrr steigen wir in den Highspeed nach Vientiane. Vang Vieng lassen wir tatsächlich aus, auf Barhopping auf dem Fluss im Gummireifen haben wir jetzt nicht so Lust, Tropfsteinhöhlen auch nicht so, dort Radeln wäre vielleicht schön gewesen, aber wir mussten Entscheidungen treffen, nicht nach Vang Vieng war eine davon.
    Fast alle weißen Touristen steigen hier aus.
    Der Zug fährt weiter, wir mit. Wir snacken unser Obst vom Markt, Pomelo, reife Mango und Papaya, bäm, Kekse dazu. Eine klebrige Sache, aber es gibt ja tatsächlich funktionierendes Wasser in der einigermaßen brauchbaren Zugtoilette.
    Eine Stunde später Ankunft in Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Flugs aus dem Bahnhof zu den Bussen und Taxis. Gleich der erste Bus, er sieht aus wie ein alter Linienbus, scheint der richtige für uns zu sein, das sagt zumindest der Schlepper. Die Endhaltestelle liegt auf jeden Fall in Laufweite zu unserem Hotel, passt. Wir hüpfen rein, Motor springt an, wir fahren schneller los als jedes Taxi vor Ort.
    Die Fahrt über 23 km kostet uns je einen guten Euro. Auch mal nett, so ein Preis. Wobei Laos eh so unfassbar günstig ist, günstiger als jedes andere Land in SO Asien. Um halbfünf kommen wir nach einer guten Stunde Fahrt am zentralen Busbahnhof von Vientiane an. Die Stadt ist auf den ersten Blick ziemlich hässlich und schmuddelig, dieser Eindruck verstärkt durch den grau bedeckten Himmel.
    Unser Hotel liegt unweit vom Mekong - dieser Fluss begleitet uns die ganze Reise - in einem touristischen Viertel, mit vielen Hotels, diesen typischen Backpacker-Traveller Verbrüderungs- und Schunkelbars, auffällig viel Pizza gibt’s und auch viele Indische Restaurants. Sogar ein Hardrock Café, in dem Heike für Lenny kurz ein T-Shirt für seine Kollektion kauft.
    Unser Hotel, das Sinakhone Vientiane Hotel, finden wir erst nach mehreren Anläufen, irgendwie liegt es gut versteckt zwischen den anderen Hotels in der Straße. Das Hotel ist klassisch unspektakulär, hat alles, was wir von einem Mittelklassehotel erwarten, sauber, die Dusche funktioniert sehr gut, gefrühstückt wird ausserhalb.
    Wir sind, warum auch immer, irgendwie so k.o., dass wir uns nach dem Auspacken dösender Weise erst einmal etwas Ruhe gönnen.
    Als wir aufwachen ist es halbsieben und dunkel, die Stadt kracht mit ihrem Lärm in unser kackbraunes Zimmer. Stadt, Lärm, Menschen, sind wir gar nicht mehr gewöhnt.
    Nach dem Frischmachen geht es auf Futtersuche, wir gehen zunächst zum Ufer des Mekong, wo ein großer Nachtmarkt sein soll. Ist auch einer, allerdings Kilometer lang nur Klamottenstände in grellem LED Licht.
    Krass die Preise, T-Shirts, Jogginghosen zwei, drei Euro, die größeren Sachen wie Schuhe überschreiten sie zehn Euro nicht. Aber kein Essen, auch nicht nach einem Kilometer.

    Mit dieser Erkenntnis biegen wir in die bunt flackernde City ein. Ein Massagesalong neben dem anderen, eine Bar neben der anderen, hohe Biertanks stehen auf den Tischen der Gäste, Beerlao und Heineken, weisste Bescheid, Restaurants dazwischen. Nicht wenige Touristen in Tanktops, verhältnismäßig viel Verkehr, Pick Ups und SUVs, olle Betonfassaden, ganz schön abgeranzt die Stadt. Vientiane wurde bis zur Machtübernahme der Sozialisten ‚Das Paris am Mekong‘ genannt, Kolonialbauten, verruchtes, wildes Nachtleben, internationale Konspiration, frei verkäufliche harte Drogen, Opiumhöhlen, 1975 war abrupt Schluss damit. Der Sozialismus brachte Betontristesse und Sperrstunde um 24:00, bis heute, ab zehn werden die Bürgersteige hochgeklappt. Neben fast jeder Laotischen Flagge hängt auch eine Chinesische, Freundschaft!

    Wir suchen den anderen Nachtmarkt, den mit dem Essen, die Restaurants auf unserer Strecke bieten uns nicht das, worauf wir jetzt Lust haben. Im Zickzack durchs sozialistische Lichtermeer, und da! jetzt ja, eine Insel! Der Nachtmarkt strahlt uns vielverheissend entgegen und wir tauchen ein, sind komplett überfordert erst. Wow, was es hier alles gibt! Viel Grillspieße, viel Süßkram, es wird frittiert, gegrillt, gerieben, gemischt, geschnippelt, die heißen Kohlegrills glühen uns heiß an, ein Gezeter, ein Flanieren, ein Bestaunen, ein Wundern. So so viel zu Gucken und dabei haben wir doch so Hunger. Kleine Krebse tanzen wild vor ihrer Hinrichtung in der Strömung in ihren Aquarien, Maden, Heuschrecken, sogar Krokodil ist im Angebot.
    Uns fallen die vielen Jugendlichen hier auf, Studenten, Vientiane ist auch Universitätsstadt.
    Fürs erste kaufen wir frittierte japanische rote Süßkartoffelbällchen, sehr knusprig aussehende Frühlingsrollen sollen es dann sein, ein Omelett mit Gemüsefüllung, ja das da bitte! Wir machen den Wursttest, eine Braune und die rosanen am Spieß hätten wir gerne. Der Wurstbrater lässt uns an einem seiner Tische sitzen. Sitzen, essen, ja! Ein kleines Beerlao passt perfekt zu den gebratenen Würsten. Und die braunen schmecken, das hast noch nicht gegessen, nach einer Kräutermischung, von der mehr in der Wurst ist als Fleisch, unfassbar lecker, ein ganz neuer Geschmack. Die rosafarbenen Würste erinnern etwas an Salsiccia, aber viel raffinierter. Gestippt wird in Chilisoße und Soja. Wow wow wow. Wir bestellen noch eine zweite von den braunen Würsten. Wir sind satt, fast. Eine zweite Runde über diesen herrlichen Nachtmarkt verführt uns jedoch nicht zu Neuem, nur diese dampfenden Wantans, die gehen noch.

    Bäuche voll, Rückzug. Durch langsam dunkler und ruhiger werdende Straßen, guck mal, was ist da drüben? Die kreisende Handbewegung des Mannes auf der anderen Straßenseite kennen wir, Schlüsselreiz, Schande! Dünnster Teig klatscht auf dem Metallisch auf, Kondensmilchdosen stapeln sich auf seinem Imbisswagen - Bananapancakes! Die müssen sein, Bananapancakes mit Milchmädchen gehen immer!
    Wir haben noch nie einen Pancake-Maker gesehen, der so gemächlich dieses sündhafte Hüftgold herstellt. Fast 10 Minuten für ein so‘n Ding? Sabber. Wir nutzen die Stühle vor einem geschlossenen Café, um die Wantans und die Pancakes angemessen stilvoll zu verspeisen.

    Aber jetzt, jetzt ist’s gut, ab nachhause! Der nächtlich Stadtkrach schallt ordentlich in den dritten Stock des Sinakhone Hotels mit den kackbraunen Zimmern. Ohne Ohrenstöpsel geht da gar nichts.
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