• Stadt, Land, Fluss

    December 16, 2024 in Laos ⋅ ☀️ 30 °C

    6 Uhr, schüttel, schüttel, wir müssen ra-haus, wir sind in Pa-ha-kse! Ich bin wohl doch noch irgendwann eingeschlafen, Heike weckt mich auf. Panikpacken-hoffentlich-nichts-vergessen-raus-aus-dem-Bus-auf-den-Parkplatz-Bus-fährt-gleich-wieder-weg-Stress-wasn-überhaupt-los-Fragezeichen. Jetzt stehen wir da so rum mitten auf einem Busparkplatz irgendwo auf der Welt, ja puh. Erst mal sammeln und aufwachen. Pakse, ach ja, umsteigen, genau, aber wohin umsteigen?
    Ein Mann aus unserem Bus zeigt uns ‚In die Ecke gehen und warten‘, ein anderer sagt ‚Da drüben warten‘. Soso. ‚Da drüben‘ klingt erstmal besser, denn da ist auch das Klo. 3.000 Kip, 13 Cent, kostet die Erleichterung samt einem halben Meter Klopapier. Warten, frühstücken, wie die Hühner auf dem Hühnerhof stehen wir herum und schauen mit unseren Mitgestrandeten planlos mit fragend gestreckten Hälsen in der Gegend herum. Endlich kommt mal jemand, eine gewisse Kompetenz ausstrahlend, und schaut sich die Tickets an, soweit gut, wir stehen in der richtigen Ecke, und dürfen bis halbneun noch ca eineinhalb Stunden auf unseren Minivan nach Nakasang warten.
    Wir warten und kämpfen mit der Schwere unserer Müdigkeit, wenn wir überhaupt geschlafen haben, dann nur sehr wenig, man weiß es nicht genau.
    Das Logo auf dem einbiegenden Van kennen wir, Green Paradise Adventure Travel, Adventure vor allem. Wir sind jetzt save, wir entspannen uns. Viele andere Freunde der Nachtschicht sind teilweise schon weiter verteilt und abgefahren.

    Wenn du jemals von Vientiane zu den 4.000 Islands reisen willst, dann fahre an dem Abend etwas früher zum Busbahnhof in Vientiane, so um 18:00 und kauf dir dein Sleeperbus VIP Ticket bei einer anderen Gesellschaft als Green Paradise, der Bus wird in jedem Fall besser ausgestattet sein als der von Green Paradise. Glaube mir!

    Endlich dürfen wir in die Sardinenbüchse einsteigen. Drei, vier Leute sammeln wir noch ein und dann geht’s endlich wieder weiter. Drei Stunden an das südlichste Ende von Laos, vom hohen Norden in den tiefsten Süden, das ist unser langer Reiseweg. Die Straßen sind in einem erfreulich guten Zustand und unser Fahrer nutzt das ordentlich aus, wir fliegen förmlich über den Asphalt. Er ist gefühlt der einzige Fahrer in Laos, der wirklich alles und jeden anhupt, der die das sich potentiell seiner Überholung in den Weg stellen könnte. Noch kein finaler Kamikaze, denn in unübersichtlichen Situationen durchaus defensiv, haben wir auf der freien Strecke doch ein mulmiges Gefühl, wie dieser Mann mit uns gen Süden prescht.
    Nach eineinhalb Stunden ist Pinkelpause, Aber schnell, wir müssen weiter. Was treibt diesen Mann nur so, mehr als alle Laoten zusammen, die wir bisher erlebt haben? Punkt elf erreichen wir den Busbahnhof von Nakasang. Vielleicht war ja diese Punktlandung sein Ehrgeiz. Umh. Und wie geht es jetzt weiter?
    Google sagt, in 200 Metern erreichen Sie den Fährhafen. Wir erreichen ihn. Und dann? Für eine Fähre braucht es Tickets. Und wo? Da, wo sich eine kleine Traube bildet. Fährt hier auch die Fähre los? Nein, die startet da drüben, da unten am Steg, und die Fähren hier, das sind viele kleine bunte Boote mit Aussenborder, die eines nach dem anderen voll gemacht werden und dann gleich ablegen. Und woher wissen die, wo wir aussteigen müssen? Das muss man denen sagen, Don Det oder Don Khon. Also wir wollen Don Khon raus bittesehr. Die Insel liegt hinter Don Det.
    Der Aussenborder beschleunigt das kleine, schlanke Boot und wir gleiten über den Mekong hinüber nach Don Det, der angeblich touristischeren Partyinsel. Hier steigen auch die meisten der Passagiere aller Altersstufen aus, mit hochgekrempelten Hosenbeinen müssen sie durchs Wasser waten, wie am Strand einer tropischen Insel, die Conaisseure bleiben natürlich sitzen. Wir umrunden noch elegant Don Det.
    Reist man mit dem Schiff, stellt sich bei mir bald ein wahres Urlaubsgefühl ein, jetzt reist man endlich richtig, auf eine Insel, lässt all seinen Ballast auf dem Festland zurück. Das funktioniert sogar bei der Fraueninsel.

    Die Landschaft der Fourthousand Islands ist atemberaubend schön. 4.000 Inseln sind’s wohl wirklich, denn auch kleine Miniinseln, die aus vielleicht nur einem Bäumchen und ein bisschen Gras bestehen, zählen schon dazu. Die liegen verstreut im Wasser nebst größeren und großen Ansammlungen von Grünzeug auf Sandhügeln und richtigen Inseln. Ein bisschen sieht die üppig grüne Flusslandschaft aus, als wäre es ein Landstrich unter Hochwasser. Fischer und Taxiboote knattern auf dem glatten Wasser an uns vorbei, auch hier hält sich der Verkehr in Grenzen. Und hier machen wir Ferien! Vorfreude!
    Ich habe vorsorglich schon die Hosenbeine hochgekrempelt, auf Don Khon aber gibt es eine richtige, kleine Holzmole am Anleger, die Füße bleiben trocken. Ein kleines, ländliches Dorf nimmt uns in Empfang, krähende Hähne und schläfrige Hunde, ein paar herumsitzende Leute blicken kurz auf und dann wieder weg, kaum was los. Wow, ist das chillig hier. Es gibt nur eine Straße und die gehen wir entlang bis zu unserem Guesthouse, schön isses hier, sehr einfach, sehr ländlich, unaufgeregt auch. Nach ein paar hundert Metern erreichen wir unser Guesthouse, Dokchampa schreibt es sich, und wie man es sich vorgestellt hat, eine Reihe Holzbungalows, mit Terrasse direkt über dem Fluss.
    Check-in Prozedur. Die Kreditkarte funktioniert hier nicht, na super. Contactless auch nicht. Meine Maestro, nimmt das Lesegerät nicht an, Heikes Karte, nix. Weia. Wir müssen bar bezahlen. Gut dass wir mit ausreichend Dollar vorgesorgt haben, die retten uns jetzt. Unsere Barschaft in Kip haben wir so ziemlich genau auf die verbleibenden Tage kalkuliert.
    Wir dürfen rein in unseren Bungalow. Oooh wie toll, der Mekong wieder, durchs Panoramafenster, auf die Terrasse, da fließt er, genau vor unserer Nase!
    Sofortwohlfühlprogramm, freuen, auspacken, Laundryservice abgeben, der kleine Hunger bekommt noch schnell seine Suppe gleich nebenan in Nanas Restaurant, schlafen.

    Es dämmert zwar schon, für uns ist jetzt aber erstmal Kaffeezeit. Was ist das für ein schöner Blick von der Terrasse! Das Leben am Fluss, Kinder paddeln in Kanus um die Wette, Fischer fischen, manchmal knattert ein kleines Boot vorbei, gegenüber liegt Don Det. Sonnenuntergang. Frieden. Hunger.
    Der erste Gastrowalk. Es gibt einige Restaurants auf der Dorfmeile, oder sind es doch nur Privatküchen? Die hölzernen Stelzenhäuser hier sind im Erdgeschoss offen, geben vollen Einblick ins Familienleben, in die Kochtöpfe. Die aktiven Restaurants erkennt man meist an der Menükarte, die davor ausliegt, Gäste sitzen da selten bis kaum.
    Fast bei der Brücke nach Don Det rüber finden wir ein Lokal mit einer Speisenkarte, die unseren Gelüsten entspricht. Stirfried Ginger, stirfried Basilleaves mit Reis, knusprige Frühlingsrollen, Papayasalat, Kokosnuss Shakes dazu, ja, wir haben Hunger. Toll gewürzt, neue Geschmäcker, ein Genuss!
    Um neun wird es schon sehr still hier, die Restaurants schließen auch hier um 22:00. Das Dorf geht schlafen und wir auch.
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