• Siem VIP

    21 december 2024, Laos ⋅ ☁️ 21 °C

    Keine Ohrstöpsel, weil wir heute etwas früher aufstehen müssen, aber soo früh wollten wir jetzt auch nicht aufstehen. Ab sechs Uhr geht es wieder rund um unsere Schlafbox. Schulkinder, Boote, der neue Koreanische Nachbar, was hat er die ganze Nacht nur schweres über die Veranda geschleppt? Warum ist er nachts mindestens drei Mal aus seinem Zimmer, fragt die geweckte Heike. Jetzt schläft er, Herr Hui Bu. Und wir sind wach. Die Morgensonne an diesem kühlen Morgen wärmt noch nicht, das übernimmt derweil der Kaffee.

    Packen, heute verlassen wir das wunderbare Laos. Die Rucksäcke tragen sich leicht die zwanzig Minuten zur Anlegestelle, der Abschied ist schwer.
    Als wollten wir einfach nicht loslassen und noch möglichst viel mitnehmen von dieser schönen Zeit, die wir hier hatten.
    Auf dem Weg kaufen wir bei Omma Samosas mit Bananen- und Gemüsefüllung für die heutige Fahrt. In einem dieser großen Restaurants mit den hohen Preisen bestellen und essen wir erbärmliche Shakshuka zum Frühstück. In einer unaufmerksamen Minute, als ich im Supermarkt gegenüber Kekse kaufe, schnappt sich ein Hund unsere Samosas, die ich unvorsichtiger Weise auf dem Boden neben dem Rucksack hab liegen lassen. Den angesabberten Rest der Samosas schmeißen wir dann besser weg und Heike shoppt noch einmal neue.
    Um 9:45 große Versammlung der Rucksackträger am Pier, die Quittung aus der Reiseagentur wird in ein richtiges Ticket umgetauscht und dann beginnt die Transportmaschinerie zu schnurren. Abschiednehmen und ein letzter Blick zurück auf die 4.000 Inseln mit ihren 4.000 kleinen Überraschungen und Liebenswürdigkeiten, ein leiser Schnieferer und Lächeln.
    Mit dem Schifferl geht es hinüber nach Nakasong, dort direkt in den grünen Bus, der mit laufendem Motor wartet. Der bringt uns die paar hundert Meter zur Busstation. Hier kommen dann bald die Busse, die die Reisenden nach Vietnam und Kambodscha verteilen.
    Die Busse sehen erfreulicher Weise ziemlich neu aus. Ein mitreisendes deutsches Paar erzählt uns begeistert von ihrer Reise mit diesem Busunternehmen von Pakse nach Nakasong. Laos Reisende bitte merken: VET Airbus Express.
    Denn der Bus ist wirklich eine sehr erfreuliche Überraschung. Das Personal tragt Uniform, wie im Flieger, jeder Platz hat einen eigenen Bildschirm mit YouTube oder Filmen - wenn man die Kopfhörer mit Kabel vom Hinflug mitgenommen hat - die AC kann man sogar ausschalten, kleiner Klapptisch, Sessel in Liegeposition, viel Beinfreiheit und ein sauberes Klo! Der Knaller aber ist die in die Sitze integrierte Rückenmassage, da sagste nix mehr. Es gibt eine kleine Flasche Wasser und ein warmes Mittagessen dazu. Hammer oder?
    Sieben Stunden Fahrt? Och schade, nur sieben Stunden…
    Nach einer halben Stunde sind wir an der Landesgrenze. Alles aussteigen bitte, offizielle Ausreise, geht schön zügig, wieder einsteigen. Hundert Meter weiter der Grenzübergang nach Kambodscha. Alles aussteigen bitte. Erste Station Ausweis mit ausgefüllten Formularen abgeben, 35 US$ Visagebühr in bar auf den Tisch, dann auf den Reisepass mit ausgestelltem Visum warten, zweite Station, Gepäck scannen, dritte Station Ausweis an Schalter eins abgeben, da erkennungsdienstliche Erfassung, alle zehn Finger scannen, Foto, an Schalter zwei daneben gibt es den Reisepass wieder zurück und dann ist man durch, willkommen in Kambodscha.
    Es wird gemunkelt, dass es von Vorteil ist, dass wir mit einer kambodschanischen Busgesellschaft reisen, ansonsten kann die Prozedur ungeschmiert etwas länger dauern.
    Jetzt erst beginnt die eigentliche Strecke, sieben Stunden Kilometerfressen bis nach Siem Riep. Mit allen Annehmlichkeiten des modernen Busses, einer Eiskaffeepause, viel zu schreiben und netten Sitznachbarn, einem Pärchen aus D, zum ratschen eine kurzweilige Angelegenheit.
    Halbsieben quietschen die Bremsen, wir sind angekommen in Siem Riep und schwupp, ploppt auch schon der erste Tuk Tuk Fahrer auf. Fragen, wieviel die Fahrt ins Angkor Palace Resort & Spa kostet, kostet ja nichts. 4 $ will er, ist vielleicht etwas zu viel, aber soll uns Recht sein für jetzt. So sausen wir in der kühlen Nacht zu unserem Hotel, das ca 3 km außerhalb der City liegt.
    Es ist schon sehr witzig mit einem Tuk Tuk die Auffahrt zu einem Fünfsterne Hotel vorzufahren.
    Die Empfangschefin steht vor dem mondänen Eingang, heißt uns mit kambodschanischen Schals willkommen und bittet uns in die Rezeption, wo wir den Check-in und die Rechnung erledigen.
    Ein Empfangsmann geleitet uns dann durch diverse Gänge, über den Garten, am Pool vorbei in einen anderen Flügel und erklärt ganz grob die Annehmlichkeiten dieses Hauses bis wir in unserem erdgeschossigen Zimmer ankommen. Bäm. Von der 10 Dollar Schachtel ins Fünfsternehotel, was eine Karriere. Das Hotel wie auch das Zimmer ist schöner als es in Bookingdotcom dargestellt wird, auf den ersten Blick großartig, wir freuen uns doch schon sehr darüber.
    Dieses große, weiche Bett, dieses große Bad, gleich unter die Dusche! Vollausstattung inkl. super viel Platz. An der kleinen Terrasse mit Gartenblick werden wir uns morgen erfreuen.

    Und jetzt? Hunger! Kurz nach acht ist es jetzt.
    Erst suchen wir auf Googlemaps die nächstliegenden Imbissbuden und marschieren tapfer durch das Ganglabyrinth des Hotels und finden tatsächlich auch wieder den Ausgang. Bevor wir in Freie treten können schießt von links der freundliche Pförtner oder so vor unsere Nasen und fragt beflissen, ob wir vielleicht ein Tuk Tuk benötigen. Äh ja, ähhm, ja? „In die City vielleicht?“ …Was kostet das? „Drei Dollar“, kurzer Blickwechsel von Heike und mir, Planwechsel, warum nicht? Das Tuk Tuk wird herbeigewunken und Tschak, sausen wir die drei Kilometer nach Siem Riep City.

    Siem Riep City. Bäm, was geht hier ab? Ich war hier vor ca 15 Jahren schon einmal und erkenne nichts, also kaum etwas wieder. Um den Nightmarket herum ein schrilles Lichtermeer wie in Bangkok, die alt/neu etablierte knallebunte Pubstreet mit einer Bar neben der anderen, schräg überschminkte Damen warten auf willige Herren, grottiger Technopop von allen Seiten, flashige Laserlightshows, einsame, rauchende Männer warten vor ihrer Flasche Angkor auf ein Wunder, einfach Overkill, blinki, blinki, saufi, saufi, Khaosan deja vu.
    Den Old Market nebenan in den alten, einstöckigen, wunderschönen französischen Kolonialhäusern, erkenne ich tatsächlich wieder, hier wird jetzt Einheitsramsch angeboten, wie auf allen Touristenmärkten dieser Welt. Markenfake-Taschen, Crocs Gummischuhe, Artikel aus Seide, diese bestimmte Baumwollkleidung mit den schicken Elefantenmotiven oder Folkloremustern, Buddhas in allen Varianten und Materialien. Wenn man 50 Meter abgelaufen hat, kennt man den Rest des Marktes. Schade, das war mal anders, vielfältiger, inspirierter, individueller, schräger. Ein Happy End Massagesalong neben dem anderen, das hat sich nicht geändert.
    Wir meinen neben unseren Dollar auch besser noch Riel in der Tasche zu haben, also heben wir welche ab, ATMs gibts wie Sand am Meer.
    Alle paar Meter kommt ein Tuk Tuk-Fahrer angeschossen und fragt: Tuk Tuk? Mit einem lächelnden Nein sind die meisten schnell abgewimmelt. Restaurants mit vielen, bunten Speisekartenbildern an den Wänden gibt es auch inflationär, ist wohl egal, wo man sich reinsetzt, also machen wir das. Ein Gast, der gerade wieder aufbricht empfiehlt uns das Lokal, in dem wir gerade sitzen, als sehr gut, Daumen hoch. Immerhin, das lässt hoffen. Natürlich muss man in Siem Riep Khmer Küche probieren, Amok heißt eines der Nationalgerichte, wird bestellt, und Fried Eggplant mit Reis, Cola Light, einen Bananen Shake. Die erste Erkenntnis, überall wird ordentlich mit Zucker gesüßt, auch wenn man mit ohne Zucker bestellt hat. Im Bananen Shake knistern noch die Zuckerkristalle zwischen den Zähnen beim Draufbeißen. Die gebratenen Auberginen gleichen eher einem Dessert, das Amok dagegen ist echt lecker, eine Art Curryeinropf mit Gemüse, aber auch Zucker drin.
    Wir geben uns dann etwas überfordert noch kurz den Krawall dieses Viertels, holen uns Wasser und Bierchen im Supermarkt und ab dafür nachhause in unseren idyllischen Luxus.
    Wir sind schon gespannt, wie das Hotel bei Tageslicht aussieht.
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