• Muss ja sein

    April 13 in China ⋅ ☁️ 16 °C

    Ja, muss ja sein, diese elende Fliegerei. Aber erst einmal von München nach Frankfurt mit dem Zug, Nele und ich. Halbneun startet er und erreicht FFM Flughafen erfreulich beinahe pünktlich um halbzwölfe.
    Ein Hatscherer auf dem großen, großen Frankfurter Flughafen bis zum Air China Terminal, Check in, Security und so weiter. Bis wir fliegen vergehen die vier Stunden Wartezeit wie im Flug. Nele muss noch was für die Schule machen. Woyzeck und Camus lesen z.B.
    FFM nach Peking in neuneinhalb Stunden. Der Flieger ist ziemlich oll, alles schon ein wenig in die Tage gekommen, Neles Touchscreen ist absolut berührungsresistent. Aber wir kucken eh keinen Film, wir lassen uns lieber vom Onboard Entertainment ein Kartenspiel beibringen. Wir spielen bis wir das Spiel endlich einmal durchschaut haben und wir einmal gegen unsere chinesischen Computerkontrahenden gewinnen. Zum Mittagessen gibt es Huhn mit Nudeln, nahezu geschmacklos.
    Nach ein paar wenigen geschlafenen Stunden gibt es Abendessen, oder ist es schon Frühstück? Auf jeden Fall: Huhn mit Nudeln, juhu.
    Zur Landung am frühen Morgen beutelt uns der Wind turbulent auf die Landebahn, wir sind wieder wach. Und so müde. Hello again Peking!

    Immigration, eine lange Schlange, zu lang für den Anschlussflug in zweieinhalb Stunden. Wir fragen uns in der Warteschlange etwas nach vorne, kriechen unter Absperrbändern hindurch, bis wir glauben, dass wir dem knappen Zeitfenster angemessen an der richtigen Position in der Schlange stehen, eine Stunde fast noch bis wir endlich dran sind. Die Einreise selbst geht überraschend schnell, Visa on Arrival für 30 Tage China, yes! Wir sind in China!

    Grimmige Beamtengesichter geleiten uns richtungsweisender Weise zum Domestic Transfer. Ich habe über Trip.com gebucht und dessen Service begleitet und leitet uns hier perfekt durch den Reiseablauf. Wann, wo, welches Gate und so, empfehlenswert!
    Zuhause habe ich schon eine eSim gebucht, die mit dem ersten Einschalten des Handys in China sofort aktiviert ist. Dazu vier VPNs, von denen ich hoffe, dass mindestens eines zuverlässig und lückenlos funktioniert. Funktioniert. Leider in Verbindung mit Wifi eher nicht, nur mit Daten-SIM arbeitet ExpressVPN perfekt. Jetzt sind wir auch schon mal online, eine große Hürde ist genommen, der Schweiß auf meiner Strin schnell getrocknet.

    Halbfünf steigen wir für vier Stunden erneut auf in die Lüfte Richtung Süden nach Kunming. Vorher werden wir aber nochmal so richtig richtig durchleuchtet und abgetastet. Aber dieses Mal habe ich schlauer gepackt: kein Messer, keine Schere, kein Fußdeo, kein Feuerzeug - keine Beanstandung.
    Im Flieger bin dann so dermaßen müde, dass ich es gerade mal schaffe, noch zum Essen wach zu sein, Hühnchen mit Nudeln, jippie, sonst schlafe ich den Rest des Fluges, das Chicken ist noch schloziger als die beiden vorher.
    Toll der Blick aus dem Flugzeugfenster auf die bunt gescheckten, farbintensiven Felder im Anflug von Kunming. Wie auch schon bei Peking, zwischen den Feldern die vielen Horrorbetonpfeilersiedlungen, wie Geisterstädte vom Reißbrett, vollgepackt mit Arbeiterzombies.

    Trip sei Dank bekomme ich eine PN mit dem Foto von unserem Taxifahrer, der schon wartend am Ausgang steht. In einer schicken, schwarzen Elektrolimousine gleiten wir durch das spätmittagliche Kunming. Ein seltsam vertrauter Anblick. Nach einer halben Stunde Fahrt und ein paar Irrungen und Wirrungen des Taxlers bei der Suche nach dem realen Standort unserer Bleibe erreichen wir endlich das Upland Hostel, das so versteckt nicht liegt.

    Beim Check-In müssen wir betrübt feststellen, dass Alipay bei seinem ersten Einsatz irgendwie nicht funktioniert. Freundlicher Weise gewährt man uns einen sehr rücksichtsvollen Zahlungsaufschub, bis wir uns etwas ausgeruht haben, wir sind einfach supererschöpft.

    Der Weg zu unserem Zimmer führt etwas verschachtelt um diverse Ecken treppauf über den offenen Hinterhof durch das Restaurant hinüber zum Lift in den fünften Stock.
    Unser Zimmer: sehr schön! Blick auf eine grüne Wand aus Pflanzen und die gegenüberliegende sonnige Chill-Terrasse, das Hostel ist wohl an einen Naturfelsen gebaut.
    Im Zimmer freuen wir uns über ein großes Doppelbett und eine kleine Lounge am Fenster mit zwei Sesseln. Wasserkocher: check. Bad und Dusche: sehr klein aber heißes Wasser, check. Es ist nur durch eine teilverglaste Tür abriegelbar, wodurch sich die privaten Geschäfte etwas exponierter gestalten. Da sich das Bad aber quasi um die Ecke vom Schlafraum befindet, ist das durchaus handlebar. Das Hostel hat eine sehr sympathische Ausstrahlung, hier fühlen wir uns auf Anhieb richtig wohl. Ankommen und Ausruhen ist angesagt.

    Zum späten Nachmittag rappeln wir uns auf und starten zu unserem ersten Orientierungslauf. Zunächst aber die Geschichte vom Zahlemann, oder: das Wunder von Alipay. Ich weiß nicht wie und warum, aber dieses Mal klappt es mit der Code Scannerei und Alipay. Ich würde es ja gerne verstehen, bin aber auch fürs erste einmal nur erleichtert.

    Unser erster Weg führt uns zum sehr nahe gelegenen Park samt Teichlandschaft oder eher See mit Brücken und Inseln? Auf jeden Fall, wir sind begeistert. Die Nachmittagssonne beleuchtet eine sehr schöne Anlage, großartige Flora, Skulpturen aus Plasikblumen, glückliche Flanierer, spielende Kinder, Imbissstände, verliebte Paare und diverse Shootings von Cosplayern, ein chinesisches Idyll, alles superentspannt.
    Eine Weile später gibt es in einem kleinen Resto das erste chinesische Essen für uns, Nudeln mit diversen unbekannten Zutaten, aber ohne Chili, und sehr lecker.
    Einen ersten, neugierigen Blick in die City trauen wir uns nach dem Mahl noch zu und landen in einer Fussgängerzone mit historisierenden Gebäuden mit Geschäften darin, eh klar. Schöne Lichtstimmung, recht wenig los für eine chinesische Stadt am Sonntag Abend. Ein Nebel der Müdigkeit kriecht langsam von unseren Beinen in unsere Köpfe. Im SevenEleven holen wir uns noch Yacults als Gutenachtdrink und dann um 22:00 ab ins Land der Träume.
    Read more