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- Day 6
- Thursday, April 17, 2025
- ⛅ 22 °C
- Altitude: 2,102 m
China西邑镇26°12’26” N 100°11’7” E
Once Upon A Time In Lijang
April 17 in China ⋅ ⛅ 22 °C
Wir gönnen uns Schlaf und einen gemächlichen Start in den Tag. Die Sonne scheint, perfekt um unsere Wäsche auf der kleinen Terrasse gleich neben unserem Zimmer aufzuhängen. Das laue Lüftchen wird sie bis zum Abend sicher trocknen.
Eine sehr ruhige Straße erwartet uns, als wir unsere ersten Schritte hinaus tun. Die meisten Läden gähnen auch noch, die hübschen, oft kunstvoll geschnitzten Holzvertäfelungen, die sie nachts verschließen, werden gerade entfernt.
Auf einem Schulhof huldigen uniformierte Schüler mit ihren hohen Stimmchen singender Weise der Partei, wir sitzen daneben in einem kleinen Straßenlokal mit hiesiger Hausmannskost samt rauhbeinigem Scheffe mit rauher Stimme und sanften Herzen. Wir stellen auf der Leuchttafel mit Bildchen der vielen angebotenen Speisen begeistert fest, dass es Jook gibt, Reissuppe mit Huhn, wir lieben die! Dazu bestellen wir noch mit Gemüse gefüllte Teigfladen, Tee gibt’s für lau in die Tassen, das perfekte Frühstück, und diese erholsame Ruhe in den Gassen am Vormittag.
Nach dem ersten Überblick gestern wollen wir heute beim Erkunden dieses beeindruckenden Ortes umfassend in die Details gehen.
Allüberall diese wunderschönen, traditionellen Filmkulissenhäuser aus Holz und Stein, gerahmt von einem Blumenmeer, exotisches Grünzeug im Überfluss, liebevoll arrangiert bis bombastisch wuchernd, gern wird übertrieben hier.
Kleine Gässchen Zweigen ab von den belebten Hauptwegen mit vielen sinnigen und unsinnigen Geschäften, in den Gässchen die offenen Tore der vielen Guesthouses. Da können wir prima mit unseren neugierigen Augen reinspitzen und Interieur von Boutique über traditionell rustikal zu bürgerlich modern alles an Wohnstilen entdecken. Wow, was es da teilweise zu sehen gibt. Besonders toll sind diese kleinen Innenhöfe, diese Oasen, die meistens sehr einladend gestaltet sind. Wie gerne würden wir uns in dem einen oder anderen kleinen Paradies mal platzieren, nur um da einfach mal zu sein.
Und weil das Außerordentliche plötzlich so normal sein kann, neigt man leicht dazu das Besondere nicht mehr als solches wahrzunehmen. Immer wieder müssen wir innehalten, tief durchschnaufen und uns gegenwärtig machen, in was für einem großartigen Ort wir uns gerade bewegen.
Als erstes gesetztes Ziel erreichen wir den großen Markt, dieses Mal im Hochbetrieb. Chinesische Märkte sind immer wieder eine Freude für alle Sinne. So ist es ein großer Spaß an der grenzenlosen Vielfalt der Gemüsesorten vorbei zu flanieren, unbekanntes Obst zu entdecken und tief in diese wunderbaren Gewürze hineinzuschnuppern. Jetzt ist auch die beste Gelegenheit frische Mangostin zu kaufen und zu probieren. Wenn die Blatter an der Frucht Grün sind, dann ist sie frisch, btw. Der Obsthändler schneidet uns die dicken Schalen auf und wir können endlich das reinweisse Innere dieser leckeren Frucht genießen.
Langsam füllen sich die Gassen der Altstadt mit Besuchern, nahezu ausschließlich Chinesen, und es werden mehr und mehr von diesen verkleideten jungen und aufgerüschten Damen in ihren romantischen Fantasykostümen in fieser Schminke.
Ein sehr beliebter Fotohintergrund ist am kleinen Kanal, der die Stadt durchzieht. Hier gibt es viele pittoreske Brückchen, üppig beblumte Fassaden, blühende Bäume und auch Nebelschwaden, ja, Nebelschwaden. Vom Kanalufer aus wird stellenweise laufend meterweise Kunstnebel auf die Wasseroberfläche geblasen, total crazy. Ich mag das.
Und da wird dann gepost was das Zeug hält. Eine kleine Handtrommel, die hier ebenfalls zur Klaviatur der Souvenirs gehören, wird neben das zerbrechliche Porzellangesichtchen gehalten, oder man blickt schüchtern nach unten, verträumt ins Nichts oder dreht ganz kokett den Papierschirm neben sich. Ja, ja.
Nach dem Shooting laufen die Freundinnen dann den Rest des Tages in ihrem Putz kichernd und stolz über das historische Pflaster. Später suchen sie mit dem Fotografen sie schönsten Shots am Rechner aus. Ein kurzer Schulterblick, den ich dabei mal hatte: das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, Chapeau für den Fotografennachwuchs. Die Preise für dieses Kostümspektakel beginnen bei so ca 35 €. Schminkbuden samt Kostümverleih gibt es fast inflationär.
Es ist nicht zu übersehen wie oft Nele von den Mädels teils offen angelächelt, teils heimlich komplett gescannt wird. Nicht selten höre ich zu einem verzückten Gesicht ein „You are so beautiful!“ Ja, ja, mein Nelchen, die alte Stylerin, hat ja auch noch die entsprechenden Klamotten an. Manchmal bin auch ich derjenige, dem das Kompliment über meine hübsche Tochter ausgesprochen wird. Sehr süß, wenn wir beobachten können, wie so manches Mädelsgrüppchen versucht heimlich ein Foto zu schießen oder sich überwindet Nele anzusprechen. Die Schüchternheit ist aber ganz beiderseits.
Es gibt so unglaublich viel zu kucken, zu beobachten, zu staunen, dann teilweise der Rummel, die Verköster, die uns ständig ansprechen und ihr Zuckerli oder Becherchen vor die Nase halten, das ist echt anstrengend. Wobei die Ansprachen dennoch stets sehr zurückhaltend und freundlich sind und null aufdringlich. Damit ist dann auch gut umzugehen.
Wir folgen dem Kanal, bis eine Baustelle den weiteren Weg versperrt, verlassen das Ufer und starten eine Odyssee mit dem Ziel in die Winkel der Stadt zu kommen, die wir noch nicht kennen, jeder Schritt ein freudiges Ahh und Ohh.
Wir schaffen es bis zum offiziellen Haupteingang der Altstadt, an dem sich die zwei großen Wasserräder befinden, die der Altstadt ihr Signet lieferten, und über die die Busladungen einströmen. In diese Blickrichtung sehr groß und majestätisch ein Bild von einem schneebedeckten Berg als perfekte Kulisse.
Hier beginnt auch die moderne Stadt Lijiang. Bestimmt auch einen Blick wert, wenn man etwas mehr Zeit mitbringt. Wir machen hier kehrt, zurück ins geschützte Touristengehege. Der kleine Hunger schickt uns auf die große Reise zur anderen Seite der Stadt zum Nachtmarkt, wo wir unbedingt Abendessen wollen. Wir finden ihn fast schon routiniert, sich in Lijang zu orientieren ist bald gelernt, obwohl der erste Eindruck der eines endlosen Labyrinths aus Gässchen und Winkeln zu sein schien.
Auf unserem heutigen Speiseplan stehen ja Pilze.
Da jedes Pilzbeisl dem anderen gleicht, und es reiht sich eines ans andere, entscheiden wir uns für unser Lokal nach der buntesten Mischung der Pilze in den blubbernden Tontöpfen der Auslage, die ganze Palette von Orange- bis Brauntönen.
Gut schmecken die Pilze, jedoch nicht so intensiv, wie ich mir das vorher ausgemalt hatte. Die vielversprechende Inszenierung hatte die Erwartungen dann doch etwas zu hoch werden lassen. Der ganz feine Plizgeschmack fehlt den Pilzen selbst, im Sud hingegen findet man ihn. Das bezeugt auch das genüssliche Schlürfen der Gäste um uns herum. Essen in China ist eh immer ein Vergnügen für alle Sinne, selbst in der rustikal dampfigen Pilzgarage am Markt von Lijang.
Im Qualm und der Geschäftigkeit des Nachtmarkts trollen wir uns zufrieden gesättigt wieder in die ruhigen Gassen der müden Altstadt. In einem kleinen Supermarkt besorgen wir uns noch Wasser und kaltes Tsingtao-Bier.
Wieder zuhause dann spannend und vor allem lecker unser abendliches Fruit Testing mit Minimangos, kleinen Aromabomben, ein Traum, und Lycheeähnlichen Früchten in harter Schale, die im Geschmack an Trauben erinnern.
Das Bier trinken wir danach auf unserer Veranda auf dicken, gemütlichen Polstern, überblicken den schönen Innenhof und lauschen den Geräuschen der Familie, die unten im Hof um einen großen, runden Tisch sitzt, speist und ratscht. Beim Beneiden nicht vergessen: Wir sitzen auf der Veranda eines traditionellen Hofhauses mitten in China mit Dachschnörkeln und im Lichterschein roter Laternen. Wir sind so richtig in China, mittendrin, unbeschreiblich das Gefühl, diese wunderbare Stimmung. Was für ein schöner Abend, was für ein schöner Tag.Read more






















