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- Dag 7
- fredag 18. april 2025
- ☀️ 24 °C
- Høyde: 2 017 m
KinaDali25°41’12” N 100°9’46” E
Dali Train
18. april, Kina ⋅ ☀️ 24 °C
Leider ist keiner zum Verabschieden da, als wir um 10:00 das Guesthouse verlassen. Auf dem Weg zum Ausgang der Altstadt nehmen wir in einem von den vielen Lokalen Beisln Platz und bestellen Wantan Suppe als Frühstück.
Das DiDi Car ist flux bei uns und die knapp 12 km zum Bahnhof sind schnell gefahren. Gut dass es nur einen Bahnhof in Lijiang gibt, he he. Der Check-In nur mit dem Reisepass läuft genauso reibungslos wie die Security. Jetzt heißt es 30 Min warten bis das Bahnsteinboarding beginnt, 10 Minuten später sitzen wir im Zug, pünktlichst um 12:03 ist Abfahrt. Deutsche Bahn, warum bist du nur so lost? Einzig die vielen endlosen Durchsagen nerven. Dingdong, bla bla bla bla bla …dingdong, bla bla bla bla …dingdong, bla…
Während der Fahrt geht ein sehr nerdiger, aber herziger Mann durch die Gänge und präsentiert ein dickes Buch mit einer Sammlung von Geldscheinen aus aller Welt. Er blättert es sehr ehrfürchtig durch und hält begeistert Vorträge über den Inhalt dieses respektablen Buchs. Seine Augen leuchten, ich folge ihm interessiert, das nimmt er wahr, und so macht er auch bei unseren Sitzen halt und hält seinen leidenschaftlichen Vortrag. Seine Augen glänzen besonders bei den Münzen aus Samoa und Fidschi. Sehr süß, wie gerne hätte ich etwas von seinen Ausführungen verstanden. Und dann isser weg, im nächsten Abteil.
Pünktlich 14:25 halten wir in Dali. Beim Aussteigen staune ich, wie elend lang der Zug ist, bestimmt zwanzig Waggons. Beim Verlassen des Bahnhofs müssen wir noch einmal die Ausweise präsentieren, dann stehen wir im üblichen Gewusel auf dem Bahnhofvorplatz. Um ein DiDi zu bekommen gehen wir besser aus dem Stauknoten vor dem Bahnhof etwas weiter die Straße entlang. Ein guter Plan, auch hier sitzen wir nach zwei Minuten im Auto.
Es war im Vorfeld nicht ganz einfach sowohl über Google als auch über Apple die genaue Adresse unseres Hotel ausfindig zu machen. Das immer wieder schwierig ist, da die Hotels gerne mit anderen Namen in den Karten vermerkt sind als sie bei Booking benannt sind zum Beispiel. Erst über Trip.com habe ich schließlich die richtige Adressangabe für unser Hotel in Dali gefunden, die auch von DiDi-Car als Ziel akzeptiert wurde. Auch beim Guesthouse in Lijiang war das so und bei unserem zweiten Hotel später dann in Kunming besonders tricky.
Aber jetzt stimmt der Ort, an dem uns der Fahrer raus lässt und wir müssen nur noch um zwei Ecken in engen Gassen laufen, bis wir vor dem beeindruckenden Portal des Silky Spirited Inn stehen, was ein Name. Beim Eintreten sind wir schon ziemlich beeindruckt von dem sehr großen Atrium mit Koikarpfen und der zweistöckigen rundum laufenden Galerie aus Holz, das alles wohl einem alten Teehaus nachempfunden ist.
Zarte chinesische Klänge schweben über dem Ganzen. Weniger zart, eher dämlich war der Boy, der uns in Empfang genommen hat. Er latschert uns in Chinesisch voll, obwohl offensichtlich ist, dass wir kein Wort verstehen, höchst planlos scrollt er am Rechner herum und weiß nicht wirklich etwas mit uns anzufangen wie es scheint, als hätten wir ihn komplett mit unserer Anwesenheit überrascht. Erleichtert gibt der überforderte Bub an seine hinzugekommene Kollegin ab, die nicht wirklich besser mit internationalen Gästen kommunizieren kann. Sie fragt ersteinmal nach unseren Visa. Hä? Meint sie das kleine Stempelchen in den Pässen? - Ja, das meint sie. Dann findet sie wohl endlich auch unsere Reservierung über Agoda im System, juhu. Sofortiger Zahlemann dann.
Mit der Schlüsselkarte drückt sie uns zwei Gutscheine in die Hand, beide in ausschließlich Chinesisch. Der Übersetzer später klärt und auf: Einmal Grünen Tee Trinken im Teestüberl am Koiteich, einmal eine Kostüm Foto-Experience im Inhousestudio, oder so. Der Boy mit den feuchten Händen bringt dann uns und unser Gepäck zum Zimmer. Hoppala, da wohnt ja schon jemand! Wir sollen warten, er weg wie der Blitz, soweit das mit tippelndem Gang geht. Ein paar Minuten später, voilà, unser Zimmer, das mir aber etwas seltsam vorkommt, erheblich kleiner als auf dem Foto bei Agoda irgendwie, vergleichsweise ein Kammerl. Ich sehe bei Agoda nach und tatsächlich, das reservierte Zimmer ist viel größer und hat zwei Betten.
Also runter zur Rezeption und Agoda Fotos zeigen. Solly, solly, neue Keycard. Dritter Anlauf vom schwitzenden Boy.
Im zweiten Stock öffnet sich die Tür dieses Mal zu einem großzügigen Raum mit Twinbed. Geht doch!
Der Boy flüchtet erleichtert. Wir sind da.
Abgesehen davon, dass sich die Holzvertäfelungen als Plastefakefurnier entlarven, ist das Zimmer wirklich sehr wohnlich und schick, wir fühlen uns wohl und richten uns ein und machen uns einen Kaffee.
Willkommen in Dali.
Am Nachmittag starten wir unseren Orientierungslauf in die ‚Ancient City‘.
In meiner Vorstellung aufgrund diverser Beschreibungen in Reiseführern, ist Dali Altstadt ein kleines pittoreskes Dörfchen mit holprigen Gassen und beschaulichem Leben. Alte Frauen sitzen auf kleinen Hockern und beobachten das bunte Treiben in der Straßen, alte Männer auf Campingstühlen zocken Karten und kleine Lädchen bieten regionale Produkte feil, Obst, Spezialitäten, folkloristische Kleidung, es dampft und brutzelt in den vielen Garküchen am Straßenrand.
Nach ein paar anfänglichen Umwegen stehen wir dann am Anfang einer grellen Fussgängerzone, einem quirligen Rummel. Die ursprüngliche Substanz der niedrigen alten Häuser ist kaum noch auszumachen. Ein Shop neben dem anderen, deren Warenangebot wir aus Lijiang kennen, aus allen Richtungen quaken kratzige Lautsprecher ihre Angebote in Dauerschleife, alle Meter werden uns Speisekarten unter die Nase gehalten. Reisegrüppchen Posen vor imposanten Stadttoren und instatauglichen Skulpturen. Auch hier kostümierte Mädels, jedoch nicht so stilvoll wie in Lijiang, eher wie chinesische Funkenmariechen.
Der Hauptstrom zieht dann die Fussgängermeile hinunter. Hinunter, weil die Stadt zum ca sechs Kilometer entfernten Seeufer leicht abfällt. Auf jeden Fall, in dieser Straße ist die Altstadt zu einer Souvenir-, Fress- und Shoppingmeile verkommen, schrecklich. Ein wenig ernüchtert sind wir fürs erste schon, der Switch von Lijiangs vergleichsweiser Idylle fällt uns nicht leicht. Worin liegt nur das Geheimnis eines der erklärten Lieblingsorte der Chinesen?
Ich schätze, das gesamte Areal der Altstadt misst vier mal vier km in jede Richtung. Hier dürfen nur kleinere Elekrofahrzeuge fahren, ist auch gut so, denn alles andere wäre der Overkill bei den vielen Menschen. Wir laufen noch ein paar Kilometer die fiese Meile entlang, bis wir die Auslage der immer wiederkehrenden Shops nach der gefühlt dritten Wiederholung langsam blind aufsagen können. Unser Spaß hier ist vorallem den teilweise sehr schrägen Leuten beim Sightseeing zuzusehen. Die Frage nur, wer hier wen schräg findet.
Wir biegen in eine kleine Seitenstraße ab.
Plötzlich Ruhe.
Ein sehr stylisches Café links, dann schicke T-Shirts in einer kleinen Boutique rechts. Hier eine nette Teestube, da ein CD-Laden - very retro! - …der Hotelhof sieht aber cool aus, kuck mal, die designige Lounge-Bar hier, die ist abends sicher ziemlich beliebt. Die Nebenstraße kreuzt sich mit einer weiteren Remmidemmi Allee, die aber nicht mehr ganz so heftig wie die erste.
Die gehen wir wieder aufwärts, Richtung zurück zu unserer Bleibe. Bei einem Obststand leuchten uns aprikosenähnliche Früchte ungelogen neonorange entgegen. Sind die echt, kann man die essen? Lächelndes Nicken. Das gibt’s ja nicht, die müssen wir probieren! Und kaufen eine Handvoll.
Es dämmert, die Lichter in den Straßen werden bunt, sehr bunt. Die für unsere Augen immer wieder sehr schick anzusehenden Chinesischen Schriftzeichen, Lichterketten und Strahler jubeln in allen erdenklichen Farben und Formen um die Wette, buhlen um Aufmerksamkeit und Kunden. Nicht zu vergessen die vielen, vielen roten und gelben Lampions und Laternen, die uns teilweise in großartigen Installationen zum Staunen bringen, wobei manchmal auch schon eine einzelne rote Laterne ausreichend ist, um berührt stehenzubleiben und die schöne Stimmung mit allen Sinnen aufzusaugen.
Fupp, stehen wir vor einem der massigen Tore der Altstadt, das bei Tageslicht schon großartig aussah, jetzt in seiner Illumination seine ganze Pracht entfaltet. Die sind schon sehr schön anzusehen, diese traditionellen Bauwerke hier und dann noch in diesem Licht.
Vor vielen Restaurants sind kleine Tischchen aufgebaut mit Feuerstelle in der Mitte …aha, wir haben Hunger! Angeboten wird Selbergrillen am Tisch, der heiße Scheiss hier in der Stadt.
Wir kommen kaum drumrum, uns in einem dieser Restaurants niederzulassen. Wie Motten lassen wir uns von einer besonders hübschen Lichtinszenierung einfangen, der netten Einladung einer Bedienung und dem netten Interieur.
Eine bebilderte Karte erleichtert die Auswahl, entzückende und sehr hilfreiche Assistenz bekommen wir von einer jungen Dame, die in unserer Ecke bedient. Neben holprigem Englisch kommunizieren wir erfolgreich über Google. Sehr mutig, wie sie sich mit uns Langnasen beschäftigt. Eine Chinesisch sprechende junge Deutsche, die am Nachbartisch sitzt, bietet uns auch noch ihre Beratung an und dolmetscht die schwierigen Passagen. Vielen Bedienungen in China ist der Umgang mit Ausländern ziemlich unheimlich und gespickt mit zu vielen Fettnäpfchen, denken wir, deshalb vermeiden sie eine Kommunikation, was sehr schade ist und fälschlicher Weise unsererseits oft als unhöflich gewertet wird.
Die Unsre macht das super. Wir bestellen für unsere heiße Platte geräucherte Ente, Steinpilze, marinierten Schweinebauch, Strohpilze und gefüllte Lotuswurzel, dazu Salatblätter zum Einwickeln und Knoblaucheier. Tee gibt es wie immer gratis dazu. Klingt mehr als gut, was?
Beim Braten werden wir von unserer Tischdame sehr aufmerksam betreut. Sie erklärt uns die Dips und dann sind unsere Leckerlies auch schon fertig und wir dürfen endlich genießen. Wir sind begeistert, die Bruzzelei macht super viel Spaß und die Zutaten sind ziemlich raffiniert gewürzt, und satt werden wir dazu auch noch in diesem sehr sympathischen Restaurant. Daumen hoch!
Danach rollen wir uns weiter Richtung Spirited Silky Inn - was ein Name. An den Straßenrändern wird gebraten, gehackt, gemischt, gewählt, gewogen, geschlemmt, die Straße hat sich in einen ewig langen Nachtmarkt verwandelt, hinten Lokale, vorne Stände. Dazwischen kleine Tische oder Bauern, die vor allem kiloweise Heidelbeeren und Brombeeren und auch sonstige Früchte anbieten. Eigentlich sind wir ganz froh, dass wir satt sind, die maximale Auswahl überfordert hoffnungslos. Als Teil des Menschenstroms, der immer wieder lautlos von Elektrorollern durchschnitten wird, schwimmen wir im duftenden Lichtermeer immer weiter gen Hotel.
Was aber immer geht: Mango. Ein LKW voller großer, reifer Mangos, mein Elysium. Mit leuchtenden Augen sehen wir zu, wie in Windeseile unsere Monstermango in leckere Häppchen zerteilt wird. Die gefüllte Plastikschachtel wird zu unserer Schatzkiste, aus der uns goldgelbe Mangobarren anstrahlen, ihr Anblick ist göttlich, der süße Duft zum Niederknien.
Das nächtens sehr einladend illuminierte Portal unseres Hotels empfängt uns, das Atrium mit dem Koiteich ist sehr eindrucksvoll beleuchtet, wow.
Kaum sind wir im Zimmer wird der Schatz geplündert, ein absoluter Hochgenuss! Die Neonfrüchte probieren wir auch noch. Sie sind noch recht hart und erinnern im Geschmack entfernt an Aprikosen aus Plastik. Noch ein bisschen im schicken Zimmer abhängen und dann geht auch dieser bunte, lange, glückliche Tag langsam zuende.Les mer




















