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- Day 9
- Sunday, April 20, 2025 at 4:22 PM
- ⛅ 23 °C
- Altitude: 2,022 m
ChinaDali25°41’13” N 100°9’46” E
Cityhopper
April 20 in China ⋅ ⛅ 23 °C
Erst um 9:00 erscheinen wir zum Frühstück - Frohe Ostern! Ganz ganz gemächlich packen wir unsere Ränzlein und vertrauen die dem Storageroom des Spirited Silky Inn, dem „Temperamentvoll Seidenen Hotel“ an.
Kurz vor Mittag entern wir die Stadt. Der Plan ist, jenseits der populären Wege links abzubiegen und die weniger beachteten Viertel zu erkunden.
Auch wenn die Gasse etwas öde aussehen mag, wir biegen ab.
Dali Alltag passiert kurz nach der ersten Abbiegung vor unseren Augen, praktische Tante Emma Läden, Haushaltwaren, Wohnhäuser Sackgassen. Ein Platz öffnet sich, von seltsam
tempelartiger Architektur umbaut, ist aber kein Tempel, der Hof vollgestellt mit leeren Tischen. Etwas kruschig sieht es hier aus. Verdächtig verstaubtes und antiquarisches Zeug ist um diverse dunkle Eingänge drappiert, entweder wohnt hier ein Messi oder das ist ein Nest von Antiquitätengeschäften. Wir spitzen neugierig in einen der Eingänge. Wow, wie cool, lauter Krimskrams aus älteren und jüngeren Zeiten Chinas, eher ein Hinterhofflohmarkt als ein Antiquitätenladen. Ich frage, ob wir eintreten dürfen, die Familie sitzt gerade beim Essen. Eine jüngere Frau springt auf und fragt, ob wir vielleicht mitessen möchten, sie spricht ein bisschen Englisch. Die überraschende Einladung lehnen wir freundlich ab.
Uns gehen die Augen über, lauter schräges Zeug aus alten Revolutionstagen. Maostatuen in jeder Form und Größe, Fotos, Fahnen, Alltagsgegenstände, Möbel, ein Museum der Zeitgeschichte, ein Traum. Begeistert betrachten wir die alten Zeiten der Kulturrevolution, mit ein bisschen Grusel im Rücken, schließlich brachte die Revolution viel Leid. Dennoch, die alte Propagandaästhetik lässt ein Grafikerherz höher schlagen. Das alles in einem Wohnzimmer in einem alten Klapperhaus, großartig! Ich bin so begeistert, greife mir ein Blechbild von Mao und frage nach dem Preis. Tochter fragt Mama, die ist hier der Boss. Boss sagt: 400 Yuan, knapp 50 €, schluck.
Ich bedanke mich für die Auskunft und lehne deutlich ab. Was ich denn zahlen würde, fragt die Boss. 150 sagt der weiße Mann. „200“ antwortet Mama. „Nein, sorry, maximal 150“ sage ich, sage Tschüß und drehe mich um. …„Ok, 150“. 18 € wären das, von fast 50 auf 18? Ich bin schockverliebt in das Bild und schlage ein, auch wenns noch ziemlich teuer ist.
Bezahlt wird bei der Tochter. Hier gibt’s nur WeChatPay, das hab ich nicht. Hm. Der QR-Code einer China-Bank funktioniert auch nicht, die will nochmal Extraangaben zu meiner Kreditkarte, mach ich nicht. Schließlich klappt es mit AliPay über das Privatkonto der Tochter. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines echten Mao Propaganda Blechbildes, welches Souvenir könnte besser passen! Große Verabschiedung, was ein Erlebnis.
Wir juckeln weiter durch die andere Seite von Dali und seinen Winkelgassen. Eine zunehmende Anhäufung von zertrampelten Salatblättern am
Boden zeugen von einem Gemüsemarkt, der hier vor kurzem stattgefunden haben muss. Da drüben noch mehr plattes Gemüse und auch noch ein Stand, der verkauft, um die Ecke noch einer, dann noch einer - der Markt ist ja noch in vollem Gange, juhu! Plötzlich Getümmel, Gefeilsche, Gewiege, Gebruzzel, wir sind wieder mitten im geschäftigen China.
Immer wieder müssen wir staunen, was alles angeboten und gegessen wird. Die Tiere gehalten und angeboten gegen jede Ethik, aber die kümmert hier niemanden, Hauptsache frisch, Flusskrebse, Schildkröten, Fische, Ochsenfrösche, Insekten, lecker.
Drei alte Männer in Maoanzügen aus einer anderen Zeit drücken mit ihren knochigen Fingern auf knusprigem Schweinebauch herum und diskutieren, ob überhaupt und wieviel davon. Kleine Chinesische Prinzessinnen werden von ihren Mamas durch die Menge manövriert. Es duftet, es riecht, es stinkt, alles dabei, super bunt und lebendig, wohin nur zuerst mit den Blicken? Wir lieben das.
Der Blick zwischendrin auf die Uhr sagt uns: Zeit fürs Umkehren, der Countdown zur Abreise beginnt. An einem Obststand erstehen wir zwei Portionen geschnittene Ananas und geschälte Pomelostücke als Reiseproviant.
Auf dem Rückweg entdecken wir auf einer leuchtenden Menütafel eines Restaurants Ente im Angebot, die gab es bisher nur superselten.
Klare Sache, das wollen wir jetzt essen und bestellen. Während wir so sitzen und warten und die Zeit von der Abfahrt des Zuges herunter rechnen, stellen wir fest dass wir eigentlich gar keine Zeit mehr haben, im Restaurant zu essen, wir sollten schleunigst zurück und unser Gepäck holen, wenn wir den Zug einigermaßen entspannt erreichen wollen.
So lassen wir uns die Ente, Chinakohl und Reis für Take Away einpacken und laufen zügig zum Hotel.
Rucksack und Koffer geschnappt und hoch zur Hauptstraße. Hui, ist die ruhig …sehr ruhig, kaum
Autos, viertel nach zwei ist es jetzt. Die DiDi App sagt, dass wir in der Warteschlange auf Platz 26 stehen und mindestens 14 Minuten auf ein Taxi warten müssten. Dann beißt ein Fahrer auf unsere Anfrage an, nach 12 Minuten steigen wir ein, vierzig Minuten später sind wir am Bahnhof Dali, bis zur Abfahrt haben wir noch bequeme 50 Minuten. Check-In und Security mittlerweile Routine, ist nicht viel los um diese Zeit. Wir vermuten dass der volle Rummel in der Stadt gestern dem Wochenende geschuldet war, immerhin ist Dali eines der beliebtesten Kurzreiseziele in Chinas Süden.
16:00 fährt der Zug los, 18:15 kommt der Zug in Kunming an. Auf dem Bahnhofsvorplatz spricht uns ein Kerl von schräg an, ob wir ein DiDi buchen wollen. Na klar wollen wir mit DiDi fahren.
Er sei DiDi-Fahrer …puhh, es riecht schon ganz übel nach Abzocke. Nachdem ich ihm unser Ziel gezeigt habe, nestelt er wichtig an der DiDi App herum und tut so, als sei alles offiziell und bietet den Lift für 100 Yuan an, fast 12 €. Geh schähssn, herst - wir lassen ihn kommentarlos stehen und gehen Richtung nächster großer Straße.
Etwas außerhalb des Dunstkreises von Gesellen dieser Art bekommen wir an der Straße schnell ein echtes DiDi, das uns für wenige Euro ins Kunming Spring City Boutique Hotel bringt. Das Zimmer im Spring City ist besser als ich erwartet hatte, wie auch das Hotel. Ein sehr netter Empfang, das Zimmer im achten Stock hat alles, was man braucht, inklusive einem großartigen Blick über die Stadt in den Abendhimmel.
Unsere Challenge heute Abend nach: Proviant shoppen für die lange Zugfahrt morgen und ein Restaurant finden. Laut Google Maps gar nicht so einfach, liegen die wenigen Optionen doch recht weit auseinander. Dann machen wir uns nach dem Fensterpanoramagenuss doch mal auf.
Wir wenden uns vom Hotel nach rechts und Jubel, direkt neben dem Hotel ist ein Convenience Store!
Und gleich daneben in der Straße Essensstände, besser noch, ein ganzer Nachtmarkt, Doppeljubel!
Wir scannen erst einmal den ganzen Nachtmarkt ab. Sehr lustig da, ein Running Hotpot. Wie Running Sushi, nur dass statt Sushi Zutaten in kleinen Portionen für den Hotpot auf einem Endlosband vorbeilaufen. Die Gäste haben dann jeweils ein siedendes Töpfchen vor sich. Smarte Sache.
Sonst gibt es die klassischen Küchen und Streetfood im Angebot. Wir entscheiden uns für einen größeren Imbiss, der Ente für zwei in einer Art Hotpot anbietet. Eine große Schüssel auf einem Esbitkocher landet auf unserem Tisch, stolz vom Scheffe gebracht. Wobei, ähhm, Fisch hatten wir nicht bestellt. Ich zeige noch einmal auf das Leuchtbild mit dem Menü unserer Wahl.
O-o-o-o, es ist ihm unendlich unangenehm, der Fisch schwimmt in seinem Sud wieder davon.
Wenige Minuten später die zerteilte Ente im Chiliteich mit Kartoffelscheibchen und anderem Gemüse. Hui, das brennt, aber lecker brennts.
Nach dem köstlichen und üppigen Nachtmahl erwerben wir noch vier Hähnchenschenkel frisch vom Grill und freuen uns im Convenience Store über die unerwartet große Auswahl. Instant Nudelsuppen im XXL Eimer, Nescafé, Milchbrötchen, Bananen und Oreos. Das isses, unser Essen für morgen.
Einmal umfallen und wir sind im Hotel, noch einmal umfallen und wir sind im Bett.Read more





















TravelerSo krass so viel krass