• Tour De Kowloon

    April 22 in Hong Kong ⋅ ☁️ 27 °C

    Unser erstes Aufwachen in Honkong, ein müdes Aufwachen. Das einzig negative am Prudential ist, dass es keinen Wasserkocher im Zimmer hat. Dem schaffen wir Abhilfe mit Kaffeelatte aus der Flasche vom 7/11, besser als nix.
    Dafür gibts zum Frühstück Dim Sum, in einem sehr gut bewerteten Lokal um ein paar Ecken, in der bereits bekannten Templestreet. Und was für Dim Sum, wir sind restlos begeistert!, ‚Dim Sum Here‘ heißt das Lokal. Zu Beginn gibt es ein Menü zum Ankreuzen, wenig später landen die dampfenden Körbchen mit den Köstlichkeiten nach und nach auf unserem Tisch, um uns nur glückliche Gesichter von glücklichen Gästen und zwei glückliche Gesichter auch an unserem Tisch.
    Jeder Knödel eine Überraschung, jeder Knödel ein Genuss. Was ein guter Start in den Tag!

    Dann ist Kowloon dran. Auch Nele braucht dringend luftigere Klamotten. Schwiering das, vor allem, weil Nele zu erschöpft zum Shoppen ist. Also laufen wir einfach Mal herum in Kowloon. Heftig die vielen Doppeldeckerbusse, die in hoher Dichte und einem Affenzahn wie wildgewordene Elefanten durch die Straßenschluchten preschen.
    Witzig, bei jeder Straße steht in gekleckstem Weiß auf dem Boden „Look left“ oder „Look Right“. Das ist auch beim hiesigen Linksverkehr sehr notwendig, vor allem für uns Westener, die gelernt haben, vor dem Überqueren einer Straße erst nach links zu kucken. Das weisse Geklekse rettet uns dann doch diverse Male unser Leben.
    Wenn der Blick nicht auf die Straße geht, geht er nach oben, Köpfe im Nacken. So faszinierend die Dichte der Hochhäuser, komplett faszinierend, dass es in der City so viele Wohnhäuser gibt und wie weit hinauf sie in den Himmel ragen, krass. In dieser Stadt wird wirklich jeder Quadratmeter genutzt, Fenster an Fenster, Klimaanlage an Klimaanlage, so hoch, so eng, so wenig Platz, oft so versifft, kein schöner Gedanke, in so einer Box wohnen zu müssen. Ich denke da auch gleich an die strengen Curfews zu Coronazeiten. Morbide Schönheit.
    Fotostop and Go ist unser Rhythmus.
    Die Menschen in den Straßen, busy, ernst, 90% haben den Blick aufs Handy gesenkt, so einige Touristen aus West und Ost.
    Bei plötzlich tropischen 30 Grad in einer Stadt herumzulaufen ist anstrengend, in dieser Stadt aber auch sehr spannend. 1000 neue Eindrücke in jeder Sekunde, wir schwitzen.
    Typisch für Hongkong sind nicht nur die vielen Doppeldeckerbusse, sondern auch die vielen altertümlichen Modelle der roten Taxen. Der Verkehr lärmt und stinkt, was ein Unterschied zu Chinesischen Städten.

    Es fällt uns auf, dass wir zunehmend sehnsüchtiger die Menütafeln der unzähligen, bunten und duftenden Restaurants studieren, der Hunger meldet sich langsam. Das Restaurant unserer Wahl hat in der Auslage frisch und fertig gekochte Gerichte, so verlockend, dass wir direkt hineinbremsen. Innen hat es zwar den Charme einer Kantine, das Essen aber ist sehr lecker und auch günstig. Viele ältere Menschen essen hier.
    Im Schnitt zahlen wir für unser Essen hier pro Mahlzeit zwischen 16 und 20 €, in Festlandchina sind es sechs bis acht Euro.

    Nach dem Essen ist Nele so müde, dass sie sich ins Hotel verabschiedet, wenigstens zwei Stunden Schlaf müssen sein. Sie stapft eh tapfer und geduldig mit ihrem umtriebigen Reisepapa herum, das aber auch immer neugierig und begeistert. Ich begleite sie zum Eingang vom Prudetial und ziehe dann alleine weiter.

    Ich möchte die Nathan Road erkunden und steuere diverse Malls an, die ich auf Google ausmachen konnte, um zu kucken, ob da vllt ein passender Laden für Neles Ansinnen dabei ist.
    In Hongkong funktionieren übrigens alle westlichen Apps, die Chinesische Firewall wirkt hier nicht. Für Hongkong benötigt man auch eine eigene eSim. Die aber kann man z.B. bei MobiMatter im Paket zusammen mit einer China eSim erwerben.
    In der Mall Mira 1 ist auch ein Uniclo, an dem ich einfach nicht vorbei komme, in Berlin nicht, in Hongkong nicht. Hier finde ich T-Shirts für die nächsten Tage - auf die Suche nach einem Laundry Service in HK haben wir keinen Bock - und eine schon lang gesuchte lange und vor allem leichte Reisehose. Shoppen macht glücklich.
    Beschwingt besuche ich anschließend den Kowloon Park, ebenso eine Empfehlung in den Reiseführern wie auch die so-la-la Temple Street. Naja, ganz nett isser, hübsche tropische Vegetation, exotisches Vogelgezwitscher, sonst Betonwege und Betonbrunnen mit Betonbänken.
    So oder so, eine Oase der Ruhe in der hektischen Stadt. Morgens und abends machen die Menschen hier ihren Sport, einzeln oder in Gruppen, Tai Chi, Fitness, Pilates, Jogging - meist eher Schlurfing - Sonntag ist Kung Fu Training in der Kung Fu Corner. Die Birdwatcher treffen sich auch regelmäßig. Ganz schön viel los für einen so kleinen Park, wie bedürftig die Menschen nach Ruhe und Grün. Am Ausgang Richtung Nathan wundere ich mich über eine ganze Allee von überlebensgroßen asiatischen Comichelden. Ich bin auf der ‚Hongkong Avenue of Comcistars‘ gelandet. Am Fuß jeder Statue, und es sind viele, ist der Handabdruck des Künstlers, witzige Idee. Sehr lustig hier entlang zu schlendern, so typisch Asien und cool gemacht das Ganze.
    Hier befindet sich auch die Moschee der Stadt, aus der gerade das „Allahhh…“ herausschallt, auch sehr strange, ganz unerwartet. Wie verdichtet hier alles nebeneinander stattfindet.

    Ich passiere die Metrostation Tsim Sha Tsui - Tschimschatschuï . Beinahe hätte ich hier unser Zimmer gebucht. Ganze 7 qm, zwei Betten mit Klodusche in einem dieser großen Appartmentblöcke, gerade mal 50 € günstiger als unser großzügiges Zimmer im Prudential. Hat sich die späte Stornofrist doch mal gelohnt.

    Und bald duftet es nach Meer, ich erreiche die Promenade der Causeway Bay und die Piers. Zunächst aber muss ich um diverse, sehr mächtige moderne Museumsbauten, etwas verloren davor der historische Clocktower aus einer ganz anderen Zeit, in der Kombination ein klassisches Fotomotiv von Heute.
    Mmmh, wie lecker das Meer duftet! Und der Blick auf die andere Seite Hongkongs erst, nach Central, großartig! Die Promenade und die imposante Skyline von Central wird als Fotokulisse genutzt, Pärchen, Familien, Selfies posen, lächeln, räkeln und schnörkeln sich entlang des stählernen Geländers. Zu sehen gibt es die Parade der hochgestreckten Stahl- und Glaspaläste der Versicherungen und Banken und sonstiger Tycoone, das Riesenrad und das Kongresszentrum.
    Die Boote der Starferry tuckern fleißig über die Bay und bringen die Menschen übers Wasser. Manchmal kreuzt eine hübsche Touristendschunke die Linsen der Fotografen. Tut gut, die frische Luft und der Blick zum Horizont.

    Nele wappt mir, dass sie wieder wach ist. Ich laufe wieder zum Hotel, bringe meine Einkäufe aufs Zimmer und hole die etwas wachere Nele ab, fit genug für Shopping.
    Wir versuchen es noch einmal im Mira Place, erst bei GU, hier finden wir nix für sie. Aber im Uniclo werden wir fündig. Eine richtig coole Hose, ein Set Basic Tops und eine Tasche. Mission accomplished! Nele ist gerettet.
    Jetzt ist Zeit für Leisure and Pleasure. Nathan Road die Zweite, zumindest für mich. Die Stimmung in der Straße ganz anders als vorhin, der Abend dämmert, die Lichter gehen an. Klick. Schick. Plötzlich ist die Welt noch bunter.
    Bis wir vorne am Pier sind ist es dunkel, viele Menschen, viele Handys, viele Selfies. Die andere Bayseite leuchtet, blinkt und funkelt, wunderschön die Lichtspiegelungen im Wasser. Eines der Bilder von Hongkong, die wir alle in unseren Köpfen haben. Wir fotografieren, sitzen und genießen.

    Aber die Müdigkeit sitzt Nele immer noch auf den Schultern, jetzt auch langsam bei mir. Zeit, dass wir uns ein Restaurant suchen und dann soll es für heute auch genug sein. In irgendeinem dieser Restaurants, ein Süppchen mit Schweinefleischbällchen, gebratenes Schweinefleisch auf Reis und sehr feine, frittierte Frühlingsrollen sind unser Abendessen.
    Im SevenEleven ein kühles Tsingtao für Papas Feierabend und zwei Kaffeelatte in der Flasche für morgen früh. Chillen.
    Erst jetzt fühlen wir uns in Hongkong angekommen, Kowloon ist jetzt unser. Ist gerade noch schwer einzuschätzen, wie uns diese Stadt gefällt. Ihr Charme springt uns jetzt nicht direkt an, aber wir sind offen, sehr gespannt und freuen uns morgen mehr von dieser Stadt zu entdecken.
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