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- Day 12
- Wednesday, April 23, 2025 at 10:10 AM
- ☁️ 29 °C
- Altitude: 11 m
Hong KongKowloon22°18’19” N 114°10’35” E
A Day At The Races
April 23 in Hong Kong ⋅ ☁️ 29 °C
Hongkong feiert in diesem Jahr sein 160-jähriges. Pferderennen gibt es in Hongkong solange, wie es Hongkong gibt. Mittwoch ist Pferderennen und heute ist Mittwoch. Der Besuch ganz klar Pflicht in dieser Stadt. Heute ist Renntag, Disney World muss eben warten.
Wir gönnen uns einen gemächlichen Start in den Tag, aufstehen um 10:00 und dann erst mal gepflegt Dim Summen, wieder im nahen Dim Sum Here. Die Besties von gestern bestellen wir in doppelter Menge, vor allem die Buns mit Brühe und Schweinehack gefüllt.
Feine ältere Chinesinnen aus Hamburg (!) samt zahmen Ehemännern schwärmen mit uns über die feinen Glückseligkeiten, in sehr gepflegtem Deutsch, ja ja, diese Hanseaten, ihre feine Art passt irgendwie sehr gut zur Chinesischen Mentalität. Seltsam sich plötzlich auf Deutsch zu unterhalten.
Ausgeschlafen und mit der Kraft der dampfenden Dumplings steigen wir in die Metro und unterqueren die Causeway Bay bis zur Station Adrmiralty, wir haben einiges vor heute.
Der erste Blick, als wir mit der Rolltreppe an die Oberfläche von Central kommen ist ernüchternd. Ein Bollwerk aus Glas und Beton stellt sich in unseren Blick. Dicht befahrene Straßen, laut und stinkend, ein Gewirr von Fahrbahnen, Kurven und Überfahrten, ein paar hastig flüchtende Menschen. Wo bitte ist hier Platz für Menschen, wie bittesehr, kommen wir hier raus, wie und wo bittesehr überqueren wir diese Verkehrsströme, wie und wo bitte überwinden wir den Wall der Versicherungen und Banken? Wir checken Google Maps und es dauert eine Weile, bis wir begreifen, dass der Strom der Eilenden und Flüchtenden und Überwindenden eine Etage höher hastet. Dahin führen Treppen, hinauf zu überdachten Walkways, Ameisenwege hinein in die Businesspaläste, durch exklusive, marmorne Korridore, hindurch durch gläserne Gänge, um Ecken und Kurven, immer tapfer in ein Shopping-Labyrinth, hindurch da und weiter, nach Links, nach Rechts, geradeaus, immer mutig und konsequent in eine große Richtung. Hier speisen Männer in Anzügen und Damen in Kostümchen in neonschicken, heruntergekühlten, sterilen Restaurants. Chanel neben Labubu Schnickschnack. Gold glänzt, Böden spiegeln, Läden locken, der Verkehr brummt. Was haben sich die Menschen da nur geschaffen, echt gruselig.
Ha-haa! Wieder eine Schnellstraße überwunden, die Überführung gibt einen Blick frei auf verspiegelte Riesen der Finanzwelt und fiese Betongärten zu ihren Füßen, über denen nur noch der blaue Himmel steht. Ganz unwirklich die weißen Wölkchen, die über unseren Köpfen ziehen, die sind aber schon echt, oder?
Und dann da, ein Stückchen weiter, unerwartet Grün, eine geschwungene Treppe nach unten, echte Bäume, ein Schild, hier geht es lang zur Peak Tram, wir sind richtig. Ein kleine Passage durch einen Park mit Teich (echt), hier gibt es sogar Mütter mit Kindern, wir sind endlich durch die Irrwege durch und unter dem Wall aus Glas und Beton hindurchgekrochen! Touristengrüppchen weisen uns den weiteren Weg zur Talstation der Peak Tram, die hinauf auf den 535 m hohen Victoria Peak führt, DIE Touristenattraktion, wer hier nicht war, war nicht in Hongkong, so schaut’s aus.
Wir lösen Tickets für den Transport und zugleich für den Besuch der Aussichtsplattform.
Die neueste technische Version der altehrwürdigen Tram ist in englischem Grün gehalten, retro-modern ausgestaltet und rattert uns in ca 10 Minuten hinauf zum Peak. Vorbei an bedrohlich eng stehenden Wohntürmen, in die wir hinein sprannen, denen wir aber auch bald auf die Dächer schauen können. Wir ahnen langsam den sensationellen Ausblick auf die Stadt.
Vorher aber müssen wir über Rolltrepoen einige Stockwerke mit Shops und Restaurants überwinden. Ganz oben schließlich, auf der Freiluftterrasse, das ehrlich staundende „Aaaa und Oooo“! Ein unfassbar genialer und atemberaubender Panoramablick über das ganze Stadtgebiet von Hongkong und die Hügel drumherum, wie klein selbst die höchsten Gebäude der Stadt!
Und, so groß ist Hongkong gar nicht. Ich bin überrascht, wie überschaubar dann doch das Stadtgebiet ist, eng zusammengesteckt die Häuser auf jedem Quadratmeter, Hongkong, ein Scheinriese. Aus der Distanz und in unseren Köpfen riesig, im Gesamten und aus der Nähe betrachtet dann doch recht klein, zumindest in seiner Ausdehnung. Krass, wenn man bedenkt, wie bedeutend die wirtschaftliche Leistung dieser Enklave weltweit ist.
Auf der Rückseite des Peaks ist es Grün, Meer, Inseln, ein riesiges Kraftwerk zeichnet sich aus dem Dunst ab. Wir lassen uns für all diese eindrücklichen Ausblicke gut Zeit, wandeln auf der Plattform herum bis dann irgendwann doch mal gut ist. Amüsiert beobachten wir noch den Fotografen, der von seinem Hochstand aus Besucher für ein Bild vor dem Panorama für ein käuflich zu erwerbendes Foto lautstark dirigiert. Dann rollen wir die Treppen wieder hinab bis zum Einstiegspunkt der Tram. Auf einer Etage ist noch ein kleines Museum eingerichtet, ein Sammelsurium mit Gegenständen, Möbeln und Kuriositäten aus den Sechzigern bis Achtzigern. Versucht wurde, daraus Szenarios dieser Jahrzehnte zu arrangieren, die gute, alte Zeit zu dokumentieren, das gute, alte analoge Hongkong, ein Hauch wehmütiger Romantik. So sieht man z.B. einen kleinen retro Friseursalon oder ein Wohnzimmer. Die Ausstellung macht einen sehr hastig zusammengetragenen, improvisierten Eindruck, als hätte jemand versucht, möglichst viel aus dem brennenden Haus von Oma zu retten, bevor es komplett zerstört ist. Betrachtet man das heutige Hongkong aus Stahlbeton, dann hat sich das im Übertragenen Sinne vielleicht sogar so abgespielt.
Bald sind wir wieder Ameisen im Gewusel zwischen den Gebäuderiesen.
Es zieht uns an die Uferpromenade, ein bisserl frische Luft schnappen. Wir folgen der Wasserlinie in einer schmalen Parkanlage bis zum riesigen Kongresszentrum, das vom Peak aussah wie eine kleine, verlorene Strandmuschel auf dem Betonstrand. Sehr hübsch auf einer Wiese davor eine Installation mit überdimensionalen Wassertropfen aus durchsichtigem Kunststoff.
Es ist jetzt Nachmittag, eine prima Zeit zum Lunchen. Wir kehren der Waterfront den Rücken und stechen wieder mitten hinein in Central. Hier sind wir schneller und erheblich eleganter jenseits der ersten Reihe Hochhäuser als beim ersten Mal.
Die Stadt hinter dem Businesswall ist etwas normaler, also hongkongnormal, also crazy, crazy viel los, crazy hohe Wohntürme, crazy Geschäftigkeit, crazy Colours, crazy Doppeldeckerbusse, dazu kommen noch crazy Trambahnen. Die sehen aus wie fahrende, hochformatige Blechschachteln, Doppeldeckerblechbüchsen mit sehr eigenwilligen Proportionen, die wie alte Omas und Opas starrsinnig und störrisch ihre Schienen entlang juckeln. Ein sehr seltsam-kurioser Anblick, wenn man diese blechernen Monolithen zum ersten Mal sieht.
Die Straßen sind jetzt großstädtisch asiatisch belebt und wuselig geschäftig. Immer wieder müssen wir ungläubig diese allgegenwärtigen, hohen Wohntürme anstarren, etwas heruntergekommen mit ihren unzähligen Klimaanlagen, die reihenweise an den schmutzigen Aussenwänden entlang bis ganz, gaaanz nach oben kleben. Zwischen diesen Silos blitzen immer wieder die glänzenden Fassaden der Finanztempel hindurch.
Links und rechts der großen Hauptstraße gehen kleinere Straßen ab, im ewigen Schatten der Gebäudetürme. Quasi in den Füßen dieser Gebäudetürme befindet sich ein kleines, leuchtendes Geschäft neben dem anderen, die mit ihrem warmen Leuchten eine seltsame Geborgenheit vermitteln, Blade Runner lässt grüßen. Auch finden sich oft kleine Märkte in den dunklen Schluchten. Es gibt so heftig viel zu kucken, puh.
Wieder einmal sind es die vielversprechenden Menü-Leuchtilder eines Restaurants, die uns in sein Inneres locken, eine Art Kaffeehaus. Viele ältere Menschen sitzen hier und trinken Tee oder Kaffee, den es im Set mit einem der angebotenen Menüs gibt, und schmökern in der Zeitung. Businessleute kommen hier auf eine schnelle Mahlzeit vorbei, genauso wie Familien. Auszeit für ein paar Minuten, hier übernehmen andere die Versorgung. Weiter hinten im Raum werden die Essen in einer offenen Küche schnell hergerichtet und von den emsigen Kellnerinnen zügig verteilt. Die Räumlichkeit ist großzügig und schön hoch, auf kleinen Zweiertischen stehen milchige Plasiktrennwände, sodass sich gegenübersitzende Fremde jeweils dem anderen nicht beim Essen zusehen, sondern nur zuhören müssen. In Chinesischen Lokalen ist es schon immer ein heftiges Geschlurfe und Geschlotze.
Wir bestellen Suppe mit Rind, Nele Tee, ich Kaffee dazu. Aufgrund eines Missverständnisses beim Bestellen, muss ich auf mein Süppchen gefühlt eine Ewigkeit warten, ganz entgegen dem vorherrschenden Tempo in diesem Restaurant. Die geschenkte Zeit können wir aber prima nutzen, um die vielen verschiedenen Charaktere näher zu studieren.
Wir vermuten, der alte, freundliche Mann neben uns, mit der türkisfarbenen Lesebrille, der schon ewig an seinem Tee zutzelt, liest die Pferdesportzeitung und spekuliert seine Wetten. Denn zur rechten Zeit, wenn der Happy Valley Racecourse seine Pforten öffnet und das erste Rennen startet, bricht er auf, 18:30, auch Zeit für uns zu gehen.
Im Prinzip kann man viele Highlights in Hongkong mit tapferem Gehen gut fußläufig miteinander verbinden. Bis zum Racecourse sind es für uns gute 30 Minuten von unserem Restaurant aus, er liegt mitten in der Stadt, eingebettet und umringt von Wohntürmen, ein sehr besonderer Anblick, vor allem, wenn wie jetzt, die Lichter angehen. Ein riesiger, gleissender Flutlichtpliz weist uns den Weg.
Je näher wir der Rennbahn kommen, desto dichter wird der Zulauf an Menschen. Einige sind recht elegant gekleidet, sie treffen sich vermutlich im exklusiven Hong Kong Jockey Club, um die Rennen in angemessenem Rahmen zu verfolgen.
Wir folgen den eher leger Gekleideten bis Eingang Eff, dem Eingang für das Volk. Erfreulicher Weise genügt das Vorzeigen des Ausweises und wir kommen als Touristen umsonst auf das Renngelände.
Fantastisch, was uns hier erwartet. Ein hoch gebauter Tribünenbogen spannt sich entlang fast der gesamten Zielgeraden. Das taghelle Flutlicht lässt den gesamten Bereich der Tribüne und die Rennbahn hell erstrahlen. Der geschniegelte Rasen der Rennstrecke ist überirdisch Grün. Im Hintergrund unwirklich die wohnzimmerlichtgesprenkelte, dunkle Silhouette der Wohnsilos vor dunkelblauem Nachthimmel.
Auf großen Monitoren gegenüber der Tribünen werden die antretenden Pferde mit ihren Jockeys präsentiert. Laut schallen die Stimmen der englischsprachigen Kommentatoren über das ganze Geschehen. Aus Imbisswägen wird Bier ausgeschenkt, es riecht nach Fritten und Pizza.
Viele Expats aus aller Welt treffen sich hier, die Stimmung ist gelassen aufgeregt, über die Chancen der Pferde wird spekuliert, ihre Form wird beurteilt, Wetten werden gesetzt, die Quoten auf den Bildschirmen kommentiert oder aber es wird einfach nur lustig dahergequatscht, endlich mal wieder die Freunde sehen. Der eine oder andere Jockey galoppiert auf der Rennstrecke sein Pferd warm. Die Abspannung und Aufregung in der Menge steigt merklich mit jeder Minute näher zum Start, Countdown. Auf den Monitoren sieht man, wie die Pferde samt Jockey in die Boxen manövriert werden. Nervosität macht sich breit. Wir sehen zwei schicke, junge Chinesinnen am Zaun mit ihren Wettzetteln wedeln, sie haben zwei Mal 600 HKG Dollar gesetzt, zusammen sportliche 136 €.
Die Pferde sind endlich alle in der Box und schon knallt der Startschuss. Mit vollem Galopp geben Pferde und Jockeys alles, was drin ist, sie nähern sich uns, die Stimme des Kommentators hebt sich, wir hören das helle, antreibende Pitschen der Jockeyruten auf den Leibern der Pferde, der Boden vibriert, das Publikum wird laut und lauter, aufgeregtes Anfeuern, Rufen, Kommentieren, Brüllen, das Stakkato des Kommentators rattert immer eindringlicher durch die Lautsprecher, Extase, Ratatata, Zieleinlauf, Auslaufen nach 1.200 m Vollspurt - eine Welle kollektiven, lauten Stöhnens der Wettverlierer und des Jubels der Wettgewinner rollt über das Stadion, eine herrlich emotionale Geräuschkulisse, Spaß pur. Jetzt noch das gespannte Warten auf den offiziellen Zieleinlauf und natürlich die Quoten auf den Monitoren. Das schwitzende Siegerpferd wird vom noch hechelnden Jockey stolz ein Stück die Bande entlang dem Publikum präsentiert bevor es vor die Kameras der Welt muss. Dann, Rennen vorbei.
Auf einer Bühne entertaint eine ûberschminkte, europäische Matrone mit Liveband und Tänzerinnen und amerikanischen Popcovern die lustige Gesellschaft. Schnell kehrt man zurück zum netten Plausch an der Bande und an den runden Stehtischen. Unserer Stehtischnachbarn sind Holländer, schon ziemlich knülle, aber lustig.
Richtig viele junge Leute sind hier, es wird zunehmend voller und voller. Der Countdown für das nächste Rennen beginnt, die Stimmung beginnt wieder zu eskalieren…
Wir verfolgen vier Rennen, dann haben wir uns sattgesehen und trollen uns begeistert und happy vom Happy Valley Racecourse Richtung Central, Richtung Metro. Pferderennen haben schon ihren ganz eigenen Charme.
Wir staunen nicht schlecht, was in der Dunkelheit der Nacht mit Hongkongs Kaufmeile, zwischen dem Fashion Walk und dem Time Square so passiert. Wir baden mit einer Menge von Einkaufswütigen im grellsten und buntesten Lichtermeer, riesige Videowände flimmern ihre Farben ins taghelle Dunkel des späten Abends, das Glitzern von Animés und effektvollen KI Filmchen spiegelt sich bunt in den ewig suchenden Augen der Shoppinggemeinde, der Glam junger hübscher Gesichter von sensiblen Asienboys und porzellanhäutigen Asiengirls schürt unerreichbare Sehnsüchte süßer Chinesenpummel, die in romantischen Kostümchen ehrgeizig stumme TikTok Choreos aufs Pflaster der Fussgängerzone schwitzen, ihre Freundin filmt das in Endlosschleife mit Feenfilter.
Diese Lichterwelt hat einen wirklich hohen Unterhaltungswert und es fällt uns bisweilen schwer, nicht immer wieder vom Weg abzuschweifen und den Kurs auf die angepeilte Metrostation zu halten.
Aber so schön die Central City um uns blinkt und flimmert und so interessant und kurios das Geschehen um uns auch sein mag, wir können nicht mehr, die Luft für heute ist einfach raus und morgen ist auch noch ein Tag.
Mit einmal Umsteigen bringt uns die Metro wieder unter die Bay hindurch direkt zur Jordan Road, direkt ins Basement von unserem Hotel. Hosianna. So schnell wir oben in unserem Zimmer sind, so schnell liegen wir in unseren Betten und schlafen bald erschöpft aber zufrieden ein.Read more























Travelerirgendwie sehr sehr gruselig
Travelertolle fotos. diese elfen sehnsüchte kleben wie reste von cafe in einer tasse. reste von leben. das könnten städte ganz ohne menschen werden. nur mit maschinen.
Travelerund toll beschrieben die stadt
Traveler
krass