• Hi Shanghai!

    24 aprile, Cina ⋅ ☁️ 25 °C

    Hongkong, halbacht, Raussschmeisserwetter, es ist bewölkt und regnet. Die Rucksäcke stehen gepackt, zimmerwarmen Kaffee aus dem Fläschchen. Auf geht‘s!

    Ein letzter Blick zurûck auf den Aussenaufzug des beeindruckenden Prudentialblocks. Der A-21er Bus hält direkt vor der Police Station in der Nathanroad, nur ein paar Minuten Fußweg vom Hotel, sehr praktisch mit Volllast auf den Schultern. Gottseidank tröpfelt es zurzeit nur ein wenig.
    Der Bus lässt nicht lange auf sich warten und wir sitzen im oberen Stockwerk fast ganz vorne und genießen die 45 Minuten Sightseeing.

    Ausreise aus Hongkong, Security, wir sitzen im Flieger. Auf dem kurzen 2h 15min Flug gibt es sogar ein richtiges Essen, nicht dass es dem Service oder uns gar langweilig wird.
    Einreise in China. Willkommen in Shanghai!
    Die Metrostation liegt zwischen den beiden Terminals vom Hunquiao Flughafen, dem älteren der beiden Shanghaier Flughäfen. Ein längerer Hatscherer durch den nicht mehr ganz frischen Airport, Tickets gezogen und schon sitzen wir in der Metro nach Shanghai City. East Nanjing Road müssen wir raus.
    Wir staunen nicht schlecht, als wir mitten an der größten Einkaufsmeile der Stadt hoch ans Tageslicht kommen. Und noch mehr staunen wir, dass unser Hotel, das Radisson Collection Hyland Shanghai, mitten in der Fussgängerzone liegt, also wirklich mitten. Entzückt stelle ich fest, das unser direkter Nachbar der Flagshipstore von Miniso ist, Miniso Land. Juhu, love it.

    Wir durchschreiten den großzügigen Hoteleingang und checken ein. Unser Zimmer 18 liegt im 22. Stock. Der erste Schritt in unser Zimmer zaubert ein begeistertes Lächeln in unsere Gesichter, direkt durchs Fenster sehen wir einen Teil Skyline von Shanghai und in der Mitte direkt der Oriental Pearl Tower, der markante Fernsehturm von Shanghai mit seinen zwei bauchigen Kugeln. Könnte optisch fast der Papa vom Berliner Fernsehturm sein, der nur eine sone Kugel hat.
    Unter uns die Nanjing Road und die vielen Dächer der Shoppingmalls. Was ein Ausblick!
    Das Zimmer selbst ist sehr großzügig, recht gediegen eingerichtet, das Bad schön groß und schönn ausgeleuchtet. In dieser Hotelkategorie wären Wasserkocher sicher unangemessen. Was uns jedoch fehlt, ist mal wieder eine Steckdose an jeder Bettseite, Handyaufladen wird damit etwas umständlich.
    Ich hatte noch nie so viele Beleuchtungsvariationen in einem
    Hotelzimmer, mindestens acht verschiedene Lichtkombos sind möglich. Um einfach mal das Licht auszuschalten, durchläuft man dann meist unfreiwillig mindestens vier davon, ha ha.
    Bei unseren Hotels, kann man sagen, haben wir uns von Beginn der Reise durch alle Kategorien quasi nach oben geschlafen, begonnen mit Kunming im einfacheren Hostel bis hinauf in den Viersternehimmel.

    Wir müssen den Komfort und die Aussicht erst einmal realisieren und genießen. Die Betten sind super komfortabel und angenehm. Eigentlich mag man da gar nicht mehr raus. Aber, der Orientierungslauf steht an.

    Einfach mal runter in die Nanjing und kucken. Als wir 2019 zu viert hier waren, haben wir unweit in einem Appartmentkomplex in einer Straße parallel zur Nanjing gewohnt. Im Zimmer haben wir uns die Fotos aus dieser Zeit angesehen und versuchen jetzt das Appartmenthaus zu finden. Charakteristisch waren die Fenstererker, in denen man sitzen und staunen konnte, an diesen Erkern erkennen wir auch unsere ehemalige Bleibe wieder, ein massiver, grauer, ebenfalls sehr hoher Bau. Ach ja, das war schon auch eine unglaublich tolle, spannende und sehr nachhaltig wirkende Reise, mit meinen Kinderchen und mir.
    Jetzt stehen wir wieder hier, wer hätte das gedacht, dieses Mal mein erwachsenes Nelschen und ich, ein leiser Schauer rinnt meinen Rücken hinunter.

    Im Hier und Jetzt stapfen wir entschlossen, aber ziellos in die Fußgängerzone. Bäm, bäm, bäm, was geht hier ab? Hongkong war Kinderfasching dagegen. Mehr Menschen, mehr Licht, mehr Malls, höhere Gebäude, aber: mehr Platz, viel mehr Platz. Und genau der macht nach meinem Empfinden den Unterschied. Shanghai hat mehr Platz, auch Vergangenes zu bewahren, die Menschen haben mehr Platz zu leben, auch mehr Platz in den Köpfen, wie sie sich kleiden, wie sie miteinander umgehen, wie sie sich bewegen. Hier herrscht bei weitem nicht so eine Unruhe wie in Hongkong.
    Alles läuft irgendwie geschmeidiger, entspannter, gediegener, vielleicht geordneter. Natürlich, wir sind in China, hier herrscht Ordnung, Kontrolle, Disziplin, die Polizeipräsenz ist unübersehbar, immer dort, wo es Rot-Blau blinkt. Und auch hier stehen in den Suburbs die krassen Wohntürme eng an eng, das sollte man nicht schön reden, und grenzenloser Konsum ist sicher auch nicht das höchste Glück. Die Arbeiter werden zu Dumpinglöhnen geknechtet und das Recht auf freie Meinungsäußerung ist nur ein stiller Traum.

    Shanghai ist die Vorzeigemetropole Chinas, hier darf es ein bisschen legerer zugehen, weltoffener, kreativer, und diese Entlastung spürt man bei den Menschen, spürt man in der ganzen Stadt. Ein bisschen erinnert uns der ganze Flow der Nanjing an die Fußgängerzone in München, ein bisschen, eben nur mal zwanzig.
    Wären da nicht diese riesigen Monitore an den riesigen Fassaden der riesigen Einkaufspaläste und Konsumtempel. Die Menschen geblendet vom
    grellen Licht der Werbespots und dem Überfluss, alles verfügbar in jeder Menge, zu jeder Zeit. Nur kurz den Code scannen und all das gehört dir. Mein Gott geht es uns gut! So könnte man das auch sehen. Ist bei uns doch aber nicht unähnlich, oder?

    Der erste Shop, in den wir hinein müssen ist das Miniso Land. Ich bin ein großer Fan von Miniso, frag mich nicht warum. Der Shop ist für mich der SevenEleven der asiatischen Ramschläden mit immer wieder sehr lustigen, komplett sinnfreien Items, nichts für Leute, die auf Holzspielzeug stehen. Minso begleitet mich von Anbeginn meiner Asienreisen, vielleicht, vermute ich, ist es schlichtweg auch nur Nostalgie. Ich kaufe da eigentlich nur sehr selten bis nie, nur Kucken.
    Miniso auf mehreren Etagen, thematisch sortiert, die ganzen glubschäugigen Plüschtiere, Accessoires, Kosmetik, Technik, alles in Pastell. Dazu der sehr nervige Miniso Song, genauso penetrant wie das ständige Gedudel im Gardaland mit dem schrillen Prezzemolo. Kaum zu ertragen, zu viel, ist uns zu viel, raus hier! Die klassischen, kleinen Filialen sind mir da um Längen lieber.
    Wir kucken noch den Trubel der Fussgängerzone, staunen über diese riesigen Konsumpaläste, und entdecken Kurioses. Auffällig viele Cosplayer laufen über die Meile, mit zauseligen, knallbunten Perücken in sehr schrägen Kostümen, mit einem Selbstverständnis, als wäre das das normalste der Welt. Cosplayer sind die neuen Punks, ein bisschen Vivienne Westwood auf jeden Fall.

    In einigen Passagen gibt es kleine Foodmärkte, bieten Shanghai Buns und Grillspießchen an, hui, wir spüren leisen Hunger. Wir erinnern uns noch, in welcher Seitenstraße neben der Nanjing sich die Blöcke mit den vielen kleinen Restaurants befinden. Um die wenigen Ecken und über Seitenstraßen gehen wir dorthin. Leider nur Erinnerungen, die zahlreichen Hotpot Lokale, die hier früher waren, sind allesamt verschwunden. Coronapleiten? Dafür gibts jetzt zahlreiche Dumpling und Bun Shops, mit Suppen und anderem Shanghaifood. Der mit den schönsten Bildchen gewinnt. Wir bekommen Rindfleischnudeln und Buns mit Brühe. Das Shanghai Special: Die heiße Brühe befindet sich hier im Bauch der großen, wabernden, dampfenden Teigtaschen, die mit einem Strohhalm serviert werden. Es ist ratsam einige Minuten zu warten, bis die Brühe etwas abgekühlt ist, wie oft haben wir uns schon den Mund verbrüht. Aber dann: Bäm! So unvergleichlich gut!
    Auch die Nudelsuppe mit Rindfleisch, sehr fein.

    Beide haben wir jetzt Lust, den zweiten Teil des Abends noch im Hotelzimmer zu verbringen, das tolle Zimmer und den Blick auf die Lichter der Stadt zu genießen, besonders auf den Pearl Tower mit seinem permanenten Farbwechsel.
    Die sensationell bequemen Betten verhelfen uns bald schlafender Weise die Kräfte zu sammeln, die wir für den morgigen, langen Tag benötigen werden.
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