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  • Hulahula

Once upon a Time in LomBaliKok

…und Bali und Thailand Read more
  • Last seen in
    🇮🇩 Penestanan, Indonesien

    Bakso & Jewels

    December 6 in Indonesia ⋅ ⛅ 28 °C

    Frühstück auf der Veranda mit Reisfeldblick, geht kaum besser, Mie Goreng ist die Wahl. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und pfeifen, geht kaum besser.
    Wir schnüren unsere Ränzlein. Kidem tauscht uns die wackelige Scoopy gegen eine PCX, die wir auf Lombok schon hatten. Die fährt sich erheblich stabiler als die Scoopy, die für einen Einzelnen absolut gut funktionieren würde. Stabil düsen wir also über den schmalen Pflasterweg, hupen verträume Yogahühner auf die Seite und weichen tapfer den Horden der Gojecks aus, die emaig Essen und Personen von A nach B befördern.
    Die PCX ist in ihrer Masse m überraschend wendig und nimmt die Bumper ziemlich elegant, so fährt es sich erheblich sicherer zu zweit.
    Wir lassen Ubud Richtung Süden hinter uns, das Ziel ist das Dorf der Silberschmiede, Celuk, denn wir haben uns eine Mission gesetzt. Wir suchen eine bestimmte Art von Ring.

    Die erste Silberschmiede, die wir ansteuern haben wir quasi random auf Maps gegoogelt, einfach um ein Ziel zu haben. Bei moderatem Verkehr, ausserhalb von Ubud, fahren wir entspannt eine der großen Straßen gen Süden. Es macht so viel Spass fahrender Weise diese Insel zu erkunden. Immer wieder witzig, wie sich Läden mit den gleichen Waren auf eine Strecke konzentrieren. Besonders hart für uns die Geschäfte der Schreinereien und Holzschnitzer, Steinmetze und Korbflechter. Nur Anschauen, nicht kaufen. Nicht selten träumen wir von einem Container, den wir hemmungslos befüllen und nachhause schicken. Machbar wäre das, das teuerste dabei der Transport von Rotterdam in den Chiemgau. Hab ich schon mal rechnen lassen.
    So sausen wir an unseren Träumchen vorbei und freuen uns, dass wir so viele schöne Dinge sehen dürfen. Manchmal schmerzvolle Blicke, die die schönsten Türen auf einem Sperrmüllhaufen sehen, manchmal purer Neid, wie einfach hier die tollsten Gewächse der hässlichsten Wand eine grafische Ästhetik verleihen. Baumarktpflanzen, die bei uns zuhause mit 30/40cm Höhe vor sich hin mickern oder erst gar nicht gedeihen, überragen mit Leichtigkeit unsere Köpfe. Freuen wir uns über diese Üppigkeit. Balis Ästhetik prägen natürlich ganz wesentlich die charakterstiftenden Gebäude, bei denen man nie so richtig weiss, ob das jetzt Wohnhäuser oder Tempel sind. Diese Gebäude, Shops und Straßen werden jedoch nur lebendig durch diese großartigen Menschen hier, die Baumeister, Gärtner, Handwerker, Köche, ihre Spiritualität, ihr Lächeln und ihre Gelassenheit.

    Der repräsentative Bau von Dewi Silver ist schon beeindruckend, hier wird offensichtlich Geld verdient. Die Silver Emporiums stehen in dichter Nachbarschaft.
    Bei Dewi begrüßt man uns wie VIPs in schicker Balitracht mit tiefem Sembah, die Verbeugung mit aneinander gelegten Händen, das Licht in der Ausstellungshalle wird angeknipst. Unsere nette Assistentin begleitet uns fortwährend aber unaufdringlich durch die weitläufigen Vitrinengänge. Bäm. Die Auswahl ist erschlagend, zu meist aber sehr auf den asiatischen Geschmack ausgerichtet, verspielter, nicht unhübsch, wirken aber nicht an Westenern. Allemal macht es Spass und hat großen Unterhaltungswert, das ganze Gefunkel, Geglitzer und Handwerk zu bestaunen und so einiges über die bunten Steinchen zu erfahren. Neben den Eigenkreationen gibt es auch Schmuck von der Stange. Leider ist unser Ringmodel nicht dabei. So verabschieden wir uns mit einem höflichen Schulterzucken und laufen zum nächsten Emporium.
    Auf der Straße gesellt sich ein Mann auf Motorrad zu uns, der versucht uns ins ‚Geschäft seiner Frau‘ zu lotsen. Sehr unangenehm aufdringlich, unser Bein akzeptiert er nicht und tuckert langsam neben uns her, darauf lauernd, in welchen Laden wir als nächstes gehen, wohin auch er mit abbiegt. Ein sehr lästiger Geselle.
    Ihn ignorierend durchschreiten wir das nächste Portal, der Empfang im ‚Sunsri - House of Jewelry‘ ’wieder VIP. Die superfreundliche Assistentin erklärt uns, dass wir zunächst das Museum besuchen könnten und dann würde sie uns durch die Ausstellung führen. Wir wollen gleich zum Business kommen und direkt die Geschäftsräume durchsehen, hö, hö.
    Der Schmuck ist hier nach Kollektionen präsentiert, jeder Raum ein neues Thema. Sehr schöne Ideen dabei, handwerklich supertoll, nach unserem Geschmack leider manchmal gestalterisch und konzeptionell nicht zuende gedacht. Vielleicht besser so, dann kommen wir nicht in Versuchung. Also einmal macht Heike einen kleinen Juchzer. Ein ein sehr hübscher matt vergoldeter Silberring mit weissem Opal, der muss jetzt sein. 40% gibts auch noch drauf und für 56 Euro gehört er Heike. Wir finden auch in der Mens Corner einen lustigen Ring für mich, mit Balinesischem Dämon mit Edelsteinaugen, von der Stange zwar, aber doch sehr unique, mir am Ende dann doch zu verspielt. Unser Modell haben sie fast, leider nicht in der passenden Größe. Am Ende unseres Rundgangs dürfen wir noch in die Werkstätten blicken. Mit Lupenbrillen und Pinzetten werden die kleinen Kunstwerke oder auch die großen Geschmacklosigkeiten hier emsig gefertigt. Neun Stunden dauert so ein Arbeitstag in der Hitze der Bunsenbrenner in gebückter Haltung mit zusammengekniffenen Augen, noch so ein Knochenjob. Respekt!
    Weiter geht‘s.

    Der Rollerfahrer klebt wieder an unseren Fersen und versucht uns immernoch in seinen Laden zu manövrieren. Er fällt uns langsam schwer freundlich zu bleiben. Der nächste Shop namens ‚Arta Silver’ ist inhabergeführt und der Verkaufsraum etwas kleiner. Geduldig holt uns die Inhaberin die Tableaus mit verschiedenen Silberringen aus der Vitrine. Die Ringe hier sind alle vom Grossisten, aber made in Bali.
    Und da sind se, unsere Ringe, zwei Ringe für die Menschen, um sie zu binden und zu knechten - Nein, wir werden nicht heiraten.
    Ein schlichtes, gewölbtes Silberband in einer bestimmten Breite ist es, was wir suchten und hier finden. Wir probieren, bis wir unsere passenden Größen gefunden haben, gar nicht so leicht mit den tropisch angeschwollenen Fingern.
    Sie macht uns die Ringe kurz matt, so wie wir ihr das auf dem Foto zeigen. Und jetzt kommt der spannende Teil, die Gravur. Die uns gefällt, haben wir im Netz gefunden und schicken ihr das Design per WApp aufs Handy, wir hätten gerne eine kleine Lotusblüte auf unseren Ringen. Mit einer Zeichnung erkläre ich ihr, worauf es uns bei der Gestaltung der an- und abschwellenden Linien besonders ankommt. Wenn die Arme wüsste, auf was für eine Grafikzicke sie sich da einlässt, ha, ha.
    Aber wir vertrauen darauf, dass wir es mit Profis zu tun haben und den balinesischen Gott des Silberhandwerks. Inklusive Gravur zahlen wir pro Ring 30 Euro im voraus. Montag bekommen wir voraussichtlich per WApp Bescheid, wann wir die Ringe abholen können. Wir freuen uns einfach mal vor.
    Mit dem lästigen Anhängsel im Schlepptau ziehen wir in der Juwelierstraße weiter, bis wir für unseren Verfolger vollkommen unerwartet im Dunkel eines Bakso Shops verschwinden. Staunen macht hungrig und eine Baksosuppe ist eh das Beste in diesem Fall, übrigens auch, wenn der Hunger klein ist oder man vielleicht sogar gar keinen hat, ist immer das Beste.Was soll ich sagen, Heike und Olfe im Baksohimmel.
    Schräg gegenüber vom Bakso Heaven steht ein bombastisches Gebäude mit sehr schräger Fassadengestaltung. Die großen rosafarbenen Steinwände werden geziert von weissen, sehr realistischen tänzelnden Frauenstatuen, riesigen Masken, kraxelnden Fröschen und verschnörkelten Mustern, eine komplett entglittene Gipsextase. Angel to Angel heisst der Gipstempel.
    Klein anmutend gegen den Bombast der Fassade die Treppe und der Eingang dieses Bauwerks, die Treppe ist aus aneinander geklebten Glasplatten, deren sichtbare Schnittflächen jetzt eisbläulich schimmern. Unser Verfolger tut gerade so, als würde er uns zuvorkommend den Eingang weisen, wir ignorieren ihn am besten.

    Eine nette Dame bittet uns einladend einzutreten. Bei diesen Dimensionen wird man schon etwas scheu. Innen ein riesiger, hoher Ausstellungsraum aus dessen Mitte sich eine Treppe ins Dunkel der ersten Stocks windet mit absolut geschmacklosen bali-barocken Figurinen, die das Geländer bilden indem sie gemeinsam ein langes Gipstuch halten. So jenseits jeden guten Geschmacks, dass es schon wieder geil ist.
    Der Schmuck wird auf hörnerartigen Glasobjekten auf Glastischen präsentiert, das Glas in gletscherblauer Farbe. Getragen werden die gläsernen Tischplatten von weiss lackierten Froschkonglomeraten. Komplett gaga das alles!
    Wir sind die einzigen Kunden, wie auch in den Geschäften davor.

    So werden wir dann doch neugierig auf den Schmuck, den es in diesem geschmacksverirrten Tempel gibt.
    Zwischenbemerken möchte ich hier noch, dass diese Ranken aus kletternden Gipsfröschen und sonstigen Figurinen diverse Gebäude auf Bali zieren, gerne Hotelfassaden, aber in dieser Dimension habe ich das noch nicht gesehen
    Weiter geht‘s: Geordnet ist der Schmuck nach den Farben der Steine, die verbaut sind. Amethyst, Citrin, Topas, Mondstein, Zirkonia, usw. das Design fast schon enttäuschender Weise ganz unspektakulär von der Stange. Man stelle sich vor, das Konzept würde in der Schmuckgestaltung fortgesetzt. Dann wäre das vielleicht schon wieder Kunst.
    Aber so findet Heike ein hübsches alltagstaugliches, silbernes Ensemble aus Zirkonia.
    Beim Bezahlen fragt uns die Verkäuferin, ob wir den Mann da draußen kennen würden, der da wartet und behauptet, dass wir seine Freunde wären.
    Nö, kennen wir nicht und Freunde schon gar nicht,
    Warum?
    Weil wenn wir hier etwas kaufen, man ihm Provision zahlen müsste…
    Also haben wir hier hier nichts gekauft oder? Du vielleicht, Heike?
    Nö, wie soll man hier in dieser Geschmacklosigkeit auch etwas finden?
    Und wie durch einen gebrochenen Zauber ist der dunkle Geselle plötzlich verschwunden als wir aus der Unterwelt wieder ins Sonnenlicht treten. Der Dämon ist durch eine List besiegt. Das ist ja wie im Ramayana, das ist Bali.

    Zeit für Zurückfahren, Zeit für Wellness! Weil wir vorher aber noch ein wenig Zeit übrig haben, setzen wir uns in ein Café und bestellen die Promotion of the day, bestehend aus einem Café Latte und einer Früchtebowl mit Joghurt und Granola. Genau richtig jetzt.
    Um 17:00 Uhr haben wir unseren heiligen Termin im Synergie. Heute: Hot Stone und Gesichtsmassage, 120 Minuten Bäm! Hot Stone haben wir noch nie gemacht und es ist einfach toll, unsere Mädels sind toll. Erst gibt es eine sehr knackige Vorrunde, in der Verspannungen gezielt bearbeitet werden. Wenn dann mit den heissen Steinen massiert wird und die dann vom Steiss bis zu den Schultern nach und nach platziert werden und weiter wirken, dann gibt das eine sehr tiefe Muskelentspannung, der Hammer.

    Ganz dizzy und unwillig springen wir dann wieder von Wolke sieben ganz hungrig mitten hinein ins nächtliche Ubud. Für ein bestimmtes Lokal, das wir uns ausgesucht hatten, ist es leider schon zu spät, machen wir morgen. In unserer Improviation finden wir auf Maps einen Chinesen in der Nähe, der sehr gut bewertet ist. Ist er auch: Honey Roasted Chicken, Spinat und knusprige Frühlingsrollen.
    Danach ein grosses Bintang aus dem Kühlregal vom M Mart und Anlauf nehmen für den holprigen Parcours zur Villa. Heute schaffe ich sie noch nicht, die beiden fast rechtwinkligen Kurven ohne Füße Absetzen, aber fast.
    Wie lecker schmeckt ein Gutenacht-Bier nach einem so tollen Tag!
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  • Coming Home

    December 5 in Indonesia ⋅ ☁️ 28 °C

    Wir freuen uns auf Veränderung, voller Tatendrang mit Hummeln im Hintern. Scheisse, sind wir erholt!
    Ein letztes Gili Frühstück, Packen, Zahlen, Warten.
    Fast die gesamte männliche Belegschaft fährt mit uns im Boot zum Landungssteg des Kokomo Resorts, einen Kilometer weiter. Der Muezzin ist schon auf vollen Touren und röhrt schräg sein Freitagsgebet aus den kratzigen Lautsprechern.
    Die Belegschaft huscht flugs dorthin, wir zum kleinen Office von Getaway. Ein äusserst akkurater Mann absolviert mit uns den Checkin, von dem wir mit blauen Plastikschildchen um den Hals ins Restaurant des Kokomo geschickt werden. Warten.
    Unbedingt eine Kokosnuss bitte! Juhu, Kokosnuss eiskalt! Was haben wir die vermisst.
    Unerwartet viele und teils ehr schräge Mitreisende treffen nach und nach im Kokomo ein. Viele aufgespritzte Lippen, Lui Vittong Täschchen, Tattoos bis zum Kinn, gepumpter Oberkörper, Muscle Shirts, Minikleider, große Sonnenbrillen, ein kleiner, braungebrannter, drahtiger alter Gallier mit seine ältlichen Matrone, o man, wo kommen die denn alle her! Diese Inseln haben echt viele Geheimnisse.
    Ein ungewöhnlich dynamischer Managermann von Getaway im schwarzen Polo ruft zum Boarding.
    Wir besteigen ein ziemlich kleines Fastboat und klettern gleich aufs Dach, wo sich einige wenige Liegesitze befinden, wir ganz vorne, yes. Bei der knalle Sonne kommen jedoch Zweifel auf, ob wir die nächsten zwei Stunden da oben durchhalten.
    Pünktlich um eins grölen die Aussenboarder.

    Getaway ist die einzige Verbindung von Gili Gede nach Bali und nur dreimal pro Woche wird diese Strecke bedient. Diese Exklusivität lassen sie sich bezahlen, fast 50 Euro pro Nase für die einfache Strecke. Dafür sehr verbindlich und man arbeitet sehr akkurat. Seit Ticketkauf wurden wir über WApp stetig über das Prozedere informiert.

    Das Boot nimmt Fahrt auf, wir passieren Gili Asahan und Gili Layar, einer der Schnorchelspots.
    Blauer Himmel, Sonne, die der Fahrtwind auf eine sehr erträgliche Temperatur herunterkühlt. Die Gischt spritzt und wir bumpern über das friedliche Meer. Herrlisch! Ein Gefühl von Freiheit. Delphine tauchen auf und verschwinden wieder. Bali ist bald in Sichtweite, der ehrwürdige Agung hüllt sich angemessen in seinen dicken Wolkenumhang, wie es sich geziemt zu Regenzeiten.
    Die große Schwester der entzückenden Insel Lembongan, Nusa Penida ist der nächste und einzige Halt. Ich staune, wie lang sie sich zieht. Chinesen auf Jet Skis lassen sich von Guides, die hinter ihnen stehend die Lenker führen, kreischend übers Meer schießen. Die Schlange am Pier ist lang. Diese Chinesen, ha, ha! Unfassbar hässlich und monströs modern das Hotel, aus dem sie herausquellen.
    Wir passieren auch Nusa Penida, die Tauchboote am Mantapoint - der Tauchgang dort mit Fynn war ein Erlebnis - ein erinnerungsvoller Blick nach Lembongan, oder zwei, auf die krasse Welle etwas weiter draussen, in der ich bei meinem ersten Surfversuch gnadenlos gescheitert bin - hätte ich mal am Selong Belanak anfangen sollen - und dann grüßt schon die riesenhafte Garudastatue in Balis Süden.
    Punkt 15:00 legen wir am Serangan Port an, nicht weit weg vom Flughafen. Wir werden in eine Halke gebeten, dorthin wird auch unser Gepäck gebracht. Ein Dame am Mikro gibt die Anweisung, dass jeder der aufgerufen wird, sich bitte zu einer bestimmten Tischnummer zu begeben hat. Dort wird er von seinem Fahrer, den man in Gede im Office gebucht hat, direkt abgeholt.
    Wenige Minuten später kommt er und wir sitzen flugs im Privatwagen auf dem Weg nach Ubud.
    Bali, du geile Sau, das sind wir wieder!
    Durch den kollabierenden Verkehr in Denpasr röchelnd, kriechend, staunend, freudig. All diese Tempel, Statuen, Warungs, Tokis, Scooter, LKWs, Banjanbäume, Gärten, Schnitzereien, schwarzweiss karierten oder gelb eingehüllten Schreine, die roten Ziegel, die schwarzen Gebäude aus Vulkanstein, Ganesh, die crazy Götterstauen an den großen Kreuzungen, Teakholz, die Schnitzereien, die Handwerker, ach, ach, ach. Wir sitzen da wie zwei glückliche Schwämme, die den ganzen Moloch und die ganze Schönheit einfach nur aufsaugen. Eineinhalb Stunden brauchen wir bis wir die ersten Steigungen, Kurven, Gebäude und Läden kennen, wir sind zuhause in Ubud.

    Am Love Spa steigen wir aus, Kidem und sein Mitarbeiter erwarten uns schon. Das Gepäck kommt in ein Gestell auf einem Scooter, wir zu zweit auf den Scooter von Kidem. Und dann kommt gleich die mörder Steigung über aufgeplatztes Pflaster bis zu dem kleinen Gang, in den man sich dann fädeln muss. Geht nur mit Vollgas und Gottvertrauen. Kidem trifft die Einfahrt der engen Gasse, die von einer Mauer und Hauswänden gebildet wird. Gerade mal zwei Roller passen da aneinander vorbei, zwei Honda Scoopys. Begegnen sich zwei Kaliber, wie wir sitzen, eine Honda PCX, dann muss man sich aneinander vorbei schaben. Füsse hoch, sonst gibts ein Branding am Knöchel. Und so trifft es uns dann zwei, drei Mal, das enge Geschiebe, nicht das Branding, es ist Rush Hour in Ubud.
    Nach ein par hundert Metern wird die Gasse dann zu einem Wegerl, immerhin mauerfrei, aber nicht breiter. Gelegentlich links und rechts Wasserkanäle der angrenzenden Reisfelder. Wer die Ecke kennt, der Weg läuft direkt parallel zum Campuhan Ridgewalk. Und auf diesem kurvigen Weg schwurbeln wir uns auf und ab vorbei an Yoga Retreats, Reisfeldern, Warungs, Palmen, kleinen Shops, Reisfeldern, Guesthouses, Reisfeldern, dem Lemba Sentosa, wo die Liebe begann, Reisfeldern, dem Dragonfly Village, unsere letze Unterkunft, Reisfelder, Reisfelder, und dann endlich Kidem Ubud Villas, wir sind da! Lebend! Glücklich!
    Man könnte meinen, alkes was vorher war hätten wir uns sparen könben. Nein, nein, das war auf seine Weise doch ein kleines, großes Abenteuer! Und so erholt, so dringend, wie wir das nötig hatten, hätten wir uns auf Bali nie. Aber jetzt sind wir fit und gierig auf alles, was Bali bedeutet.

    Kidem ist schon etwas älter, hat eine üble Narbe im Gesicht und beginnt aufgekratzt wie auf Koks mit seiner Einführung in sein Reich. Während er plappert und plappert wandeln wir ein gutes Stück auf einem schmalen Weg zwischen Reisfeldern durch einen sehr hübsch angelegten Garten mit Hinduschreinen, Pool und der zweistöckigen Unterkunft aus Stein von seinem Bruder bis zu seinen Bungalows aus Holz, sein ganzer Stolz.

    Er ist erheblich größer und geräumiger als auf den Booking-Fotos, hat große Panoramafenster mit Blick auf Reisfelder und die Rückseite eines Yogaretreats. Das Bad ist riesig. Ganz klar ein Wohlfühlort, wir sind happy. Drumherum die verschachtelten Guesthäuser, noch mehr Reisfeld auf der Rückseite, dieser Garten, diese Pflanzen, diese Blumen, ach Bali. Trotz der Hektik auf den Straßen.
    Wir bestellen noch unser Frühstück vor und Kidem bietet uns zwei Scooter zu leihen an. Wir probieren erst einmal den kleineren Scoopy. Auspacken und schon sind wir weg.
    Wir haben gerade noch bequem Zeit Zeit für ein Abendessen in einem der zahlreichen Warungs am Wegesrand zwischen den Reisfeldern. Klassisch balinesische Warungküche, lecker aber keine Fotos, ha, ha.
    Mit der Scoopy wackeln wir die bumpy Road, der erste Härtetest fürs Material, das Steilstück mündet direkt in die Hauptstraße, die Bremsen funktionieren, yes. Die steile, holprige Auffahrt in die Jalan Bisma nimmt die Scoopy allerdings nicht sehr elegant. Zudem ist es ein elendes verwackeltes Manövrieren um die vielen kaputten Stellen im Straßenpflaster herum. Huiui, Ubud.

    Zehn vor sieben erreichen wir unser geliebtes Synergie Spa. Den Termin für die neunzigminütige Signature Massage haben wir gestern schon am Beach vereinbart. Und es ist schon sehr witzig und sehr schön, Wayan, der Empfangschef, erkennt uns wieder, auch nach zwei Jahren, und begrüßt uns flüsternd sehr herzlich und erfreut. Ganz auf unserer Seite! Seit wieviel Jahren bin ich dem Synergie jetzt treu? Hier bekommt man einfach die besten Massagen von Ubud und dennoch zu einem absolut angemessenen Preis. Die 90 Minuten Balinese Signature kosten pro Person ca 17 Euro.
    Das Ritual beginnt. Hauseigene Flipflops werden gereicht, dann wird ein kleines Tablett mit Welcomedrink und kühlem, erfrischendem Feuchttuch kredenzt, die Hitze und den Schmutz von draussen loswerden, ankommen. Dann suchen wir uns aus einer guten Auswahl unser Duftöl für die Massage aus, heute Sandelholz und Frangipani.
    In eine kleine Korbdose legen wir unseren Schmuck, der mit unseren sonstigen Taschen in eine größeren Tasche versenkt wird. Noch einmal auf Toilette und klapp, klapp, die Treppe hoch zu den Massageräumen.
    Hier kegen wir unsere Kleidung ab und ziehen anstatt eine gewagte Einwegpanty an.
    Ready for Massas, Sir?
    Yes, und wie! Heike und ich liegen auf Liegen nebeneinander auf dem Bauch, ein Tuch wird über uns gelegt und dann spüren wir die ersten, festen Griffe der Therapeutinnen. Dann hebt er ab und …Olfe and Heike have left the building. Eineinhalb Stunden leichtes Schweben irgendwo zwischen siebtem Himmel und süßem Schmerz.

    Exkjus mi Mister, Massahs is finnist. Nein, nein, nein, wie können neunzig Minuten nur so schnell vergehen, eine Doppelstunde Mathe hat sich doch auch angefühlt wie eine halbe Ewigkeit. Hilft ja nix, sehr entspanntes Ankleiden und Hinunterschweben ins Erdgeschoss. Tee wird gereicht und glücklich gegrinst, Wayan lächelt mit.
    Wir vereinbaren gleich für Morgen um fünf die nächste Reise, 120 Minuten Hotstone und Gesicht.

    Neun isses jetzt. Wir schwingen uns aufs Moped, bremsen beim K-Mart durch für kaltes Bintang und Chips und nehmen Anlauf für unseren Parcours bis zu den Kidem Villas. Ein unfassbar lautes Froschkonzert begleitet uns den Weg zum Bungalow. Ich wusste gar nicht, dass es so viele unterschiedliche Arten von Quaken gibt, wir sind schwer beeindruckt und legen Ohrstöpsel neben unser Bett. Endlich wieder zuhause!
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  • A very very quiet place

    December 4 in Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Frühstück, Sonne, Strand, Schnorcheln, Erkunden, Regen, Dinner, Schnarcheln. Wenn du magst, kannst du jetzt aufhören zu lesen, mehr ist nicht passiert.

    Wenn du weiterliest, erfährst du, dass Gili Gede wirklich eine sehr, sehr, sehr ruhige Insel ist, perfekt um zu entspannen. Nur wenn man genug entspannt hat, dann kitzelt langsam auch wieder der Tatendrang, wenigstens uns.
    Die Sonne knallt so heiss herunter, dass wir eine der wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten nicht unternehmen wollen, eine Schnorcheltour zu den umliegenden, noch kleineren Inseln.
    Aber weil die Sonne so ein schönes Licht macht, wollen wir das Hausriff wenigstens noch einmal schnorchelnd erkunden, dieses Mal in Multicolor.
    Und es strahlt uns in allen Farben entgegrn, die ein Korallenriff so raushauen kann, ganz besonders die blauen Korallen, dazu Rot, Braun, Pink, Gelb, Curry, Grün, Petrol, you name it. Die verhältnismäßig wenigen bunten Fische nagen, schaben, mümmeln, kucken, flüchten unter den dunklen Menschenschatten über ihnen. Immer wieder bemerkenswert, wie laut es unterwasser ist. Hallo Nemos, hallo Languste, schön euch wieder zu sehen, schönes Wetter heute! Der kleine, gelbe Kofferfisch mit den dunklen Pünktchen ist neu für uns, sehr putzig.

    Zum Lunch bestellen wir uns mildes Nasi Goreng an unsere Sonnenliegen. Schade dabei und auch insgesamt, dass Kokosnüsse offensichtlich Mangelware sind, oder es ist einfach auch nur zu anstrengend welche zu beschaffen, Wasser gibt es in wieder aufgefüllten Glasflaschen umsonst.
    Wie auch immer, genug gechillt, wir machen uns fertig für die Inselerkundung zweiter Teil. Dieses Mal gehen wir den Strand in die entgegengesetzte Richtung der ersten Runde, um an das andere Ende der Insel zu kommen, wo laut Maps noch weitere Resorts stehen, noch weitere Menschen sind. Denn hier sind wir weit und breit die einzigen Gäste zurzeit. Ein leises Lechzen nach Gesellschaft und Kommunikation.

    Wir umgehen Abgrenzungen von diversen Strandgrundstücken, auf denen wohl etwas entstehen soll, irgendwann mal, oder auf denen etwas zerfällt, wieder ein Lost Place in bester Strandlage.
    Ein großes einstöckiges Haupthaus im strohgedeckten Sasakstil, eigentlich noch gut erhalten, aber der Zefall hat leider schon begonnen. Sehr schön geschnitzte dicke Balken stützen den ersten Stock, war mal ziemlich boho hier schätzen wir. Wäre jetzt nicht der riesen Aufwand, das wieder herzurichten, unten Küche und Wohnzimmer, oben zwei große Schlafzimmer und Bad - träumen darf man ja noch, was? Das richtige Haus auf der falschen Insel, leider.
    Neben dem Haupthaus ein paar Bungalows, deren Verfall schon weiter vorangeschritten ist. Dürfte noch nicht so lange her sein, dass das hier genutzt wurde, ein paar Jahre vielleicht? Wir gehen weiter bis zum Ende des Strands, der am Scheitel einer Halbinsel endet. Laut Google sollte die kleine Furt gut zu überwinden sein, jetzt ist hier ein unüberwindbarer Meeresarm, der den schlammigen Mangrovenwald weiter hinten mit Wasser versorgt. Hier endet wohl unsere Expedition auf der Suche nach menschlicher Zivilisation.

    Ein großes Bauareal ist hier, umfriedet von einer seltsamen, mittelhohen Mauer. Ein sehr spaciges, Gebäude, in weissem Lackgewand und auf Stahlstelzen, steht recht einsam und fast fertigggestellt in einer Ecke, ein weiteres Stahlgestell wartet gegenüber auf Fertigstellung. Werkzeuge und Baumaterial liegen weit verteilt drumherum und so, als hätte jemand die Baustelle fluchtartig verlassen. Seltsam das alles.
    Gerade als wir die Baustelle neugierig geentert haben, fängt an zu schütten. Wir finden Schutz in einem Verschlag, der wie eine schnell zusammengezimmerte Bauhütte aussieht, inklusive Schlafkojen und versiffter Küche, komplett vermüllt, aber trocken.
    Eine halbe Stunde gefangen unter schepperndem Wellblech, dann wieder Sonnenschein. Mit wilden Spekulationen und Fragen, die die Welt nicht interessiert, machen wir uns auf den Nachhauseweg. Ist eh bald Lunchtime.
    Aidi strahlt uns wieder in Grund und Boden als wir uns im High Dive erneut blicken lassen. Und gleich sind wir mitten drin im Ratsch, nebenbei bestellen wir die leckeren Runzelkartoffeln und Kari Ayam, Hühnercurry. Den zäh-cremigen ready made Schreck von unserem Hotelrestaurant noch bleiern im Magen der Erinnerung, versuchen wir die Konsistenz der hiesigen Variante herauszufinden. Aidi versichert uns eine eher flüssige. Also Chicken Curry. Und es schmeckt endlich mal wieder lecker.

    Die ominöse Baustelle - und wir haben richtig geraten - ist ein chinesisches Projekt, eine very schicke Bungalowanlage, das jedoch abrupt gestoppt wurde. Warum und wieso weiss er nicht. Aber erst einmal ist Stillstand angesagt, genau danach sieht das da ja auch aus. Auch Aidi amüsiert sich über die verschwenderische Verwendung von Stahl für die Konstruktion. Der rostet, bevor der erste Gast eingezogen ist. Diese Schinesen, ha, ha.
    Und der Lost Place in Bestlage war eine Lodge, die einem wilden Paar gehörte, sie Indonesierin, er, weiss er nicht. Auf jeden Fall waren die plötzlich weg und seitdem zerfällt das hübsche Ding. Hätte was werden können, meint er.
    Irgendwie kamen wir dann auf sein Alter - 21 isser, Freundin - keine, und Polygamie - ist in Indonesien keine Seltenheit, erzählt er, so drei bis fünf Frauen und entsprechend viele Kinder. Die darf man aber erst machen, wenn man verheiratet ist. Ein Bekannter von ihm hat mit 12 geheiratet, mit 12!
    Diese Secret Gilis sind irgendwie schräg, was wir hier für Zeug erfahren haben. Eigentlich bedeutet es nichts, aber in dieser kleinen Welt alles.
    Ja, ja, erzähl, erzähl, ratsch, ratsch, und auch dieser schöne Tag geht zuende.
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  • From Ausruhn to Ausruhn

    December 3 in Indonesia ⋅ ☁️ 30 °C

    Das Frühstück im Alam Karang ist ganz gut im Gegensatz zum Essen à la carte. Scrambled eggs, ein Laib home made Weissbrot, Marmelade und Butter. Die Früchte der Fruchtplatte waren teilweise schon eingetrocknet, vermutlich von einer Nacht in Kühlschrankluft. Wirklich enttäuschend für ein Land, wo die Früchte fast schon am Wegesrand wachsen.
    Viel werden wir heute nicht stemmen, unsere Abdomen arbeiten nicht zuverlässig und wir müssen ab und zu mal ausser der Reihe auf den Topf. Kein Plan, wo und womit wir da Unruhe reingebracht haben.
    Zum Runterschalten nehmen wir wieder unsere Plätze in der ersten Reihe ein und verfolgen das Wetterspektakel, das minütlich das Programm ändert. Unsere Taucherbrillen samt Schnorchel liegen neben uns bereit und wir warten ein sonniges Fenster ab, das die Farbe in die Unterwasserwelt bringen wird. Wir verpassen es. Nach kurzem Wegdösen wandert ein großer Schatten von Lombok zu uns herüber, der dort vorher für heftige Blitze, Donner und Regen sorgt. Mordor breitet seine Schatten aus. Während sich die arglosen Urlaubs-Hobbits im schönsten Sonnenschein aalen. Zwei Minuten später: Tropf, tropf, schütt, schnell in die Hütte!

    Nach einer guten halben Stunde ist der Weltuntergang vorbei, die Sonne scheint wieder, ein bisschen, und wir gehen gleich in voller Schnorchelmontur direkt zum Beach, direkt ins badewannenwarme Wasser. Zu Beginn ist die Sicht unterwasser noch eher trüb, lichtet sich dann aber zusehends. Ein paar Meter hinter dem Dingi sollen sie sein, die blauen Korallen. Sind sie. Wunderschön, leuchtend blau, wenn auch die Sicht nicht die beste ist. Zwischen vielen anderen Korallen strahlen sie heraus, ganze Felder von ihnen. Es gibt viele kleine Fische, vorwiegend kleine Fische, nervöse hübsche Nemos in ihrer Anemone und sogar einen kleinen Lobster sichten wir. Seltsamer Weise ist der Korridor mit Korallen recht schmal stellen wir fest, als wir etwas weiter parallel zum Strand schnorcheln nur öder Korallenschrott. Wir schwimmen wieder an Land.
    Am Strand gehen wir noch ein bisschen spazieren und stöbern in den Bergen von Korallen- und Muschelschrott nach dekorativen Formen.
    Die Zeit vergeht und wir genießen unsere Einsamkeit, Zweisamkeit und diese erholsame Ruhe. Wir haben gar keine andere Wahl als und zu erholen. Das tut soo gut! Wir sind ganze vier Gäste auf der Ostseite. Ein Resort hat ganz geschlossen, in den anderen wartet man vergeblich auf Gäste oder macht Instandhaltungsarbeiten.

    Zum Abendessen gehen wir ins benachbarte High Dive Resort, eine Padi Tauchbasis. Wie ein Waiter mir erzählt gibt es hier vor allem Muck Diving, allerlei buntes Kleingetier am sandigen Boden, aber äußerst fotogen. Es sind diese kleinen clownesken Nudis, die man hier finden kann, Nacktschnecken in den verrücktesten Outfits und schrillsten Farben. Nicht mein Ding. Wenn su Turtles willst m, dann fahr nach Trawangan, wenn du Mantas willst, dann fahre nach Nusa Penida. Hatten wir beides schon.

    Am Tresen werden wir von Aidi überschwenglich begrüßt, ein sympathisches, eher runderes Kerlchen mit einem strahlenden Lächeln, das er den ganzen Abend leuchten lässt. Die Speisekarte verspricht Rettung zumal hier alle Gerichte von Mama frisch zubereitet werden und nicht aufgetaut oder zumindest readymade im Kühlschrank warten. Als Starter bestellen wir eine Art Thaisalat auf indonesisch mit Rindfleisch und kleine frittierte Runzelkartoffeln, die mich an Tapas erinnern. Als Main gibt es Tempeh Lalapan und Mie Goreng, aber mit Reisnudeln. Endlich wieder lecker.
    Happy Aidi kommt zu uns und wir ins Gespräch.

    Wir fragen, warum dieses schöne Eiland es mit dem Tourismus denn so schwer hat. Als Gründe nennt er uns die konservativen Muslime und die Regierung. Die Alten bremsen gewaltig, die Alten bremsen die Jungen, wollen keinen großen Tourismus hier, stay away Babylon!
    Und die Regierung, und das haben wir ja schon gehört, hält Investitionen in die Gilis nicht für profitabel genug, auch wenn Trawangan ein Goldesel ist. Er versteht das nicht.
    Man könne doch von den Hotels eine Art Erschließungsgebühr verlangen, von der zunächst ein befahrbarer Weg rund um die Insel finanziert wird, später Telekommunikation, Elektrizität, usw. Infrastruktur lockt Investoren an, Infrasruktur schafft Arbeitsplätze, holt die Leute aus der Armut, bringt besser Bildung, usw. Es braucht doch nur einen Anfang - und den Willen, sagt Eidi.
    Er selbst hat die Highschool absolviert, für ein Studium hat er kein Geld. Also blidet er sich learning by doing, jedes Jahr ein anderer Job an einem anderen Ort. Gestern Housekeeper, heute Waiter, morgen Manager, das ist sein Ziel, ein Hotel zu schmeißen. Ich würde ihm das absolut zutrauen, ich würde ihn glatt einstellen, nachdem er noch weitere Erfahrungen gesammelt hat. Sehr smart, der Junge.
    Und er ist ja auch Muslim, vor allem wenn Ramadan ist, aber sonst, Allah hat ein großes Herz und ab und zu ein Bierchen, da drückt er bestimmt ein Auge zu. Ich wünsche den Jungen und Dynamischen dieses Landes endlich freie Bahn für ein besseres Leben.
    Das war jetzt ein sehr gutes Gespräch und ein sehr schöner Abend.
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  • Forgotten Gili

    December 2 in Indonesia ⋅ ⛅ 30 °C

    Nach Frühstück, Zahlen und Packen werden wir um elf von unserem Boot abgeholt, das wir tags zuvor organisiert hatten. Sunnyboy Jordy mit der verkratzten Regenbogenspieglbrille fährt uns die vierzig Minuten hinüber zu Gili Gede (Gedde) und schwärmt uns vom Partymachen auf Gili Trawangan vor. Am freien Wochenende mit dem Roller hoch nach Bangsal und schwupp rüber auf die Insel mit dem Boot vom Freund.

    Der erste Eindruck, den wir beim Ansteuern von Gili Gede haben ist wie Gili Trawangan, ähnlich groß, nur ohne die ganze Spassfabrik, ein supergechilltes Inselidyll, am Ufer keine quirlige Strandpromenade, Bar oder Boutique, Touristen? Fehlanzeige, nur Fischerhütten und Fischerboote.
    Schon vom Ufer aus werden wir mit großem Hello angewunken, Dan und Danny vom Alam Karang erwarten uns schon.
    Die Anlage liegt direkt an einer kleinen Landzunge im Osten der Insel, wieder nix mit Sonnenuntergang. Hinter der Landzunge ist eine lehmige Lagune mit Mangroven.
    Nach einem Humpen kalten Zitronenwasser, einem kleinen Smalltalk und der Einführung in die Hausregeln beziehen wir unseren Bungalow. Eine dieser typischen, preiswerten Holzhütten im Sasak Style mit Schilfdach, aber absolut ausreichend und geschmackvoll schlicht eingerichtet. Fünf dieser Hütten zählen wir, in der Mitte das Restauranthaus, das wars. Links nix, rechts von uns eine kleine Tauchbasis.

    Rucksäcke in die Ecke. Sogleich müssen wir uns auf die Liegen am Strand legen, um uns von den Strapazen der Anreise zu erholen. Urlaubsfeeling stellt sich umgehend ein. Wieder dieser weite Himmel, das Meer, die Sonne, dieses Mal Lombok im Blick, wunderschöne, weisse Riesenwolken türmen sich über dem blauen Himmel, sogar den riesigen Mount Rinjani könnte man sehen, wären da nicht diese Dauerwolken um ihn herum.

    Nach dem Päuschen raffen wir uns auf, die Insel zu erkunden. Dan sagte uns auf Nachrage, dass man weder Scooter noch Fahrräder mieten könne, die Wege seinen dafür nicht geeignet. Oookay, hatten wir auch noch nicht.
    Der offizielle Weg, den Google Maps uns ins Dorf weist, führt zunächst am Strand entlang - ‘Weg’ - da gehts schon los, es gibt keinen Weg. Wir steigen über einen längeren felsigen Uferabschnitt, Gili Rock, und dann beginnt tatsächlich ein gepflasterter Weg. Hütten und Häuser links, Strand mit Fischerbooten rechts, mal ein kleiner Ladenkiosk, genauso wie auf Gili Tralala. Touristische Infrastruktur gibt es dagegen nicht wirklich. Ein etwas herausgeputzter Warung fällt aus der Reihe, aber er hat geschlossen.
    Halbzwei haben wir jetzt. Es geht ein gutes Stück den Pflasterweg am Strand entlang. Ausser verblasste Schilder mit Werbung für Schnorcheltouren, von Tourismus keine Spur. Keine Fahrradfahrer, keine Elektroscooter, keine Pferdekutschen, so stelle ich mir Gili Trawangan vor seinen massentouristischen Zeiten vor. Die Einheimischen sitzen wie immer gechillt oder gelangweilt, rauchend oder zockend in ihren Strohpavillons oder machen irgendetwas an ihren Häusern oder Booten rum. Wir grüssen, sie grummeln freundlich aber desinteressiert zurück. Ziegen durchsuchen Unmengen von Müll am Strand, alte Weiberl keckern und ratschen mit der Nachbarin.
    An einem Pier steht dann als maximaler Kontrast zur Dorfstruktur ein geschniegeltes Resort, Kokoma mut Namen. Man denkt: ah, jetzt kommt der Teil für die Touris, denkste. Gleich hinter dem Resort geht es trostlos weiter. Anscheinend hat der Staat seine Kinder hier vergessen. Die Infrastruktur ist desaströs, hier geht mehr kaputt als neu entsteht. Das indonesische Inselleben ohne Filter und Fassade, ein Leben in Armut.
    Es ist schon krass zu erleben, wie Tourismus wirkt und was er für das Leben der Einwohner und den Standort bedeutet, besonders, wenn ihr Leben in der neuen Zeit hoffnungslos perspektivlos ist. Die Armut auf diesem Eiland ist heftig, kennt man hardcore Bali, kennt man die anderen drei Gilis, sieht man die rasante Entwicklung auf Lombok.

    Der Weg zerbröselt stellenweise, hört plötzlich auf, setzt sich fort. Wir überqueren die Insel und landen auf der Seite, die wir von Asahan aus gesehen haben. In der Mitte der Siedlung tront die riesige Moschee und ein langgestreckter Schulbau.
    Wir haben gehört, dass es sich nach Auffassung der Regierung nicht lohnt, Elektrokabel vom Festland zu legen oder vernünftige Straßen zu bauen. Wobei ich diese Logik nicht verstehe, da eine solche Infrastruktur Investoren anlockt und damit Arbeitsplätze geschaffen würden, mit allem was daran hängt. Irgendjemand möchte offenbar nicht, dass sich Gili Gede entwickeln kann.

    In der Gasse, die direkt von der Moschee weggeht stehen im Verhältnis etwas gediegenere, gepflegtere Wohnhäuser aus Stein, aber dennoch sehr einfach. Der Weg am Ufer in einer großen Inselrunde zurück ist wieder ernüchternd. Unfassbar viel Müll am Ufer, die Kinder spielen mit leeren Shampooflaschen Eincremen, manche Familien haben sich ganz smart einen kleinen Obst- und Gemüsegarten angelegt. Die kleinen, braunen Kühe mit ihren Holzbimmeln sind gefühlt überall, ihre Haufen auch. O man, wie muss das sein, wenn man hier geboren wird, lebt und stirbt. Alte Mutterl tattern mit leerem Blick durch die Gassen, manch alter Mensch liegt in einem Holzverschlag ausserhalb des Hauses.
    Aber ich denke in meinen Maßstäben, vielleicht sind die Menschen hier mit ihrem Leben ja auch zufrieden, sogar glücklich? Trotzdem schwer vorstellbar für uns.

    Wir müssen über einen Hügel, über den in einem Graben mitten im Weg gerade eine dicke Wasserleitung zu einem Dorf verlegt wird. Das Material dafür wird halsbrecherisch, fast akrobatisch auf Motorrädern die steile Crosstrecke hinaufmanövriert. Oben am Scheitelpunkt warten schon die rauchenden Arbeiter mit Spitzhacken und Spaten, um weitermachen zu können. Auch der ganze Weg den Hügel wieder runter ist aufgerissen und wir balancieren uns auf dem Erdhaufen den Abhang hinunter, noch oben entschuldigen sich die Arbeiter dafür, wie entzückend. Immerhin haben wir dadurch einen kurzen Ratsch mit ihnen, richtig nett mal wieder.

    Der Pflasterweg wieder in der Ebene führt uns in einem weiten Bogen an einem großen schlammigen Etang vorbei, in dem unzählige Krabben mit jeweils einer riesigen roten Schere aus unzähligen Löchern kriechen. Als wir uns nähern verschwinden die meisten blitzschnell, kommen dann aber auch wieder neugierig heraus. Mangroven mit ihren eigenwilligen Stelzenwurzeln stehen in den vielen Wasserbecken des Etangs. Auf der anderen Seite versteckt sich ein kleines Dorf am mit Grün dicht bewachsenen Hang. Der Pflasterweg ist an einigen Stellen komplett zerstört, absolut unüberwindbar für Fahrzeuge, deshalb kein Rollerverleih!
    Am Strand um die Ecke läge so viel stabiler Korallenschrott, mit dem man ratzfatz diese kaputten Stellen instand setzen könnte, warum macht das niemand hier? Hier geht eigentlich alles nur kaputt, eindeutig in die falsche Richtung.
    Wäre es nicht eine riesen Chance, diese wunderbare Insel mit konsequentem Eco-Tourismus zu erschließen und Arbeitsplätze zu schaffen, das bessere Trawangan, hochgeschätzte Regierung von Indonesien?
    Diese Insel ist wirklich wunderbar, aber eben auch abgewrackt. Die Menschen hier sind wunderbar, vielleicht ein wenig flegmatisch, bräuchten vielleicht jemanden, der sie an die Hand nimmt und ihnen den Weg zeigt, Stichwort Bildung. Interessant dabei, dass das viel kleinere und schwerer zu erreichende Asahan erste Schritte bereits erfolgreich vollzogen hat. Die Insel ist öko-touristisch erschlossen, viele Arbeitsplätze sind entstanden, hat sich dabei ihren Charme und ihre Ruhe bewahrt. Nur das Dorf kommt hier bisher noch zu kurz, aber Ansätze sind erkennbar, z.B. der Warung, der sehr gepflegt ist und der Mann der Inhaberin, der Visitenkarten für sein Transport- und Tourenbusiness verteilt und beide sprechen ok-nes Englisch. Bei Gili Gede werden wir sehr stark an Laos erinnert, so wie uns hier die Gesamtsituation erscheint …aber bitte keine Chinesen, die hier ein Spielcasino errichten wollen, ha, ha.

    Und auf einmal stehen wir zweieinhalb Stunden später wieder an unserem Strand vor unserer Sasak-Hütte, komplett nass geschwitzt, matt und hungrig. Ungebremste Sonne die ganze Zeit ist echt krass und ungewohnt für uns. Wir setzen uns ins Resto und ein fast schon überfreundlich beflissener, aber sehr putziger Junge bringt uns zunächst die Karte, dann zwei große kalte Bintang, eine Chicken Bakso Suppe und ein Club Sandwich, wir sind gerettet.
    Satt und faul legen wir uns an den Strand und wetten, ob das Gewitter über Lombok zu uns herüber kommt oder nicht, lesen und schreiben und genießen. Der Sonnenuntergang jenseits des Hügels taucht die Gewitterwolke und das Meer in magische Farben.
    Um acht bestellen wir dann schon wieder Essen, sind eigentlich aber fast noch satt von vorhin, aber in der Panik, dass die Küche schon um halbneun schliesst …das Essen hätten wir uns sparen können.
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  • The Secret behind the Secret of Asahan

    December 1 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Und wieder kommt das Tauchboot zurück, als wir Frühstücken. Die Sonne scheint, nachdem es heute Nacht wieder gekracht hat mit viel Nässe, blauer Himmel mit Wölkchen, schöne Welt, schönes Leben. Perfektes Wetter zum Schnorcheln.
    Davor aber gehen wir mit unserer brennenden Frage zum Hotelmanager, eine kurze Inselgeschichte bitte. Warum steht hier eine verlassenen Moschee und diese Häuser dazu?

    Die Antwort erfährst du am Ende dieser Reise.

    Zumindest musst du dich erst einmal durch unseren genauen Ablauf unserer heutigen Schnorcheltour lesen, ich habe extra dazu die Route kartografiert und die Position und die Lateinischen Bezeichnungen der Korallen und der Fische herausgesucht, die ich dann später noch einmal abfrage. Los geht‘s! Aaalso…

    Um die 90er Jahre herum galt es als lukrativ in diesem Teil der Erde Perlenfarmen zu betreiben. Eine solche stand auf Gili Asahan. Vor zwanzig Jahren musste man dann feststellen, dass auch ein Perlenfarm Chef sterblich ist und so wurde der Betrieb umgehend eingestellt und samt dazugehöriger Moschee einfach offengelassen. Und so dümpeln die Gebäude seit zwanzig Jahren an der Südspitze der Insel vor sich hin und dienen Kühen und Ziegen als schicker Wetterschutz. Das ist die Geschichten dazu.
    Eine andere ist Covid, die das Pearl Beach mit Ach und Weh gerade mal so überstanden hat, wobei der deutsche Cheffe den Mitarbeitern immerhin die Hälfte ihrer Löhne gezahlt hat, sehr anständig das.
    Wieder eine andere Geschichte ist die Energieversorgung des Resorts, die seit 2017 pioniermässig mit Solarenergie erfolgt. Seit kurzem ist man stolzer Betreiber einer effektiveren Anlage mit effektiverer Batterie, die alle 19 Klimaanlagen rund um sie Uhr in Betrieb halten kann, ganz im Sinne des Eco-Tourism. Dazu der Wiederaufbau des Riffs und mit einem Freigetränk belohnte Müllsammelaktionen. Da passiert doch langsam was.
    Wegen des Lost Place hätten wir eigentlich auch nur mal kurz auf Google Maps etwas näher heranzoomen sollen, dann wäre das mit der ‚Abandoned Pearl Farm‘ nicht ein so großes Fragezeichen gewesen, ha, ha. So entzaubert Google Maps langsam unsere letzten Mysterien.

    Und jetzt gehts bei Sonnenschein zum Schnorcheln. Wirklich beachtlich, was die Initiative schon alles geschafft hat. Der Schaden, den die Perlenfarm am Riff seinerzeit verursacht hat war immens. Jetzt sieht man mit Korallen dicht bewachsene Eisengestelle und auch weite Korallengärten mit vielen bunten, eher kleinen Fischen, sogar Nemos grüßen hektisch aus ihrer Privatanemone heraus. Auch ausserhalb des durch Boien abgegrenzten Areals spriessen die Korallen wieder, auf einer Seegraswiese rollen lange, borstige Seegurken in der Strömung, sie sehen ein bisschen eklig alienmäßig aus, gut dass sie nicht größer sind.

    Ausruhen unter Sonnendach und Palmen. Heike bestellt uns Lunch zum Sonnenpavillon: frittiertes Huhn mit Pommes und Chicken Betutu, eine kalte Coke zero dazu, lecker. Wir genießen stundenlang den weiten Blick übers blaue, sonnenhelle Meer, nach Gili Gede gegenüber, unsere Herzen gehen weit auf, da ist es, dieses besondere Gefühl von weit weg, Freiheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit.

    Der 16:00 Uhr Kaffeeduft weht in unsere Nasen. Igitt, wir müssen uns bewegen. Derart motiviert beschließen wir demnächst die Insel zu umrunden. So getimt, dass wir in etwa zum Sonnenuntergang im westseitigen Eco Resort Asahan ankommen. Das bedeutet Aufbruch um fünf, nach dem Pott Kaffee und Donuts mit Reibekäse, wuäh.
    So laufen wir bei high Tide eher auf wilden, bepalmten Wiesengrundstücken mit zarten weissen und rosa Blümchen, als direkt am Strand.
    Felsige Klippen bauen sich nach einer Weile Weg vor uns auf. Wie geht es hier weiter?
    Eine unsichtbare Frauenstimme ruft uns ein Hello-hoo! zu, die dazugehörige Dame erscheint alsbald auf der Holzveranda einer schönen Villa. Sie ruft zu uns herunter, dass es hier während der Flut nicht sicher weiterginge, wir sind zu spät für diesen Weg und sollten besser umkehren. Während sie uns das sagt kommt sie immer näher. Eine Europäerin Anfang 70 vielleicht, mit puscheligen weissen Haaren in Hüfttuch und Bikini und einem freundlichen Lächeln. Irgendwie muss ich an Hobbitfrauen denken. Sie sei Anne aus der französischen Schweiz und wohnt hier. A oui!
    Wir sind neugierig und sie redet gern. Also ergibt sich aus unserer Begegnung ganz schnell ein Ratsch.
    Sie hat das Grundstück mit ihrem Mann vor ein paar Jahren günstig erstanden, nachdem sie sich auf mehreren Reisen in diese Gegend in Asahan verliebt haben. Die vorhandene Hütte haben sie als Ruhesitz im wahrsten Sinne zu einer respektablen Holzvilla ausgebaut. Sie bittet uns schnell herein, auf ihr 3.000m2 Grundstück, in ihr Haus. Für die Zeiten, die sie nicht da sind, haben sie ein Netzwerk aus Management, Security und Reinigungskräften zusammengestellt, die das Haus und Feriengäste verwaltet. Wenn die Gäste nicht Essengehen wollen können sie von einer umfangreichen Karte von einem Warung auf Lombok bestellen, eine Stunde später wird per Boot geliefert. So kann man’s auch machen.
    Die Mitarbeiter sind alle von Gili Gede, der großen Insel gegenüber, auf die könne man sich verlassen. Den Leuten von Lombok traue sie nicht, die klauen sogar die Wasserpumpe…
    Die Muslime auf Gede seien sehr strenggläubig und konservativ, deshalb könne sich die Insel auch nicht entwickeln. Es gibt auch gleich zwei Moscheen auf der Insel mit zwei Bergen und wer nicht brav ist, zu dem wird der Lautsprecher gedreht. Zurzeit bekommen die ansässigen Balinesen die Gebete um die Ohren.
    Und dann das große Grundstück im Süden von Asahan, das von der alten Perlenfarm, ein Zuckerstück, sagt sie. Das hat man jetzt davon, wenn man zwei Frauen hat und dann einfach stirbt. Die beiden Ladies fetzen sich vor Gericht seit zwanzig Jahren um das attraktive Stück Land. Gewonnen hat bisher wohl keine, hin und her geht das bei denen. Aber wenn das mal geklärt ist, dann wird hier ein sehr großes Resort gebaut …wenn der steigende Meeresspiegel die ganzen Strände von Asahan und der umliegenden Gilis nicht eh komplett weggefressen hat.
    Feinster Inselgossip während sie uns durch ihre Villa aus Teakholz führt. Der Duft allein! Sehr schön hergerichtet alles, selbst die Küche ist aus Teak, die Energie kommt von der Sonne. Haben will. Auch ein traumhafter Blick aufs Meer, direkt am Strand hat sie eine Bar gebaut, die mangels Gästen gerade geschlossen ist. Aber ganz ehrlich, so paradiesisch das auch hier ist, diese Einsamkeit würde ich nicht ertragen, Anne findet sie toll. Sie vertreibt sich die Zeit mit Rauchen und dem Zusammensetzen von Glitzermosaikbildern von Elefantenköpfen oder Delphinen in Psytrance Farben, die sie bei AliExpress bestellt und damit ganz ungeniert die Villa dekoriert, das Ganze funktioniert wie bei Malen nach Zahlen, maximaler Frickelspaß. Und wenn wir mal wollen, ihr Domizil finden wir auf Booking.
    Den Sonnenuntergang haben wir jetzt wohl verpasst.
    Also gehen wir auf der Direttissima zum Italiener, straight durch Pearl Beach, Perlenfarm, deren Geheimnisse wir jetzt ja gelüftet sind, durchs Dorf und tschak sitzen wir unterm schönen Schilfdachzelt. Diese leckeren Polpette aus Auberginen wieder, Gado Gado und Auberginenauflauf lassen wir uns schmecken.
    Zügig danach mit Stirnlampe vorbei an bellenden Hunden fallen wir direkt in unseren schönen, großen Betthimmel.
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  • The Secret of the Secret Gilis

    November 30 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Warum heissen die Secret Gilis Secret Gilis? Versuch mal, was Vernünftiges über sie im Netz zu finden - deshalb vielleicht?
    Die Informationslage ist mager. Wir haben vor einer guten Weile mal von Reisevloggern etwas über die Inseln gesehen - und haben’s fast vergessen - und sind jetzt auf Google Maps mit dem Finger zufällig wieder über sie gestolpert. Kleine Inseln, touristisch kaum erschlossen, nix los, wir zufällig umme Ecke - klingt doch gut, hin da!
    Neun Stunden Schlafen klingt doch auch gut, oder? Ist auch gut, wenigstens ich, Heike konnte leider kaum Schlaf finden, dafür gibts schöne Bilder vom Sonnenaufgang.

    Wir frühstücken gemächlich, als die Taucher schon von ihrem ersten Tauchgang zurück kommen. Gemächlich geht es dann auch zurück zum Bungalow, gemächlich zum Schnorcheln am Hausriff vor unserem Bungalow.
    Zwischen Sonne und Bewölkung schweben wir über einem Riff, das sich langsam aber sichtbar von heftigeren Zerstörungen in den letzten Jahrzehnten erholt. Viele bunte Fische, schöne Korallenblöcke, unterhaltsam, aber kein Spektakel, wobei jedes Riff seinen Zauber hat.
    Neben dem Hotel gibt es seit 20 Jahren ein sehr ehrgeiziges Projekt, geführt und begleitet von Meeresbiologen, das sich um den Wiederaufbau des Riffs bemüht. Man sieht unterwasser viele Drahtgestelle, an denen sich neu ausgesetzte Korallen erfolgreich üppig ausbreiten.
    Nach dem erquicklichen Geschnorchel legen wir uns unter einen der vielen Schilfsonnenschirme und blicken selig übers Meer hinüber bis Gili Gede. ‚Gili‘ bedeutet auf Sasak ‚kleine Insel‘ haben wir gelernt, und ‚Gede‘ groß. Also blicken wir jetzt auf die große der kleinen Inseln, aber nur so lange bis wir wegdösen. Dieses sanfte Plätschern des Meeres, die säuselnde, warme Luft, das Zwitschern, Fiepen und Pfeifen der exotischen Vögel, der weite Himmel, o man, ist das schön!

    Entspannt reiben wir uns die verdösten Augen und wittern Kaffeeduft. Kaffee, seltsames Hefegebäck und vor allem Herumlungern, das beste, was man hier machen kann, dabei Lesen, Schreiben, Nachdenken und verklärt aufs Meer und die Inseln schauen.
    Der Abend kündigt sich an, wir machen uns moskitofest, Stirnlampe in die Hosentasche und losmaschiert. Wieder am ominösen Lost Place vorbei, durchs Dorf hindurch. Ganz unvermittelt ploppt ein glänzend dastehendes Gebäude im Boutiquestyle am Wegesrand vor unseren Augen auf, der plötzliche Kontrast zum quasi letzten Haus des Dorfes lässt uns fast schon erschrecken.
    Ein paar Schritte weiter und es wird klar, die Hotelmeile beginnt.
    Drei Resorts in Folge nur durch ihren Style optisch zu trennen. Eines ist im Low Season Schlaf, ein anderes hat wohl gerade mal einen Bungalow vermietet, das dritte, die Asahan Eco Lodge, ist dagegen recht belebt. Das Restaurant wird von einem Italiener betrieben, von dessen toller Küche die nette Australierin gestern unter anderem geschwärmt hat. Ein sehr schöner Sunset Spot obendrein. Allerdings hört man das Geknatter getunter Scooter vom nahen Festland ziemlich laut, das der Dreiklang vom Abendgebet der umliegenden Moscheen aber erfreulicher Weise überdauert. Muezzinsalat statt Beach Club Elektrosuppe zum Sonnenuntergang, der Himmel brennt, wunderschön!

    Und jetzt: Dolce Vita beim Italiener. Großartig der große, runde Raum, sehr geschmackvoll und mit viel Herzblut gestaltet, wie ein Zirkuszelt mit Palmblätterdach. In der Ecke steht ein richtiger Gelati-Stand. Crazy. Die Speisekarte sehr umfangreich, wir tun uns schwer mit unserer Menüauswahl. Als Zugeständnis an Italien bestellen wir Polpette aus Melanzane und Mozarella sowie Pecorinopanade. Sonst gibts Calamari fritti und als Hauptgang indonesisches Beef Rendang. Wasser und Bintang dazu, ist klar.
    Als Appetizer stehen Grissini und Weissbrot auf dem Tisch, mit Tomtensalsa und Olivenöl mit grobem Salz dazu, benissimo! Das Beef ist etwas zäh, geschmacklich aber sehr fein.

    Mit der Stirnlampe stapfen wir dann tapfer durchs unbekannte Dunkel den wilden Strand entlang, ohne Angriffe von durchgeknallten Ziegen oder rehäugigen Kühen, bis zu unserem Bungalow.
    Und weil wirs wissen wollen, schauen wir noch ein paar Vlogs über die Secret Gilis. Einer hohler als der andere, selbstverliebte, inhaltslose Masturbation mit dem Selfiestick in Zeitlupe. Das ist schnell ermüdend, eine geruhsame gute Nacht!
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  • Auf geheimen Pfaden

    November 29 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Nächtlicher Dauerregen, auch als wir um 11:00 abreisen regnet es noch. Der arme Fahrer muss uns die nächsten zwei Stunden durch die Region kutschieren, wo wir gestern unterwegs waren. Wir hoffen, er kennt die befestigte Route, sonst wirds spannend.
    Unser Ziel mit dem Taxi ist der Coral Beach Resort Harbour am Pantai Kores, ganz an der südwestlichen Spitze von Lombok. Von dort werden wir dann von einem Boot des Coral Beach Resorts abgeholt. Das Resort liegt auf Gili Asahan, einer der ‚Secret Islands‘, die Geheiminseln von Lombok, huuu.
    Wir haben zwei Fahrer, warum auch immer, zwei Freunde, wie wich herausstellt. In den nächsten zwei Stunden Fahrt erfahren wir viel über Investitionen in Lombok und über das Leben der beiden Kumpels, die sehr gut Englisch sprechen und einen sehr smarten Eindruck machen. Der eine ist Kellner, der andere ist Koch und hat ein kleines Tourist Guide Unternehmen, www.7voyatravellombok.com/, zusammen kann man sie für ein Home Catering buchen. Beide so mitte dreissig, verheiratet und zwei und drei Kinder. In der Saison arbeiten sie auf Kreuzfahrtschiffen, in Deutschland auf dem Rhein und auf der Rhône in Frankreich, sehr lustige, bereiste Gesellen. Witzig ihre Sicht auf ihre Kollegen aus Osteuropa, die Kundschaft vor allem aus den USA und auf die Deutschen zu erfahren. Die Deutsch grüßen nicht, lächeln nicht, sind sehr strukturiert und arbeiten
    diszipliniert und hart. Das Leben dort ist sehr teuer und mit ihren knapp 9.000 netto für die Saison können sie nicht genug zur Seite legen, um sich auf Lombok eine Existenz aufzubauen, wie z.B. ein Restaurant oder ein kleines Resort. Sehr bedauerlich zumal die Grundstückspreise zumindest in Selong Belanak noch sehr günstig sind. Ein Ar, 100m2, kosten ca 5.000€. Unsere Villen-Anlage steht auf 300m2. Um Arbeitsplätze zu schaffen hat die Indonesische Regierung seit ein paar Jahren die Regeln für Grundstückskäufe durch Ausländer gelockert. Jetzt kann man als Firma Land richtig kaufen, nicht nur leasen. Das erklärt vielleicht den Bauboom auf Lombok. So einige Stimmen prophezeihen, dass es genervte Touristen von Bali nach Lombok ziehen würde, das sich seine Ursprünglichkeit bisher noch bewähren konnte. Die unzähligen, wunderschönen Strände, von denen Bali nur träumen kann, bergen auf jeden Fall viel Potenzial. Grob und großzügig die Baukosten gerechnet, haben die drei Kayuma Pool-Villen vllt 150tsd Euro gekostet. Die Gastro hat der Berliner Besitzer in den Ort verlegt, ein Italienisches Restaurant, ein Mexikaner ist im Bau.
    Der Italiener setzt in der Hochsaison von April bis August bis zu 15tsd Euro pro Monat um. Dazu die 120 Jahresumsatz der Villen - da sind die Investitionskosten schnell wieder drin und das Jahreseinkommen beachtlich, trotz lächerlicher Personal- und Instandhaltungskosten. Wenn man Bock hat ein paar Jahre auf Lombok zu leben - es gibt schlimmeres - und die Erde und die Vulkane ruhig bleiben, dann kommt da in relativ kurzer Zeit ein ganz nette Altersvorsorge zusammen …ach wären wir doch etwas jünger.

    Nach kurzweiligen zwei Stunden Fahrt, übrigens auf einem größeren Umweg mit durchweg guten, befestigten Strassen, landen wir am Pantai Kores. Ich habe dem Resort bereits vor einer halben Stunde Bescheid gegeben, dass wir kommen, und so warten wir nicht lange auf unser Taxiboat. Ein herzlicher Abschied - wie schnell man doch die supernetten Menschen hier ins Herz schließt - und nach zehn Minuten winkt man uns mit einem Lächeln vom Strand von Gili Asahan zu.

    Der junge Empfangsboy führt uns nach dem Check in zu unserem Bungalow, statt Gardenview bekommen wir ein Upgrade auf einen Oceanview Bungalow, not bad, Meerblick für lau. Geschuldet der Baustelle weiter hinten im Garten, wo neue Bungalows zusammengezimmert werden.
    Das Pearl Beach Resort ist eine weitläufige Bungalowanlage, von vier Unterkünften insgesamt auf der kleinen Insel, auf einer großzügigen Grünfläche, hübsch bepflanzt, mit Restaurant, schnorchelbarem Hausriff und Divecenter. Pavillons mit Liegestühlen am Strand, Frangipanibäume duften um die Wette, Kokospalmen natürlich, akkurat angelegte Wege, sehr gepflegt alles, der Besitzer ist einmal mehr ein Deutscher. Die Anlage gibt es seit fünfzehn Jahren auf Asahan und sie war hier die erste.
    Unser Bungalow ist schön geräumig, jetzt ja sogar mit Blick aus dem Bett direkt aufs Meer und soweit gut in Schuss, eine kleine Veranda bor dem Panoramafenster. Moskitos gibt es hier sehr viele, wir bekommen gleich mehrere Salven Stiche ab, diese elenden Sauviecher.
    Das erste, was wir nach dem Einsprühen mit Repellent machen ist, den Strand abzuschreiten. Unmengen von Korallenschrott ziehen unsere Sammlerblicke auf sich, ein bisschen Deko für Zuhause, und die Neugier auf die Umgebung.

    Eine überschaubare Zahl Gäste ist hier mit uns. Eine ältliche Australierin bequatscht uns gleich erfrischend fröhlich über dies und das Erwähnenswerte ihrer jüngsten Erkundungen und Eindrücke dieser Insel.
    Ab 16:00 gibts Kaffee und Kuchen im Restaurant, den holen wir uns und lagern uns damit in einen Pavillon am Strand und sinnieren zufrieden aufs Meer. Es ist bewölkt, sehr sehr schwül und warm, wunderbar! Wir schwitzen nur vom Reden.

    Der Kaffee weckt die Entdeckerlust in uns und wir stapfen den Strand entlang zum kleinen Dorf der Insel quasi um die Ecke. Die Insel ist gute 1,2 km2 groß-klein und in ca 90 Minuten auf holprigen Pfaden umrundbar. Zum Dorf laufen wir vielleicht 10 Minuten.
    Der Weg dorthin ist etwas creepy. Als erstes treffen wir auf eine Ruine am Strand, deren hübsche Wandbemalung mit einem Manta auf ein ehemaliges Tauchcenter schließen lässt. Ein großes anschließendes Areal an der Inselspitze ist seltsam von vielen kleinen. rechtwinkligen Mäuerchen durchzogen, die Parzellen umfrieden. Diese Mäuerchen sollten wohl einmal gepflasterte Wege werden, woraus wohl nichts geworden ist. Was war hier bitteschön geplant? Dann ragt eine verfallene kleine Moschee aus einem Palmenhain daneben, Ziegen und Kühe nutzen sie jetzt als Unterstand. Geht man weiter, an süß blöd schauenden, kleinen Kühen vorbei, tauchen am Rand des Areals zerfallene, großzügig ausladende Holzbungalows auf, sehr schöne Architektur, mit stark verrosteten Blechdächern, wieder von Ziegen und Kühen als Quartier genützt, drei, vier weitere davon können wir im Gestrüpp ausmachen, ein richtiger Lost Place, sehr mysterös. Wir spekulieren wild, was das gewesen sein könnte oder was sich hier wann abgespielt haben könnte. Wir vermuten, dass Covid hier eine Rolle gespielt haben könnte, oder ein Sturm? Das Erdbeben 2018 hat nicht bis hier unten gewirkt. Im Netzt ist rein gar nichts dazu zu finden.
    Wäre schon krass, wenn der Zahn der Zeit in nur fünf Jahren seit Covid diesen Zerfall bewirken könnte, wie schnell in diesen Breiten etwas ohne stetige Instandhaltung und Pflege etwas so kaputt gehen kann. aber: man weiss es nicht. Wir werden der Sache mal nachgehen und versuchen eine Antwort zu bekommen.
    Gleich im Anschluss an den Zerfall beginnt das Dorf, das aber nicht viel besser aussieht. Bis auf eine schräge Villa Kunterbunt Steinhäuser zwar, aber elend heruntergekommen. Die Insel ist erst seit den 1970gern besiedelt. Fischer und Bauern leben hier angeblich, nur, Bauern von welchen Feldern? Die Insel besteht praktisch nur aus einem Hügel.
    Der Weg durchs Dorf führt am Strand entlang, das Meer hat den ehemals befestigten Weg schon längst schwer angefressen. Zusammengebrochene Pavillons sind ins Wasser gekippt, ausrangierte Fischerboote überall, Fischernetze, in den stehengebliebenen Pavillons sitzen die Familien, schauen, zocken, rauchen. Sehr viele Kinder spielen auf dem Weg, ein älteres Downie-Kind darunter, voll integriert anscheinend, der Blick in die Gassen nach weiter hinten, ist der Blick in ein Leben in Armut, in den Tag hinein, Perspektivlosigkeit. Ziegen, Hühner, sogar eine Katze lässt sich blicken, Gelassenheit und Freundlichkeit und ein strenger Geruch liegt über allem.
    Einen unappetitlichen Warung gibt es und einen kleinen Laden. In den gehen wir hinein. Wir hätten gerne Bananen, die gibt es leider nicht, morgen vielleicht, dann nehmen wir eine Tüte Chips mit Algengeschmack und Bananenchips - die sehr lecker sind! - eine Flasche Wasser dazu. Überraschender Weise sprechen die Ladenbesitzer ein ziemlich gutes Englisch sodass wir uns auf die Schwelle setzen und kurz mit ihnen ratschen, jedoch nicht über den Lost Place, eher über Schnorcheltouren, sein Boot und Transportservice, sowas. Es gibt sogar eine Visitenkarte. Teri Makassih, wir müssen weiter. Vor der Dunkelheit wären wir Geldsäcke gerne wieder zurück in unserem schicken Resort. Auweia, diese Welt, was stimmt da nur nicht?

    Abendessenzeit. Ein junges deutsches Paar sitzt an unserem Nachbartisch und wir kommen ins Gespräch. Bier fließt, die Worte fließen, netter Austausch über Reisen, Südamerika, Leben in Berlin, Studieren in Cottbus und die AfD und die Dummheit der Menschen. Um halbzehn ist Sperrstunde und man trollt sich in diverse Bungalows. Gute Nacht, kleine Insel.
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  • Der Weg ist das Ziel

    November 28 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Diese Nacht hat es so superheftig geschüttet, dass wir nächtens von dem Getrommel aufgewacht sind. Erst am Vormittag beruhigt sich das Wetter und die Sonne kommt langsam durch. Entsprechend lassen wir uns mit dem Aufwachen Zeit. Nach dem späten Frühstück und dem vormittäglichen Chillen checken wir mit den Hotelleuten unseren Transport zu unserem morgigen Ziel ab, heute ist hier unser letzter Tag. Das ist offensichtlich nicht so einfach, da wir hier schon j.w.d. sind und morgen noch viel j.w.d.-er sein wollen. Man verspricht uns einen Driver zu organisieren. Weil aber die Strecke nicht ohne ist, wird uns das auch etwas kosten. 500tausend, knapp 26 €, für schlappe knapp 40 km. Das ist echt knackig, als würden wir einen Castor mit Atommüll transportieren wollen - man kann gespannt sein.

    Na gut soweit, dann fahren wir doch mal los, früh wie immer, um halbzwei mal wieder. Unser Ziel ist der Pantai Pengantap, ein fast sieben Kilometer langer, aber weniger bekannter Strand, weil abgelegener, und danach ein kleiner Mangrovenwald, den wir über Google Maps gefunden haben. Die Entfernungen liegen nur im 25 Kilometerradius, spannend danei ist jedoch die Straßenführung, die zumindest auf der Karte verspricht, sich recht verwunden um diverse Erhöhungen zu meandern.

    Unser erstes Ziel aber ist, wie soll es anders sein, ein Warung, irgendeiner, ist ja auch schon halbdrei. Wir bremsen beim ersten auf der Strecke, der noch offen ist. Eine wieder schrill geschminkte Mama hält uns wohl für Verirrte und zählt uns etwas ungläubig die drei Gerichte auf, die sie gerade im Angebot hat: Nasi Goreng, Mie Goreng und Chicken Curry. Wir nehmen Chickencurry und ein kleines Wasser. Rumms, steht eine große Flasche Wasser auf unseren Tisch. Das Wirtsstüberl ist zum Meer hin vergittert wie ein Knast, das Warumg eine große Halle aus Blech mit kleinem Allerleilladen und Wohnbereich hinten raus. Die ganze Familie wuselt hier herum, von Mini bis Omi.
    Wir sitzen geduldig in unserem Gourmetknast und lauschen den Schnippel-, Hack- und anderen Kochgeräuschen aus der Küche. Zwanzig Minuten später kommen dann Mama und Tochter mit großen Tabletts und servieren uns sehr V.I.P.

    Es ist das beste Chickencurry, was wir je gegessen haben, umwerfend! Wir sind komplett überrascht von diesem feinen, angenehm scharfen, frischen und vielschichtigen Geschmack dieses köstlichen Gerichts. Wir beide: einfach wow! Kein Vergleich zu dieser vergleichsweise armseligen Currysuppe von gestern in Kuta. Eine ordentliche Portion dazu. Schade dass auch die bald gegessen ist.
    ‚Karie enak‘ und Daumen hoch - ‚Lecker Curry‘ trauen wir uns zu stammeln und werden sogar richtig verstanden, das erfreute Lächeln und das Daumen hoch der schrill geschminkten Koch-Mama begleitet uns zum Roller. Wir hätten wirklich einiges erwartet in dieser Blechscheune, nicht aber eine so großartige Küche.

    Da es mit halbvier schon recht spät ist, beschließen wir erst zum Mangrovenwald zu fahren. Dazu müssen wir diese kurvigen, steilen Strassen erklimmen, die uns die Karte prospektiert hat und die unsere 160cc Honda gerade noch so schafft, fahren an Reisfeldern vorbei, durch kleine Dörfer. Es macht sehr viel Spaß direkt durchs Leben der Sasak (‚Lomboker‘ gibt es nicht) hindurch zu fahren. Es macht Spaß dem fröhlichen ‚Hello!‘ der kleinen Kinder zurückzuwinken und den herumsitzenden Jungen und Alten beim uns Hinterherkucken zurückzukucken. Allesamt unglaublich freundlich, immer gibt es ein Lächeln für uns, egal mit Kind auf dem Arm oder mit Schubkarren in den Händen. Kamelbraune Kühe mit fast schon rehähnlichen Zügen grasen bimmelnd in kleinen Herden am Strassenrand mit ihren Kälbchen, immer ein Hirte dabei. Genauso wie bei den Wasserbüffeln, die gerne etwas verpeilt dreinschauen. Vielen Rindviechern begegnen wir, auch mal mitten auf der Strasse stehend. Glucken mit ihrer Kükenschar flüchten vor unserem Geknatter, die stolzen, bunten Hähne halten sich im Hintergrund, räudige Hunde trotten trottelig die Straßen entlang, biegen machmal auch spontan auf die Straße ab - die größte Gefahr bislang, wegen der ich besonders auf unser Tempo achten muss. Die zweite große Gefahr sind die unvermittelt auftauchenden Schlaglöcher und besonders die Lehmhaufen in der Nähe der auffallend häufigen Baustellen. Sie sorgen für hoppelige Hindernisse und fiese schmierige Rutschereien, wenn sie feucht sind. Die Kunst ist dann m, die beste Schneise zwischen den Batzen und kleinen Wällen zu finden. Mit der Zeit gelingt mir das immer besser, auch ist manchmal schneller drüber gepflügt besser als ängstlich durchgeschlängelt, fast wie beim Skifahren.

    Und so schlängeln wir uns bei meist sonnigem Wetter von Ort zu Ort, bremsen uns die steilen Hügel wieder hinunter auf Meereshöhe und röcheln anschließend gleich wieder meandernd hinauf zum nächsten Dörfchen. Das frisst Benzin und wir tanken an einer von diesen häufigen Plastikflaschentankstellen, einskommafünf Liter für einen Euro.
    Herrlich das Wetter, wunderschön das Licht, befreiend der Fahrtwind in den Gesichtern.
    Je weiter wir fahren, desto schlechter wird der Zustand der Strassen. Erst grosse, hellbraune Pfützen, wooosch, sind die Füße nass, war doch ganz schön tief, das Loch. Dann tiefe Furchen und weggebrochene Fahrbahnsegmente. Irgendwann hat sich der Asphalt verabschiedet und ein Parcours aus rutschigen Lehmpfützen ist stellenweise zu überwinden. Manchmal ist eine ausgefahrene Spur vorgegeben, manchmal muss ich improvisieren. Manchmal sehe ich dem Vordermann zu oder beobachte die Routenwahl des entgegenkommenden Verkehrs. Manche desolate Passagen, die immer häufiger werden, kosten mich richtig Mut endlich Stoff zu geben und hindurch zu fahren, nicht zu vergessen, Heike sitzt mit auf dem Roller. Wie bei einer schlechten TV Show sitzen die aufmerksamen Zuschauer auf ihren Plätzen, in ihren Lädchen oder grüppchenweise in strohbedeckten Pavillons, und kucken und warten, dass mal endlich etwas interessanteres passiert als dass ein Hund die Straßenseite wechselt, bestes und einziges Entertainment für die ganze Familie.

    Und da ist dann diese Show vor der Haustür mit den ganzen Verkehrsteilnehmern samt europäischen Aussenseitern, die sich beachtlich wacker in dem Schlammspektakel schlagen. Das gibt anerkennende Blicke, obwohl wir nach Dreckspritzern und Schmutzpunkten am Tabellenende liegen, die Haltungsnote lassen wir mal ganz aussen vor.

    Und dann passierts, ich gebe auf einer Lehmkante zu viel Gas, das Hinterrad schmiert weg, der Roller driftet ab und wir flatschen beide in eine rotbraune Matschpfütze. Aus den Rängen kommt ein kurzes Stöhnen, dann Totenstille, stehen sie wieder auf?
    Und jaaa! Sie stehen wieder auf! Und nach einem kurzen Schockmoment und einem Augenblick der Orientierung - sie lachen sogar! Jubel! Hui-ui-ui, was für zähe Kandidaten, aber was macht das Material? Totalschaden oder ist es noch ganz, funktioniert es noch? Und jaa! Es funktioniert noch und soweit man das durch den Dreck hindurch beurteilen kann, es ist sogar unversehrt! Ja wo gibt’s denn das, ist das denn die Möglichkeit!!! Was ist das nur für ein unglaubliches Team, Team Europa! Das gibt volle Punktzahl! Ein anerkennendes Gegrummel aus den Rängen, erleichtertes Lachen, Jubel, tosender Applaus. Ja und kuck mal, wie final die beiden zugesaut sind, Schlick und Dreck allüberall, wuhaha, ganz großes Kino! Ein Dorf rastet aus.

    Nein, nein, Schadenfreude gibt es nicht wirklich, unsere Verschmutzungen sind zwar unübersehbar, aber der Roller hat tatsächlich nichts abbekommen. Am Ende sind wir wirklich nur sanft zu Boden geglitten, wenn auch komplett. Die Leute um uns herum waren gleich besorgt bei der Sache und erst nach unseren Beteuerungen und unserem erleichterten Lachen hat man uns unbesorgt weiterziehen lassen. Tapfer steigen wir wieder auf unseren Topf und kämpfen uns weiter von Schikane zu Schikane. Ich bemerke ein leichtes Brennen am rechten Knie und am Ellenbogen, durch die Dreckkruste sickert etwas Blut, aber nicht akut.
    Ein paar Schlammpfützen weiter und vor einer nächsten Parade schauen wir dann doch mal, wie lange der Weg zum Zielwald noch dauert und wie lange sich die offensichtlichen Mutproben noch ziehen würden. Wir sind schon zu weit! Wir haben die Abfahrt schon vor einer Weile verpasst, wie geil! Also zurück das Ganze, weia.

    Man betrachtet uns etwas irritiert, als wir nach so kurzer Zeit wieder auftauchen. Aber dieses Mal gibt es keine Show, denn an den kritischen Stellen steigt Heike ab und ich fahre mit meiner neu gewonnenen Erfahrung fast schon galant durch das rutschige Vergnügen. Mit zunehmender Strecke zurück nehmen auch die Hindernisse ab. Zeit wieder einen Blick auf die Karte zu werfen - wir sind wieder zu weit! Wieder Abfahrt verpasst. Wann bitteschön war da eine Abfahrt? Jetzt haben wir keinen Bock mehr, nochmal das Ganze, ne, ne.
    Wir fahren jetzt Strand, Wunden waschen und Pause machen. Es ist jetzt schon zeitiger Nachmittag.
    Brumm, brumm, brumm, und wir finden den Abzweig zum großen Strand, wieder eine teilweise bepfützte Strecke durch Lehm. Aber jetzt kann ich das ja und umfahre die bösesten Stellen über die angrenzende Wiese, auf der friedlich Kühe und Wasserbüffel grasen.
    Der Strand ist gigantisch lang und weit. Ein paar Jungs spielen Fussball, ein junges Liebespärchen flirtet am Rande, etwas weiter entfernt sitzen noch ein paar Mädels am Wasser, keine Touristen, keine Surfer.
    Ich wasche mir in der sehr lebendigen Uferbrandung gleich meine Wunden sauber, kleinere Schürfwunden, nichts dramatisches. Dann kurz sitzen und Pause. Die Weite bewundern, das tolle Wasser, die Meeresbrise schnuppern. Bemerkenswert der Sand, der aus lauter kleinen geschliffenen Kügelchen besteht. Es geht sich sehr seltsam versinkend in diesem Miniminibällebad.
    Wir sinnieren noch etwas über Lombok. Das absolut eine bereisenswerte Insel mit eigenem Charme ist, wie wir beide feststellen müssen, mit großem Abenteuerpotetial für Entdecker. Blödsinn aber ist, dass Lombok das zweite Bali ist oder wird. Dafür hat die Insel einen viel zu eigenen Charakter. Die manchmal eigensinnige Landschaft macht in ihren vielen Facetten unglaublich viel Spaß, die Menschen sind Zucker, das Essen ist spottbillig, an den Unterkünften wird schwer gearbeitet. Wir haben nur einen Bruchteil gesehen, haben uns bisher nur wenig Zeit für Erkundungen genommen, wissen aber, dass vor allem der Norden um den Rinjani herum, dem zweithöchsten Vulkan Indonesiens, ein großartiges Naturparadies ist, das in seinen kleinen Sensationen entdeckt werden will. Dazu benötigt man sicher Zeit und sollte seinen Aufenthalt nur auf diese Insel beschränken, sie ist es definitiv wert. Da ist viel Musike drin, in diesem Eiland.

    Eine große dunkle Wolken schiebt sich vor die untergehende Sonne, wir sollten langsam aufbrechen. Die Heimstrecke ist ein Klacks, ein schöner Klacks. Wenn es da nicht die ersten Tropfen aus der großen dunklen Wolke gäbe, die uns ein bisschen nervös macht. Dann verpassen wir über die Begeisterung der Berg- und Taldörfer und über sensationelle Ausblicke schon wieder eine Abzweigung, ein Umweg ist fällig.
    Tröpfel, Tropf, Schütt, wir fahren an die Seite und werfen unseren Regenschutz über. Helm tief ins Gesicht und durch durch die warme Dusche. Solange es noch hell ist geht es ganz gut, nur ab und zu die Brille trocknen.
    Der Regen wird zunehmend weniger und hört dann sogar ganz auf. Ein wunderschöner Sonnenuntergang nimmt das letzte Tageslicht mit auf die andere Seite. Wir halten kurz inne, bevor wir die letzten zehn Minuten absolvieren.
    Zuhause erst einmal duschen, trocken machen umziehen. Den Weg zum Warung vor Ort legen wir lieber zu Fuß zurück zumal der Regen uns wieder einholt.
    Und kaum sitzen wir vor unseren gefüllten Tellern nimmt Allah den ganz großen Eimer Wasser und kippt ihn in einem Schwung über Selong Belanak aus. Noch ein Spektakel, das von den Ortsansässigen mit der gewohnten Gelassenheit zur Kenntnis genommen wird. Wir sind beeindruckt, wie in so kurzer Zeit so viel Wasser aus dem Himmel kommen kann. Aber wie das mit ausgekippten Eimern so ist, sie sind auch schnell leer, das Unwetter ist vorüber. Wir juckeln glücklich über diesen schönen, spannenden Tag durch die regennasse Welt zurück zu unserer Villa und freuen uns auf das kalte Bier, das auf uns im Kühlschrank wartet.
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  • White Sands

    November 27 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Es will einfach nicht alltäglich werden, unser leckeres Frühstück in unserem paradiesischen Poolvillaknast. Wir kommen nur schwer in die Gänge, wollen nur schwer in die Gänge kommen. Erstens hats schwer geregnet die Nacht über, schwer schwül ist es da draussen, und die Sonne lässt sich mit ihrem Erscheinen Zeit heute, zweitens weil wirs dürfen.
    Um zwei erst satteln wir unser Gefährt nicht ohne Regencape im Gepäck. Über die welligen Hügel gehts wieder gen Kuta Lombok. Gleich am Ortsrand: Baksotime! Feine Chickenknödelei mit ummanteltem Wachtelei in feinster Hühnerbrühe. Klingt gut, schmeckt gut. Serviert wird in einem dunklen Schuppen, wobei wir nicht die einzigen Gäste sind.
    Kuta lassen wir hinter uns und fädeln uns weiter östlich in das verschlungene Gewirr des undurchsichtigen Strassenlabyrinths rund um die Motorradrennstrecke und darüber hinaus. Auf dem zunächst sehr gut ausgeschilderten Weg zum Pantai Tanjun Aan und der zweispurigen Straße in dessen Richtung verfransen wir uns dann schnell im dem folgenden neu angelegten, höchst verworrenen Strassennetz, das zum verschiedenen Örtlichkeiten am Meer führen soll. In nicht nachvollziehbaren Schlangenlinien begegnen sich zweispurige oder vielleicht auch einspurig gegenläufige Fahrbahnen, laufen parallel, um sich in zahllosen Kreisverkehren wieder zu kreuzen, zu entfernen, wieder parallel zu laufen. Dazwischen kleine Landinseln mal mit den Resten eines komplett zerstörten Mangrovenwäldchens, sumpfigen Böden und festen Wiesenflächen mit Buschwerk, auf denen tumbe Wasserbüffel grasen. Auf diesem wahnsinnigem Strassenwirrwarr dann wir und weitere verzweifelte Touristen auf ihren Rollern, denen wir in diesem Labyrinth immer wieder begegnen, weil auch sie verschiedene Varianten der Straßenführung und des Kreisverkehrroulettes versuchen.
    Wir lösen das Dilemma, in dem wir eine willkürliche Straße unserer Wahl ohne Abzweig oder Rotunde bis zum Ende fahren, das noch nicht sichtbare Meer als hoffnungsvollen Richtungsgeber.
    Die Straße müdet in einem schlammigen Weg. Der aber führt uns direkt zum westlichen Ende des Pantai Tanjung Aan, einer der bekanntesten Strände auf Lombok, zumindest, was die Surfer angeht.
    Erst einmal die übliche aber milde Parkgebühr abdrücken. Durch Müll vorbei an einer Baustelle, an der Bagger den Platz vor einem Konglomerat aus grünen Containern mit Gastro Interieur zusammenschieben. Das lässt nichts gutes ahnen. Die Container werden rosten, bevor der erste Gast hier etwas konsumiert hat, in dieser Hässlichkeit.
    Danach öffnet sich dann gleich der weite Strand. Wunderschön! Wirklich blendend weisser Sand, blautürkisfarbenes Wasser, bei weitem nicht so dicht zugezimmert wie der Selong Beach bei uns. Alle paar fünfzig Meter ein Surfboardverleih mit seinen bunten Boards, dazu ein paar Beanbags unter Sonnenschirmen oder solitären Bäumen, Bintang und Cola gibts aus der Kühlbox. Warungs - Fehlanzeige, nur wenig Menschen. Auslegerboote schaukeln in Ufernähe auf den Wellen und bringen ab und zu Surfer zum weiter draussen liegenden Break. Und da tummeln sie sich, bestimmt fünfzig Surfer und warten auf die nächste Welle. Wenn die kommt, springen sie auf ihre Boards und ein paar schaffen es dann auch die Welle zu reiten. Die einen kürzer, die anderen länger, manche pfeilgeradeaus, manche tänzeln regelrecht, manche machen sogar Handstand beim Surfen. Die Bühne dafür liegt jedoch ziemlich weit draussen sodass Fotos machen leider nicht möglich ist. Dafür fliegen gelegentlich Drohnen über unsere Köpfe hinweg.
    Wir sitzen faul und bequem in unseren Beanbags und schlürfen ein Bintang, schauen dem Meer beim Glitzern zu und lassen unsere Füße vom weissen, feinen Sand umsäuseln, schönstes Nachmittagslicht. Resignierte Händler mit T-Shirts, Bracelets und Obst, denen die fünf Touristen am Strand heute nichts abkaufen werden. Ein Moped mit gegrilltem Mais pöppelt immer wieder vorbei, sonst ist es so friedlich und ruhig an diesem ewig weiten Strand, wunderschön, wir fühlen uns hier sehr wohl. Als die Sonne sich aufmacht unterzugehen, packen auch wir uns zusammen und schlendern dem warmen Abendlicht entgegen zu unserem Roller zurück.

    Strassengewurschtel die Zweite. Dieses Mal folgen wir einem größeren Rollerrudel, von dem wir ausgehen, dass man ebenso nach Kuta zurück gelangen möchte. Der Plan funktioniert.
    Kuta die Stadt aus Holzbuden, ob Klamotten, Warungs, Bars, Ding Doctors, Reiseagenturen oder Tattoo Shops, gefühlt alles zusammengezimmert, ausser Supermärkte und offizielle Gebäude.
    In den von den Buden erleuchteten Straßen laufen wir jetzt etwas herum. Mission eins: Bargeld ziehen, Mission zwei: Moskitospray und Deo, Mission drei: Essen. Eins und zwei sind in so einem Touristen Hotspot schnell erledigt, Drei wird schon schwieriger, weil auf Pizza oder Burger haben wir jetzt nicht so Lust, bunte frische, vielleicht auch nicht mehr so frische Grillfische auch nicht. Na dann eins von den Warungs, Chicken Satay und Chickencury bestellen wir bei der schrill geschminkten Hello!-Mama. Chickensatay ist sehr fein, das Curry versalzen und leider sehr lau. Was erwartet msn auch an einem solchen Ort.
    Bei leichtem Tröpfeln machen wir uns auf den Heimweg - mit kaltem Bintang im Gepäck, he he.
    Das Tröpfeln wächst sich zu einem Regen aus, wir legen die Ponchos an. Die fies schwarz spiegelnde Straße verschluckt jedes Scheinwerferlicht, dazu bricht sich das Licht des entgegenkommenden Verkehrs unglücklich in meiner beregneten Brille sodass ich dann immer fast nichts sehe. Runter vom Gas, Gegenverkehr passieren lassen und dann zügig weiter. Irgendwann ausserhalb von Kuta hört der Regen erfreulicher Weise auf und entspannt rollert es sich eine knappe halbe Stunde auf trockenen Strassen durch die laue Nacht durch Lomboks Hügellandschaft nach Selong Belanak.
    Unser Bier ist noch kalt als wir es im Pool zischen lassen und auf den schönen Tag anstossen.
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  • Roundtrippin

    November 26 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, dass wir normal gut geschlafen haben, ganz im Takt unseres Reiselandes. Der abfallende Druck unseres Alltags erleichtert unsere Gemüter und öffnet die Sinne für die kleinen Dinge, die doch so wichtig sind. Endlich. Zum Beispiel die rote Libelle, die uns immer wieder besucht, und die wir versuchen mit unseren Kameras zu fangen. Heike schaffts. Bei den vielen Schmetterlingen hatten wir bisher keine Chance. Ich rette ein klein Kröte aus dem Pool, bevor das Chlor sie mumifiziert.
    Wegen eines baustellenbedingten Stromausfalls rattert der Generator neben unserem Habitat seit kurz nach dem Frühstück. Aufmerksamer Weise entschuldigt sich der deutsche Besitzer der Anlage für die Unannehmlichkeiten. Ohnehin ist der Himmel sonnig und hell, und somit das richtige Wetter für unseren ersten Ausflug. Wir packen unsere Regencapes in die Tasche und schwingen uns auf den Roller.

    Ein kräftiges Maschinchen eigentlich, das dennoch bei den heftigen Steigungen der Hügel spürbar kämpft, es am Ende aber doch noch gut schafft. Und runter geht es wieder in der Achterbahn, auf einer gut ausgebauten Straße ins Inselinnere und
    Immer schön links bleiben.
    Hügelige Landschaft wechselt sich mit Reisfeldern ab, die in unterschiedlichen Zuständen, von erdbraun brach liegend über glatt spiegelnde Wasserflächen bis hin zu zart grün sprießenden Setzlingen, die fleissigen Bauern mit ihren Kegelhüten immer wieder gebeugt bei ihrer mühseligen Arbeit. Ein hartes Brot.
    Der Verkehr ist zu dieser Zeit überschaubar, wir freuen uns wieder über die rücksichtsvolle Fahrweise der Menschen hier.
    Nach einer Weile biegen wir auf eine weniger befestigte Straße ab und ich muss arg auf Absenkungen und Schlaglöcher achten.
    Zwischen Feldern und durch Dörfer hindurch düsen wir, den Fahrtwind um die Nasen, was ein gutes Gefühl unterwegs zu sein!
    Ein Bakso-Warung bremst uns an den Fahrbahnrand. Baksos! Da müssen wir rein. Kichernder und lächelnder Empfang, die bebilderte Karte und die englischen Erklärungen helfen uns bei der Auswahl. Aber ich nehm eh einmal Bakso mit Alles, Heike wählt Chicken mit Crackern.
    Und aie schmecken herrlich, diese Nudelsuppen mit diesen unansehnlichen Fleischknubbeln. Jahrelang habe ich mich geweigert diese beigen bis flaugrauen Bällchen zu probieren. Bis ich‘s vor Jahren - ich glaube auf Lembongan -bei einem dieser wackeligen Baksomobile probiert habe und es war Liebe auf den ersten Bakso. Seitdem könnte ich in dem Zeug baden. Nicht umsonst gibt es bei Ubud das ‚Starbakso‘-Café und unzählige andere Spezialisten, immer anders, die meisten lecker.

    Weniger glückselige Kilometer weiter dann fette Busse vor dem Sasak Signature Village Ende, so heisst der Ort. Zu viele Busse. Wir tuckern weiter bis nach Sade, dem anderen Sasak Schaudorf.
    Sogleich springt ein wartender Homie auf, klein und drahtig, die typische Statur der Sasak sagt man hier, und hört nicht mehr auf zu reden. Ein kaum verständliches Englisch. Der dritte Satz lautet dann Donation und 300tausend. Wir resümieren: Lebendiges Dorf, eigentlich nicht für Touristen, Er Guide, Donation, Weberei und Batik, und los gehts.
    Ich würde sagen ein riesiger Souvenirshop aus eigenwillig geformten Holzhütten mit dicken, pittoresken Strohdächern.
    Hier wird sich nur unter Cousins und Cousinen geheiratet und fortgepflanzt, gewebt und gefärbt und vertickt. Ikat Webwaren und Batiken an fast jeder Hütte. Einiges kennen wir aus Thailand oder war es China?
    In einen aufgestelzten gemeindlichen Getreidespeicher dürfen wir unsere Köpfe stecken, ein paar Gassen mit ausdrücklichem Foto OK ablichten, die niedliche bunte zahnlose Omma würde Geld kosten. In ein Wohnhaus dürfen wir hineinsteigen, ein wenig wie ein Hobbithaus. Ein ausrangiertes grottiges Hello Kitty Bügelbrett und andere verstaubte Accessoires in der Ecke zeugen vom authtischen Alltagsleben der Einwohner.
    ‚Mind your Head‘ die häufigste Ansage, die interessanten Informationen sind versiegt. Umder Guide wartet geduldig beim Ratsch an der nächsten Ecke. In der Mitte der Siedlung noch ein höherer Holzturm, den wir über schmale Stufen besteigen. Ein schicker Rundblick über das Dorf im Dorf. Strohdächer, schön, schön. Eine Baumwoll spinndene Frau dann in einer der Gassen, ein paar Türen weiter ein batikender Mann am Boden kauernd, dazu eine Frau die in Schnellenglisch die Zutaten, das Werkzeug und den Vorgang erklärt. Die Tücher, die die Wände lückenlos bedecken könnten wir alle kaufen übrigens.
    Da hinten wäre dann der Ausgang, erwartungsvolles Donationgesicht. 200tausend sollten mehr als genug sein für die zwanzig Minuten Ethnoshow. Findet er wohl auch und schwupp, sitzt er wieder gackernd bei seinen Kollegen unterm Freilufthütterl am Parkplatz.
    So, das war also das.

    Für uns geht es jetzt weiter zurück nach Süden nach Kuta Lombok. Früher mal ein Fischerdorf, jetzt eine Destination für alternative Touristen und Surfer. Ein Fischerdorf ist es noch immer, seit ein paar Jahren mit offizieller Motorradrennstrecke.
    Ich war hier nach meiner Floresrundreise, da wurde die Rennstrecke und die Infrastruktur rundum gerade gebaut. Damals gab es nur die schönen Surferstrände, allen voran der Tanjung Aan. Ich habe damals in einem entzückenden Bambushütte mit einer entzückenden Besitzerin gewohnt,. Die gibt es nicht mehr, die Reggaebar hat jetzt ‚Reborn‘ im Namen. Hach. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.

    Mit Hineinfahren in den Ort fällt uns gleich der Siff ins Auge. Zusammengenagelte Cafés, Bars, Surfshops neben Fischerhüttenhäusernverschlägen. Irgendwie bröselt alles. Viele Baustellen, die für eine glänzende, bröselnde Zukunft bauen, viele Baustellen. Vielleicht sind wir aber auch schlichtweg nur zu alt, um das Besondere an diesem Ort wahrzunehmen oder zu spüren, vielleicht ist es aber auch einfach nur zu hell, um sich die hübschen Lichter der Nacht vorstellen zu können, die diese Siffe überstrahlen. Ich weiss es nicht. Wie schon seit eh und je heisst es auch heute noch, Lombok ist das neue Bali und Kuta Lombok das neue Canggu.
    Die Playa ist zwischen den Fischerbooten und abgebrochenen Mauern heftig vermüllt, kein schöner Ort für ein genussvolles Kaffeepäuschen.
    Wir trollen uns unter den müden Blicken des lässig-leicht bekleideten, käseweissen, aber schwer tätowierten Jungvolks oder sonnengebräunten Surffreunden. Heute sind wir wohl nicht in der Stimmung für sowas.
    Zwei Hügel weiter hinter Kuta erklimmen wir das Ashtari, ein sehr beliebtes und fast schon ehrwürdiges Yoga-Retreat mit Café und weitem Ausblick. Hier trinken wir Kaffee - fast schon wie Omma und Oppa - und lassen unsere Blicke über die weit unter uns liegende Kuta Bucht schweifen. Sehr viele Baustellen offenbaren sich zwischen den umliegenden Hügeln, weiter hinten blitzen weitere strahlend weisse Strände. Soweit ich das mit einem Ohr gehört habe, unterstützt die Regierung die Erschließung der Insel massiv. Mal sehen, ob das so klappt, ich habe da so meine Zweifel.
    Im Ashtari schwebt man eher als man läuft über den stylischen Betonboden, mit veganer Consciousness und entspanntem Dauerlächeln und ein bisschen Mitleid anders lebenden gegenüber. Wer weiss, was da in den Yogabarns im Kellergeschoss so alles passiert. Ist der Krokant auf den Keksen wirklich nur Kokosraspel, wuhaha?
    Schön ist es hier, so luftig im indophilen Adlerhorst im auskragenden Freisitz über dem ganzen Treiben weit unten und weit hinten. Gewitterwolken verdunkeln den Horizont, wir fahren jetzt dann mal besser. Und mit Ausstellen des Motors an unserer Villa fallen promt die ersten Regentropfen.

    Von Kuta fährt man ca eine halbe Stunde auf einer sehr schön fahrbaren, schlaglochfreien Straße, ein geschmeidiges auf und ab in der sanften grünbraunen Hügellandschaft. Immer wieder gehen Zubringer zu den vielen hübschen Stränden ab, von surfbar bis beschaulich. Am Strassenrand viele Lädchen, Verkaufsstände mit Benzin aus Plastikflaschen, einige kleine Hotelanlagen, meist im Bau, gechillte Hundehorden, Reisfelder, viel Landwirtschaft, ab und an eine bunt gekachelte Moschee, wenig Verkehr, alles sehr entspannt.
    Wir spüren eine gewisse Routine als wir im Warung as usual unser lecker Lunch nehmen, heute gibts ne dicke Kokosnuss dazu. Die Surferbubis geben uns die Ehre und hängend zockend und rauchend im hinteren Teil der Halle ab.
    Die Bar danach lassen wir aus, keine Lust auf Alkohol, trotz Livemusik. Zuhause ist es doch so schön, Pool, Lesen, Schreiben, der Nacht zuhören, was will man mehr.
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  • Beachbubis

    November 25 in Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    Dieser Jetlag, wir werden ihn einfach nicht los, er hängt uns immer noch schwer in unseren Knochen. So wird unser erster Tag hier auf Lombok ein fauler. Um neun wird unser Frühstück auf die Veranda gebracht. Sehr fein das! Das sehr lecker und ambitioniert dekorierte Omlett auf geröstetem Sauerteigbrot - auf das sind die besseren Hotels hier immer sehr stolz - und Shakshukra, mit Sauerteigbrot. Das ist schon toll so zu frühstücken, vollkommen remote im privaten Garten Eden mit Pool und Bambusvilla. Danach kurze Abkühlung im Pool und anschließendes träges Zurückschleppen unserer schweren Jetlag-Leiber ins Panoramaschlafzimmer. Lesen, schreiben, dösen.

    Halbdrei dann nehmen wir unseren Honda Roller in Besitz und fahren die fünf Minuten zum Pantai Selong. Eine wunderschöne Bucht, deren Strand in großen Teilen von Holzverschlägen mit Surfschulen und angeschlossenen Warungs gerahmt ist, alles sehr einfach und basic. Kein großes Resort verschandelt dieses Improidyll. Die kleine, nette und permanente Welle hat diesen Strand zum idealen Spot für Surfanfänger werden lassen. Bekannt gemacht aber hat den Strand das Instamotiv der trägen Wasserbüffelherde, die jeden Morgen und jeden Abend von ihren Hirten hölzern bimmelnd den ganzen Strand entlang getrieben werden. Ein köstliches Spektakel, ich habe das schon einmal vor ein paar Jahren miterlebt.
    Erst einmal aber laben wir uns an lecker Chickencurry in einem der vielen Warungs, das uns von einer eher gemütlichen Muslima mit Kopftuch kredenzt wird.
    Als wir dann nur im Augenwinkel eines der vielen Sonnenschirm-Liegen-Ensembles am Strand anpeilen, schießt sogleich ein lauernder Strandboy vor uns und bietet uns ein solches Ensemble für 200k an - ganze 10 € - gehts noch? Wir lachen nur. Sagen wir: 150? …Wir lachen weiter und lassen ihn einfach stehen.
    Etwas weiter dann bekommen wir das Ganze dann für 100, auch noch viel zu viel, aber diesen armen Beachbubis mal gegönnt.
    Und so liegen wir auf unseren Luxusliegen und sehen den Surfschülern zu, manche können das schon richtig gut. Der Coach hält das Brett mit dem darauf liegenden Schüler fest in der anlandenden Brandung und bei der passenden Welle gibt er dann Schub, paddeln, paddeln, aufspringen und tschak, 20/30 Meter seeliges Dahingleiten bis zum Strand, dann ein triumphierendes Juhu! Oder man fällt vorher vom Brett. Sehr nett.
    Dann lustwandeln kleine, adrett gekleidete Grüppchen von Jungindonesiern den Strand entlang, rauchend, posend, die weiblichen Begleiterinnen hofierend oder anflirtend. Die Strandboys pfeifen den Chicas hinterher und so manche wendet den Blick von ihrem adretten Sneaker-Burschi ab und kuckt verstohlen zur Auswahl der hübschen, pfeifenden Naturburschen.
    Wenn keine jungen Mädels in Sicht sind, lungern die Beachboys auf den leeren Liegen rum und rauchen oder kicken einen Fussball und rauchen, immer mit Checkerblick in die weite Runde der Strandgäste. Und rauchen.
    Mal machen auch Pärchen oder Freundinnen engagiert und wild posierend Instashots vor dem glitzernden Meer. Zwischendrin dösen wir immer wieder mal weg. Ein fahrendes Crêpes-Mobil und ein Maisgriller warten vergeblich direkt am Wasser auf Kundschaft. Ist schon was los in der Low Season.
    Irgendwann einmal schaffen wir es sogar ins Meer zu gehen und nehmen ein warmes Bad inmitten von Unmengen Plastikmüll. Nicht gut.
    Halbsechs vorbei, eigentlich sollten die Wasserbüffel schon auf der Bühne sein, im schönsten Fotolicht der Abendsonne, aber kein Büffel weit und breit. Hm. Um sechs, kurz vor dem finalen Verschwinden der Sonnescheibe lassen wir es dann gut sein und rollen zurück zu unserer Villa.

    Duschen, umziehen, zu Fuß zum Warung von gestern. Lecker Essen, Aal dabei heute, Schärfeschweiss auf der Stirn, hossa, und lecker ist das wieder. Beim ‚Aal’ hatten wir erst die Assoziation von verkohlten Rattenschwänzen, haben die neugierig kurz angeknabbert und den größten Rest dann auf dem Teller liegen lassen - bevor wir wussten, dass das Aal ist und keine Schlange und schon gar keine Rattenschwänze. Uns würde aber auch nicht wundern, wenn Rattenschwänze so schmecken würden wie dieser rauchige Aal.
    Reden wir von etwas leckerem, z.B. Drinks. Wir sind heute deshalb zu Fuß gegangen, weil wir unbedingt noch in den Klub Kembali wollen, eine Fortsetzung von gestern. So bestellen wir heute Arak Madu und Heike eine Kreation mit Bali Gin, Arak aus Snakefruit, Orange-Irgendwas und Rotwein der Farbe wegen. Wieder Doppelwow, diese Geschmäcker hatten wir auch noch nicht an unseren Gaumen. Diesesmal quatschen wir auch ein bisschen länger mit dem Barkeeper, wobei mangels ausreichenden Englischkenntnissen der Ausführlichkeit auch Grenzen gesetzt sind, aber Hände, Google und Füße geht immer.
    So erfahren wir unter anderem, dass er Sasak ist, ein Lombok Homie sozusagen, sich sehr gut mit den Ethnien Indonesiens auskennt und seine Ausbildung zum Meistermixer von Bali über Gili Tralala bis Kuta absolviert hat. Als Absacker bekommen wir noch einen doppelt destllierten, sehr milden Arak, der ein dezentes Kaffeearoma hat, feini, feini, feini. Halbzehn gehen wir als letzte Gäste und damit auch die Lichter aus.
    Pool, Lesen & gute Nacht!
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  • Hier weg & da hin

    November 24 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Der Wecker muss uns wecken, damit wir rechtzeitig am Frühstückstisch sitzen, vorher aber noch gepackt haben, weil wir ab halbzehn für unsere Abholung bereit sein sollten. Das Wecken übernimmt das quängelnde Gequake eines kleinen, überspannten indischen Prinzen mit seiner überforderten Mutter in feinstem Hindlish. Na servas.
    Zeche zahlen und warten, pünktlich um 10:00 kommt unser Shulltevan nach Padang Bai. Gute zwei Stunden juckeln wir durch den dichten Verkehr von Denpasar und sehen uns Bali von dieser Seite aus an. Direkt traurig sind wir nicht, dass wir diesen Ort hier verlassen. Zum Landen absolut OK, mehr aber auch nicht, auch bei Sonnenschein nicht.
    Am Pier von Padang Bai checken wir bei unserm Speedboatunternehmen ein und warten bei einer kalten Coke Zero in einem Café im ersten Stock auf unser Boarding. Um eins bewegt sich unsere Horde mit den blauen Hangtags zum Speedboat, Rucksäcke rein, uns rein. Bei ruhiger See fliegen wir gen Osten, an den ziemlich leeren Gilis vorbei nach Bangsal auf Lombok.
    Schon während der Fahrt wurden wir wegen unseres Transfers auf der Insel von den Bootsleuten angesprochen. Für da, wo wir hinwollen, läge der Tarif bei 450, abgelehnt. Beim zweiten Versuch eine Viertelstunde später bei 400, angenommen! Unser Name wird abgefragt, Weke? Heike! Weika? Na-heiiiin Heiiikeee! Heikia? - - - Ben, call me Ben. Ahh, Ben, okai! Handyfoto von mir für die Wiedererkennung.

    Am Pier noch mit dem Fuß auf dem Boot hören wir schon ein freudiges ‚Ben, Ben!‘ und das gekrakelte Namensschild mit einem strahlenden Gesicht dazu. Follow me! Ein nettes Kerlchen geleitet uns zum Office der Taxischlepper. Da gibts die lächelnde Zahlungsaufforderung und wir werden sogleich von Schlepper Nummer drei zum Auto gebracht. Ein in feinstes indonesisches Hawaiihemd gekleideter älterer gepflegter Herr begrüßt uns erfreut, unser Fahrer. Dem werden noch hastig 50tsd Rupias zugesteckt, vermutlich sein Salär, von 400.000 gesamt, alles klar. Dabei von uns ertappt gibt es vom Schlepper Nr 3 noch eine schnell zusammenimprovisierte Erklärung, dass das eine zusätzliche Provision sei. Ja ja.

    Wir fahren durch das nachmittägliche Lombok, das sich sehr geschäftig präsentiert, Rushhour um halbfünf. Viel Verkehr, viele LKWs, viele Autos, noch mehr Mopeds. Schönes Licht! So ganz ganz langsam stellt sich ein leises Glücksgefühl ein. Jetzt sind wir endlich in dem Indonesien, in dem wir sein wollen.

    Kurz nach Bangsal im hügeligen Dschungelland sitzen am Strassenrand Horden von kleinen Affen.
    Sie nesteln an leeren Schokoriegelpackungen herum und warten, dass etwas zu Essen aus einem Autofenster fliegt. Nach dem Müll zu schätzen, fliegt da öfter was. Weiters Hütten, Obststände, kleine Handwerkergeschäfte, Warungs, Moscheen, touristenloser Alltag, freundliches Gehupe. Immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie dieses Chaos ruhig und entspannt vor sich hinfließt.

    Grüne Reisfelder, von Palmen gesäumt, im Abendlicht, wie schön das ist! Bauern mit Kegelhüten, Rinder, kleine Holzhütten, Bauernhöfe.
    Hup, hup - Mataram, die größte Stadt auf Lombok. Charmant hässlich, gelassen geschäftig und gemächlich, kein Vergleich zum stressigen Kuta. Weiter südlich davon wieder Reisfelder, Jogger sogar, seltsam anmutende Minireihenhaussiedlungen immer wieder, manche ganz neu und leer, manche offensichtlich schon etwas älter und angeranzt und leer. Die blaue Himmelskulisse füllen gewaltige weisse Wolkentürme, nach Süden hin die immer sanfter werdende Hügellandschaft, das Meer glänzt dazwischen. Hallo Lombok!

    Es ist schon fast dunkel als wir in Selong Belanak ankommen, dem Fahrer geben wir noch einen großzügigen Tip. Zu unserer Lodge ‚Kayuma Villas‘ müssen wir einen kurzen Feldweg gehen, bis wir nach einer, von einem wunderschönen Bambusspalier eingefassten Einfahrt vor einem sehr stylischem Empfang stehen. Superfreundlicher Empfang und dann die Zimmertour. Eine Holztür wird geöffnet und es offenbart sich uns ein kleines Paradies.
    Unser Bungalow mit geschwungenem Bambusdach und großer Glasfassade, eine kleine Veranda davor. In der Mitte unseres kleinen Garten Eden ein privater Pool, bäm, Beanbags, Dusche im Garten. Dazu das fleissige Gezirpe und Gequake unserer Nachbarschaft, was ein Urlaubsträumchen! Haben wir auch wirklich DAS hier gebucht? Haben wir! Wir lassen uns alles begeistert zeigen, mit Wifi verbunden, Frühstück per WApp bestellt und jetzt einfach nur noch entspannen! Welcome Drink auf der Veranda und dann gleich danach noch fast ungläubig kalte Kokosnüsse sippen.

    Die Restaurants des kleinen Ortes liegen allesamt auf den eineinhalb Kilometern zum Strand. Vorab habe ich darunter einen Warung ausfindig gemacht, damit wir schonmal ein Ziel haben.
    Dunkel sind die Straßen, nur ein paar wenige Shops, kleineres Hotels, Cafés und Bars leuchten, sehr übersichtlich das Ganze. Der Wahrung ist eine von diesen Leuchtinseln. Eine große Halle aus Blech, davor das Buffet, Saftstand und Schnellküche, betrieben wohl von einer Familie, vor allem dem jungen Teil. Auffällig gleich die gute Laune und Freundlichkeit der Menschen hier.
    Bakso muss es für mich sein, ist klar, und klar ist auch, bei dieser äussert umfangreichen Auswahl des Buffets, werden wir hier nicht nur einmal Essengehen. Die kleinen Teller sind schnell mit unserer Auswahl voll gepackt und wir nehmen an einem der Tische Platz. Bis auf ein kleines frittiertes Hühnchneneil wieder alles gemüsig. Viele Einheimische essen hier genauso wie ein paar der wenigen Touristen. In der High Season brummt das Ding hier sicher gewaltig, denken wir. Schmeckt superlecker, was sonst! Die Schärfe vom Sambal bringt uns sauber zum Schwitzen.
    Wir versuchen die indonesischen Namen für das Obst zu lernen, das auf einer Tafel für Shakes aufgelistet ist. Das junge Mädel vom Saftstand bekommt unser Gestotter mit und verbessert lachend unsere miese Aussprache und erklärt uns den Unterschied zwischen Orange und Orange, zwischen der natürlichen und der Brause.
    Nett ist das hier, gleich mittendrin, gleich wohlfühlen.
    Und jetzt noch ein Bierchen in der Strandbar. Dunkel ists auch da hin und dunkel bleibt es. Keine der vielen Surf & Bar Buden hat noch geöffnet, es ist jetzt kurz vor neun …no Party. Wir erinnern uns an eine Bar auf dem Weg zum Warung, probieren wir es doch da. Klub Kembali nennt sie sich. Kleine Veranda vorne, der große Innenraum mit großem hölzernen 360 Grad Tresen, Ziegelwände, lückenlos mit kleineren Bildern bedeckt, gedämpftes Licht.
    Wir nehmen erst einmal zwei Bintang während wir zum salzigen Popcorn die Cocktailkarte studieren. Und wir staunen nicht schlecht, was wir da lesen, nix Caipi und Sex on the Beach. Ich verstehe jetzt nicht viel von Cocktails, aber die kleinen Geschichten, mit denen die Kreationen beschrieben werden klingen sehr besonders mit viel Liebe zum Detail, viel Ambition mit Lokalkolorit. Die Drinks klingen nach sehr ausgefallenen Rezepten mit sehr speziellen Ingredienzien, viel Arrak, viel Rum.
    Ein kleines Burgermenü gibt es dazu, wer möchte.
    Wir sind schon sehr neugierig jetzt und suchen unsere Favoriten aus der dann doch großen Auswahl. Heike ‚Aged Negrino‘, ich ‚Arak in the Jungle‘, der eine eher würzig, der andere eher sauer-frisch, beide auf jeden Fall sehr ungewöhnlich und vielschichtig und geschmacklich tief, auf jeden Fall: besonders. Die genauen Beschreibungen von der Karte liefere ich nach. Da haben sich also in the middle of nowhere junge Leute einen Bartraum verwirklicht und da ein sehr eigensinniges Ding hingeklatscht, das locker in jeder Großstadt viel Applaus bekommen würde.
    So auch von uns. Wir kommen mit dem Barkeeper ins Gespräch. Erstens, in der High Season muss man hier seinen Platz reservieren, heute sind wir nur drei Gäste. Zweitens Alkoholausschank ist in diesem muslimischen Land nur bis 22:00 erlaubt und dann auch nur in touristischen Regionen. Drittens, die Bar gehört einem Deutschen und einem Schweizer. Wussten wirs doch! Das stand ‚Frikadellen‘ in der Speisekarte und auch Kölsch…
    Viertens, gabs eine kleine Geschmacksprobe von zwei Grundelementen ihrer Kreationen: Ein Stamperl Arak und eines mit Destille aus Pandanblättern. Sehr fein und weich.
    Und ganz geschmeidig geht es dann auch uns nach dem Alkoholbash. Wir sind das gar nicht mehr gewohnt in dieser Konzentration und gehen mit Wärme in den Beinen nachhause.
    Aber ohne eine kurze Erfrischung im Private Pool gehen wir nicht ins Bett. So fühlt sich Urlaub an!
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  • Going slow

    November 23 in Indonesia ⋅ 🌧 30 °C

    Wir wachen dann doch schon von alleine um halbzehn auf, sofortiges Frühstücken im Restaurant folgt umgehend. Überraschend lecker das Omelette, das Bami Goreng auch sehr fein, frischer Mangosaft und der Kaffee. Die Früchte der Fruchtplatte sind teilweise leider noch nicht ganz reif. Einen fetten Pott selfmade Nescafé gibt es dann zurück in der Hütte. Hui, sind wir müde. Heike lässt es laufen und schläft. Und schläft und schläft. Ich halte mich mit Schreiben und Lesen wach.

    Um 14:00 wacht Heike auf, um halbdrei laufen wir durch Legian Richtung Strand. Kaum sind wir über den kleinen Kanal befinden wir uns im harten Teil von Legian, einer der vielen Walkingstreets, die ins Meer fließen, große Hotels, Sauftempel, Tattooshops, Prollklamotten, Holzdildos, Massage Spas, the Dark Side of Bali. Dazwischen dann mit stark abnehmender Tendenz Warungs. Gefühlt letzter Wahrung vor der Grenze zu Pizza-, Burger- und Steakland, hier kehren wir ein. Die indonesisch-hausmännische Küche einmal mehr superlecker, Vegetarier haben es hier vermutlich leicht, die fleischlosen Gerichte sind in der Überzahl. Die Krönung: ein Humpen frischer Mangosaft, ohne Zucker.
    Es tröpfelt leicht. Vormittags war noch viel Sonne, jetzt ist es tendenziell bewölkt, bringt hier aber niemanden aus der Fassung. Die eineinhalb Kilometer sind lästernd und witzelnd bald abgeschlendert. Das Meer! Der weite Strand, ist das schön! Wir biegen in die Promenade ein, entlang von unzähligen Bars und Surfbrettverleihern, coole Beachboys, Mamas verkaufen Plunder und Schnick-Schnack, Musikrichtungen diverse beschallen im Fortschreiten unsere geduldigen Ohren. Es zieht langsam richtig zu, das Getröpfel wird dichter, man könnte fast meinen, noch mehr davon und wir werden bald nass. Die ersten Regenhüllen werden gezückt. Heike hat eine, ich hab meine im Bungalow glatt vergessen.
    Unsere Kriterien für einen Platz in der ersten Reihe einer Bar ist eine gemütliche Sitzgelegenheit, alle schicken Teakholzstühle in Ehren, dann sollte die Mukke wenigstens lautstärkemässig noch passen und das Ambiente sowieso. Das alles finden wir im La Plancha, einer aus recyceltem Teakholz zusammengezimmerten Riesenhütte im Improstyle über zwei Stockwerke. Sehr sehr ansprechend für und Bali at its best, das eine Bali. Das andere Bali sind hier mondäne Infinitypoolanlagen in coolem Minimaldesign, frisch aus dem modern Boho Möbelkatalog, eher Segmülller, schick, aber seelenlos, Allen gemeinsam sind Horden von emsigem Personal, ausgestattet mit iPads und Headsets.
    So auch bei uns. Wichtig und superfreundlich wird uns unser Wunschplatz gewährt, auf einer dick bepolsterten Bank ganz vorne unterm Dach, perfekt zum Meer und Leute Kucken.
    Bis dann der nächste iPad Waiter kommt und unsere Kaffeebestellung aufnimmt vergeht dann doch etwas Zeit, das aber willkommen und kurzweilg. Der Kaffee ist ein Wow!-Kaffee, unfassbar gut! Wir beobachten das Meer, die Menschen, den immer grauer und dunkler werdenden Himmel, wir kommen runter, wir kommen an. Kleine Fotorunde im Türkis und Hellblau farbenen shabby Chic La Plancha bevor wir wieder hinausgehen, ins graue Wetter. Immer weiter die Promenade entlang Richtung Canggu. Mit einer großen Segmüller Hotelgartenanlage endet der Weg in einem Sandhaufen. Umdrehen und zurück Laufen ist angesagt, der Regen wird heftiger.
    Die eine oder andere Beachbar hat große Plasikschirme auf dem Sandstrand samt Plastikstühle, unter denen ist es immer noch schön trocken, unser neues Plätzchen, den Regen auszusitzen. Don‘t panic, Bintang! So blickt es sich gemütlich und gemächlich auf die letzten tapferen Surfer in der sonnenlosen Abenddämmerung, Fußball spielende Daddys, mit ihren kleinen Buben, denen das Wetter vor lauter Papafussballglück eh egal ist, trotzig am Wasser spazierengehende Pärchen, unterm Nachbarschirm fröhlich trinkende Aussis kurz vor‘m seeligen Wegkippen. Der runde Tisch ist übervoll mit leeren Bintangflaschen.

    Der Regen will nicht aufhören und so langsam wirds dunkel. Wir da jetzt raus, ins Dauernass? Ein Plastikumhänge vertreibender Handelsreisender taucht unter unseren Schirm: Wolle kauffe Plastikumhang? Zweieurofuffzich sind zwar sportlich, aber dieses Kleidungsstück in den nächsten Stunden obligat. Deal.
    Rot und blau leuchtend stapfen wir in unseren Regenhäuten entschlossen durch den tropischen Regen und dessen teichähnlier Pfützen zurück durch die bunte Touristenstraße zurück zu unserer Holzvilla. Wir werden trotzdem nass, von unten. Von unseren nassen Klamottensäumen saugt sich die Feuchte langsam aber sicher immer weiter unangenehm nach oben.

    Ein kleiner Nightmarket tut sich auf, schönes, warmes Licht, dampfende Töpfe und vor allem: trocken. Wir platzieren uns und bestellen Mamas frittierte Hühnchenteile süß-sauer und Satay Ayam, gegrillte Hühnchenspieße mit Erdnusssoße. Klingt nicht nur gut, schmeckt auch gut.
    Dass in den Pfützen draussen immer weniger Tropfen ihre Wellen schlagen, lässt uns vermuten, dass der Regen gnädiger geworden ist. Wir haben es auch nicht mehr weit nachhause und nutzen die Regenpause. Frittierte Frühlingsrollen mit Bananenfüllung und frittiertes Tempeh lassen wir uns an einem Strassenimbiss zum Probieren noch eben einpacken.
    Ein paar hundert Meter weiter die nassen Klamotten aufgehängt, warm geduscht und dann direkt ins Bett.
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  • Touchdown

    November 22 in Indonesia ⋅ 🌧 29 °C

    Schlabbrig-fettiges Blätterteigsandwich zum Frühstück, wir holpern uns durch Wolkenberge des Monsun, eine junge Nachbarin kotzt sich die Seele aus dem Leib.
    Kaffee rettet uns bis zur aalglatten Landung in Denpasar. Wir sind da. Mit kurzweiligem Fensterlkucken und gut viel Schlaf eigentlich gar nicht so schlimm, die neun Stunden.
    Auch in Indonesien ist die Immigration jetzt digital. Visa-on-Arrival per Handy, inkl. Bezahlung mit Kreditkarte, 25€ kostet das, Reisepass scannen, Foto, Schleuse auf, Gepäck einsammeln und tschak, wir sind drinnen. Während der größte Teil des Fliegers noch analog am Schalter steht, cash bezahlt und dann geduldig auf den Stempel im Pass wartet, ein kurzer mitleidiger Blick zurück in die alte Zeit.
    ESim haben wir schon in Deutschland installiert, wir sind online. Nur noch die erste Million aus dem ATM ziehen und dann: Hallo Bali!

    Das sehnlich erwartete nasse, warme Handtuch klatscht uns in die Gesichter, als wir aus der AC des Flughafens treten, herrlich diese Tropenluft, welcome Home!
    Vorbei an einem Spalier von Taksi-Taksi-Rufern und am Namensschilderwald mit erwarteten Fahrgästen bis wir fast am Ende unser Orange farbenes Schild erspähen, hochgehalten von Wayan im roten T-Shirt.
    Sieben Kilometer netter Smalltalk durch‘s bewölkte Kuta bis zu unserem Guesthouse Moson Villa Legian, weitab vom fiesen Kutarummel, wenig los auf den Straßen.
    Hinter dem hübschen Eingang ein kleines Dorf aus Holzhütten um einen Pool. So muss das sein für Frau Breitling und Herrn Hartmann.
    Halbzwei ist es, die Hütte noch nicht bereit für uns, macht nix. Wir haben Hunger und gehen direkt los auf Warungsuche.
    Gleich um die Ecke ist sie dann schon, unsere Qual der Wahl, eine Reihe Imbissbuden. Womit starten, wenn die Liste der Fresslust lang ist? Wir beginnen mit Suppen, natürlich, Soto Ayam, natürlich, dazu Tempeh und Bala Bala, frittierte Gemüsepuffer. Mmmhhh.
    Ich hole im Supermarkt nebenan Wasser und meinen obligatorischen Pocari Sweat, love it.
    Happy, happy - müde, müde. Bungalow Nr 5 ist fertig und wir ziehen ein, in den Traum aus Teak, allein dieser Duft! Kurz open air geduscht, Bett. Das Gewitter nehmen wir nur noch im Halbschaf wahr, zu schön das beruhigende Prasseln des Regens. Schnarch,
    Als wir aufwachen dämmert der Abend schon. Flip Flops raus, kurze Hosen an und los geht es durchs abendliche Kuta, durchs dunkle Kuta, die Sonne plumpst in atemberaubender Geschwindigkeit ins einskommazwei Kilometer entfernte Meer.
    Nach ein paar Strassen und Ecken sind sie dann da, die Tattooshops, Souvenirläden und die offenen, lauten Bierbars, Steakhäuser und Massagegaragen. Ziemlich leer alles, immer wieder wabbeln uns Grüppchen von Australiern entgegen auf der Suche nach Tattooshops, Souvenirläden und offene, laute Bierbars, Steakhäuser und Massagegaragen. Sehr schön im bunten LED Gelichte.
    Wir erreichen den Strand, Schuhe aus, endlich Sand zwischen den Zehen. In einer nicht ganz so lauten Bar lassen wir uns in Sitzsäcke plumpsen und ordern bei einem Beachboy mit voluminösem 70ies Afro Bintang und Pommes.
    Schwarzes Meer, weisse Wellenkämme,, verlorene Feuerwerksraketen pöppeln gelegentlich einsam in die schwarze Nacht. Partyyy! Na ja, geht so. Fast leer isses halt. Gestört wird die Strandromantik von einem längeren Sorgentelefonat mit der Heimat, der Umzug der Kinder in ihre erste eigene Wohnung läuft eher unerfreulich, weil die Mieter die Wohnung zur Übergabe nicht freigeräumt haben. Als das dann die Situation beruhigt und geklärt ist, ist das Bier leer und unsere Mägen auch.
    Auf Steaks oder Pizza haben wir nicht wirklich Lust und trollen uns durch dunkle Gassen in unser ruhiges Viertel zurück. Ein kleiner Warung leuchtet im Dunkel der Gasse, Doublesix, und offeriert unser Dinner. Eier, Tempeh, spicy Chicken und Currysauce, superlecker.
    In einem Geschäft mit Plastikwaren kaufe ich mir noch einen Regenumhang, den hatte ich vergessen einzupacken.
    Nur ein paar Ecken weiter sind wir zuhause, müde, sehr müde.
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  • Läuft

    November 21 in Germany ⋅ ☁️ 1 °C

    Viertelnachfünf klingelt der Wecker. Schande! Nach viereinhalb Stunden Schlaf eindeutig zu früh, für unseren Shuttle zum Flughafen gerade richtig.
    Ein schneller Kaffee und bei 1 Grad Celsius ab Richtung Hauptbahnhof. Aufgrund von Schienenersatzverkehr auf der S 8 probieren wir etwas Neues aus. Der Flughafenbus der Lufthansa fährt mit nur einem Zwischenstopp direkt zum Airport. 12€ das Online-Ticket, Heike fährt mit ihrem Deutschlandticket einfach so mit.
    Hui geht das flüssig, kurz bevor der Berufsverkehr die Autobahn zu einem zähflüssigen Blechbrei werden lässt.
    Keine Warteschlange am Schalter, schnelles Einchecken, Zeit für Weisswürscht mit Brezn und Vorfreude, endlich. Unser dichter Alltag hat uns in den letzten Wochen urlaubsreif geprügelt, es wird wohl eine Weile dauern, bis die Wunden verheilt sind. in dieser Vorahnung deshalb auch Bali, erst einmal nur der Wunsch nach Ruhe und Erholung. Entsprechend unspektakulär werden wir wohl unsere ersten Tage gestalten.
    Zum ersten Mal seit 11/9 nehmen wir unsere volle Flasche Wasser mit durch die Flughafensecurity, Dank neuer Scannergeneration.
    Und dann warten wir am Gate schon auf das Boarding. Ein ganz neuer Flieger von Etihad mit 4k Monitoren und diversen Weckoptionen im Angebot. Zum Beispiel kann man sich zu den Essenszeiten wecken lassen. Das Essen, Chicken Biriani, ist ungewöhnlich lecker, der Service ungewöhnlich aufmerksam und freundlich.
    Endlich sitze ich mal wieder am Fenster, hab die Flugroute im Zoom auf dem Monitor und vergleiche mit der Landschaft wolkenlose 11 km unter mir. Türkei, Aserbaidschan, Irak, die Schattenwürfe im Licht der untergehenden Sonne zeichnen ein wunderschöne, friedliche Welt.
    Bei der Flugkarte gibt es eine Funktion, mit der man über die wichtigsten Punkte des aktuellen Kartenausschnitts nachlesen kann. Wikipediawissen über die Sehenswürdigkeiten diverser Orte wie z.B. Kulturdenkmäler, Erwähnenswertes über geografische und wirtschaftliche Aspekte, z.B. Bevölkerungszahlen, Staudämme - spannende Sache und eine ganz neue Art der Unterhaltung bei Flügen, Infos in Echtzeit. Ich sehe ganz fasziniert ganz weit weg und doch so nah den gewaltigen Berg Ararat, kein Bock mehr auf das umfassende Bollywoodkino bei Etihad, bis der Tag in dramatischem Orange in die Nacht verglüht. Zu Klängen von A.R.Rahman döse ich weg.

    Zügiges Umsteigen in Abu Dhabi und dann neun Stunden Flugzeit bis nach Denpasar, puh, ein langer Ritt. Dieses Mal köstliches Bollywood. Der Flieger eher ein älteres Modell, egal. Chicken Teriyaki passt. Service egal, Kapuze hoch, Schlafbrille auf, Ohrenstöpsel rein, Halskrause, check, bald fallen die Augen zu. Für über vier herrliche Stunden.
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    Trip start
    November 21, 2025