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- Day 176
- Thursday, July 25, 2024 at 11:55 PM
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 511 m
NorwayGardsmyra65°34’20” N 14°12’20” E
25. Juli

So ein schöner Morgen. Ich kann bis um halb zehn schlafen, dann packe ich meine paar Sachen zusammen, um zehn ruft mich Jan schon, weil das Frühstück fertig ist. Rina hat wirklich was tolles gezaubert, mit selbst gebackenem Brot und eigener Marmelade und noch ganz vielen anderen leckeren Sachen. Nachdem ich mich gelabt und noch geduscht habe, marschiere ich gegen halb zwölf los. Dankenswerterweise haben Sie mich eingeladen zu all dem und Rina verabschiedet sich mit dem Worten: „That’s our contribution to your way.“ Nicht nur, dass dieser Morgen schon so prächtig begonnen hat, es scheint die Sonne und es wird vorerst mein letzter Tag auf der Straße werden. Heute Abend will ich am Fuße des Fjälls sein und wieder den E1 erreichen. An der Straße entlang geht es gut 10 km bis nach Hattfjeldal, ein Ort, an dem es einen Supermarkt, sogar einen Burgerladen gibt und was ich schon in der Karte lange vorher gesehen habe: Ein Airfield. Als ich noch einige Kilometer entfernt bin, habe ich einen guten Blick auf den Ort, der seinen Namen dem dahinterliegenden 1128 m.ü.M. hohen Berg Hatten verdankt, der einem Hut ähnelt. Die große Landebahn, die einigermaßen mit Gras zugewuchert und noch aus der Zeit des zweiten Weltkriegs ist, haben seinerzeit die deutschen Besatzer von Zwangsarbeitern bauen lassen. Heute wird nur noch ein Teil davon für ein paar wenige Sportflugzeug genutzt. Gegen halb vier bin ich mit meinem Einkauf fertig, es ist Futter für die nächsten circa vier Tage, in der Zwischenzeit hat es draußen begonnen zu regnen. Aus dem Ort raus folge ich noch zwei Kilometer der Hauptstraße und verpasse es tatsächlich, rechtzeitig nach rechts abzubiegen. So muss ich über einen kleinen Umweg zurückgehen, um dann auf einen Forstweg zu kommen, der sich über knapp zwei Stunden durch den Wald zieht und über den ich schon mal sehr froh bin. Ich bin weg von der Straße und sehe hier sogar einen Elch.
Gegen halb sechs komme ich wieder auf eine kleine, total ruhige Straße, der ich eine gute halbe Stunde folge und mangels Sitzgelegenheiten an einem Haus, an dem ich Leute sehe, genau danach frage. Es sind Toril und Kåre, eine ehemalige Französischlehrerin und ein Schiffskommandant von den Lofoten, die gerade hier angekommen sind, um für gut zwei Wochen in ihrem Sommerhaus zu bleiben. Sie laden mich auf einen Kaffee ein und so werden es am Ende gute drei Stunden, in denen wir uns sehr gut unterhalten und erst als gegen halb neun wieder Regen einsetzt, breche ich endlich auf, schließlich habe ich noch gut 8 km vor mir. Dass ich genau in ein kräftiges Regengebiet reinlaufe, nehme ich erst beim Laufen wahr und über dem See, an dem die Straße entlangführt, geht auf einmal ein Blitz nieder mit heftigem Donner dazu. Es schüttet von oben, für mich ist es jetzt zu spät, die Regenhose noch auszupacken und so laufe ich weiter, bis ich nach 10 Minuten an einem Wohnhaus an der Straße vorbeikomme. Hier stelle ich mich in den kleinen überdachten Hauseingang, ziehe mir die Regenhose über und gerade, als ich fertig bin, kracht der nächste Blitz scheinbar irgendwo ins Stromnetz rein und knapp zwei Meter neben mir an einer Außenleuchte gibt es einen hellen Lichtbogen. Ich bleibe noch ein paar Minuten hier stehen und ziehe dann weiter, nach einer guten Viertelstunde kommen ein paar Häuser, an denen ich Leute sehe, die von ihrer überdachten Terrasse aus das Gewitter beobachten. Hårvard ruft mich heran, weil er besorgt ist, da ich gerade aus diesem Gebiet komme. Ich stelle mich erst mal mit unter und seine Frau Toril bietet mir an, einen Kaffee zu machen, den mir der zwölfjährige Sohn Lukas sehr aufmerksam serviert. Auch hier wird es am Ende deutlich länger als gedacht, weil es einfach sehr schön und angenehm ist, sich zu unterhalten, während es draußen immer mal wieder regnet. Einerseits noch der Meinung, weiterziehen zu wollen, habe ich trotzdem gut Sitzfleisch und gegen eins am Morgen breche ich auf. Die drei haben mir ein Gemeinschaftshaus ganz in der Nähe empfohlen, weil sie mich dann trocken und sicher wissen für die Nacht. Sie begleiten mich sogar noch im Regen bis dahin und so kann ich hier auf einem Sofa übernachten. So viel Gastfreundschaft, das ist wirklich ganz besonders. Herzlichen Dank euch allen.
Übrigens wohnt gut 25 Kilometer südlich von hier die Grönländerin Luise, die ich neulich im Zug nach Trondheim getroffen habe. Sie ist hier überall bei den Leuten wohlbekannt, die Welt ist also hier noch mehr ein Dorf als anderswo.Read more
Traveler
Kleine Kontraste, ganz groß (- artig)!😊