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- Jour 112
- mercredi 22 mai 2024 à 21:57
- 🌙 15 °C
- Altitude: 144 m
SuèdeMyckelön60°53’47” N 14°33’54” E
22. Mai

Gegen fünf steigt die Sonne, die gestern Abend im Nordwesten verschwunden ist, jetzt im Nordosten hinter dem Wald hervor. Über dem See steigt ganz feiner Nebel auf, der mit dem Wind die ganze Zeit weitergetragen wird. Ab 5:30 Uhr höre ich weiter entfernt in den Wäldern zwei Motorsensen. Sie sind komplett die ganze Zeit im Vollgasbetrieb und damit ist es mit wirklich schlafen nicht mehr weit her. Auch ungefähr ab dieser Zeit fährt auf der Schotterpiste, die einen halben Kilometer von mir entfernt am See entlang geht, von Zeit zur Zeit ein Auto oder LKW, das hört sich ähnlich an, als wenn ich in Hannover an der Startbahn stehe und die Flieger starten. So stehe ich um sieben genötigterweise auf und schwimme erst mal gleich eine Runde, um danach in Ruhe zu frühstücken und gegen halb zehn loszuziehen.
Nach 20 Minuten komme ich nach Klockarberg und am beschriebenen Gehöft steht tatsächlich schon Elsa in Habachtstellung, sie scheint auf mich zu warten. Dementsprechend ist uns beiden sofort klar, wer wir sind, Pär hatte mich bereits angekündigt. Es ist eine herzliche Begrüßung, sie holt gleich Pentti aus dem Garten, wo er gerade Holz macht und die alten Apfelbäume so herrlich blühen. Und sie laden mich zu einer Fika ein. Es ist wunderschön in diesem 100 Jahre alten Haus, die alte Küche, die alten Möbel und all diese alten Sachen zu sehen und dazu auch in den nächsten anderthalb Stunden viel von ihnen und aus ihrem Leben zu hören. Elsa stammt hier aus dem Ort, Pentti ist ein Finne, der im Fortsetzungskrieg in 1942, als er gerade zwei Jahre alt war, mit den Eltern von seinem Wohnort an der russischen Grenze fliehen musste. Er zeigt mir eine Verletzung am Arm, die er sich damals zugezogen und Zeit seines Lebens behalten hat. Sie erzählen mir, halb in Englisch, halb in Schwedisch von den fünf Leuten, die in diesem Dorf das ganze Jahr über leben, neben denen, die ihre Häuser hier nur als Sommerhäuser nutzen. Pentti zeigt mir den alten oberirdischen Keller und in der Scheune sein altes ukrainisches Motorrad mit Kardanwelle und Seitenwagen. Es ist wohl ein BMW-Lizenzbau und noch ein Stück weiter ist ein alter Traktor, den Elsa früher gefahren hat. Es ist wieder ein fantastischer kurzer Ausritt in die alte Zeit, den ich so aus keinem Geschichtsbuch erlesen könnte. Ich trage mich noch in ihr kleines persönliches Gästebuch ein und natürlich kann ich noch eine Sache regeln, nämlich das Austauschen der Kontaktdaten mit Pär und Hanna, das ich am Samstag vergessen hatte.
Als ich um zwölf wieder auf dem Weg bin, sehe ich schon vom weiten mal den Siljan, mein Ziel soll heute Abend der Ort Gesunda sein (spricht sich ungefähr wie bei uns gesünder). Der Siljan ist mit gut 35km Länge doch recht groß und ich möchte gern an ihm entlang bis nach Mora gehen. Deshalb werde ich den E1 für eine gewisse Zeit verlassen, später aber wieder darauf zurückkommen.
Der Weg führt teils durch Wälder, aber auch immer wieder über Weideland und Bodarnas, wie es hier in Dalarna so häufig anzutreffen ist.
Gegen fünf komme ich an den Svarttjärn, hier gibt es eine Wanderkapelle. Ich nehme erst mal ein Bad, schließlich ist das letzte vom Morgen ja schon nicht mehr wahr. Ich fülle meinen Wasservorrat noch mal auf und ziehe gegen halb sechs weiter. Der Weg heute ist noch recht lang, ich habe bis dahin erst circa die Hälfte des Tages geschafft, bin also kein Sprinter. Und wieder ist es heute der späte Nachmittag, an dem noch mal eine Steigung bevorsteht, ich sehe schon in der Karte die dunkle Schattierung. Nachdem ich die aber auch im Wald schön schattig gemeistert habe, komme ich auf einer Anhöhe heraus, wo wieder einmal eine große Bodarna ist, eine ganze Reihe von Häusern über eine große Fläche verteilt. Scheinbar werden die alle als Sommerhäuser genutzt, es ist rundherum alles piekfein gepflegt und hübsch anzusehen. Ab hier geht der Weg abwärts, ich habe zwar noch gute 8 km vor mir, aber bin nur noch 2 km vom See als solches entfernt. Der Weg geht einigermaßen parallel zum See und ich werde erst ziemlich am Ende in Gesunda zum See kommen. Die Hoffnung, dass es jetzt den Rest auf Seehöhe einfach so dahingeht, zerschlägt sich relativ schnell wieder. Noch einmal geht es im Wald recht steil bergauf, auf der Karte sehe ich, dass der Weg direkt über eine Bergspitze gezogen ist: Wer macht sowas? Was mich allerdings mehr stört als der Berg sind die Moskitos, es ist gegen acht, sie sind jetzt richtig aktiv und hier im Wald ist es so viel, wie ich es bisher nie hatte. Ich ziehe mir mein Hemd zusätzlich über und decke alles ab, was geht; einfach nur hurtig voranschreiten ist hier kein probates Mittel mehr.
Gegen halb neun komme ich nach Gesunda und treffe, als ich durch den Ort laufe, auf Jan. Er wuselt draußen um seine Werkstatt rum, ist ein ehemaliger Berufsschullehrer in Sachen Holz und geht jetzt als Rentner diesem Hobby nach. Es ist wie immer mit den alten Leuten, ich komme ins Gespräch und ich bin mal nicht derjenige, der die ganze Zeit eine Story zu erzählen hat. Interessanterweise war er in seinen jungen Jahren Fallschirmspringer, hat die Ausbildung natürlich in Karlsborg gemacht, genau dort, wo ich vor einigen Wochen den halben Abend unter anderem an der Fallschirmspringer-Schule umeinander geschlichen bin. Später war er zur Winterzeit in Kiruna, dort weit oben nördlich des Polarkreises. Auch wenn ich schon recht spät dran bin, so viel Zeit hab ich auf jeden Fall, um genau diese Geschichten hier zu hören. Um neun ziehe ich für die letzten 2 km des Wegs weiter und finde an einer Slipanlage am See ein Plätzchen für die Nacht. Ein Schwede, der hier gerade sein Motorboot aus dem Wasser zieht, erzählt mir, das es auf der anderen Seite der Straße ein altes Kirchenboot gibt, das ich mir auf jeden Fall angucken soll. Früher, als Kirche für die ganze Familie noch regelmäßig gang und gäbe war, war es einfacher, mit einem solch großen Boot gemeinsam zur Kirche zu fahren, als durch unwegsames Gelände zu stapfen. Um die Mittsommer Zeit herum machen Sie dann mit diesem Boot hier Rennen, leider kann ich es nur abgestellt unter einem Dach betrachten, trotzdem habe ich eine grobe Vorstellung, wie viele Leute dort früher mitgefahren sind. Nach all diesen vielen interessanten Begegnungen und Eindrücken heute ist es dann auch alles in allem fast elf, bis ich mich ins Zelt verdrücke.En savoir plus
VoyageurHi Fabian, viele Grüsse aus dem Eichsfeld. Irre, was Du da schon geschafft hast, bin fast jeden Abend bei Deinen Footprints, gelesen alle 😊. Eine Bitte, vielleicht interessiert es ja auch die anderen Folgenden. Viele Deiner Leser sind ähnlich ambitioniert und basteln an ihrer Ausrüstung. Kannst Du bitte ab und an einen Einblick in Deine geben!? Was taugt, was ist Schrott, was muss, was kann weg? Ich würde mich sehr über Deine Erfahrungsberichte freuen und wünsche Dir weiterhin alles Gute auf Deiner einzigartigen Reise!
Voyageur
Traumhaft
Voyageur
Wie Elfen-Nachtmützchen