Ich gehe.

Februari - Oktober 2024
  • WildeHilde
Es gibt einen Plan.
Schließlich braucht’s
was zum Verwerfen…
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  • 25. Juli

    25 Juli 2024, Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    So ein schöner Morgen. Ich kann bis um halb zehn schlafen, dann packe ich meine paar Sachen zusammen, um zehn ruft mich Jan schon, weil das Frühstück fertig ist. Rina hat wirklich was tolles gezaubert, mit selbst gebackenem Brot und eigener Marmelade und noch ganz vielen anderen leckeren Sachen. Nachdem ich mich gelabt und noch geduscht habe, marschiere ich gegen halb zwölf los. Dankenswerterweise haben Sie mich eingeladen zu all dem und Rina verabschiedet sich mit dem Worten: „That’s our contribution to your way.“ Nicht nur, dass dieser Morgen schon so prächtig begonnen hat, es scheint die Sonne und es wird vorerst mein letzter Tag auf der Straße werden. Heute Abend will ich am Fuße des Fjälls sein und wieder den E1 erreichen. An der Straße entlang geht es gut 10 km bis nach Hattfjeldal, ein Ort, an dem es einen Supermarkt, sogar einen Burgerladen gibt und was ich schon in der Karte lange vorher gesehen habe: Ein Airfield. Als ich noch einige Kilometer entfernt bin, habe ich einen guten Blick auf den Ort, der seinen Namen dem dahinterliegenden 1128 m.ü.M. hohen Berg Hatten verdankt, der einem Hut ähnelt. Die große Landebahn, die einigermaßen mit Gras zugewuchert und noch aus der Zeit des zweiten Weltkriegs ist, haben seinerzeit die deutschen Besatzer von Zwangsarbeitern bauen lassen. Heute wird nur noch ein Teil davon für ein paar wenige Sportflugzeug genutzt. Gegen halb vier bin ich mit meinem Einkauf fertig, es ist Futter für die nächsten circa vier Tage, in der Zwischenzeit hat es draußen begonnen zu regnen. Aus dem Ort raus folge ich noch zwei Kilometer der Hauptstraße und verpasse es tatsächlich, rechtzeitig nach rechts abzubiegen. So muss ich über einen kleinen Umweg zurückgehen, um dann auf einen Forstweg zu kommen, der sich über knapp zwei Stunden durch den Wald zieht und über den ich schon mal sehr froh bin. Ich bin weg von der Straße und sehe hier sogar einen Elch.
    Gegen halb sechs komme ich wieder auf eine kleine, total ruhige Straße, der ich eine gute halbe Stunde folge und mangels Sitzgelegenheiten an einem Haus, an dem ich Leute sehe, genau danach frage. Es sind Toril und Kåre, eine ehemalige Französischlehrerin und ein Schiffskommandant von den Lofoten, die gerade hier angekommen sind, um für gut zwei Wochen in ihrem Sommerhaus zu bleiben. Sie laden mich auf einen Kaffee ein und so werden es am Ende gute drei Stunden, in denen wir uns sehr gut unterhalten und erst als gegen halb neun wieder Regen einsetzt, breche ich endlich auf, schließlich habe ich noch gut 8 km vor mir. Dass ich genau in ein kräftiges Regengebiet reinlaufe, nehme ich erst beim Laufen wahr und über dem See, an dem die Straße entlangführt, geht auf einmal ein Blitz nieder mit heftigem Donner dazu. Es schüttet von oben, für mich ist es jetzt zu spät, die Regenhose noch auszupacken und so laufe ich weiter, bis ich nach 10 Minuten an einem Wohnhaus an der Straße vorbeikomme. Hier stelle ich mich in den kleinen überdachten Hauseingang, ziehe mir die Regenhose über und gerade, als ich fertig bin, kracht der nächste Blitz scheinbar irgendwo ins Stromnetz rein und knapp zwei Meter neben mir an einer Außenleuchte gibt es einen hellen Lichtbogen. Ich bleibe noch ein paar Minuten hier stehen und ziehe dann weiter, nach einer guten Viertelstunde kommen ein paar Häuser, an denen ich Leute sehe, die von ihrer überdachten Terrasse aus das Gewitter beobachten. Hårvard ruft mich heran, weil er besorgt ist, da ich gerade aus diesem Gebiet komme. Ich stelle mich erst mal mit unter und seine Frau Toril bietet mir an, einen Kaffee zu machen, den mir der zwölfjährige Sohn Lukas sehr aufmerksam serviert. Auch hier wird es am Ende deutlich länger als gedacht, weil es einfach sehr schön und angenehm ist, sich zu unterhalten, während es draußen immer mal wieder regnet. Einerseits noch der Meinung, weiterziehen zu wollen, habe ich trotzdem gut Sitzfleisch und gegen eins am Morgen breche ich auf. Die drei haben mir ein Gemeinschaftshaus ganz in der Nähe empfohlen, weil sie mich dann trocken und sicher wissen für die Nacht. Sie begleiten mich sogar noch im Regen bis dahin und so kann ich hier auf einem Sofa übernachten. So viel Gastfreundschaft, das ist wirklich ganz besonders. Herzlichen Dank euch allen.
    Übrigens wohnt gut 25 Kilometer südlich von hier die Grönländerin Luise, die ich neulich im Zug nach Trondheim getroffen habe. Sie ist hier überall bei den Leuten wohlbekannt, die Welt ist also hier noch mehr ein Dorf als anderswo.
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  • 26. Juli

    26 Juli 2024, Swedia ⋅ ☁️ 14 °C

    Auf dem Sofa liegt sich‘s doch ganz nett, heute bis um neun. Mangels Wasser hier packe ich nur zusammen und starte gegen halb zehn die 7 km, die ich eigentlich gestern am Abend noch machen wollte. Nach um elf erreiche ich den E1, frage hier an einem Haus nach Wasser und mache erst mal auf der Pritsche eines hier rumstehenden VW-Transporters Frühstück. Einen guten halben Kilometer weiter auf dem Weg ist noch eine Farm, die Leute gestern haben mir schon davon erzählt, dass man hier übernachten kann und als ich dort vorbeikomme, treffe ich auf die Norweger Margarete und Knut, die gerade draußen sitzen und Kaffee trinken. Ich kann irgendwie nicht einfach vorbeigehen und nur „Guten Tag, guten Weg“ wünschen, also sitze ich um zwölf schon wieder und unterhalte mich mit den beiden, die hier Ruhetag machen und insgesamt gerade dabei sind, das grüne Band zu laufen. Anderthalb Stunden sind dabei schnell rum, wir werden uns möglicherweise in den nächsten Tagen noch mal wiedersehen und so breche ich dann gegen halb zwei endgültig auf. Nach gut hundert Metern kommt ein Auto vorbei und der Beifahrer sagt mir, Günther möchte mich sprechen. Günther ist ein älterer Mann, der eben dort ein paarmal umhergelaufen ist und hier wohnt. Ich gehe zurück und ziemlich wortlos geht er mit mir in eine andere Richtung, zeigt irgendwann einfach hoch über die Wiese Richtung Wald und sagt mir, dass das Nordlandsruta ist. Da bin ich nun fast 3000 km gelaufen, fühle mich grad wie ein Bettnässer, weil ich einfach nicht in der Lage bin, mal kurz vorm Losgehen einen Blick in die Karte zu werfen. Nach einem oder zwei Kilometern hätte ich es sicher auch bemerkt. Ich bedanke mich bei ihm in schärfster Form, nun geht es für eine Dreiviertelstunde steil an im Wald, bis ich über die Baumgrenze hinaus und da bin, wo ich mich so sehr wohl fühle. Im Fjäll dort oben, wo der Wind pfeift, ich einen weiten Blick habe und einfach laufen kann, bis mir die Augen zufallen. Der Himmel zeigt sich bewölkt, es ziehen graue Wolkenbänder durch, aber bis zum Abend hält es sich trotzdem trocken. Ich treffe auf alte Bekannte wie die Falkenraubmöwe, die mich hier so dicht anfliegt, dass ich mit der Hand nach ihr greifen könnte. Gut markiert geht es auf acht- bis neunhundert Metern Höhe über die Plateauflächen vorbei an Seen, Sami-Hütten und verschiedenen Bächen.
    Bei der Pause muss ich leider feststellen, dass das letzte Stück von meinem Brot und auch ein paar Scheiben Käse schimmelig geworden sind, das ist der nassen Zeit geschuldet, die ich hatte und teils auch dem Vergessen, wirklich alle Sachen zum Trocknen rauszunehmen. Ich lebe damit, aber sehr ungern.
    Gegen acht am Abend komme ich auf der anderen Seite wieder von den Bergen runter und bin an der 73, der Straße, die ich vorgestern verlassen habe. Jetzt gerade habe ich schon wieder den E1 verlassen, der auf norwegischer Seite weitergeht und dem ich erst in einigen hundert Kilometern wieder folgen werde. Es geht jetzt ein Stück Richtung Osten, in 2 km passiere ich die Grenze nach Schweden, um nach weiteren 3 km etwas abseits zu einer Hütte zu gehen. Diese Hütte ist in Wirklichkeit ein über 100 Jahre altes Haus, das hier als Museum im Samigebiet steht. Ob es dafür vorgesehen ist, weiß ich nicht, aber ich nutze es im Erdgeschoss, um mir meine zwei kleinen Elchsteaks anzubraten, die mir Hårvard mitgegeben hat und mich anschließend im Obergeschoss im Schlafzimmer zwischen den Betten auf dem Boden für die Nacht einzurichten.
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  • 27. Juli

    27 Juli 2024, Swedia ⋅ ☁️ 13 °C

    Es waren gestern etwas über 30 km und von daher liege ich heute morgen etwas länger. Außerdem regnet es draußen und in der Nacht kam mindestens einmal pro Stunde eine Mücke wo auch immer hergeschwirrt, mit der ich mich beschäftigen musste. Ich liege noch, da kommen Wanderer des Weges, die sich auch das Haus betrachten. Glücklicherweise steigen sie nicht die kleine Hühnerleiter hoch, um den Boden zu inspizieren, sonst wären sie sicher über den halbnackten Mann im Museumshaus etwas überrascht gewesen. Ich stehe um zehn auf, frühstücke unten ganz in Ruhe, organisiere noch einige Sachen an meinem Rucksack neu. Leider Gottes muss ich mein gutes Terence-Hill-Shirt gegen ein anderes austauschen, das ich noch mithabe, da es nach dieser exzessiven Nutzung den Weg alles irdischen gegangen ist. Es hat in den letzten zwei Wochen auffällig viele Löcher an verschiedensten Stellen bekommen und gestern, als es so schön nass geschwitzt war und ich es mir vom Rücken etwas abziehen wollte, ist es einfach lang eingerissen. In den letzten zwei Wochen habe ich außerdem gemerkt, dass ich manchmal am Rücken eine Art Stechen gefühlt habe, von dem ich nicht wusste, wo es herkommt. Ich vermute, dass der Stoff sich in irgendeiner Form durch die ewige Nässe in Wohlgefallen aufgelöst hat.
    Um zwölf breche ich von hier in leichtem Nieselregen auf, noch einmal vier Kilometer an der Straße entlang, um dann dem Lapplandsleden Richtung Hemavan zu folgen. Das ist der südlichste Punkt des nördlichen Kungsleden, den ich ab da bis nach Kvikkjokk gehe. Nach um eins komme ich nach Gröndal, hier gibt es am See gleich neben der Straße einen Shelter, in dem ich eine längere Pause mache. Als es dann weitergeht von der Straße ab treffe ich auf Niels aus Hannover, er kommt mir entgegen und wandert gerade von Hemavan aus in südlicher Richtung. Wir unterhalten uns eine gute halbe Stunde und ziehen dann weiter, ich bin heute nicht sonderlich schnell und angesichts des Regenwetters träume ich auch schon von einem muggeligen Plätzchen am frühen Abend. Davor steht aber, wie mir Niels berichtet hat, um kurz nach vier noch eine andere Sportart auf dem Plan: Rudern. An einem der Seen ist eine Strecke von gut 750 m ziemlich in Ufernähe mit einem Ruderboot zu überbrücken. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht, aber ich stelle es auch nicht in Frage. Es gibt zwei Boote, die an jeweils einem Ende dieser Strecke liegen und die Regel ist, wenn nicht auch gerade jemand in andere Richtung fährt und so die Boote getauscht werden, muss ich dafür sorgen, dass am Ende wieder an beiden Seiten je ein Boot liegt, damit nicht die nächsten in die Röhre gucken. Also rudere ich die Strecke einmal hin, binde das zweite Boot an, ziehe es zum Ausgangspunkt zurück und fahre dann wieder meinen eigentlichen Weg. Dabei beginnt es stärker zu regnen und es fühlt sich an, als wenn es heute auch nicht mehr anders wird. Hundert Meter vom Weg entfernt steht eine alte Scheune, alles rundherum ist zugewachsen, aber sie lacht mich an für eine Pause. Eins der Tore hängt nur noch an einer Angel und es ist recht einfach zu öffnen. So habe ich hier zwischen all dem alten Gerümpel eine gute trockene halbe Stunde, in der ich essen und darüber sinnieren kann, wem das wohl gehört und was es mit all diesen Sachen hier drin so auf sich hat. Gegen sieben, ich habe noch 5 km vor mir, reißt es mich dann doch hin. Ich habe es für heute dicke und schlage direkt neben einem Bach an einer wunderbaren Stelle mein Zelt auf, verkrieche mich und versuche, den ganzen nassen Kram irgendwie zumindest ein wenig trocken unterzubringen.
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  • 28. Juli - Ruhetag

    28 Juli 2024, Swedia ⋅ ⛅ 13 °C

    Obwohl mein Plan ein anderer war, erkläre ich den heutigen Sonntag zum Ruhetag. Am Morgen wie auch die Nacht hindurch schüttet es unaufhörlich und da meine Sachen von gestern genauso nass rumliegen, wie sie waren, drehe ich mich einfach noch etliche Male um und lasse es draußen einfach geschehen. Es sind von hier genau 25 km bis nach Hemavan zu laufen, das werde ich dann ab morgen früh tun. Gegen eins, als ich gerade mal heraustrete, kommen just in diesem Moment Margarete und Knut vorbei. Sie dürften wohl die einzigen sein, die heute überhaupt hier entlanglaufen, wir unterhalten uns ein wenig, vermutlich sehen wir uns auch noch mal wieder. Da hat so ein Tag 24 Stunden und ich frage mich, wer oder was macht, dass ich genau in dem Moment im Regenwetter aus der Höhle krieche, als sie gerade noch 2 Minuten entfernt sind. Eine halbe Stunde später hört der Regen auf, es ist einigermaßen windig, so dass ich alle nassen Sachen im Zelt aufhänge und auf Durchzug stelle, darauf hoffend, der Wind pfeift durch und trocknet, was irgendwie machbar ist. Später, als ich dem trockenen Frieden noch mehr traue, schaffe ich alle möglichen Sachen raus und nutze die Form der Krüppelbirken, um das Nasse weg vom Boden in den Wind zu hängen. Dabei soll es aber nicht bleiben, es wird dazu ab um fünf rum sogar der Himmel mehr und mehr blau. Nicht mal der rauschende Bach zwanzig Meter vom Zelt entfernt ist kalt, als ich mir ein Bad darin gönne. Hoffentlich kriege ich morgen so früh die Augen auf, wie ich es mir heute Abend wünsche…Baca selengkapnya

  • 29. Juli

    29 Juli 2024, Swedia ⋅ ⛅ 13 °C

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wenn der Tag schon mit solchen Schlaumeiereien beginnt… trotzdem stehe ich um Dreiviertel sechs auf, gucke außenrum nach Würmern und finde nix. All die vielen Molte- und Heidelbeeren in der Gegend hier sind noch nicht reif, so dass es Frühstück wie immer gibt. Trotz trockener Nacht ist das Zelt von außen als auch von innen extrem nass und ich brauche bis um acht, bis ich es in der Sonne und im Wind getrocknet habe. Dann geht es für meine Verhältnisse recht früh los Richtung Ost. Es ist herrliches Wetter mit gutem Wind dazu, der Weg zieht sich nicht sehr hoch in leichtem Auf und Ab durch grüne Birkenlandschaft, die mehr und mehr offen ist mit nur noch sehr vereinzelten Bäumen. Das ganze gespickt mit wievielen kleinen und größeren Seen, Bächen und Flüssen. Um neun hüpft ziemlich dicht am Wegesrand ein kleiner Vogel entlang, er kann scheinbar noch nicht fliegen und sitzt dann auf einem großen Stein, piept mich ein wenig hilflos an. Ich fertige hastig ein Express-Aquarell, rede ihm gut zu und lasse ihn dann auch gleich wieder allein. Zwei Stunden später treffe ich auf eine Wanderin, durchaus im Rentenalter, ihr Gang wirkt schon von weitem auf mich etwas merkwürdig und ich denke so bei mir, was sie denn wohl in dieser Landschaft hier tut. Als wir uns gegenüberstehen und unterhalten, zeigt sie mir gleich ihre kaputte Sohle. Sie ist heute Morgen von Hemavan aus gestartet und hat kurz darauf diesen herben Verlust erlitten. Provisorisch mit einem Gummiband im vorderen Bereich fixiert, hängt sie bei jedem Schritt unter dem Absatz lose runter und das macht natürlich ein merkwürdiges Gangbild. Sie wird mangels Reparatur- oder Austauschmöglichkeit ihre Wanderung schon heute im nächsten Ort abbrechen und will nächstes Jahr einen neuen Versuch machen. Weiter so!
    Es läuft sich bei dem Wetter wunderbar, ab dem Mittag zieht sich der Himmel mehr und mehr zu, so dass es auch etwas kühler wird. Gegen zwei kann ich in gut 10-12 km Entfernung zum ersten Mal das heutige Tagesziel vom Berg aus sehen, jetzt zieht sich der Weg hauptsächlich leicht abwärts und kurz darauf komme ich an einem See an einen Shelter, an dem ich meine große Pause mache. Es sind hier hauptsächlich Fischerhütten, denn an den nächsten Seen, die so bis 8 km vom Ort entfernt sind, treffe ich immer mal wieder auf Angler, unter anderem auf drei junge Schweden, die ganz fasziniert sind, wie man denn so einen langen Weg tatsächlich auf zwei Füßen laufen kann. Am nächsten See höre ich Kinderstimmen und treffe hier auf die Stockholmerin Jennifer mit ihrer Tochter Sonja und dem Sohn Elliott. Sie haben einen Tagesausflug hier raus an den See gemacht und sind gerade dabei, wieder den Rückweg anzutreten, den wir gemeinsam gehen und uns dabei sehr angenehm unterhalten. Nur Sonja ist zwischendurch immer mal ein wenig gekränkt, da sie noch kein oder kaum Englisch versteht und dementsprechend ziemlich außen vor ist. Irgendwie tut sie mir dafür auch leid, aber ich kann ihr auf Schwedisch leider nichts erzählen. Den zwei Schulkindern schenke ich am Ende jeweils noch eine Muschel, die ich auf Vikna gefunden habe. Ich glaube, dass sie sich darüber ziemlich gefreut haben. Nachdem wir uns verabschiedet haben, marschiere ich direkt in eine Burgerbude ein und genehmige mir einen Dönerteller. Von hier aus dann noch zum Supermarkt, um für die nächsten 3-4 Tage ein bisschen was nachzulegen. Hier treffe ich auf einen jungen Deutschen, der mit dem Fahrrad unterwegs ist. Und zwar fährt er die längste Strecke, die in Europa möglich ist, nämlich von Gibraltar zum Nordkap. Es ist eine wunderbare kleine Andacht für mich. Darüber vergesse ich leider, im Markt nach Gas zu fragen, an der Fjällstation komme ich zwar noch vorbei, dort ist aber heute niemand mehr da. Stattdessen treffe ich auf zwei Schweizer, die heute hier den Kungsleden beenden und in der Fjällstation übernachten, um morgen den Heimweg anzutreten. Ich habe mir oberhalb des Ortes, der übrigens ein ziemlich großes Ski-Areal ist, in gut 3 km Entfernung einen Shelter ausgeguckt und stehe circa um acht vor der Entscheidung, tatsächlich 3 km zu laufen oder doch den kurzen Weg unter dem Skilift zu nehmen. Da mir die Unvernunft doch am vernünftigsten erscheint, nehme ich natürlich den steilen Weg, der stattdessen nur 750 m lang, aber dafür zur Via Dolorosa des Tages wird. Angesichts der häufiger werdenden Moskitos stelle ich mein Innenzelt in den Shelter und bin damit vor meinen zwei Hauptfeinden sicher.
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  • Hemavan mit Airfield links.
    Mein Stellplatz links am Bach.

    30. Juli

    30 Juli 2024, Swedia ⋅ 🌙 11 °C

    Auf nach Lappland, auf ins Vindelfjällen, auf zum Kungsleden. Irgendwie treffen hier so viele große Sachen zusammen und das ganze bei strahlendem Sonnenschein schon am Morgen. Da lohnt es sich auch, um sieben aufzustehen und circa um neun loszumarschieren. Das Vindelfjällen ist das größte schwedische Naturreservat, etwa doppelt so groß wie das Saarland und auf Höhen von circa 500 bis über 1700 Metern angesiedelt.
    Ein letzter Blick runter nach Hemavan über die Seen und den Flughafen, dann geht es für mich vorbei an den großen Liftstationen umgeben von herrlichem Bergpanorama. Als ich gerade noch den Blick ins Tal habe, sehe ich das Wasserflugzeug auf dem See starten, vor dem wir gestern Abend das Foto gemacht haben. Ich bin am Morgen verwundert, wie viele Leute schon gegen acht oder neun in Richtung Hemavan den Weg entlangkommen und noch mehr, die von hier Richtung Norden unterwegs sind. Das ist wirklich Autobahn und ich glaube, ich muss ab heute aufhören, mit jedem einen Schwatz zu halten. Als ich zur ersten Pause sitze, unterhalte ich mich mit Kerstin, einer schwedischen Seniorin, die die circa 440km bis Abisko gehen will, während dieser Pause kommen im 10-Minuten-Takt Wanderer in Zweier- bis Fünfergruppen hier vorbei.
    Gegen elf öffnet sich vor mir das Tal, in dem der Fluss Västra Syterbäcken herunterkommt. Es ist eingeschlossen von hoch aufragenden Bergen, in diesem Tal wird sich heute hauptsächlich der Weg entlangziehen.
    An der ersten STF-Hütte am Weg, der Viterskalet Fjällstuga, sitzen gerade die Hüttenwartinnen (Stugvärd) zum Mittag draußen, ich geselle mich dazu und wir halten einen netten Plausch. Ab hier biegt das Tal rechts ab, nimmt die so typische U-Form der Trogtäler an. Hier entlang folge ich, nicht sonderlich steil, aber sehr beeindruckend mit den immens hoch aufragenden Felsen zu beiden Seiten, von denen kleinere Wasserläufe und Wasserfälle herunterkommen. Auf der linken Seite ragt der Norra Sytertoppen mit 1768 m.ü.M. als höchster Berg des Vindelfjällen auf.
    Ich lasse mich gegen zwei zur großen Pause nieder und genieße das Rauschen des herabfallenden Wassers, das oben aus einem kleinen Gletscher kommt. Dazu gibts Surdegsbröd mit Käse, ich kann euch sagen…
    Die Anzahl der Wanderer am Weg nimmt ab hier ein wenig ab, viele sind Tagesausflügler, die bis zur ersten Hütte gehen. Immer wieder begegne ich heute Kerstin, je nachdem, wer mal wieder irgendwo zum Boxenstopp sitzt und den anderen überholt. Gegen drei treffe ich weiter oben ziemlich am Ende des Tals an einer Hütte Afroza und ihre Freunde. Sie sind Bangladescher, die in Stockholm leben und es lieben, zusammen zu wandern. Es ist interessant, eine Weile mit ihnen zu gehen und sich nebenbei zu unterhalten. Der Weg aus dem Tal heraus zieht sich circa um vier noch über einen Berg, ich verabschiede mich im Vorbeigehen von Kerstin, die ihr Zelt jetzt aufschlägt und ab dann geht es für gute 3 km abwärts Richtung Tagesziel, der Syter Fjällstuga, die von hier oben schon gut zu sehen ist. Das ist eine bewirtschaftete Hütte, es ist ziemlich viel los und da ich mit meinem Gas ziemlich am Ende bin, kaufe ich mir hier eine neue Kartusche und schlage auf der anderen Seite des Flusses mein Zelt auf, da ich in der direkten Umgebung für die Übernachtung sonst zahlen müsste. So kann ich immerhin morgen früh die Toiletten nutzen. Heute Abend nehme ich gleich noch ein Bad im Fluss, der direkt neben mir runterdonnert. Unweit von meinem Zelt hat auch der Franzose Matthieu geparkt, er beendet morgen seinen Kungsleden-Trip, wir kommen ins Gespräch und verabreden uns eine halbe Stunde später am Altar zum Essen. Zumindest wirkt dieser große flache Stein zwischen unseren Behausungen so, auf dem wir wie Hohepriester alles ausbreiten und uns dann gut zweieinhalb Stunden lang bei Essen und Trinken über dies, das und noch etwas mehr unterhalten. Ein wunderbarer Tag war das heute, der in dieser Landschaft so unheimlich schnell verging, ohne dass ich auf die Uhr sehen musste, wie es zuletzt entlang der Straßen häufiger war.
    Ganz nebenbei nehme ich an meiner Ausrüstung hier und da Abnutzungserscheinungen wahr, so beginnen sich am Poncho und wie ich heute sehe, auch am Zelt an neuralgischen Punkten Schichten zu lösen, die das Wasser abhalten. Für eine Zeit lang und vielleicht mit etwas Flickzeug werde ich hier improvisieren können, allemal werde ich es im Auge behalten.
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  • 31. Juli

    31 Juli 2024, Swedia ⋅ 🌧 11 °C

    Nach einer trockenen Nacht halte ich am Morgen noch mal eine Andacht mit Matthieu, wir frühstücken zusammen und ich breche gegen neun auf. Die Wettervorhersage in der Hütte meldet Regen für den späten Nachmittag, der aber nur bis um halb elf auf sich warten lässt. Allerdings ist es nur ein Ansatz von Niesel, der die ganze Zeit in der Luft liegt, nicht Fisch und nicht Fleisch. Nach gut anderthalb Stunden komme ich über einen kleinen Berg runter zum See Vuoddage, er ist total zerklüftet mit vielen kleinen Inseln, mit verschiedenen Brücken ist der Weg durch den See geführt. Direkt Richtung Norden schließt sich daran der See Tärnasjön an, dem ich die meiste Zeit des Tages heute folgen werde. Bevor ich aber die Brücken überqueren, nehme ich an einem Shelter Platz und mache die erste Pause. Kurz darauf gesellt sich ein Herr zu mir, ein 72-jähriger Amerikaner, der auf jedem Kontinent gelebt und gearbeitet hat und auch gewandert ist. Für mich sehr erfreulich, ich bin mal nicht derjenige, der erzählt. Es ist äußerst interessant, ihm zuzuhören, als er über seine Touren und auch die verschiedensten Arbeitsplätze berichtet, die er so hatte.
    Der Weg ist heute ziemlich flach, also geht es relativ gut vorwärts. Irgendwann nach dem Mittag treffe ich meine asiatischen Wanderfreunde von gestern wieder und lerne kurz darauf noch Emma und Olav kennen, ein junges schwedisches Paar, das hier auch für ein paar Tage unterwegs ist. Und als besonders tough zeigt sich ein kleines schwedisches Mädel, das hier auf dem Pfad mit Vater und Onkel unterwegs ist. Gegen halb vier erreiche ich die Tärnasjö Fjällstuga, alle haben von der Sauna hier geschwärmt, die am späten Nachmittag angefeuert ist. Ich habe 100 mal drüber nachgedacht, aber den Tag jetzt schon hier zu beenden, ist mir doch zu früh. Und so mache ich eine längere Pause, lerne noch zwei deutsche Wanderer kennen und lasse einen kräftigen Regenschauer durchziehen. Gegen halb fünf hat es sich etwas beruhigt und ich nutze die Chance, noch mal aufzubrechen, bevor ich am Ende doch hier versauere. In der Stuga hing eine Karte aus, die das Höhenprofil von Hemavan bis nach Ammarnäs zeigt. Ich weiß inzwischen ziemlich genau, warum ich solche Sachen ebenso wie Wettervorhersagen nicht mag: Sie implizieren gewisse Erwartungshaltungen oder auch Ängste, die meistens völlig unbegründet sind. Ähnlich sah das auch aus: Von 600 m.ü.M. zieht es sich über circa 1100 m, das klingt werweißwieviel, am Ende ist es ein etwas umfangreicherer Spaziergang.
    Bis zur nächsten Hütte sind es noch 14 km, das ist mir doch zu weit und so gehe ich einfach, solange es das Wetter hergibt und ich Lust habe. Kurz nach sieben lande ich nach gut 24 km heute unweit eines Bachs in ziemlich flacher Landschaft, die von Strauchwerk bedeckt ist. Gerade noch zur richtigen Zeit, bevor Regen und Wind heftig werden, baue ich das Zelt eilig auf und mache es mir bequem. Heute gilt mein Augenmerk besonders den Stellen am Zelt, die ich als undicht erkannt habe. Mal sehen, wie akut dieses Thema tatsächlich ist.
    Nach dem Essen offenbart ein letzter Blick nach draußen, es hat sich alles neblig zugezogen und der Wind peitscht Regen übers Land.
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  • 1. August

    1 Agustus 2024, Swedia ⋅ ⛅ 12 °C

    Dieser Tag lässt sich so gut an. In der Nacht hat es bis mindestens um zwei heftig geregnet, danach war weiter starker Wind, der Richtung Morgen immer mehr zugenommen hat, aber dafür auch bis zum Frühstück alles getrocknet hat, so dass ich um zehn aufbrechen kann. Es ist der 1. August, ich bin heute genau ein halbes Jahr unterwegs und werde heute auch genau 3000 km voll machen. Also ist der Tag schon aus dieser Sicht heraus ein ganz besonderer. Es zieht sich anfangs bei heftigem Wind noch einen kleinen Berg hoch und dann kann ich schon die Serve Fjällstuga sehen. Hier mache ich gegen zwölf eine Pause, die Hüttenwirtin schenkt Preiselbeerensaft ein und erzählt mir, dass der Berg, über den der Kungsleden jetzt führt, bei dem heutigen Wetter nicht unbedingt zu empfehlen ist, da er über 1100 m geht. Es gibt einen Weg entlang der anderen Uferseite des Stor-Tjulträsket, der einfacher zu gehen ist und auch um gut 6 km kürzer. Also entscheide ich mich dafür und damit rückt auch die Möglichkeit, heute noch nach Ammarnäs zu kommen, deutlich näher. Während der Pause kommt Roman dazu, ihn habe ich gestern schon auf einer Hütte getroffen. Er hat Wurzeln in Thüringen und wir gehen zusammen einen großen Teil des Weges, unterhalten uns nebenbei und werden uns sicher die Tage wiedersehen.
    Das Wetter hält sich den ganzen Tag konstant, auch wenn der Himmel grau ist. Der Weg geht talwärts durch die Birkenwälder, entlang des Sees ist es nicht sonderlich aufregend und ich erreiche gegen fünf einen Parkplatz, das ist genau der Punkt, wo ich 3000 km voll habe. Ich mache hier eine längere Pause, es gibt mangels Alternativen zum Feiern etwas Schoki und ich entscheide mich, auf der Straße die letzten 8 km bis nach Ammarnäs zu gehen. Unterwegs treffe ich auf einen Schweden, mit dem ich mich länger am Straßenrand unterhalte und der mir vom letzten Winter hier erzählt. Dass sie 40° Minus hatten und er an der Tankstelle im Ort nur Gelee bekommen hat statt Diesel. Gegen acht habe ich dann diesen kleinen Ort erreicht, der einen Supermarkt hat und zu meiner Freude ein kleines Restaurant. Hier steuere ich erst mal rein, da die Küche schon geschlossen hat, trinke ich zur Feier des besonderen Tages zwei Bier und mache mich von hier aus gegen zehn auf den Weg zur Fjällstation. Hier treffe ich auf Andrea, ein Italiener, der mir gleich behilflich ist und zeigt, wo die Duschen und weitere Räumlichkeiten sind. Bis dahin ist mein Plan, das Zelt draußen aufzustellen, im Gemeinschaftsraum treffe ich auf ein paar deutsche Mädels, die zuviel Couscous gekocht haben und so kann ich davon gleich am Abend was nehmen. Vielen Dank dafür. Mit Annika und Jaqueline unterhalte ich mich noch eine ganze Weile, die Uhr rückt immer mehr Richtung Mitternacht und so entscheide ich mich am Ende, auf dem kleinen Sofa im Gemeinschaftsraum die Nacht zu verbringen.
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  • 2. August - Ruhetag

    2 Agustus 2024, Swedia ⋅ ☁️ 14 °C

    Na das war ja mal schnell und einfach gelöst mit dem Schlafplatz. Bis am Morgen um sieben kann ich schlafen, da erst um diese Zeit die ersten Gäste zum Frühstücken in den Gemeinschaftsraum kommen. Ich mache mich auch um diese Zeit auf und tue es ihnen gleich. Im Laufe der Zeit gesellen sich mehr und mehr dazu, einige auch von gestern Abend. Da ich mit mir selbst noch nicht genau weiß wohin, sitze ich und genieße den Vormittag. Mit Andrea, seiner rumänischen Freundin Andreea und der Belgierin Inge ist es eine schöne Runde, in der es bis zum Mittag dauert, bis sich alle aufraffen. Als ich geduscht hab und den Rucksack aufsetze, bis dahin in der Annahme jetzt losgehen zu wollen, entscheide ich mich just in diesem Moment, einen Ruhetag zu machen und nahe des Supermarkts am Fluss das Zelt aufzubauen. Ein Grund ist außerdem, dass mein rechtes Knie sich seit einigen Tagen nicht gut anfühlt und sicher die Ruhe vertragen kann. Inge hat außerdem so von den Burgern geschwärmt, die es im Restaurant gibt. Wir bauen die Zelte auf, kaufen noch ein und gehen dann die 100 m rüber zum Restaurant. Auf dem Weg dahin kommt Roman daher und gesellt sich zu uns, so dass wir zu dritt lang und breit dieses Mahl zelebrieren.
    Am Nachmittag versehe ich an meinem Zelt die zwei fraglichen Stellen mit Reparatur-Patches und bin mal gespannt, ob das was taugt. Ammarnäs fühlt sich nach ein paar Stunden an wie das Zentrum der Welt, alle möglichen Gesichter tauchen im Laufe des Tages wieder auf, die ich gar nicht erwartet hätte, wiederzusehen. Ganz nebenbei ergibt sich im Gespräch, dass Inge Osteopathin ist, na da guck mal einer an. Irgendwer hat sie mir wohl geschickt. Natürlich hat sie auch Urlaub, aber es ist eine gute Verbindung zwischen uns und so arrangieren wir uns. Am späten Nachmittag gibt sie mir eine Freiluft-Behandlung. Vielen herzlichen Dank, Inge. Ob wir vielleicht genau deshalb am Abend noch mal Burger essen? Es ist ein schöner Abend zu dritt zusammen mit Roman, den wir auf unserer kleinen Wiese vorm Supermarkt bei einem Feuerchen ausklingen lassen. Gut, dass ich hier war.
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  • Altdeutsche Handyladestation mit Handbetrieb.
    PotatisbackenFühle mich wie in San Francisco.

    3. August

    3 Agustus 2024, Swedia ⋅ ☁️ 14 °C

    Ich freue mich immer noch, dass ich hier geblieben bin, Ammarnäs ist irgendwie speziell.
    Um sieben mache ich mich hoch, dusche noch mal kurz in der Fjällstation und kümmere mich dann ums Zelt, es musste ja in der Nacht für eine halbe Stunde regnen. Diese Beschäftigungstherapie von Petrus klappt also weiterhin vorzüglich. Irgendwann nach um acht setze ich mich mit Inge direkt am Supermarkt auf einer Bank zum Frühstück, wir genießen noch die Zeit zusammen und begrüßen den einen oder anderen, der vorbeikommt. Kurz bevor wir am Ende sind, kommt Christiane daher, eine Deutsche, die das grüne Band wandert, aber wegen anhaltender Probleme an ihrem Fuß letztlich hier die Wanderung beendet. Wir haben schon voneinander gehört, lernen uns jetzt auch persönlich kennen. Da sie weiter im Norden den selben Weg geplant hatte wie ich, bietet sie mir an, mir ihre Essenspakete, die sie nach Ritsem und Abisko geschickt hat, zu überlassen. Ich sitze hier und weiß außer Danke kaum was zu sagen. Ausgerechnet um diese Versorgung mache ich mir seit diversen Tagen diverse Gedanken, wie ich es regeln kann, da es am Padjelantaleden um die Einkaufsmöglichkeiten recht dünn aussieht. Und jetzt steht sie einfach hier und löst dieses Rätsel auf. Vielen Dank, ich nehme dich bei jeder Mahlzeit mit! Diese Menschen, diese Begegnungen, diese Verbindungen, das ist so seltsam einzigartig schön. Nachdem wir uns dann alle zum dritten Mal verabschiedet haben, ziehe ich um halb zwölf los, werde heute eine Abkürzung nehmen, die mir einen halben Tag spart, der Preis dafür ist, gut acht Kilometer auf einer Gravelroad zu laufen. Damit lebe ich ganz gut und werde heute auch mit Rücksicht auf mein Knie nicht unendlich weit laufen. Aus dem Ort raus geht es an der schönen Kirche vorbei und direkt danach stehe ich am Potatisbacken (Kartoffelhügel). Das ist eine eiszeitliche Erhebung, auf der sie hier seit über 150 Jahren kälteresistente Kartoffeln anbauen. Man muss bedenken, wir sind nicht mehr allzu weit vom Polarkreis entfernt. Die Straße führt mich am Vindelälven flussaufwärts, hier treffe ich auf einige Angler und komme auch mit den Finnen Johannes und Markus ins Gespräch. Sie beenden gerade ihre Packraft-Tour (aufblasbares, ultraleichtes, stabiles Schlauchboot), auf der sie teils auf Seen, aber hauptsächlich die Flüsse hinab fahren und auch wandern. Dabei wird natürlich geangelt und die Natur vom Wasser aus genossen. Die Ausrüstung ist interessant, da das Ganze durchaus auch gewisse Gefahren mit sich bringt.
    Das Wetter war am Vormittag noch grau in grau, hat sich inzwischen aber zu immer mehr blauem Himmel aufgehellt. Die Straße mündet gegen halb fünf auf einen Feldweg, hier liegt direkt auf dem Weg ein Handy. Ich gucke es mir an, das Display funktioniert, ich vermute, es könnte zu einem der zwei hier abgestellten Autos gehören. Mangels Fundbüro binde ich es an ein nahes Verkehrsschild mit einem Stück Seil an, so dass es gut ins Auge fällt. Kaum hundert Meter weiter kommt mir eine Frau mit ihren zwei Töchtern entgegen und auf die Frage, ob sie denn vielleicht ein Telefon vermissen, sind sie ganz happy, es gehört einem der Ableger.
    Diesem Weg weiter folgend sehe ich in gut 2 km Entfernung einen Wasserfall im Wald herunterstürzen, ich werde den Fluss, der ihn speist, oberhalb an einer Brücke später queren. Dazu braucht es gut sieben Kilometer, jetzt geht es aber erst mal 3 km im Wald aufwärts, ich habe den Kungsleden wieder erreicht und da das Schwitzen scheinbar nicht genug ist, beginnt es noch zu regnen, so dass ich dazu auch noch den Poncho überziehen muss. Glücklicherweise ist die Baumgrenze relativ schnell erreicht und ich laufe die letzten Kilometer über die freie Fläche, um mich ganz in der Nähe der Brücke niederzulassen. Ich will am Abend noch die Sachen durchwaschen, sodass sie morgen am offiziellen Ruhetag trocknen können. Das Wetter ändert sich jetzt im Halbstundentakt von himmelblau bis regengrau.
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