Ich gehe.

Februari - Oktober 2024
  • WildeHilde
Es gibt einen Plan.
Schließlich braucht’s
was zum Verwerfen…
Baca lagi
  • WildeHilde

Senarai negara

  • Finland Finland
  • Norway Norway
  • Sweden Sweden
  • Denmark Denmark
  • Jerman Jerman
Kategori
Mengembara, Mendaki, Alam semula jadi, Perjalanan tunggal, Hutan belantara, Fauna
  • -kilometer perjalanan
Cara pengangkutan
  • Penerbangan-kilometer
  • Berjalan-kilometer
  • Pendakian-kilometer
  • Basikal-kilometer
  • Motosikal-kilometer
  • Tuk Tuk-kilometer
  • Kereta-kilometer
  • Keretapi-kilometer
  • Bas-kilometer
  • Camper-kilometer
  • Karavan-kilometer
  • 4x4-kilometer
  • Berenang-kilometer
  • Mendayung-kilometer
  • Motobot-kilometer
  • Berlayar-kilometer
  • Rumah bot-kilometer
  • Feri-kilometer
  • Kapal pesiar-kilometer
  • Kuda-kilometer
  • Bermain ski-kilometer
  • Tumpang-kilometer
  • Cable car-kilometer
  • Helikopter-kilometer
  • Kaki Ayam-kilometer
  • 229footprint
  • 250hari
  • 1.8rbgambar
  • 5.3rbsuka
  • 15. Juli

    15 Julai 2024, Norway ⋅ ☁️ 17 °C

    Nach ein paar wunderschönen sonnigen Tagen in Trondheim bin ich gestern Abend wieder mit Bahn und Bus nach Foldereid zurückgekommen. Die Hütte nutze ich wieder wie schon zuletzt. Bei bestem Wetter schlafe ich heute morgen sehr lange aus bis um zehn. Während ich mich drinnen aufrappel, höre ich draußen Schritte und auf einmal steht da ein Rentier und guckt zur Tür herein. Als es mich sieht, sieht es wirklich zu, dass es Land gewinnt. Ich habe heute einige organisatorische Sachen zu regeln, was hier natürlich nur übers Handy geht und relativ umständlich ist verglichen mit am Computer sitzen. Insgesamt hab ich da keine große Lust drauf, beschäftige mich aber heute am Vormittag damit, und so zieht sich die Zeit hin, es wird nach um eins, bis ich überhaupt loskomme. Mein innerer Antrieb fühlt sich heute irgendwie sehr sehr limitiert an. Ich kaufe im Supermarkt unten an der Hauptstraße noch ein, esse ein wenig und um halb drei ziehe ich los, wohlwissend, dass es heute wohl kein volles Tagesprogramm wird.
    Es geht heute den gesamten Tag entlang verschiedener Fjorde wieder weiter raus zur Küste, so dass ich immer irgendwie das Wasser im Blick habe. Gegen vier lasse ich mich am Fjord, an dem der Weg entlang geht nieder, habe auf der gegenüberliegenden Seite einen wunderschönen Wasserfall, der sich in verschiedenen Strömen den Berg herunter zieht und genieße dieses Wetter von blau bis grau mit ganz ordentlichem Wind dazu. Die Berge ragen hier schon über 1000 Meter aus den Fjorden heraus. Das hat sich in den paar Tagen seit Vikna bis hierher recht schnell verändert. Bei einer Pause an einem Parkplatz komme ich mit mehreren Leuten ins Gespräch, ein junger Norweger will mir unbedingt was mitgeben und so schenkt er mir aus seiner Army-Zeit eins der Energie-Fresspakete, das er grad im Auto findet.
    Gegen halb neun komme ich nach immerhin doch 20 Kilometern an den Platz, den ich mir als Ziel ausgeguckt hatte. Was ich bis dahin nicht gesehen habe, dass hier ein Campingplatz ist. Naja, jetzt bin ich hier und werde auch nicht weiterlaufen, auch wenn ich den Platz als solches nicht bräuchte. Habe aber ein paar rheinische Frohnaturen als Zeltnachbarn und lerne noch einen norwegischen Guinness-Rekordradler kennen. Er hat in 1997 Norge på langs, also der Länge nach vom Nordkap bis nach Lindesnes mit dem Rennrad über mehr als 2500 Kilometer in gut fünf Tagen gefahren. Das ist ziemlich krank, aber ebenso beeindruckend. Und so wird es bei all dem Gesabbel rundrum Mitternacht, bis ich gegessen habe und nach einem besonders prächtigen Sonnenuntergang im Zelt liege.
    Baca lagi

  • Jetzt aber flinke Füße...

    16. Juli

    16 Julai 2024, Norway ⋅ ☀️ 20 °C

    Diese gute Nacht auf dem Zeltplatz ist für mich übrigens erst die dritte bisher auf der Reise. Da es schon recht früh am Morgen außenrum unruhig wird, manche packen ein, manche frühstücken schon, stehe auch ich um sieben auf, da mir außerdem die Sonne das ganze Zelt zu sehr aufheizt. Bei blauem Himmel und strahlender Sonne frühstücke ich, unterhalte mich noch mit dem einen oder anderen und nach einer letzten kalten Dusche gehe ich schon um neun los. Gestern bin ich ja in die Provinz Nordland gekommen, in der ich heute entlang der Fjorde und Berge irgendwann am Nachmittag das offene Meer erreichen werde. Ersteinmal passiere ich den Fuß des Heilhornet, der mit 1058 m.ü.M. höchste Berg hier. Zur ersten Pause kommen drei deutsche Camper mit je einer Fahrerin auf den Parkplatz gefahren, ich vermute bei dieser Konstellation erstmal, sie hätten ihre Männer wegen schlechter Führung irgendwo ausgesetzt. Als wir uns unterhalten, stellt sich aber heraus, dass sie als Dreiergespann, aber jeweils allein unterwegs sind. Es ist eine sehr nette Unterhaltung, ich bekomme das Bild von den drei Damen vom Grill irgendwie nicht aus meinem Kopf. Die Straße hier zieht sich weit um die Fjordarme und -Enden herum, so dass ich stundenlang an ein und demselben Gewässer bin, es aber mal von rechts, vom Ende und dann von links aus begehe. Hier und da treffe ich heute auch auf Tunnel, teils einige 100 Meter lang, die aber immerhin beleuchtet sind. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl, sie zu durchlaufen, weil die Geräuschkulisse eine völlig andere ist als außen. Es ist bis auf den letzten Moment nicht auszumachen, ob ein Fahrzeug von vorn oder von hinten angerollt kommt und selbst ein PKW hört sich eher wie ein Zug an. Von daher sehe ich zu, dass ich so schnell wie möglich da durch und wieder draußen auf der freien Straße bin. Hier ist alles wieder wie gehabt, viele viele Wohnmobile mit genauso vielen freundlich grüßenden Fahrern. Einer hält heute mal wieder an und fragt, ob er mich mitnehmen kann. Diese Straße gehört zum Helgelandkysten-Weg und alle, die Richtung Norden oder Süden unterwegs sind und nicht die E6 entlang brettern wollen, sind hier mit etwas mehr Ruhe und viel mehr Kurven unterwegs.
    Gegen vier komme ich nach Holm, hier werde ich die Fähre nach Vennesund nehmen, da ich sonst über gut 5km meine Nichtschwimmerfähigkeiten mit Rucksack präsentieren müsste, in dieser Sache bin ich etwas verschämt. Alle Stunde legt eine ab, ich passe sie gerade noch ab und just in dem Moment, als das letzte Auto drauf fährt, bin ich der letzte, der den Fuß noch draufsetzen darf, bevor der Dampfer die Rampe hochzieht. Nach 18 Minuten legen wir in Vennesund an und direkt am Fährkai gibt es Gina’s Kusina. Ach, ein Eis und ein Kaffee stehen mir sicher ganz gut bei dem Wetter, aber es wird ein deutlich längerer und sehr angenehmer Aufenthalt, als die Chefin mal rumkommt und wir ins Gespräch kommen. Ihr Lachen und ihre Lebensfreude ist schon von weitem wahrzunehmen. Die Filipina hat das Restaurant während Corona eröffnet und überlebt, jetzt kann sie alles überleben. Korrekte Einstellung! Gina lädt mich später sogar auf eine Waffel und ihr äußerst leckeres Essen Bacalao ein. Ich danke dir ganz herzlich.
    Gegen halb sieben ziehe ich von hier weiter, eigentlich sollen es noch 5 km sein, da mir der Platz aber noch nicht schmeckt, werden es am Ende doch zehn, bis ich direkt am Meer auf Empfehlung meiner Wasserspender ein feines Plätzchen gefunden habe und mich direkt ablege.
    Baca lagi

  • Oh Lord, won't you buy me a Mörßäjdies Bähnß?

    17. Juli

    17 Julai 2024, Norway ⋅ ☁️ 20 °C

    Wie oft habe ich schon gedacht, was denn wohl jetzt noch kommen kann. Heute ist wieder so ein Tag, der schon durch die Nacht und am frühen Morgen so schön ist, dass, völlig egal was heute noch passiert, es nur fantastique werden kann. Die Nacht hier so dicht am Meer bei blauem Himmel und einem angenehm ablandigen Wind. Seit kurz nach vier kam die Sonne hinter den Bergen hervor, am Morgen ein Bad in diesem glasklaren, türkisfarbenen, frischen Meer und dann ein langes ausgiebiges Frühstück direkt unten auf den runden Felsen am Wasser, bei dem ich den Falkenraubmöwen bei ihrer Jagd nach Fischen ewig zusehe. Die Zeit auf der Uhr läuft schnell dahin, aber sie ist mir heute völlig bedeutungslos. Vielleicht ist es so, weil es meine letzte Nacht am Meer war. Am Nachmittag werde ich Richtung Osten abbiegen und dann zwar noch Fjorde in den nächsten Tagen haben, aber eben nicht das offene Meer. Um halb elf sitz ich immer noch hier, dann reiß ich mir noch mal die Kleider vom Leib und gehe eine Runde baden. Das Wetter ist so schön, es braucht nur den nackten Mann, nicht mal ein Handtuch hinterher. Und so wird es elf, bis ich dann abmarschiere. Es ist nicht ganz so heiß wie gestern und nach anderthalb Stunden hole ich mir aus dem Coop-Markt in Vik ein paar frische Sachen für den Moment, am Abend werde ich nochmal einen am Weg haben. Kurz zuvor hält ein Caddy am Wegesrand, der Fahrer macht recht auffällig ein Foto von mir und begrüßt mich. Ich brauche recht lange, bis ich erkenne, dass es Kim ist. Er ist gerade auf dem Weg raus in die Berge zum Wandern und hat mich an der Straße gesehen. Wie schön, ihn so unerwartet nach einigen Tagen hier noch mal wiederzutreffen. Direkt nach, das heißt also räumlich dann vor dem Supermarkt gibt es erst mal Joghurt und was mich grad so angesprochen hat. Das Fresschen ermüdet mich aber auch gleich so sehr, dass ich auf dem Stuhl vor dem Laden immer mal wieder einnicke, vor mich hindöse, die Leute beobachte, das alles im Wechsel eine gute Dreiviertelstunde lang. Von Vik aus geht der Weg wieder weiter raus zur Küste. Es sollen noch ein paar Kilometer sein, die laut Karte ziemlich dicht am Wasser entlanggehen. Tatsächlich ist die Küste hier allerdings so flach, dass das Wasser einen guten halben Kilometer zurückgeht und natürlich ist um die Zeit, als ich hier lang komme, gerade Ebbe. Da braucht es doch auf diesen herben Rückschlag auch schon wieder eine kleine Pause mit Nickerchen und ich merke deutlich, irgendwas ist heute magnetisch. Ich komme kaum vorwärts und irgendwie kann oder will ich mich nicht vom Meer lösen. So wirklich Küste kommt alles in allem doch nicht mehr, entweder es sind noch kleine Hügel dazwischen oder Waldstücken. Auf jeden Fall bin ich gegen halb fünf kurz vor dem nächsten Ort Berg, an dem noch ein kleiner Fjord entlanggeht. Ich beschließe, für den Abend etwas zum Essen zu kaufen und den Tag hier zu beenden. Kurz nach sechs bin ich im Bereich des kleinen Hafengeländes und treffe dort auf eine Familie, die gerade mit ungefähr 15 Leuten ein Barbecue macht. Einer von Ihnen zeigt mir unweit entfernt einen Platz, wo ich das Zelt hinpacken kann und bringt mir gleich noch ein paar Sachen zum Dessert, da ich zum Essen selbst kleine Fischtörtchen gekauft habe und die auch weg müssen. Ich bin damit heute kaum 15 Kilometer gelaufen, aber umso freudiger, noch mal am Bach zu sein. Und bin auch recht früh mit allem fertig, um den lauen Sommerabend im Innenzelt schlafend zu genießen.Baca lagi

  • 18. Juli

    18 Julai 2024, Norway ⋅ 🌫 15 °C

    Gut geschlafen hab ich. Bei etwas Regen in der Nacht und einer Waschküche am Morgen außenherum fällt es mir heute überhaupt nicht schwer, nach dem Frühstück zu packen und aufzubrechen. Für ein paar Kilometer zieht sich die Straße entlang eines Fjordarms, an dessen Ende die Berge rundherum die Begrenzung sind. Hier enden dann auch die letzten Gehöfte, Häuser und auch die Straße. Laut der Karte werde ich von hier auf 600 m hochsteigen und dort auf einem Bergkamm parallel zur Küste entlangziehen, um Richtung Abend auf der anderen Seite an einem Fjord wieder hinabzusteigen ins Tal. Die Überquerung der Bergkette könnte ich mir ersparen, wenn ich stattdessen die Straße entlanggehe, die weit nördlich um diese Berge rumzieht. Das fällt natürlich schon aus Prinzip aus. Vielleicht waren diese Berge auch der Grund, warum es mich noch so am Meer gehalten hat. Dort laufe ich seit wie vielen Tagen auf Straßen ziemlich flach entlang und jetzt heißt es von Meereshöhe mal 600 m wieder hoch zu steigen. Durch den Nebel ist alles Gras, Buschwerk und Blätter nass, so dass ich, bevor es wirklich in den Wald geht, meine Regenhose überziehe. Dann geht es steil, das ist eine Verwandlung wie durch die Zaubertür; kaum ein paar Meter hin, fühle ich mich wie im Fjäll. Gleichzeitig fühlt es sich an wie früher in der Schule: Zettel raus, Leistungskontrolle! Das Fjäll ist noch einige Tage von hier entfernt und ich werde mich ans Bergige sicher Stück für Stück wieder eingewöhnen können, so war meine kindlich naive Vorstellung. Es geht recht steil anfangs mit Birken und Nadelbäumen, der Pfad ist ganz gut erkennbar und auch hier und da mit roten Markierungen gekennzeichnet. Nach einer guten Dreiviertelstunde bin ich auf circa 250 m Höhe und recht schlagartig endet der Wald. Ich habe Hoffnung, dass der Nebel sich lichtet, weil ich von den Bergen herab einen wunderbaren Blick auf das Meer hätte. Luftlinie ist die Küste nur knapp drei Kilometer entfernt von hier. Gegen eins lasse ich mich zur großen Pause nieder. Hier oben geht der Wind natürlich stärker und die Nebelschwaden ziehen nur so durch, dementsprechend ist es nicht besonders angenehm. Überhaupt ist das, auf was ich mich hier heute eingelassen habe, doch wieder richtiges Programm und nicht das Ferienprogramm der letzten drei Wochen. Als ich weiter aufwärts klettere, komme ich an etliche Passagen, an denen ich tatsächlich auch mit den Händen derb zugreifen muss, da sie sonst nichtzu erklimmen wären. Der Nebel wird mit zunehmender Höhe immer dichter, die Sicht ist noch 20-30 Meter und dazu wird es auch immer nasser. Als ich irgendwann die erste Spitze auf 580 m erreicht habe, mache ich eine kurze Rast an dem Steinhaufen, der sie markiert. Rundherum sehe ich schon, dass es überall relativ steil abgeht und da ich mir nicht sicher bin, ob der Weg von hier aus weiter gekennzeichnet ist, denke ich tatsächlich zum ersten Mal darüber nach, eventuell zurückzugehen und doch den deutlich weiteren Weg unten entlang über die Straße. Es soll von dieser Bergspitze zu einer weiteren gehen, die noch etwas höher ist und dann auf dem Kamm entlang. Nachdem ich in verschiedene Richtungen rund um den Gipfel Ausschau gehalten habe, finde ich tatsächlich einen Pfad, der der Richtung nach passen sollte. Dem folge ich ab jetzt auch und er ist nach kurzer Zeit wieder sehr gut markiert. Habe ich meinen Verzehr gestern am Abend noch für maßlose Völlerei gehalten, bin ich jetzt sehr froh um jede Kalorie, die mit drin war. Es ist merkwürdig zu wissen, dass wenige Kilometer entfernt an beiden Seiten unten das Meer, die Straße der Fjord und dementsprechend auch Häuser sind, trotzdem fühlt sich das hier oben an, als wäre ich so wie im Fjäll unendlich weit von all dem zivilen entfernt. Angesichts der Umstände, wie es hier zu laufen ist, ein ewiges Auf und Ab, viel Kletterei, das Wetter dazu, sehe ich mich heute schon auf dem Berg übernachten statt wie geplant auf der anderen Seite unten am Fjord. Aber alle Schwarzmalerei hilft nichts, der Weg läuft sich dann doch besser als das, was bisher anstand und so komme ich gegen halb fünf an den Punkt, ab wo es sich über gut 4 km wieder vom Berg runter zieht. Der Pfad ist nicht großartig in Serpentinen geführt, sondern geht tatsächlich sehr steil abwärts, so dass ich sogar bereit bin, meine Wanderstöcke rauszuholen, um ein wenig die Knie zu entlasten. Irgendwann kommen in tieferer Lage die ersten Schafe, die eingezäunt sind und einzelne Hütten im Wald. Nach um fünf komme ich bei einem Gebäude vorbei, dessen Tür offen ist und innen sieht es wie ein großer Saal aus mit Antiquitäten. Ich latsche erst mal rein und treffe auf einen Mann, der mir erzählt, dass morgen hier so etwas wie ein Flohmarkt stattfindet mit Kaffee dazu. Ich sehe mich ein wenig um, kaufen kann ich natürlich nichts und so muss ich auch ablehnen, als er mir einen Teller mit einer Zeichnung vom Nordkap schenken will.
    Ich habe jetzt die Straße am Fjord erreicht und mein Ziel ist, für heute Abend möglichst irgendeine Art Unterkunft zu finden, die von oben trocken ist, damit ich das Zelt und alle nassen Sachen trocknen kann. Dafür, dass ich aus den Bergen komme und das doch ziemlich anstrengend war, laufen meine Beine auf der Straße wie die eines Duracell-Hasen. Eine Stunde laufe ich noch, weil ich Spaß dran hab und irgendwie immer mehr feststelle, dass es nichts gescheites gibt, wo ich nach Wasser und einer solchen Unterkunft fragen kann. Gegen acht gehe ich von der Straße ab in Richtung einiger Häuser, klingele dort. Leider ist der alte Mann, der mir öffnet schwerhörig und es ist eine Kunst, ihm mein Anliegen mit dem Wasser beizubringen. Nach Hütte, Scheune oder dergleichen zu fragen, wäre also an dieser Stelle sinnlos. Also ziehe ich noch einmal an der Straße weiter und komme gegen halb neun an einen kleinen Rastplatz. Das ist nicht der Traum eines Wanderers, direkt an einer Straße neben der Mülltonne unter der Hochspannungsleitung das Zelt zu platzieren, aber jetzt ist Ende im Gelände. Immerhin ist ein Stück Rasen vorhanden, das gerade und auch gemäht ist und ich bin alles andere als wählerisch und zimperlich, habe ich doch trotz der Bergetappe fast 30 km auf der Uhr. Es gibt noch eine ordentliche Portion zu essen und dann fallen von ganz allein die Augen zu.
    Baca lagi

  • 19. Juli

    19 Julai 2024, Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Es hat geregnet, aber nur einmal. Und zwar von gestern Abend am Stück bis jetzt und deshalb bleibe ich einfach liegen und schlafe bis um halb zehn. Das Frühstück vertage ich, um dann im Regen abzubauen und um halb elf die gut 3 km bis nach Velfjord zu gehen, wo es einen Supermarkt gibt, in dem ich erst mal im Trockenen sitzen, frühstücken und die Morgentoilette abhalten kann. Es ist schön, dass es in so ziemlich allen Supermärkten hier geräumige Kundentoiletten gibt, die ich hin und wieder so wie heute ausgiebig nutzen kann. In dem großen Vorraum vor dem Supermarkt breite ich ein paar Sachen aus, die nebenbei trocknen können, lade alle Geräte auf, kümmere mich um den weiteren Weg, von dem ich bisher noch keine Ahnung habe und überlege, wo ich den Ruhetag abhalten kann. Alles in allem wird es dabei zwei und ich komme erst um halb drei von hier aus los, immerhin regnet es im Moment nicht mehr. Es geht heute einige Kilometer an der Straße entlang, dann werde ich wieder durch Wald und Wiesen und in die Berge ziehen. Ich merke heute und auch die letzten Tage schon, dass ich das Gelatsche an der Straße langsam dicke habe. Das Wetter gestern und heute tut sein übriges dazu, fehlt doch jede Art von Sitzgelegenheit und ich freue mich sehr, dass es jetzt wieder mehr und mehr Berge gibt, die ich nur über Wanderwege beschreiten kann. Da es bis zu dem Zeltplatz, auf dem ich am Sonntag Ruhetag machen möchte, nicht so sehr weit ist, reichen heute 15 km, um morgen früh dann über einen 700 m hohen Berg zu steigen, der diesseits des Campingplatzes ist. Ich bin noch nicht sehr lange unterwegs, da fängt es wieder zu nieseln an, es ist die selbe neblige Suppe wie gestern auch, die sich bis in die Nacht halten wird. Im letzten Ort angekommen beginne ich nach Wasser und irgendeiner Art von Unterkunft zu fragen, da das Zelt heute natürlich noch nasser ist als gestern und ich auf jeden Fall irgendein Dach über dem Kopf haben möchte. Der Versuch bleibt bei frischem Trinkwasser und als ich im Ort von der Hauptstraße abbiege, frage ich einen weiteren Anwohner, der eine Vorstellung von einer uralten Hütte hat und sogar zusammen mit mir da hingeht. Er hat mich beim Wort genommen, es ist ein Dach drüber. Es ist allerdings nur noch das Dach übrig, der gesamte Unterbau ist eingestürzt und dementsprechend komme ich nicht mal darein. Er verweist einen guten Kilometer weiter auf diesem Weg auf eine kleine Farm, vielleicht können die Leute mir helfen. Als ich dort ankomme, bellen schon die Hunde im Haus, es stehen Fahrräder davor, sieht also belebt und nach Kindern aus. Auf mein Klopfen öffnet niemand, sie sind wohl scheinbar nicht da. Hartnäckigerweise platziere ich mich vor dem Haus, esse ein wenig und warte. Tatsächlich kommen die Anwohner nach einer guten halben Stunde dahergefahren und ich trage ihnen mein Anliegen vor, werde jedoch freundlich, aber bestimmt abgewiesen. Eigentlich hatte ich ein recht frühes Ende des Tages für heute geplant, nun ist es schon sieben durch und jetzt muss ich weiter laufen Richtung Berg. Es kommt eine Fläche, auf der ich überlege, das Zelt aufzustellen, egal wie nass es ist, gebe mir aber noch eine Chance, ziehe etwas weiter und komme an ein Sommerhaus, bei dem es leider nicht wirklich einen trockenen Unterstand gibt, den ich nutzen kann. Also ziehe ich noch weiter, passiere am Weg einen Hochsitz. Die habe ich bisher immer grundsätzlich ausgeschlossen, da es zum einen nicht erlaubt ist, was mich aber nicht so sehr abhält, in der Hauptsache aber die Fläche zum Liegen und Schlafen zu klein ist. Dieser hier wirkt recht groß und so steige ich erst mal hoch, um festzustellen, dass auch er nicht geeignet ist. Unten pflücke ich ein paar Heidel- und Moltebeeren, um dann weiterzugehen. Nach einem guten Kilometer überquere ich per Brücke einen Fluss und komme abermals an ein Sommerhaus. Es ist niemand da, aber es gibt einen Bereich an einem der Nebengebäude, der etwas mehr als 1 m breit und von oben her einigermaßen trocken ist. Ich hänge alle Sachen inklusive Zelt auf und werde hier nächtigen in der Hoffnung, dass es niemanden ernsthaft stört. Der Nebelniesel ist weiterhin in der Luft, solange es halbwegs windstill bleibt, liege ich aber trocken.Baca lagi

  • Das Badewasser ist eingelassen, die Wand mittig zu übersteigen.Entlang des Wasserfalls (mittig) und Schneefeld (oben rechts)Blick zurück ins Tal.Oben am ganz kleinen Schneefeld geht's rüber, nicht rechts.Spitzenaussicht: Am Horizont ganz rechts und links das Meer.Ein 2D-Baum.Am See links entlang ist für mich eine Prüfung.Von hier nur noch fünf Kilometer bis Tosbotn.Falschparker.

    20. Juli

    20 Julai 2024, Norway ⋅ 🌙 18 °C

    Mann, was doch ein bisschen Ehrgeiz ausmacht, die Mühe gestern Abend hat sich absolut gelohnt. Ich lag trocken, konnte fantastisch schlafen und alles, was noch nicht abschließend trocken ist, lege ich während der Frühstückszeit in der Sonne aus. In der Nacht hat es noch bis Mitternacht genieselt und ich wache heute Morgen bei blauem Himmel auf. Damit bin ich wieder ready to go. Da ich gestern ja doch länger gelaufen bin als geplant, sind es heute nur 12 km bis zum Zeltplatz. Entsprechend haste ich beim Frühstück nicht und gehe um kurz vor elf los. Direkt ab hier geht es steil auf, es ist ein Pfad in meiner Karte verzeichnet, den es aber schon von Anfang an nicht gibt, so dass mir klar ist, es wird auf Richtung über die Berge gehen. Die Art von Geröll, das mit Moos überwachsen ist, macht schon auf den ersten paar hundert Metern extrem langsames, schwieriges Vorankommen. Es geht auch nicht im Zickzack aufwärts, sondern direkt steil und damit entsprechend langsam und aufwändig. In kürzester Zeit läuft mir die Brühe förmlich am Ar… runter und was ich nicht selbst nass schwitze, schaffen Gras, Farn und Bäume, die alle noch von heute Nacht komplett voll hängen. Der steile Aufstieg bringt mich bis vor eine nicht sonderlich hohe, aber doch nicht zu überwindende Steilwand, die selbst ohne Rucksack nicht zu bezwingen ist. Also taste ich mich sehr hakelig am Hang unterhalb dieser Hürde entlang, bis ich eine vage Möglichkeit erkenne, die ich für zumindest machbar halte. Und ja, mit Händen und Füßen und allem Strauchwerk dazu klappt es. Innerlich freue ich mich, dass es nur 12 km sind, weil wenn der Tag so weitergeht, wird er dabei drauf gehen. Um mir den Aufstieg zumindest etwas zu versüßen, stehen in rauen Mengen Heidelbeeren zur Verfügung und nachdem ich dieses Stück steile Wand passiert habe, wird das Gelände etwas einfacher und ist sogar mit Moltebeeren gespickt. Herz, was willst du mehr? Dazu lacht die Sonne und ich fühle mich schlagartig wieder in diesen Bergwandermodus versetzt, den ich mir unten auf der Straße mehr und mehr gewünscht habe. Am Morgen habe ich mir die Soldatenration Arctic Irgendwas aufgemacht, um mal durchzusehen, was die denn alles schönes enthält. Vom Müsliriegel über Haferkekse, einen Energy-Drink bis hin zu einer hochwertigen Fertigmahlzeit ist alles dabei. Ich bin gespannt, ob ich das konkret merken werde. Nach einer guten Stunde habe ich mich von ausgangs 150 m.ü.M. auf gut 350 m hochgearbeitet und sitze in der prallen Sonne, mache die erste Pause und genieße es, hier am Berg zu sein. Wenig später komme ich an einen glasklaren Bergsee, in dem ich direkt erst mal ein Bad nehme und während ich mich langsam wieder zurecht mache, kommt doch tatsächlich ein Mensch daher. Wenn ich hier mit allem gerechnet hätte, aber nicht mit Homo sapiens. Er ist der Besitzer eines der drei Sommerhäuser unten im Tal, war mit seinen Hunden unterwegs und hat ein Eimerchen Moltebeeren gepflückt. Wir unterhalten uns eine gute halbe Stunde. Er erzählt mir von der Gegend hier, dass dieser Pfad über den Berg ein uralter, nicht mehr genutzter ist und guckt etwas kritisch, als ich schätze, vielleicht gegen sieben oder acht am Abend drüben zu sein. Das Gelände wird jetzt immer rauher, es sind viele Geröllhänge, Blockfelder, teils blanker Stein, teils vermoost, die alle unterschiedlich ihre Tücken haben. Von kleineren bis mittelgroßen, die teils kippelig liegen, über einfamilienhausgroße, um die ich irgendwie versuche, drumrum zu steigen, ist alles dabei. Je näher ich dem Wasserfall komme, den ich schon vom See aus gesehen habe, desto steiler wird das Gelände und die eine Stelle, die ich von unten als begehbar ausgeguckt hatte, erweist sich, als ich bis raufgeklettert bin, doch als zu steil und gefährlich. Es gibt einen längeren Umweg über ein Seitental, den ich nehme und so habe ich mich gegen vier auf gut 500 m hochgearbeitet. Hier mache ich noch eine Pause, sitze direkt der großen Steilwand gegenüber und frage mich, wann und wie ich die schaffen will. Der Rucksack mit gut 30 Kilo ist schon was anderes als ein Daypack. Andererseits, wenn ich so zurückblicke ins Tal, wo ich hergekommen bin, würde ich mir diese Frage ebenso stellen und doch hat es ja bis hierher geklappt und ich bin auch noch am Stück. Fakt ist, für mich ist dieser heutige Überstieg der aufwändigste und zehrendste, den ich je gemacht habe. Auch das im Sarek oder den Dolomiten bisher war nicht so wie das heute. Um halb fünf breche ich auf zum großen Gefecht und steige an den oft schräg verlaufenden Felsen entlang, nutze also die Terrassenform zumindest wo möglich, teils mit Händen und Füßen zusammen. Besonders an den Stellen, an denen Wasser herunterläuft, haben sich dicke schwarze Algenfilme gebildet, sie sind extrem schmierig, so dass ich sie nach Möglichkeit umgehe. Schon auf dem Weg nach oben ist es beeindruckend, wenn ich steil runter sehe auf die Bergseen und das Tal, durch das ich gekommen bin. Um halb sechs ist es dann soweit, ich habe auf 720m den höchsten Punkt erreicht, den ich zu überklettern hab. Ein wirklich tolles Gefühl, noch dazu ich sogar weit entfernt in gut dreißig Kilometern das Meer sehen kann, das mir ja diese Woche verwehrt war. Der Bergrücken zieht sich nur über circa 100 m und dann sehe ich auf der anderen Seite auch schon das Ziel des heutigen Tages, den Ort Tosbotn, der am letzten Ende des letzten Fjords ist, den ich sehen werde. Der Abstieg von hier wirkt zumindest von oben einfacher, da es nicht so steil ist und auch die Art der Felsen wieder eine Art Terrassen darstellt, auf denen ich immer schräg ein Stück weit laufen kann, dann zur nächsten kreuze und so weiter. Und tatsächlich, es ist zwar auch steil, aber es läuft sich sehr gut und braucht eine gute halbe Stunde, dann habe ich das nordwestliche Ende des Sees Leiråvatnet erreicht. Der See ist zu beiden Seiten unterschiedlich stark von den Bergen begrenzt. Ich werde auf der linken Seite entlang laufen, das wird mehr und mehr zu einer Tortur. Es ist wieder diese Mischung aus Hang mit Geröll, das teils zugewachsen ist mit Birken und hohem Farn, so dass ich nichts im Untergrund sehen kann. Zusätzlich eine Unmenge von Birken, die irgendwann scheinbar mal durch Geröll umgewalzt wurden und in dieser Lage, also nahezu waagerecht weiter gewachsen sind. Ich stehe also alle 2 m vor einem Baum, den ich kaum überwinden kann. Dazu eine ganze Menge Mücken, Knots und vor allem Bremsen, die bei der geringen Geschwindigkeit ihre große Freude an mir haben. Ich kann mich aber um die nicht auch noch mehr kümmern, als sie vollzumosern. Und so ist es acht, als ich den See noch immer nicht hinter mir habe, aber laut Karte noch 6 km bis zum Ziel vor mir. Das macht mir keine große Hoffnung. Einziger Wermutstropfen: Es wird nicht dunkel. Dann kommt wieder eine kleine Schlucht, in der ein Wasserfall runterkommt, die ist so nicht zu übersteigen, also muss ich parallel zum Wasser bis runter an den See absteigen, dort überqueren und stehe jetzt vor einer Steilwand, die 40 m hoch aus dem Wasser ragt. Ich nehme erst mal eine neue Packung Kekse raus und versuche, mir einen Plan zu machen. Einzige Möglichkeit ist, auf der anderen Seite des Wasserfalls wieder in dem Geröll so hoch zu steigen, bis ich oberhalb der Steilwand bin, um dann wieder parallel zum See zu laufen. Das ist wirklich ein Kraftakt, aber irgendwann bin ich oben raus und werde belohnt mit einem ganzen Feld von Hjortron. So viele habe ich noch nie auf einmal gehabt, das ist sicher die Belohnung. Heute mal nicht Jump’n’Run, sondern Climb’n’Sweat. Ab hier bleibe ich etwas höher vom See entfernt, wo es weniger Bäume gibt und mehr Sumpfwiesen und bewege mich Richtung Ende des Sees auf die Staumauer zu. Es gibt unten im Tal ein Kraftwerk und deshalb ist das Wasser hier zumindest teilweise aufgestaut, um es regulieren zu können. Um neun erreiche ich die Staumauer, ab hier geht es dann ab ins Tal und es gibt einen Pfad, der erkennbar ist. Es ist zwar weiterhin steil und teils auch schwierig zu laufen, aber immerhin muss ich mir nicht selbst irgendeinen Weg suchen. Die Bremsen sind heute das Schlimmste, das ich bisher hatte. In der Menge, in der aggressiven Art, ständig schlage ich sie weg und es läuft auch hier und da Blut, wenn ich sie nicht rechtzeitig bemerkt habe. Nach einer weiteren Stunde erreiche ich um zehn einen Forstweg, kurz danach die Strasse im Tal und habe den Fjord vor mir. Es sind jetzt nur noch 3 km auf der Straße bis zum Ort und ich wundere mich wieder einmal, dass meine Füße und das gesamte Gestell auch jetzt noch so anstandslos mitmachen. Nach 12 Stunden habe ich meine 12 km geschafft und komme auf einen recht kleinen Platz, auf dem es vielleicht acht oder neun Wohnwagen gibt, ein einzelnes Toilettenhaus, aber keine Rezeption. Um die Zeit läuft auch niemand mehr herum und so parke ich mein Zelt an einer Stelle, die ich jetzt gerade für richtig halte. Alles, was ich jetzt will, ist in die Waagerechte zu kommen und Ruhe zu kriegen. Als ich liege, sehe ich noch mal bei Google nach, weil mir das alles merkwürdig vorkommt hier. Und siehe da, es ist gar kein Campingplatz, sondern der, den ich suche, ist ein paar hundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite. Ist also in meiner Karte falsch eingezeichnet, spielt aber für diese Nacht keine Rolle und in Kürze sind meine Augen zu.Baca lagi

  • 21. Juli - Ruhetag

    21 Julai 2024, Norway ⋅ 🌙 18 °C

    Sobald die Sonne nach um vier rauskommt, wird es windig. Obwohl ich ausreichend müde bin, stehe ich um sieben auf und packe mein Zelt ein, um das Stück zum richtigen Campingplatz weiterzuziehen. Schließlich ist hier selbst die Toilette verschlossen. Kurz bevor ich abgehe, kommt einer der Camper zu mir und fragt, ob ich hier übernachtet hätte. Ich erkläre ihm meinen kleinen Fauxpas und er erzählt mir grinsend, dass dies ein privates Objekt ist. Am echten Platz angekommen, parke ich erst mal mein Zelt neben den vier vorhandenen und mache mich etwas mit dem Gelände vertraut. Die Rezeption möchte ich um die Zeit noch nicht in Anspruch nehmen, also dusche ich erst mal und starte eine Waschmaschine. Später dann melde ich mich an, der ältere Herr ist äußerst verwundert und fragt mich, ob ich in der Army irgendwas spezielles mache. Und ich war nicht mal einfacher Soldat… Nachdem ich bezahlt habe, entlässt er mich mit den Worten: „You are the first one here.“
    Während des Frühstücks komme ich mit den Zeltnachbarn ins Gespräch. Es ist eine estnische Familie aus Tallinn, sie sind mit dem Auto unterwegs und machen hier und in Schweden jeweils Tagestouren. Am Nachmittag reist auch der letzte Gast von der Zeltwiese ab, es ist einer, der zum Angeln hier war und mir einen halben Kühlschrank voll verbliebener Lebensmittel anbietet. Ich kann mich also den Rest des Tages daraus fürstlich bedienen und am Abend eine ganze Ladung Spiegeleier machen. Die Sonne knallt, dazu windet es etwas, es ist gut, dass sie hier wegen der vielen Fischer den Kühlschrank haben, in dem ich alle meine Lebensmittel zumindest für heute unterbringen kann. Der Tag an sich vergeht sehr ruhig mit den paar üblichen Arbeiten.
    Baca lagi

  • 22. Juli

    22 Julai 2024, Norway ⋅ ⛅ 19 °C

    Ruhetage sind doch ganz schön. Mit frischer Kraft trete ich heute an, um die nächste Bergkette zu überwinden. Bis um acht schlafe ich und kann dann ganz gemütlich unter dem kleinen Holzdach frühstücken, ein paar organisatorische Sachen regeln und zuletzt noch mal duschen. Es ist bewölkt, aber auch blauer Himmel dabei, könnte im Laufe des Tages von oben was geben. Gegen elf ziehe ich los, ich habe mich heute für eine besondere Variante entschieden. Die nächste Bergkette bietet einen Pfad in ähnlich nicht vorhandener Form wie der am Samstag war, diesmal allerdings hier von Meereshöhe aus gestartet über 900 m Höhe. Dafür würde ich vermutlich zwei Tage brauchen, werde aber stattdessen der Straße folgen, die in Form eines knapp sechs Kilometer langen Tunnels durch den Berg getrieben ist. Auch angesichts des Wetters ist mir diese Variante die bessere. Ich habe gestern mit dem Campingplatz-Betreiber gesprochen, er sagte mir, dass der Tosentunnel immerhin beleuchtet ist und dann auf circa 500 m Höhe aus dem Berg rauskommt. Nach einer Dreiviertelstunde habe ich das Tunnelportal erreicht, mache meine erste Pause und starte um zwölf bewaffnet mit der Stirnlampe in den schon draußen stinkenden Moloch. Kaum ein paar Meter rein, kehre ich wieder um, weil es so kalt ist, dass die ausgeatmete Luft kondensiert und ich merke, dass das so deutlich zu frisch wird. Also ziehe ich mir mein Hemd über, Mütze auf, mache die Handschuhe bereit und krempel meine Hosenbeine wieder runter für den nächsten Anlauf. So is’ besser. Der Seitenstreifen ist ausreichend breit, so dass ich bei Verkehr von vorne ordentlich zur Seite gehen kann, durch die Stirnlampe nehmen mich die Autofahrer rechtzeitig wahr und weichen ganz vorbildlich auf die andere Seite aus. Es ist ein stetiger Anstieg im gesamten Tunnel und zieht sich in ewig langen Kurven durch. Wenn ich allein bin, höre ich den Hall meiner eigenen Schritte, wenn ich etwas rufe, höre ich fast 10 Sekunden lang mein eigenes Echo. Der krasse Gegensatz zu dieser himmlischen, nein eher höllischen Ruhe ist, wenn Fahrzeuge, speziell LKWs heranrollen. Es ist einfach tierisch laut und braucht so lange, bis es verhallt. Von der Decke tropft Wasser, alle paar hundert Meter gibt es eine seitliche Ausbuchung, die in den Fels geschlagen ist, nach Pausieren ist mir hier allerdings nicht zumute. Die Luft ist insgesamt nicht so schlecht und stickig, wie ich es am Eingang wahrgenommen habe, oder ich habe mich jetzt sehr schnell dran gewöhnt. Alles in allem ist es insgesamt nicht so dramatisch schlimm, wie es sich noch vor dem Tunnel angefühlt hat. Nach 1 Stunde und 20 Minuten sitze ich am anderen Ende des Tunnels und mache erst mal wieder Pause. Es ist mal eine neue Erfahrung, die später kurz vor dem Nordkap auch hilfreich sein wird, denn dort gibt es einen ähnlich langen Tunnel, der allerdings komplett ohne Beleuchtung und alternativlos ist. Während ich da sitze, kommt ein Caddy mit Anhänger dahergefahren, eine Frau lässt aus dem Auto ihre Huskies heraus, es werden immer mehr. Am Ende sind es acht Hunde, mit denen sie auf ihrer vierstündigen Fahrt eine Pause macht. Da marschier ich doch prompt erst mal hin und wir kommen ins Gespräch. Es ist Sissel und sie ist gerade auf dem Weg zum oder vom Sommerhaus. Sie erzählt mir von den Huskies, von ihrem neuen Puppy, den sie vor vier Monaten aus den USA geholt haben und vom Winter hier draußen. Ich ziehe dann weiter, es geht ab hier jetzt konstant bergab, so dass ich am späten Nachmittag wieder auf der Höhe bin wie vor dem Tunnel. Das alles bei herrlichem Sonnenschein entlang der Straße und des Flusses Holmvasselva, wo heute absolut nichts weiter passiert. Zum Abend hin überquert die Straße den Fluss und mündet kurz darauf auf die E6. Noch vor der Flussquerung kann ich sie auf einen gut laufbaren Forstweg verlassen, an dem ich mich dann nach einer günstigen Möglichkeit für das Zelt umsehe. Es gibt auf mehreren Kilometern ein einziges Haus, an dem ich vorbeikomme. Da der Rasen wohl am Wochenende so schön gemäht wurde, lacht er mich an, hier zu zelten. Ich rufe, um irgendeinen der Anwohner zu befragen, ob es möglich ist, aber es ist wohl niemand da. Da es Privatgrund ist, lasse ich es bleiben, ziehe weiter und finde gegen halb acht eine klitzekleine Stelle direkt am Weg, die genau für mein Zelt reicht. Zwanzig Meter daneben kommt ein Bach im Wald herunter, der mir frisches glasklares Wasser spendiert. Damit kann ich sehr zufrieden den Tag beschließen.Baca lagi

  • 23. Juli

    23 Julai 2024, Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Gegen fünf am Morgen spielen wir wieder das Spiel: Es regnet für 5 Minuten, um den alten Mann auf Trab zu halten. Ich ziehe also das schon am Abend zur Hälfte übergezogene Zeltcover komplett zu und lege mich wieder hin. Gegen halb acht beginnt es wieder zu regnen, ich drehe mich einfach um und schlafe bis um zehn. Der Regen hört nicht auf, also halte ich das Frühstück im Zelt ab. Punkt 11 Uhr ist es schlagartig vorbei mit dem Nass und ich nutze die Zeit zum Packen. Nach einer guten Dreiviertelstunde bin ich abmarschbereit und es beginnt wieder zu nieseln. Auf diesem Weg parallel zum Fluss, der Bahnlinie nach Mo i Rana und der E6 läuft es sich wunderbar, selbst wenn es dabei durchgehend nieselt und nix los ist. So mache ich selbst ein wenig Stimmung in meiner Rolle als Alleinunterhalter. Kurz nach eins komme ich direkt am Gleis an einer kleinen Bahnfunk-Vermittlungsstelle vorbei, sie ist mit einer groß überdachten Fläche. Ich mache meine erste Pause und hänge das Zelt zum Trocknen auf. Während ich hier sitze, beginnt es heftig zu regnen und so habe ich wenig Antrieb, weiterzuziehen, außerdem braucht das Zelt noch ein wenig Zeit. Die Behausung tagsüber wieder zu trocknen ist mir unheimlich wichtig, es mag in der nächsten Nacht durchregnen, ist mir egal. Aber am Abend möchte ich mich am liebsten trocken einlegen. So wird es fast drei, bis ich in feinstem Landregen weiterziehe. Für den Rest des Tages gibt es nichts anderes als nass in nass. Gegen sechs erreiche ich Trofors, ein Städtchen mit circa 800 Einwohnern, ab dem ich morgen östlich in Richtung Schweden weiterziehe. Erst mache ich mich ein wenig im Supermarkt breit und nachdem ich für heute Abend ein paar Sachen eingekauft habe, ziehe ich ein paar hundert Meter weiter zum Bahnhof. Hier gibt es eine warme trockene Wartehalle, in der ich esse und nebenbei meine Sachen trocknen lasse. Da die nur bis um zehn offen ist, werde ich außenrum ein Plätzchen suchen und hier die Nacht zubringen.Baca lagi

  • 24. Juli

    24 Julai 2024, Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Das war also die Mission Bahnhof, ganz ähnlich der Bahnhofsmission: Satt, warm, sauber. Es hat mich gestern Abend einfach dort gehalten, ich habe mich in einer kleinen offenen Wartehalle neben dem Bahnsteig auf der Bank niedergelegt. Das war nicht die komfortabelste Variante, gegen sämtliche Stecher musste ich mich gut abdecken, alle 2 Stunden ein Frachtzug, um zwei und um vier je ein Nachtzug. Dafür kann ich heute Morgen das Gewäsch gleich wieder im Bahnhofsgebäude machen, dann hole ich mir im Supermarkt etwas zum Frühstücken und ziehe gegen halb elf Richtung Osten auf der 73 los. Der Himmel sieht schon seit dem Morgen rundherum ziemlich grau aus, lediglich über mir sehe ich immer wieder blaue Stücken und dazwischen auch mal die Sonne. Es ist schwülwarm, gut, dass zumindest ein bisschen Wind geht.
    Aus Trofors raus geht es am Fluss Vefsna entlang, hier gibt es ein Rafting-Camp. Ansonsten bleibt es wie erwartet bei trockenem Wetter und freundlich winkenden Autofahrern. Gegen fünf treffe ich an der Straße, als sie gerade an einem See entlangführt, ein älteres Ehepaar. Sie tragen diverse Holzteile über die Straße, haben ein Sommerhaus hier und wollen ein wenig anbauen. Wir unterhalten uns ein paar Minuten und ich mache mich weiter auf den Weg, es sollen noch circa 5 km sein, dann möchte ich nach Wasser fragen und den Tag beenden. Dort angelangt, gibt es nur dreieinhalb Häuser und auffällig ein Schild, dass auf ein Café und Restaurant hinweist. Ich habe keine Ahnung, wie ich mir das hier in dieser Gegend vorstellen soll. Und da ich eh auf dem Weg nach Wasser bin, gehe ich doch direkt mal dahin. Ich treffe auf Jan van Opzeeland, einen Holländer, der mir erzählt, dass sie ausgebucht sind und das Haus heute Abend voll Gäste haben. Er bietet mir trotzdem an, einen Kaffee zu machen und ein Stück Kuchen dazu, das nehme ich natürlich dankend an. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, sie bereiten gerade die letzten Sachen vor und er erzählt mir, dass sie vor 16 Jahren hierher gekommen sind, vorher in Holland eine Farm und ein Restaurant betrieben haben und das seitdem hier tun. Das Restaurant ist in ihrem Wohnhaus wie in Mutters guter Stube und nur auf Vorbestellung geöffnet, da es hier so weit im Norden die Restaurantkultur nicht so gibt, wie wir sie in Mitteleuropa kennen. Draußen hat er ein 120 Jahre altes norwegisches Bauernhaus wiederaufgebaut, das an einem anderen Ort stand und dort abgerissen werden sollte. Hierdrin darf ich übernachten und Rina bietet mir an, morgen früh, wenn die Gäste weg sind, ein Frühstück zu machen. Da die Zeit knapp ist und die Gäste schon da sind, bitten Sie mich, draußen in ihrem Gewächshaus alle Pflanzen zu gießen. Na wenn’s mehr nicht ist! Anschließend bereite ich mir mein Abendessen gleich noch im Treibhaus zu, es ist einfach urgemütlich hier drin. Und am Abend bringt mir Jan ganz unerwartet eine Schokomousse mit Erdbeeren und Himbeeren. So komme ich nach einem sehr überschaubaren Tag zu einem besonders schönen Ende wie die Jungfrau zum Kinde.
    Baca lagi