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fevereiro - outubro 2024
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  • Old TjikkoKrüppelbirken auf ca. 900m ü.M.

    1. Juni

    1 de junho de 2024, Suécia ⋅ ⛅ 13 °C

    Meine Nacht endet so, wie sie begonnen hat: Mit dem Kuckucks-Evergreen, der sich zu gern selbst hört und gestern Abend wieder alles verfügbare Hartgeld in die Jukebox gesteckt hat. Ich stehe heute schon um sechs auf, da ich einen Ausflug machen will, bevor ich auf dem Trail weitergehe. Zum einen zum Njupeskär als Schwedens höchstem Wasserfall mit 125m und gut 90m freiem Fall und auf dem Weg dahin ist der älteste Baum der Welt zu bewundern. Das ganze kostet mich hin und zurück mindestens 7km, so dass ich nach dem Frühstück um sieben aufbreche. Als erstes begegne ich auf dem Weg einem Weidenschneehuhn, dieses Modell ist eher Läufer denn Flieger und so habe ich die Chance, es eine Zeit lang aus der Nähe zu beobachten. Dann komme ich zu „Old Tjikko“, wie sie ihn genannt haben: Eine 9500 Jahre alte Fichte, das oberirdisch sichtbare ist ca. 400 Jahre alt. Sie wurde eher durch Zufall in 2008 von zwei Wissenschaftlern entdeckt, die das Leben der Bäume hier an der Baumgrenze untersucht haben. Von hier aus steige ich tief runter, um den Wasserfall nicht nur von oben, sondern auch an der Unterseite zu sehen, auch wenn ich hier schon mehrere Male war. Schon in einiger Entfernung spüre ich den immensen Luftzug und der Wassernebel ist so stark, dass ich mich nicht allzu lange aufhalte, sonst bin ich komplett nass. Beeindruckend ist die Menge an Schnee, die noch unten im Bachbett liegt, man stelle sich diesen imposanten Wasserfall im Winter komplett vereist vor. Schön, dass der Hüttenwart mir genehmigt hat, den Rucksack in der Stuga stehen zu lassen, denn es geht jetzt wieder steil auf zurück. Er hat übrigens gestern auch erwähnt, dass vor vier Wochen, wo ich ja eigentlich schon hier durchmarschiert sein wollte, noch bis zu 3m Schnee lagen und der See eine 1,10m dicke Eisschicht hatte. Fortbewegen wäre also zu Fuß in meinem Stil ziemlich unmöglich gewesen und von daher sollte es wohl doch so sein, dass ich so langsam unterwegs bin. Der Frühling ist hier komplett ausgefallen, wie er erzählt. Also ein langer und sehr schneereicher Winter, der abrupt mit vier Wochen Trockenheit dank kräftigem Sonnenschein beendet wird und alle möglichen Pflanzen jetzt viel zu früh sind. Das hat mir auch Kurt vor wenigen Tagen exakt so erklärt.
    Zurück bei den Hütten gibt es erst mal ein zweites Frühstück, ich unterhalte mich mit ein paar Schweden, die unterwegs sind, um Vögel zu beobachten und zu fotografieren.
    Um kurz nach zehn ziehe ich dann los und habe erstmal eine Gruppe Schweden vor mir, sie haben auch in einer der Hütten übernachtet und sind übers Wochenende hier im Fjäll unterwegs. Als sie mich vorbeiziehen lassen, kommen wir ins Gespräch und unterhalten uns eine Weile. Ich merke, dass jeder von ihnen eine gewisse Inspiration mitnimmt, als ich davon erzähle, dass heute der fünfte Monat meines Draußenseins beginnt.
    Zur Pause sitze ich am See und beobachte das Wetter rundherum, was ja dank der unendlich weiten Sicht hier oben außergewöhnlich gut möglich ist. Es zieht sich im Süden und Osten gewittrig zu, ich bin bis zum späten Nachmittag heute Richtung Westen unterwegs. Ganz unerwartet kracht es hinter mir, ich gehe noch ein Stück weiter bis zur nächsten Hütte und lasse den Regenschauer durch. Es wird wahrscheinlich aber heute immer mal wieder etwas geben. Als ich wieder aufbreche, laufe ich auf die nächsten Wolken zu, die schon fröhlich vor sich hindonnern. Auf einmal kracht es direkt über mir, so dass ich mit einem kurzen Schrei zusammenzucke, so unvorbereitet war ich auf diesen Moment. Es braut sich mehr und mehr rundherum was zusammen, ist aber kein so heftiges Gewitter, dass ich mich jetzt hier irgendwo eingraben will, wo auch?
    Es geht demnächst ins Gördalen, wie der Name sagt ein Tal, allerdings der Weg dorthin geht erst mal über eine Anhöhe auf knapp 1000m. Gegen eins gibt sich das Ganze wieder, es regnet noch ein wenig und um zwei sehe ich schon die ersten Sonnenstrahlen und blauen Himmel durch. Um drei erreiche ich Gördalen, hier gibt es einen Campingplatz und ein Restaurant. Ich genehmige mir heute einen Burger und es wird doch sechs, bis ich weiterkomme. Aus dem Ort raus sehe ich an den zugewucherten Holzplanken, dass hier scheinbar noch weniger als niemand unterwegs ist. Ich versuche, so schnell wie möglich hoch auf den Berg zu kommen. War jetzt auf 600m runter und muss bis auf fast 1000m wieder hochsteigen, damit mich Staatsfeind Nummer 1 nicht erwischt.
    Im Trollhaarwald geht es auf der Scooter-Strecke dann recht steil entlang kleiner Bäche wieder aufwärts.
    Vor mir grummelt es schon wieder in diesem Wolkenmix von weiß über bläulich bis tiefschwarz. Gegen dreiviertel sieben komme ich ins Drevfjällen Naturreservat. Was in der Anleitung des heutigen Tages nur sehr klein und unleserlich geschrieben war: Es geht jetzt auf, dann noch einmal ab ins Tal und dann erst hoch aufs Plateau. Da bleibt von der kräftigen Mahlzeit nicht viel übrig.
    Ich laufe gegen halb acht direkt auf eine Gewitterfront zu, vor mir bollert es immer mehr und so werde ich in einem guten Kilometer auf 900m ü.M. den Shelter Gröningshålan aufsuchen und den weiteren Verlauf entscheiden. Auf dieser Höhe ist wieder wie mit Lineal die Baumgrenze gezogen, also ab hier nur noch Krüppel-Kiefern, die aufwärts immer spärlicher und verkümmerter werden. Das Wetter hat sich beruhigt, es ist leicht windig, ich werde weiterlaufen. Nicht allzu lange hin gehen in meiner Laufrichtung mehrere Blitze mit lautem Krach nieder. Ich setze mich in eine Kuhle, warte gut 20 Minuten und beobachte dabei, was die Wolken über mir tun. Nachdem sie etwas weitergezogen sind, stapfe ich auch weiter. Es ist der 1. Juni und Petrus hat wohl heute die neue Programmzeitschrift für die nächsten vier Wochen bekommen. Als er reinschaut, was die PrimeTime am Samstagabend hergibt, weint er bitterliche Tränen. Und wer muss das wieder ausbaden? Er blättert scheinbar recht lange und erst um halb zehn stellt er fest, dass es zwecklos ist und schaltet das große Licht wieder an für alle, die draußen spielen wollen. Bis er sich wieder eingekriegt hat, dauert es aber noch eine halbe Stunde. Ich kann in dieser Zeit meine Regensachen einmal vollständig durchtesten und erreiche kurz darauf nach einem guten Kilometer Verlaufen gegen zehn die Drevfjällstugan. Eine kleine unbewirtschaftete Wanderhütte, in der ich sehr gemütlich die Nacht zubringen werde.
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  • 2. Juni - Ruhetag

    2 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 18 °C

    Ich habe gestern Abend erst gemerkt, dass ja schon Samstag war, also heute Ruhetag ist. Es sieht hier draußen aber auch dienstags nicht anders aus als sonntags und ich habe dafür ziemlich das Gefühl verloren. Diese Hütte bietet sich an und so schlafe ich bis um halb neun aus und frühstücke. Während es am Morgen noch ziemlich bedeckt ist, lichtet sich der Himmel und es wird mehr und mehr blau, so dass ich nach dem Frühstück die Wäsche ansetze und alles, was in irgendeiner Form Sonne braucht, draußen hindrapiere: Solarzellen, Schuhe, Wäsche, mich…
    In den Tagen im Fjäll ist deutlich aufgefallen, dass der Mobilfunk-Empfang hierum deutlich eingeschränkter ist, das hatte ich eigentlich erst weiter nördlich erwartet. Aber es ist halt Gebirge und so bin ich ab jetzt darauf eingestellt, vielleicht auch mal ein, zwei, drei Tage keinen Empfang zu haben oder nur mal sporadisch an Stellen, wo ich ihn zwecks Flugmodus nicht wahrnehme. Heute zum Beispiel muss ich ein Stück weit von der Hütte bergauf gehen und jeweils einen Spruch aufsagen, um ein paar Mal etwas Empfang zu haben, scheinbar nuschle ich aber oft. Bin verwundert, dass es einmal sogar für die Fütterung der Pinguine reicht.
    Von den 8 Grad, auf die der Regen gestern alles runtergekühlt hatte, ist das Thermometer heute doch wieder auf 14 Grad am Abend hochgeklettert.
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  • 3. Juni

    3 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☀️ 15 °C

    Um kurz nach sechs aufgestanden, mache ich mich heute schon vor halb acht auf den Weg. Es ist schon ein wenig sonnig und zieht sich auf halber Höhe zwischen Berg und Tal im Wald langsam Richtung Talsohle, an der ich gegen neun dann an den Drevsjön komme und die erste Pause mache. Das Tal ist nicht sehr tief eingeschnitten, so bleibe ich auf gut 800m Höhe. Es geht ab jetzt in dieser Höhe durch nasses Birkenland; gut, dass ich meine Schuhe gestern mal wieder eingewachst habe. Auffällig sind hier die Unmengen von Elchlosung, vielleicht ergibt sich ja mal wieder was. Es läuft sich recht einfach, der Wald ist nicht so dicht, alles recht weit offen und auch eine große Menge an Totholz zu bewundern. Tatsächlich sind diese toten Bäume uralt und haben etwas ganz Besonderes. Einige sind massiv in sich verdreht, das konnte ich auch schon recht häufig bei den alten Holzhäusern sehen. Und ich sehe in dieser immernassen Landschaft mehr und mehr Blüten von Hjortron, der Moltebeere. Sie wird schon in gut vier Wochen reif sein, diese gelb-orange leckere Frucht mit der leichten Aprikosen-Note. Gegen elf komme ich an eine halb durchgebrochene Brücke, sie ächzt unter meinem Gewicht, aber sie hält. Die nächste, die ich gegen zwölf erreiche, ist eine ganz kaputte Brücke, von der nur noch ein paar Einzelteile existieren. Hier heißt es heute zum ersten Mal in Schweden Furten. Das Umbauen von Wanderschuhen auf Crocs ist schnell gemacht, das Durchwaten eine Sache von ein bis zwei Minuten, da ist die Soße teurer als der Braten. Es war zwar auch eine Stelle, da hätte ich mit einem großen Sprung übersetzen können, aber nicht mit 30 Kilo Gepäck auf dem Rücken. Nebenbei nasche ich heute ein paar Winegums aus dem letzten Supermarkt. Geschmacklich ist damit kein Blumentopf zu gewinnen und wenn ich mir die Zutatenliste ansehe, ist es eine Komposition komplett in E-Moll. Naja, was wir bezahlt haben, wird gegessen. Am weiteren Nachmittag ändert sich das Land etwas in eine schräge Ebene aus großen Felsblöcken und vereinzelten Bäumen. Von hier aus habe ich einen wunderbaren Blick in Richtung Norden. Selbige laufe ich auch seit vorhin wieder und habe dort recht hohe Berge mit Schnee im Voraus. Gegen fünf komme ich an die Hütte Röskåsen, mache hier noch eine letzte Pause und finde das Buch „Die 100 besten deutschen Gedichte“, das ich natürlich gleich erst mal durchschmökere, aber von der recht trübseligen Auswahl des Gereimten nicht wirklich begeistert bin. Es geht jetzt noch gute 6 km weiter bis an den Busjön, an dem ich heute niederkommen will. Ich sehe den See schon seit einiger Zeit vor mir. Es ist weiterhin so wie den ganzen Tag heute ziemlich feucht und nass untenrum, aber bei dem herrlichen Wetter und mit so viel Zeit wunderbar zu laufen. Gegen sieben erreiche ich mein Ziel und werde auf der Wiese nahe einiger alter Holzhäuser mein Zelt platzieren.Leia mais

  • 4. Juni

    4 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 12 °C

    Endlich habe ich mal wieder im Zelt geschlafen nach so vielen Nächten in prächtigen Hütten. Trotz des warmen Wetters hat es sich doch einigermaßen abgekühlt, da auch gestern schon den ganzen Tag über ganz gut Wind war. Was mich ja grundsätzlich erfreut zwecks Abkühlung beim Laufen, vor allem aber Mücken und Knots können damit nicht gut um. Kurz nach acht starte ich heute, es wird wieder den ganzen Tag durch einigermaßen flaches Hochland gehen mit viel nassem, weitläufigen Sumpfland. Gegen neun werfe ich etwas irritiert einen Blick in die Karte, ich laufe schon seit geraumer Zeit auf die Sonne zu, was ja heißt, dass ich nicht nach Norden unterwegs bin. Nehme aber wahr, dass es einfach eine Zeit lang jetzt mal nach Osten führt. Meine Wahrnehmung für diese Dinge ist über die Zeit deutlich besser geworden und so reagiere ich ganz unterbewusst inzwischen viel früher, wenn ich doch abseits der Richtung bin oder mal über eine Zeit keine Markierungen mehr wahrnehme.
    Als es wieder nördlich geht, kann ich über die großen freien Flächen in gut 30km Entfernung westlich in Norwegen deutlich höhere Berge sehen, sie sind über 1700m hoch. Tolle Landschaft!
    Gegen dreiviertel zehn mache ich die erste Pause, sie ist mir die wichtigste geworden im Laufe dieser Reise. Früher bin ich morgens voller Energie losgezogen und gelaufen quasi so lange ich konnte, um dann, wenn ich kaputt war, mit Pausen anzufangen. Jetzt ist regelmäßig nach einer oder spätestens anderthalb Stunden die erste Pause fällig, alle weiteren sind dann eher nach Bedarf und Gelände ausgerichtet. Es läuft sich doch kaum schöner als nach einer Pause.
    Und weil es sich so schön läuft und mir dabei auch ganz viele Lieder durch den Kopf gehen, kann ich bei der nächsten Pause nicht anders, als mir einmal lautstark Janis Joplin und Bobby McGee zu geben, weil der Empfang es auch gerade zulässt. Unterwegs höre ich sonst grundsätzlich keine Musik, außer die, die ich selbst mache.
    Während ich hier so laufe entlang der Seen, Tümpel und Wasserlöcher bleibe ich natürlich häufig mal stehen, um nach Käfern, Pflanzen oder auch einfach nur Fantasiebildern Ausschau zu halten. Ich bin fasziniert von manchen Pflanzen, die ich an einer Stelle noch mit gerade beginnenden Blüten sehe und ein Stück weiter hat sie sich schon entwickelt und ist zu einer solch filigranen Schönheit geworden. Mich beeindruckt das sehr.
    Bis um zwölf hat sich der Himmel fast unbemerkt zugezogen, es ist angenehm kühl mit leichtem Wind.
    Kurz darauf komme ich seit einigen Tagen mal wieder an eine Schotterpiste durch den Wald, sie führt mich jetzt auf den nächsten 2km nach Flötningen, das hört sich merkwürdig Deutsch an. Immerhin ist es sowas wie ein Dorf, klar ist alles weit verstreut, vielleicht 10 oder 15 Häuser. Ich sehe sogar einen Menschen bei der Gartenarbeit. Direkt als ich weitergehe, der Weg kreuzt hier die B70, zeigt mir die orange Kennzeichnung den Pfad auf den Winterweg. Ich blicke über eine circa 300 m lange ebene Grasfläche, bei der ich von hier aus schon erkenne, dass sie wirklich nass ist und frage mich, ob das wirklich so sein soll, stapfe aber erst mal gute 50m einwärts. Es bestätigt sich, was ich angenommen habe: Es ist sehr nass und so gucke ich noch mal kurz nach der Karte, um dort zu sehen, dass der Weg noch einmal ein Stück weiter entlang der Straße führt. Jetzt müsste ich allerdings zurückgehen und schon wieder ist in meinem Kopf der Schalter rum: Nein, zurück gehe ich niemals nicht. Und so stapfe ich laut schmatzend durch den Riesen-Glitzi-Haushaltsschwamm. Immer wieder muss ich nach rechts und links ausweichen, um den direkten Wasserstellen zu entgehen, schließlich steht es bei meinen Schuhen schon Oberkante Unterlippe. Nach drei Viertel der Strecke schaffe ich es dann aber doch, einen Schuh auch von oben her zu befüllen, kurz drauf der Ausgleich zum 1:1. Das musste ja so kommen. Eine gute Viertelstunde später bin ich dann wieder auf dem richtigen Weg, tausche meine Socken gegen ein Set trockene und frage mich wieder einmal: „Fabian, warum bist du niemals bereit, die paar Meter zurückzugehen?“ Aber er antwortet mir nicht.
    Während der Pause in Flötningen habe ich mich auch noch mal ein wenig mit dem nächsten Laden beschäftigt. Erstens, weil hier einigermaßen Empfang ist und auch weil mir die Tage bei irgendeinem Gespräch im Ohr geklingelt hat, der 6. Juni wäre der Nationalfeiertag der Schweden und da ist in diesen kleinen Butzen natürlich „stängt“. Ausgerechnet an diesem Tag möchte ich aber gern in einem der zwei Läden, die es demnächst gibt, um Nahrung vorsprechen. Einer der beiden hat nur vormittags geöffnet, fällt also für mich morgen aus, der zweite hat morgen am Nachmittag aber nur bis um vier offen. Ich werde mich also sputen müssen, damit ich mir nicht einen ganzen Tag lang die Nase am Schaufenster platt drücke.
    Gegen halb vier, während ich die ganze Zeit schon auf einem Schotterweg entlang laufe, stelle ich fest: Hier ist gar kein E1, dieser Weg existiert nicht mal in meiner Karte. Ich bin nur 100m von der norwegischen Grenze entfernt und habe jetzt gut 2km querwaldein bis zurück auf den Weg, eine andere Variante gibt es nicht. Dabei passiere ich in östliche Richtung noch zwei weitere gute Forstwege, die auch nicht in meiner Karte zu finden sind. Ich frage mich, ob das GPS-System vielleicht gerade spinnt und ich eventuell schon an der richtigen Stelle war. Aber es ist jetzt nicht wirklich die Zeit, das herauszufinden, also arbeite ich mich weiter Richtung Osten durch und tatsächlich, der kleine Ausflug kostet mich auch nur eine Stunde, bin ich wieder zurück und aufgegleist.
    Den Rest des Weges bleibe ich auf dieser Piste und erreiche gegen acht nach fast 32 km heute eine Hütte, in der ich übernachten werde. Kurz vorher komme ich aber noch am Wegesrand an einer Art sprudelnden Quelle vorbei. Hier guckt ein Rohr aus dem Boden, aus dem sauberes Wasser sprudelt, besonders auffällig, dass es nicht so typisch braun, sondern wirklich klar ist. Ich bin heute besonders weit gelaufen, damit ich morgen auch mit Sicherheit rechtzeitig am Nachmittag noch den Laden erreiche.
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  • Baujahr 1751Pferdeschneeschuhe

    5. Juni

    5 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☀️ 3 °C

    Um sieben aufgestanden, brauche ich heute gut 2 Stunden, bis ich loskomme. Es ist draußen herbstlich trüb und es liegt leichter Niesel in der Luft. Deshalb habe ich gleich das Regenzeug übergezogen, weil ich davon ausgehe, es wird noch etwas mehr werden. Tatsächlich wird es immer mehr regnerisch, wechselhaft und dabei windig. Bis um kurz nach zehn laufe ich auf einem geschotterten Forstweg und komme jetzt pünktlich zur ersten Pause an einen Shelter, an dem ich mich trocken untersetzen und ausruhen kann. Ab jetzt führt der Weg im Wald weiter auf echten Wanderpfaden über Stock und Stein und natürlich sumpfiges Gras. Angesichts dieses Wetters passiert nicht allzu viel, nicht mal die Vögel singen, aber ich weiß, dass Klärchen sich hinter diesem Milchgrau versteckt hält. Wahrscheinlich nimmt sie selbst heute ein Bad, will sich mir einfach nicht nackt zeigen und hat deshalb den grauen Vorhang zugezogen. Es sei ihr gegönnt, schließlich hat sie sich hier mehr als vier Wochen lang zu meinen Gunsten ziemlich verausgabt.
    Gegen zwölf komme ich an eine alte Bodarna, es ist die Valdalsbygget Raststuga. In einer der Hütten kann ich Mittag machen. Ich habe bis zum Laden jetzt nur noch gut 5 km vor mir. Während der Pause nimmt der Regen massiv zu, es schüttet heftig. Wahrscheinlich ist grad ihre Wanne dort oben übergelaufen oder sie sitzt laut johlend drin und patscht mit beiden Händen flach aufs Wasser. Morgen ist hier Nationalfeiertag, da will sie wieder glänzen wie 350g Landbutter. Nichtsdestotrotz breche ich um eins auf, der Konsum ruft sehr laut und ich habe einfach Angst, dort heute zu spät anzukommen. Der Weg läuft sich gut, der Regen wird noch stärker. Es geht eine Zeit lang über ein baumloses Plateau, wo der Regen fast waagerecht fällt und mir ins Gesicht peitscht. Trotzdem habe ich heute ziemliche Freude an diesem Wetter. Gegen halb drei komme ich zum Laden, ich darf meinen Rucksack samt patschnassem Poncho gleich mittendrin stehen lassen und brauche fast bis zum Ladenschluss, bis ich mich der Fressalien bemächtigt und sie dann auch noch auf die Schnelle verpackt habe. Immerhin muss ich davon auf knapp 200 Kilometern jetzt leben. Der Regen hat nicht nachgelassen, ich laufe nicht allzu weit und komme an der örtlichen Kirche, Storsätterns Kapell vorbei. Angesichts des Wetters und der Zeit, die ich habe, kehre ich hier für anderthalb Stunden ein, genieße auch diese Ruhe und natürlich den Schutz, den sie bietet. In der Zwischenzeit hat der Regen tatsächlich aufgehört, ich sehe sogar mal blauen Himmel durch. Da will ich doch nicht untätig sein und breche auf. Habe einen Shelter im Ort Grövelsjön in gut 5 km am südlichen Ende des gleichnamigen Sees zur Übernachtung angedacht. Aber kaum bin ich ein paar hundert Meter gegangen, kommt auf meiner Straßenseite ein Engel daher. Es ist Alena mit ihrer Husky-Hündin Umka. Wir kommen ins Gespräch und prompt, als sie mich fragt, ob ich noch irgendetwas brauche, fällt mir meine leere Kaffeedose ein. Hab ich im Laden vorhin nicht mehr dran gedacht, der ist jetzt lange zu. Sie lädt mich ein auf einen Kaffee zum Trinken und einen Teil zum mitnehmen für die kommenden Tage. Außerdem kann ich mal wieder eine warme Dusche genießen und was viel wichtiger ist, wir unterhalten uns eine ganze Weile, während Umka mich immer wieder anstupst, doch nicht mit dem Streicheln aufzuhören. Alena ist mal eine junge, die mir eine Geschichte erzählen kann, ihre Herkunft aus Karelien und ihr Weg über Finnland bis hier nach Schweden oder von ihrer Arbeit in Idre. Mir gefällt das. Zu guter Letzt empfiehlt sie mir noch zur Übernachtung in der Nähe eine Art Museumsdörfchen, eine Bodarna mit uralten Häusern, das älteste aus 1751. Danke für deine liebenswerte Art.
    Als ich nach um acht dort ankomme, sehe ich mich erst mal in allen Häusern, Ställen und Werkstätten um. Das ist wirklich fantastisch, wie alles noch uralt und möglichst original eingerichtet ist. Auch der Stall wird zur Saison für das Vieh genutzt. Aktuell ist niemand hier, so dass ich mich für diese Nacht hier einrichten werde.
    Da ich im Supermarkt war, gibt es heute mal wieder ein umfangreicheres frisches Mahl, unter anderem eine ganze Packung Spiegeleier.
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  • 6. Juni

    6 de junho de 2024, Suécia ⋅ ⛅ 6 °C

    Nach einem etwas üppigeren Frühstück heute morgen starte ich gegen neun. Es ist draußen sehr wechselhaft von blauem Himmel bis zu Graupel und Regen, das ganze im viertelstündlichen Wechsel. Es hat sich durch den Regen sehr abgekühlt, in der Nacht waren es um die drei Grad, am Vormittag ist es nur knapp über fünf.
    An der Fjällstation Grövelsjön mache ich die erste und auch merkwürdig lange Pause. Ab hier trenne ich mich auch für gut 200km vom E1, der führt ab jetzt nach Norwegen, während ich weiter dem südlichen Kungsleden in Schweden folge. Nach einem knackig steilen Anstieg verlasse ich schon nach gut 20 Minuten den Mischwald und habe jetzt noch für weitere 20 Minuten Krüppelbirken um mich herum. Jetzt ist der Blick wieder frei, ich bewege mich wieder bei gut 1000m ü.M. oben durchs Fjäll. Noch während ich mich begeistert in alle Richtungen umsehe, zieht hinter mir ein Schauer heran, es graupelt für gut 15 Minuten und danach hab ich für längere Zeit von oben her Ruhe. Nichtsdestotrotz ist der Wind ganz ordentlich. Gegen halb zwei treffe ich zwei junge Schwedinnen, die mit ihrem Hund für ein paar Tage unterwegs sind und gerade eine Pause machen. Sie werden wahrscheinlich die einzigen bleiben, die ich treffe.
    Um zwei erreiche ich die Hütte Särsjöbäcken, passenderweise zieht hinter mir gerade die nächste schwarze Front heran und so kann ich eine längere Pause machen, während es draußen auch schon einige Male donnert. Es ist eine sehr kleine Schutzhütte, die mir für eine kurze Feierlichkeit der gerade erreichten 2000km allemal gut ist. Ich hatte dazu eingeladen und reiche Käsehäppchen an, hinterher gibt’s für jeden noch was Schoki und schon ist die Party auch vorbei. Was lese ich da grad neben den vielen „Ich war hier“ auf die Wand gekritzelt: „Kurz mal nicht nachgedacht, gewandert, zack Glücklich!“ Das hätte auch einer unserer großen Dichter und Denker nicht besser zusammenfassen können.
    Als ich weiterziehe, ist es trocken, aber sehr kalt und windig, so dass ich meinen Hoody und die Handschuhe um Hilfe bitte. Es geht jetzt von der Höhe wieder ein wenig abwärts ins Tal Richtung See Hävlingen, hier muss ich durch eine ganze Reihe von Blockfeldern klettern. Vieles ist auch dicht bewachsen, so dass hier auf Schritt und Tritt die Moskitos auch wegen der vielen nassen Stellen des Sees aus dem Kraut schießen. Eins muss ich aber fairerweise mal dazu sagen, die Zustände, die ich nach Mora hatte, sind seitdem deutlich besser geworden und es ist jetzt eher nach dem Schema: Leben und stechen lassen oder wie der Spruch heißt.
    Nach einer Rast am See geht es natürlich wieder aufwärts. Es zieht sich über 1 Stunde lang durch den Wald. Dazu kommt noch einmal fast eine halbe Stunde lang ein heftiger Graupelschauer und es läuft sich sehr aufwändig, da es wirklich nur Klettern durch nasse Stein- und Blockfelder ist. Von Zeit zu Zeit bleibe ich stehen und versuche, weiter in die Ferne zu sehen, da dieses ewige Fokussieren immer einen Meter vor mir sehr anstrengend ist. Endlich wieder oben raus ist freie Sicht und rundherum ist es wieder wie in einem gut sortierten Gemischtwarenladen, für jeden etwas dabei: blendend gelb, schneeweiß, azur, feinste Graustufen bis zu dunklem Blau und tiefgrau. Ich steige wieder auf gut 950m und erwarte dort eine Hütte am Slagusjön. Ich bin noch nicht sicher, ob ich dort heute bleibe oder noch gute 3km weiter zum nächsten See laufe.
    Nachdem ich hier eine kurze Rast gemacht habe, entscheide ich mich weiterzugehen, da die Hütte eine ziemlich kleine zugige Schutzhütte ist, obwohl die Lage hier oben mit zwei Seen vor und hinter dem Haus schon sehr schön ist. Ich stehe übrigens an einem besonderen Punkt, hier ist eine Wasserscheide. Der eine Abfluss zieht sich Richtung Osten über mehr als 500 km bis zum bottnischen Meerbusen, die andere Seite geht mehr als 700 km bis nach Göteborg an die Westküste.
    Die knapp 3 km, die ich jetzt noch vor mir habe, sind auch eine weite Landschaft voller Felsbrocken und ich erreiche genau um acht die Fjällstuga Storrödtjärn. Hier treffe ich ein paar Schweden an, sie sind alle unabhängig voneinander für einige Tage im Fjäll unterwegs und nutzen kostenpflichtig die Betten in der Hütte. Es ist interessant, geradezu als wenn ich die Zeitung aufschlage. Das sind die Schlagzeilen:
    -Gestern hatten sie hier noch Schnee
    -Ralf, der Holländer ist vor 2-3 Stunden hier gewesen und weitergezogen
    -Einer von ihnen hat vor kurzem in Mora einen verrückten Deutschen getroffen, der mit vier Pferden zu Fuß durch ganz Europa unterwegs ist.
    Aufgefrischt mit dem Wichtigsten der letzten Tage ziehe ich knapp 100 m von der Stuga entfernt an ein schönes Plätzchen und baue mein Zelt auf. Hier oben, gerade wo es jetzt schon heftig windet, natürlich mit allen Sicherungsmaßnahmen.
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  • 7. Juni

    7 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 9 °C

    Was für eine gute Nacht. Einigermaßen kalt, aber irgendwann hat der Wind aufgehört. Als ich um zwei mal wach bin, ist es total windstill, für diese Berglage finde ich das fast surreal. Ich werde in nächster Zeit das Zelt häufiger verwenden, da die Saison in Kürze startet und die Hütten dann häufiger belegt sind, beziehungsweise ich die kostenpflichtigen nicht nehmen werde und es eine Reihe von anderen gibt, in denen es zumindest formell betrachtet nicht erlaubt ist zu übernachten. So auch einige der letzten, die mir so angenehm waren. Es ist herrlicher Sonnenschein am Morgen. Ich frühstücke und packe routiniert zusammen. Ab um neun geht es etwas niedriger durch waldartiges Land, das stark beplankt ist. Die Holzplanken gehen je nach Alter natürlich auch den Weg alles Irdischen und so sind etliche dabei, von denen nur noch ein schmaler, morsch-verfaulter Rest übrig ist, auf denen ich wie auf einem Schwebebalken dahintanze, mit weit ausgestreckten Armen und einem Lied auf den Lippen. (Fabian, 47, männlich, Hausfrau und Prima Ballerina)
    Pünktlich zur ersten Pausenzeit steht mitten im Nichts völlig unerwartet eine Bank, ob mich hier jemand erwartet hat?
    Es geht heute immer wieder wechselhaft durch große Blockfelder, die sich allerdings bei diesem Wetter gut durchlaufen, besser gesagt durchsteigen lassen und auch immer mal wieder über offene nass-sumpfige Landschaft, die aber hier meistenteils so geführt ist, dass ich nicht mit den Schuhen tief in den nassen Schwamm einsinke. Im Laufe des Tages türmen sich die Quellwolken immer weiter auf, entsprechend werden sie nach dem Mittag mehr und mehr dunkel von unten, aber ich rechne kaum mit ernstzunehmendem Regen.
    Als es sich nach der Mittagspause lange hoch auf den Berg zieht, ist es mal wieder an der Zeit, eine Runde Erschrecken zu spielen. Ein Schneehuhn hat sich arglistig hinter einem großen Fels versteckt und just auf den Moment gewartet, als ich gerade mal einen Meter daneben bin, um laut gackernd oder lachend davonzufliegen. Ich mache auf meiner Lebenszeiterwartungsliste mal wieder einen Abstrich.
    Gegen zwei erreiche ich die Spitze des Bergs Tandsjövålen auf 993m ü.M., der Weg ist extra hier hochgeführt, da es eine herrliche Aussicht über den See Rogen ist. An dessen nordwestlicher Flanke werde ich heute den Rest des Tages entlanglaufen. Da denke ich wieder an diesen wahren Satz von Jean Paul: „Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anders dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Frühlingserde.“
    Von hier oben aus mit diesem fantastischen Weitblick sehe ich einerseits hinter mir nun doch verschiedene Regenfelder heranziehen mit den grauen Schlieren, die sich bis zur Erde ziehen, ebenso sehe ich aber über dem Rogen in weiter Entfernung auch etwas, das ich womöglich so noch nie beobachtet habe: Das Aufsteigen des Wasserdampfs. Typischerweise sehen wir die Wolken ja eher ab einer gewissen Höhe. Das Aufsteigen selbst ist hier ähnlich wie die Schlieren des fallenden Regens, nur entsprechend in weiß und aufstrebend nach oben zu sehen.
    Nachdem ich vom Berg runter auf Seehöhe bin, zieht es sich gute 10km in einiger Entfernung zum See durch Wald oder Sumpfland. Im Wald auf den Pfaden ebenso wie auf den Holzbohlen oder Brücken ist abgesehen von Wanderern immer mächtig Verkehr. Hauptsächlich Ameisen sind hier in großer Zahl anzutreffen, eine erregt aber mit ihrer Schlepperei da unten meine Aufmerksamkeit. Ich frage sie, was sie denn vorhat: Sie käme wohl da hinten aus dem Blockfeld von Libellas Flügelverleih (ausdrücklich keine Pianos) und bis zum See sind es nur noch dreihundert Meter. Sie ist zwar eine gelernte Ameise und die Eltern haben es strikt verboten, aber sie will jetzt Windsurfen lernen. Ich zeige mich beeindruckt und sage ihr, damit schafft sie es heute in meine TV-Show. Sie ist stolz wie Bolle und will jetzt richtig gut dastehen, deshalb klemmt sie sich am Ende unter den anderen Arm noch eins dieser hippen zweinadligen Surfboards. Damit ist sie jetzt vollständig ausgerüstet.
    Wenn jemand wüsste, wie sehr ich das liebe, wenn sich am Wegesrand der kleine Vorhang öffnet und das Puppentheater beginnt ;)
    Schmunzelnd ziehe ich weiter und stelle mir noch vor, wie sie später etwas wacklig über den See surft. Dieser Gedanke einer aufrecht stehenden Ameise kommt aber mal nicht von ungefähr: Am Morgen habe ich auf einer der Brücken beobachtet, dass sie da auch ihren ganzen Klump über‘n Bach schleppen. Als ich das fotografieren wollte, (ja, da muss ich gaaanz dicht rangehen) standen sie zu dritt unter dem Telefon und haben Männchen gemacht. Und da soll ich ernst bleiben…
    Gegen halb sechs springt mir jemand anderes vor die Linse, es ist ein Grünschenkel. Mal wieder Federvieh, das ich schon wie oft gehört oder auch hab fliegen sehen, aber jetzt mal so nah und mit Bilderrahmen ist viel schöner.
    Gegen sieben erreiche ich am nördlichen Ende des Sees den Shelter Rödvik, hier treffe ich Jürgen an, ein Deutscher, der mit einem Faltboot in dieser Gegend auf verschiedenen Seen auf Angeltour ist. Wir kochen jeder was, unterhalten uns ein wenig und bauen danach die Zelte auf. Um halb neun, ich bin gerade mit allem fertig, gibt es einen heftigen Graupelschauer, danach ist Friede…
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  • 8. Juni

    8 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 4 °C

    Die Nacht hat sich trocken gehalten, dafür gibt es am Morgen um sieben, als ich kurz vorm Aufstehen bin, einen kurzen Regenschauer. Es hält sich aber trotzdem so gut, dass ich gegen neun, als ich mit Frühstücken und Einpacken fertig bin, auch das Zelt komplett getrocknet ist, so dass ich mich darum heute weiter nicht kümmern muss. Jürgen ist gerade um die Zeit jetzt aufgestanden, wir verabschieden uns und ich ziehe weiter nordwestlich entlang des Rogen. Es geht auf die norwegische Grenze zu, nördlich von mir ziehen sich in einigen 100m Entfernung steil aufragende Felswände entlang. Ich habe übrigens schon gestern die Provinz Dalarna verlassen und bin ab jetzt in Jämtland unterwegs. Gegen zwölf bin ich kurz vor Norwegen, hier knickt der Weg jetzt wieder scharf ab Richtung Norden.
    Gerade auf einem langen Bohlenpfad durchs Sumpfland unterwegs, kommt mir ein Hund mit Herrchen entgegen, Deutsche, die den Kungsleden Richtung Süden laufen. Es ist interessant zu sehen, dass der Hund auch rechts und links eine Tasche mit seinem Futter trägt.
    Einen guten Kilometer weiter in der Skedbrostugan treffe ich den Tschechen Petr. Er ist aus Brno und läuft einen Teil des südlichen Kungsleden. Wir halten gemeinsam die Pause hier ab und werden uns später sicher noch mal wiedersehen.
    Der Weg, der jetzt vom Rogen wegführt, nimmt nicht wirklich an Höhe zu, sondern es geht mehr und mehr durch ein Netz von See an See, die irgendwie miteinander verbunden sind. Dementsprechend ist es ganz gemischtes Gelände auf recht sandigem Untergrund. In den Seen hier ist der Bereich am Ufer oftmals aus hellem, recht feinen Sand, wie ein feiner Sandstrand ausgebildet, Dazwischen natürlich immer wieder, sonst wäre es nicht diese Landschaft, Stein- und Blockfelder, die durchklettert werden müssen. Bis dahin hat sich das Wetter prächtig gehalten, auch wenn es, was die Wolken betrifft, einigermaßen bedeckt oder wechselhaft ist.
    Gegen sechs beginnt es zu regnen, es regnet sich scheinbar ein. Ich habe noch gut 7 Kilometer vor mir, will oben in den Bergen übernachten. Bei einer Geschwindigkeit von höchstens drei Kilometern pro Stunde heißt das, es wird spät heute. Gegen sieben oder halb acht komme ich an eine Hütte, die in der Karte nicht auftaucht. Für eine Pause taugt die mir, denke ich so und wie ich die Tür öffne, sitzen da schon Petr und der Onkel aus Amerika, Jeffrey aus Minneapolis. Sie haben in dieser kleinen gemütlichen Hütte schon das Feuer an und trocknen ihre Sachen. Da werde ich wohl weiterlatschen? Nix da! Eine interessante Runde, in der ich kaum zum Kochen komme vor lauter Erzählen. Ach, Wasser hab ich natürlich jetzt noch nicht, die 200m husche ich nochmal schnell runter zum nächsten Bach. Und während es draußen weiter vor sich hin gießt, endet dieser Abend doch sehr cozy.
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  • 9. Juni - Ruhetag

    9 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 6 °C

    Dieser Morgen sollte so früh beginnen. Jeffrey wollte schon um sieben losgehen und ich hätte diese Gelegenheit zum Frühaufstehen mitgenutzt. Letztendlich ist es aber doch wieder halb acht wie bei mir üblich, bis ich als Erster von allen aufstehe und dann die Runde das morgendliche Treiben beginnt. Nachdem alle gefrühstückt und gepackt haben, ich bin aber noch nicht ganz soweit, verabschieden wir uns. Dabei denke ich an den Ruhetag, der ja üblicherweise am Sonntag ist, den ich hier aber bisher wegen fehlenden Wassers für die Wäsche ausgeschlagen hatte. Da es die ganze Nacht geregnet hat und auch für den restlichen Tag sowas ansteht, entscheide ich mich, als ich schon fast die Schuhe anhabe, doch hier zu bleiben, da ich einen Ofen habe, sodass ich nach dem Waschen unabhängig vom Wetter auch trocknen kann. So muss ich zwar heute einige Male mit meinen Wasserflaschen und der tragbaren Waschmaschine runter zum Bach laufen, aber wenn ich eins habe, dann ist es ziemlich viel Zeit. Damit auch die nächsten Wanderer wieder Holz am Ofen vorfinden, mit dem sie direkt anschüren können, säge und spalte ich im Laufe des Tages einen guten Vorrat und so vergeht der Tag Stück für Stück mit immer wieder Regen und trockenen Phasen.Leia mais

  • 10. Juni

    10 de junho de 2024, Suécia ⋅ ☁️ 4 °C

    Obwohl die Nacht zeitlich gesehen lang genug war, war sie betreffs Schlafen doch recht kurz. Einerseits hat es bis Mitternacht ordentlich geregnet, andererseits war ab da heftiger Wind, dessen Pfeifen und Tosen um die Hütte herum ziemlich laut war. Trotzdem geht es um halb sieben raus und ich packe all meine wunderbar trockenen Sachen ein. Mein Blick schweift draußen weit ins Land. Während es hier noch heftig windet und dabei auch irgendwie aus den tief hängenden Wolken etwas regnet, ist es in der Ferne relativ hell über dem weiten Fjäll, d.h. die Sonne scheint dort schon durch. Kurz nach acht starte ich und es zieht sich relativ schnell aufwärts durch die letzten Birken. Schon nach 20 Minuten habe ich Mühe, die Hütte dort unten noch zu erkennen und nach einer halben Stunde habe ich das Plateau erreicht. Die Landschaft wirkt hier sehr sanft, da es keine freien Steinflächen sind, sondern alles mit Moosen, Flechten und kleinen Pflanzen bedeckt ist. Und so läuft es sich auch wunderbar, der Pfad ist feiner Kies und während der Wind hier oben schon noch ordentlich zieht, hat er gegenüber der Nacht inzwischen deutlich nachgelassen. Zwischendurch sehe ich immer mal ein Stück blauen Himmel und Sonne, während es nebenbei aus den durchziehenden Wolken etwas nieselt.
    In dieser Gegend, so hat Jeffrey erzählt, gibt es Moschusochsen, ich bin gespannt, ob ich einen davon vielleicht zu Gesicht bekomme. Ebenso deutet ein Schild darauf hin, dass ab dieser Gegend die Rentierherdenhaltung beginnt. D.h. ich bin inzwischen in der südlichsten Gegend der Sámi-People („Sumpfleute“) und werde wohl demnächst auch domestizierte (halbwilde) Rene zu sehen bekommen.
    Der Weg führt heute nach Hamra, das sind circa 17 km und guck an, es gibt dort einen Supermarkt. Das habe ich am Samstag im Gespräch mit Petr erfahren und hatte wohl bei meiner Planung die ganz dicke Filzbrille auf, als ich auf der Karte nach Shops gesucht habe. Ich werde dort also ein wenig frisches Obst und Brot kaufen. Der Rest ist laut Planung noch ausreichend vorhanden. Tatsächlich ist die Menge, die ich kalkuliert hatte, gar nicht schlecht. Für mich war es, wenn auch so gesehen unnötig, mal ein guter Test, da weiter im Norden definitiv noch einmal mindestens ein Stück kommt, wo ich für 10-12 Tage Futtervorrat mitnehmen muss.
    Die Landschaft hier auf dem Plateau ist so merkwürdig schön, meine Augen grasen die ganze Zeit rechts und links, obwohl gar nicht wirklich viel passiert. Hin und wieder ist ein Vogel zu hören, sonst ist es eher der Wind, den ich höre und gegen den ich hier auf 1100m ü.M. auch eine Lage mehr angezogen habe. Einerseits bin ich dankbar, dass ich gestern diese tolle Hütte hatte mit all ihren Vorzügen, andererseits wäre das Übernachten hier oben einfach landschaftlich gesehen eine tolle Sache gewesen. Mal schauen, wo ich heute Abend lande.
    Während ich zur Pause an einem kleinen See sitze, sehe ich in gut 70-80m Entfernung etwas helles liegen. Da es hier oben keine Bäume gibt, kann es also kein Totholz sein. Und so eröffne ich meine Rentiersaison nicht mit einem Tier als solchem, sondern mit einem Geweih. Es bricht innerlich sofort wieder dieses Sammelfieber aus, wie wir es letztes Jahr auch im Sarek hatten, aber ich weiß, dass ich am Ende einen Tieflader bräuchte, wenn ich alle gefunden Geweihe mitnehmen wollte. Von daher überlasse ich es der Natur oder vielleicht einem anderen Wanderer.
    Es läuft sich einfach wunderbar heute Morgen, für meine erste Pause nehme ich mir kaum Zeit, ich will weiter. Der Rucksack fühlt sich wie ein Leichtgewicht an, hoffentlich habe ich nichts in der Hütte liegen gelassen. Zu meiner rechten in einiger Entfernung sind etwas niedrigere, bewaldete Berge, die von der Sonne angestrahlt werden, im Voraus tut sich mit jedem kleinen Hügel, den ich übersteige, ein weiterer hoher, teils komplett schneebedeckter Berg auf. Was für ein Panorama! Die höheren Berge in einiger Entfernung zeigen auf ihren Spitzen deutlich, dass die letzten Nächte, in denen es bei mir geregnet hat, dort oben neuer Schnee gefallen ist. Gerade diese geänderten Temperaturen lassen mich wieder große Freude an meiner Thermoskanne haben, bei der ich in den letzten Tagen immer mal wieder darüber nachgedacht habe, sie vielleicht bei irgendjemandem zu hinterlassen, um sie später abzuholen. Dieser Prügel wiegt schließlich leer schon fast ein Kilo, aber jetzt tut sie mir wieder gute Dienste und schließlich wird es auch wieder Herbst werden, wo ich sie regelmäßig benötige. Von daher bleibt sie.
    Nach Hamra hin zieht es sich vom Berg runter durch ein Skigebiet entlang von Lift- und Pistenanlagen. Gegen zwei mache ich meinen Einkauf, der Gott sei Dank heute nicht so lange dauert und habe um drei auch schon die kleine Orgie vor dem Supermarkt hinter mir. Ab jetzt geht es jenseits des Tals wieder aufwärts in die Berge. Ich habe noch gute 8-9 km zu laufen bei wechselhaftem Wetter. Vorher geht es erst noch gute 3km an der Straße entlang durch Fjällnäs und fast wie erwartet, auf den Wiesen sehe ich doch die ersten Rentiere. Sie grasen dort oder ruhen und wirken nicht so scheu, wie ich sie aus Lappland so kenne.
    Dann ist der Weg recht einfach wieder rauf aufs Plateau. Es läuft sich recht einfach, wenn auch etwas nass und ich erreiche circa um acht eine Hütte, in der ich übernachten werde. Nicht zuletzt, da es angefangen hat zu schneien.
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