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- Dag 122
- lördag 1 juni 2024 21:53
- ⛅ 13 °C
- Höjd över havet: 830 m
SverigeIdre61°38’17” N 12°21’31” E
1. Juni

Meine Nacht endet so, wie sie begonnen hat: Mit dem Kuckucks-Evergreen, der sich zu gern selbst hört und gestern Abend wieder alles verfügbare Hartgeld in die Jukebox gesteckt hat. Ich stehe heute schon um sechs auf, da ich einen Ausflug machen will, bevor ich auf dem Trail weitergehe. Zum einen zum Njupeskär als Schwedens höchstem Wasserfall mit 125m und gut 90m freiem Fall und auf dem Weg dahin ist der älteste Baum der Welt zu bewundern. Das ganze kostet mich hin und zurück mindestens 7km, so dass ich nach dem Frühstück um sieben aufbreche. Als erstes begegne ich auf dem Weg einem Weidenschneehuhn, dieses Modell ist eher Läufer denn Flieger und so habe ich die Chance, es eine Zeit lang aus der Nähe zu beobachten. Dann komme ich zu „Old Tjikko“, wie sie ihn genannt haben: Eine 9500 Jahre alte Fichte, das oberirdisch sichtbare ist ca. 400 Jahre alt. Sie wurde eher durch Zufall in 2008 von zwei Wissenschaftlern entdeckt, die das Leben der Bäume hier an der Baumgrenze untersucht haben. Von hier aus steige ich tief runter, um den Wasserfall nicht nur von oben, sondern auch an der Unterseite zu sehen, auch wenn ich hier schon mehrere Male war. Schon in einiger Entfernung spüre ich den immensen Luftzug und der Wassernebel ist so stark, dass ich mich nicht allzu lange aufhalte, sonst bin ich komplett nass. Beeindruckend ist die Menge an Schnee, die noch unten im Bachbett liegt, man stelle sich diesen imposanten Wasserfall im Winter komplett vereist vor. Schön, dass der Hüttenwart mir genehmigt hat, den Rucksack in der Stuga stehen zu lassen, denn es geht jetzt wieder steil auf zurück. Er hat übrigens gestern auch erwähnt, dass vor vier Wochen, wo ich ja eigentlich schon hier durchmarschiert sein wollte, noch bis zu 3m Schnee lagen und der See eine 1,10m dicke Eisschicht hatte. Fortbewegen wäre also zu Fuß in meinem Stil ziemlich unmöglich gewesen und von daher sollte es wohl doch so sein, dass ich so langsam unterwegs bin. Der Frühling ist hier komplett ausgefallen, wie er erzählt. Also ein langer und sehr schneereicher Winter, der abrupt mit vier Wochen Trockenheit dank kräftigem Sonnenschein beendet wird und alle möglichen Pflanzen jetzt viel zu früh sind. Das hat mir auch Kurt vor wenigen Tagen exakt so erklärt.
Zurück bei den Hütten gibt es erst mal ein zweites Frühstück, ich unterhalte mich mit ein paar Schweden, die unterwegs sind, um Vögel zu beobachten und zu fotografieren.
Um kurz nach zehn ziehe ich dann los und habe erstmal eine Gruppe Schweden vor mir, sie haben auch in einer der Hütten übernachtet und sind übers Wochenende hier im Fjäll unterwegs. Als sie mich vorbeiziehen lassen, kommen wir ins Gespräch und unterhalten uns eine Weile. Ich merke, dass jeder von ihnen eine gewisse Inspiration mitnimmt, als ich davon erzähle, dass heute der fünfte Monat meines Draußenseins beginnt.
Zur Pause sitze ich am See und beobachte das Wetter rundherum, was ja dank der unendlich weiten Sicht hier oben außergewöhnlich gut möglich ist. Es zieht sich im Süden und Osten gewittrig zu, ich bin bis zum späten Nachmittag heute Richtung Westen unterwegs. Ganz unerwartet kracht es hinter mir, ich gehe noch ein Stück weiter bis zur nächsten Hütte und lasse den Regenschauer durch. Es wird wahrscheinlich aber heute immer mal wieder etwas geben. Als ich wieder aufbreche, laufe ich auf die nächsten Wolken zu, die schon fröhlich vor sich hindonnern. Auf einmal kracht es direkt über mir, so dass ich mit einem kurzen Schrei zusammenzucke, so unvorbereitet war ich auf diesen Moment. Es braut sich mehr und mehr rundherum was zusammen, ist aber kein so heftiges Gewitter, dass ich mich jetzt hier irgendwo eingraben will, wo auch?
Es geht demnächst ins Gördalen, wie der Name sagt ein Tal, allerdings der Weg dorthin geht erst mal über eine Anhöhe auf knapp 1000m. Gegen eins gibt sich das Ganze wieder, es regnet noch ein wenig und um zwei sehe ich schon die ersten Sonnenstrahlen und blauen Himmel durch. Um drei erreiche ich Gördalen, hier gibt es einen Campingplatz und ein Restaurant. Ich genehmige mir heute einen Burger und es wird doch sechs, bis ich weiterkomme. Aus dem Ort raus sehe ich an den zugewucherten Holzplanken, dass hier scheinbar noch weniger als niemand unterwegs ist. Ich versuche, so schnell wie möglich hoch auf den Berg zu kommen. War jetzt auf 600m runter und muss bis auf fast 1000m wieder hochsteigen, damit mich Staatsfeind Nummer 1 nicht erwischt.
Im Trollhaarwald geht es auf der Scooter-Strecke dann recht steil entlang kleiner Bäche wieder aufwärts.
Vor mir grummelt es schon wieder in diesem Wolkenmix von weiß über bläulich bis tiefschwarz. Gegen dreiviertel sieben komme ich ins Drevfjällen Naturreservat. Was in der Anleitung des heutigen Tages nur sehr klein und unleserlich geschrieben war: Es geht jetzt auf, dann noch einmal ab ins Tal und dann erst hoch aufs Plateau. Da bleibt von der kräftigen Mahlzeit nicht viel übrig.
Ich laufe gegen halb acht direkt auf eine Gewitterfront zu, vor mir bollert es immer mehr und so werde ich in einem guten Kilometer auf 900m ü.M. den Shelter Gröningshålan aufsuchen und den weiteren Verlauf entscheiden. Auf dieser Höhe ist wieder wie mit Lineal die Baumgrenze gezogen, also ab hier nur noch Krüppel-Kiefern, die aufwärts immer spärlicher und verkümmerter werden. Das Wetter hat sich beruhigt, es ist leicht windig, ich werde weiterlaufen. Nicht allzu lange hin gehen in meiner Laufrichtung mehrere Blitze mit lautem Krach nieder. Ich setze mich in eine Kuhle, warte gut 20 Minuten und beobachte dabei, was die Wolken über mir tun. Nachdem sie etwas weitergezogen sind, stapfe ich auch weiter. Es ist der 1. Juni und Petrus hat wohl heute die neue Programmzeitschrift für die nächsten vier Wochen bekommen. Als er reinschaut, was die PrimeTime am Samstagabend hergibt, weint er bitterliche Tränen. Und wer muss das wieder ausbaden? Er blättert scheinbar recht lange und erst um halb zehn stellt er fest, dass es zwecklos ist und schaltet das große Licht wieder an für alle, die draußen spielen wollen. Bis er sich wieder eingekriegt hat, dauert es aber noch eine halbe Stunde. Ich kann in dieser Zeit meine Regensachen einmal vollständig durchtesten und erreiche kurz darauf nach einem guten Kilometer Verlaufen gegen zehn die Drevfjällstugan. Eine kleine unbewirtschaftete Wanderhütte, in der ich sehr gemütlich die Nacht zubringen werde.Läs mer