Der Zug scheint ein komfortables Fortbewegungsmittel auf der Insel Java zu sein. Daher mussten wir nicht lange überlegen, wie wir von Yogyakarta nach Malang fahren. Wir betraten den Zug und ein paar Stunden später fuhr der Zug im Bahnhof von Malang ein. Mit uns stiegen viele weitere Touristen aus dem Zug. Alle hatten wohl das gleiche Ziel. Alle wollten den Vulkan, namens Bromo, unweit von Malang gelegen, besuchen. Vorab buchten wir eine Nacht in einem kleinen Hostel in Malang. Es gibt mehrere Möglichkeiten, nach Cemoro Lawang (kleines Dorf in der Nähe des Vulkans Bromo) zu gelangen, um den Vulkan Bromo zu besichtigen. Die meisten Touristen buchen eine geführte Tour in Malang. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit dem Bus oder Zug nach Porobolinggo zu fahren. Von da gäbe es die Möglichkeit, mit dem Taxi oder einem weniger komfortablen öffentlichen Minibus nach Cemoro Lawang zu gelangen. Einen öffentlichen Bus, mit direkter Route von Malang nach Cemoro Lawang, gäbe es nicht, da es keine durchgehende Strasse geben soll. Wir entschieden uns für die dritte und abenteuerlichste Variante. Wir mieteten in Malang einen Roller und wollten auf direktem Weg nach Cemoro Lawang gelangen. Google Maps fand einzig eine Route auf indirektem Weg, über Pirobolinggo, nach Cemoro Lawang. Wir fragten den Inhaber des Fahrzeugvermietungsgeschäfts. Er konnte uns den Weg erklären, betonte aber im gleichen Atemzug, dass der Weg sehr anspruchsvoll sei. Wir liessen uns nicht beirren... Im Hostel lagerte ich bis zu unserer Rückkehr meine Packung zwischen. Für den Ausflug zum Bromo hatten wir nur das Nötigste dabei, alles in Danielas kleineren Rucksack verstaut. Wir fuhren los. Daniela trug den Rucksack auf ihrem Rücken und ich lenkte den Roller. Ich wunderte mich, denn wir kamen ausgesprochen gut voran. Die Strasse war eng, gleichwohl aber gut befahrbar. Einige Toyota Landcruiser fj 40 überholten uns. Einen Nutzen dieser überdimensionierten Offroadfahrzeuge sah ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht... Wir fuhren eine sehr steile Strasse abwärts und hatten währenddessen einen atemberaubenden Ausblick auf ein weitläufiges Tal. Links und rechts prägten bewachsene Hügel das Bild, dazwischen, karger Sandboden. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, dass sobald wir die Ebene erreicht hätten, die Strasse enden würde... Mit dem Roller durchquerten wir die endlos scheinende Sandwüste. Der Sand war locker. Manchmal gruben sich unsere schmalen Räder, zehn bis fünfzehn Zentimeter tief, in den Sand ein. Dass wir zu zweit auf dem Roller sassen, machte die Aufgabe nicht einfacher. Stellenweise sanken wir so weit ein, dass Daniela einige Meter zu Fuss gehen musste, weil wir keinen Vortrieb mehr hatten. Es war ein Abenteuer. Genau deswegen macht mir das Reisen so viel Spass. Immer wieder stellen sich uns neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Manchmal ist es nervenaufreibend, ärgerlich oder unangenehm, aber immer abwechslungsreich und herausfordernd. Brühende Hitze, aufgewirbelter Staub und Sand machten das Vorankommen schwierig. Gelegentlich überholte uns ein Toyota. Dann wurde mir bewusst, weshalb dies das beliebteste Fahrzeug in Cemoro Lawang zu sein scheint... Endlich erreichten wir unser Ziel. Daniela war erleichtert, heil angekommen zu sein. Sie schenkte mir ihr Vertrauen und hatte zeitgleich Todesangst auf dem Soziussitz. Die Handlungsfähigkeit trat sie an mich ab. Ich trug die Verantwortung, das Fahrzeug, Daniela auf dem Rücksitz, unbeschadet durch den Sand zu manövrieren, um nach Cemoro Lawang zu gelangen. Das Hostel war nichts Besonderes. Aber es war ausreichend für eine Nacht. Wir deponierten unsere Sachen und wanderten Richtung Vulkankrater. Dieser ist mit einem halbstündigen Fussmarsch in unmittelbarer Nähe erreichbar. Schon auf weite Distanz war der Lärm des tobenden Vulkans hörbar. Wir gingen die Treppen hoch und erreichten die Anhöhe. Ein gewaltiger Krater offenbarte sich. Der tobende Lärm des Vulkans, aus dem Innern der Erde, liess alle anderen Geräusche verstummen. Schlichtweg atemberaubend. Wir assen etwas und gingen früh zu Bett. Wir wollten früh aufstehen. Mitten in der Nacht klingelte unser Wecker. Ein muss, einer jeden Besichtigung des Bromos ist es, den Sonnenaufgang zu beobachten. Warm gekleidet, bei ungefähr fünf Grad Celsius, machten wir uns auf den Weg. Ungefähr eine halbe Stunde waren wir unterwegs, bis wir den ersten Aussichtspunkt erreichten. Alle geführten Touren führen zu diesem Viewpoint, da dieser einfacher erreichbar ist. Wir wollten weiter. Kurz vor der Anhöhe fanden wir den perfekten Spot, ganz für uns alleine, um der Sonne beim Aufgehen zuzusehen. Ein wunderschönes, gleichwohl kaltes Erlebnis. Unsere Hände zitterten. Doch die atemberaubende Aussicht liess uns die Kälte auf unserer Haut vergessen. Kaum ein Foto kann diesen Moment in vergleichbarer Schönheit abbilden. Die ersten Sonnenstrahlen auf unserer Haut gaben uns Wärme und machten den Moment noch schöner. Keiner weiss, weshalb wir dies nicht schon in der Schweiz öfter gemacht haben, der Sonne beim Aufgehen zuzusehen. Um acht Uhr waren wir wieder im Hostel. Das Hostel servierte ein einfaches Frühstück, bevor wir den Rückweg, zurück Richtung Malang, antraten. Mit viel Schwung und einer besseren Routenwahl bezwangen wir die Sandwüste in rekordverdächtiger Zeit. In Malang checkten wir wieder im gleichen Hostel, wie zuvor, ein. Nach unserer Rückkehr konnte ich es noch immer kaum glauben. Diese Bilder haben sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Doch Malang und die nähere Umgebung haben noch so einiges zu bieten. Die bunten Slums werden mir in Erinnerung bleiben. Für ein kleines Eintrittsgeld darf man durch die engen Gässchen schlendern. Dabei erfährt man einen sehr transparenten Einblick in das Leben der Einheimischen, die dort leben. Die bunten Häuser und Wohnungen werden fast zur Nebensache, da sich das eigentliche Leben der Einheimischen dort abspielt. Die Kinder sangen und tanzten. Der Erlös der Ticketeinnahmen wird anscheinend an die Bewohner dieser Siedlung verteilt. Am darauffolgenden Tag wollten wir einen eindrücklichen Wasserfall, namens Tumpak Sewu, besichtigen. Dafür brauchten wir einen Roller. Wir machten die Rechnung nicht mit der heimischen Bevölkerung. Roller, Hostels und Sitzplätze im Zug, alles war ausgebucht, dies wegen eines nationalen Feiertages. Mindestens fünf verschiedene Vermietungen haben wir angefragt. Diese wussten natürlich über die Knappheit des Angebots Bescheid. Wir wurden doch noch fündig, bezahlten aber einen deutlich überteuerten Preis für den Roller. Aber der Ausflug zum Wasserfall hatte sich gelohnt. Zwischen zwei Felsschichten, in einer Höhe von ungefähr 120 Metern über dem Boden, entspringt das Wasser. Gleichmässig legt sich das Wasser über den gesamten und leicht gebogenen Felsen. Wer will, kann auch zum Fusse des Wasserfalls gelangen. Ein beschwerlicher und gefährlicher Weg führt in die Tiefe. Ich hegte Zweifel, ob die laienhaft aneinander geschweissten Leitern die nötige Tragfähigkeit gewährleisten... Vulkane faszinieren mich. Zwei weitere will ich noch erklimmen... Dafür reisen wir weiter Richtung Osten. Wegen des Feiertags und weil wir keine Tickets für den Zug buchen konnten, legten wir einen Zwischenhalt in Surabaya ein. Von da reisten wir weiter Richtung Banyuwangi. Da soll angeblich das grösste Säurefass der Welt zu bestaunen sein. Was es damit auf sich hat, werde ich im nächsten Beitrag erläutern...Read more