Iran
Bāshmāq

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Travelers at this place
    • Day 10

      1.653 km Kurdistan, Land und Leute

      March 23, 2023 in Iran ⋅ ☀️ 8 °C

      Hinter Kevin und mir liegen 1.635 Kilometer irakische bzw kurdische Landstraßen, Highways, Feldwege und Schotterpisten, bevor es im Iran weitergeht noch ein paar Eindrücke.
      Zunächst mal, egal ob die Soldaten in Saddāms Geisterschloss, die Soldaten an den Straßencheckpoints, Opas die uns auf der Straße oder in Teehäusern begegnet sind, Hotelbesitzer oder jeder x-beliebige Mensch wo auch immer, jeder hat uns hier herzlich begrüßt. In knapp 10 Tagen Iraq bzw. Kurdistan hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl ernsthaft Angst haben zu müssen oder das Gefühl mein Gegenüber könnte mir etwas böses wollen, und das in einem Land in dem Maschinengewehre und Soldaten noch das Straßenbild prägen. Trotz Sprachbarriere fanden wir immer dann Hilfe, wenn wir sie brauchten. Wenn man sich doch mal über Englisch verständigen konnte, gab man uns gleich die Handynummer damit wir uns melden könnten, sollte es mal ein Problem geben.

      Fast das gesamte kurdische Gebiet konnten wir mit unserem Auto erkunden, im Osten bis an die Grenze zum Iran, im Norden bis zur Türkei und im Westen bis kurz vor die syrische Grenze. Es ist ein wahnsinniges Land, wahnsinnig ungleich, wahnsinnig instabil, wahnsinnig reich, wahnsinnig arm, wahnsinnig historisch, wahnsinnig gastfreundlich, wahnsinnig schön.

      Aber was wird nun aus dem irakischen Kurdistan? Gäbe es dafür eine magische Glaskugel, wäre diese so trüb, das man noch nichtmal sagen könnte ob sie wirklich aus Glas ist. Hier wo die Wiege der Menschheit liegt, genießt man derzeit das vergängliche Privileg des Friedens, vielleicht auch nur das der Abwesenheit von Krieg. Im Norden würde es der Türkei gut in den Kram passen, sich die kurdischen Ölfelder einzuverleiben und in einem Aufwasch mit den eigensinnigen und stolzen Kurden abzurechnen. Was der iranische Nachbar geopolitisch im Schilde führt weiß niemand, aber freiwillig wird der Iran sicherlich nicht seine Finger aus dem Spiel lassen. Seit kurzem versucht nun der Westen an das kurdische Gas zu kommen, für eine Pipeline zum Mittelmeer müsste man sich jedoch mit der Türkei einig werden, danach müsste auch die Irakische Zentralregierung mitspielen, an der Stelle kommen dann die Russen ins Spiel, die versuchen über ihren Einfluss in Bagdad das Projekt zu sabotieren.
      Und einfach mal angenommen, alle diese ausländischen Machtapperate würden aufhören hier Einfluss zu nehmen, dann gäbe es immernoch die beiden rivalisierenden kurdischen Parteien PdK und PuK. Beide werden von jeweils einer großen kurdischen Familie kontrolliert und gönnen sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.
      Was bleibt für den einfachen Menschen im kurdischen Irak? Vermutlich nicht viel, egal ob das Gas letztlich an die "Guten" im Westen oder die "Bösen" im Osten verschachert wird, von dem Geld wird die Bevölkerung nicht viel sehen. Die beeindruckenden neuen Wolkenkratzer in Erbil und Sulaimanyah, sind entweder für reiche Ausländer oder korrupte Iraker, wobei die Grenzen zwischen beiden wohl sehr fließend sind. Für den einfachen Teehausbesitzer oder Schafhirten, spielt das vermutlich keine große Rolle, da all dies fernab jeglicher Alltagsrealität stattfindet.

      Für mich bleibt die Erinnerung an eine tolle Zeit, mit tollen Menschen besonders natürlich Kevin, Shko und Miran aber auch vielen anderen die mir auf dem Weg begegnet sind. Möge Gott, Allah, Jehova, Buddha oder wer auch immer da der Kappo ist, seine schützende Hand über dem schönen Flecken Erde und seinen Menschen haben.

      Zum Abschluß bestätigt sich dann nochmal mein Bild von Kurdistan und der Region. morgens sitzen wir in einem Van mit 15 anderen auf dem Weg zur iranischen Grenze, keiner spricht Englisch, aber jeder ist bemüht uns zu erklären, was wir beachten müssen bis uns letztlich einer an die Hand nimmt und mit uns die verschiedenen Stationen am Grenzübergang durchläuft. Erst als wir an der iranischen Grenzstation zum "persönlichen Gespräch" "gebeten" werden, sind Kevin und ich wieder auf uns alleine gestellt. Das dauert dann eine, teils unangenehme, Stunde lang und dann stehen wir auch schon auf der "Achse des Bösen" - im wunderschönen Iran 🙃
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    You might also know this place by the following names:

    Bāshmāq, Bashmaq, باشماق

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