Iran
Kish Island

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Travelers at this place
    • Day 19

      Couchsurfing mit Spongebob

      March 15, 2019 in Iran ⋅ 🌬 23 °C

      Neda darf mein erster Couchsurfing-Host überhaupt sein. Lieb von mir. Mich aufzunehmen von ihr und ihrem Mann Hamed natürlich auch. Ich gönne mir einen halbstündigen Flug von Bandar Abbas nach Kish Island, um nicht nochmals aufgrund übertrieben ängstlicher Fähr-Kapitäne irgendwo zu stranden. Nicht einmal zwanzig Stutz kostet der kleine Luxus. Hektisch verteilter Snack inklusive. Das dürfte in erster Linie an den iranischen Spritpreisen von weniger als sieben Rappen pro Liter liegen. Eine CO2-Sünde ist es natürlich trotzdem und ich schäme mich dementsprechend. Auch für meine Frisur, denn ich habe mich schon länger nicht mehr rasiert. Aber das Leben geht weiter. Irgendwie. Da Kish Island lediglich teure Hotelbunker zu bieten hat, habe ich mich für diesen Couch-Versuch entschieden. Und ich werde nicht enttäuscht. Sogar vom Flughafen holt man mich ab. Neda und Hamed bewohnen eine schmucke Zweizimmerwohnung in einem vornehmen Apartmentblock mit Concierge. Und wie es sich für kultivierte Menschen gehört, kann man auf Neda’s Toiletten sogar sitzen. Halleluja! Wie schon in Isfahan, starte ich auch hier mit einem Stück Torte. Schon schön dieser Iran. Laut Couch-Surfing Profil steht Neda‘s Couch aber lediglich von Mittwoch bis Freitag zur Verfügung: „To make u enjoyable time with our partying“. Doch das matched zum Glück genau mit meinen drei letzten Tagen im Iran. Na dann lasset die Spiele beginnen!

      Neda und Hamed sind Teil einer Clique die sich scherzhaft „Black Light“ nennt. In Anlehnung an die Schwarzlicht-Röhren und sonstigen Licht-Spektakel, die jeder in seiner Wohnung installiert hat. Jeden Mittwoch - was unserem Freitag entspricht - wird in einem dieser heimischen Clubs gefeiert. Mit lauter Musik, üppigen Speisen, hartem Alkohol und weichem Weed. Eigentlich wie bei uns. Einfach anders. Der Abend bei Reza und seiner Frau ist total geil und ich habe schon länger nicht mehr so viel gelacht. Trotz Sprachbarriere. Oder vielleicht auch wegen. Man verabreicht mir die volle Ladung dieser einzigartigen, iranischen Gastfreundschaft. Während man(n) versucht, aktiv und unterhaltsam zu sein, sind die Iraner völlig unvoreingenommen und freuen sich einfach von Herzen, mich als Gast zu haben. Pure Freude an der reinen Anwesenheit. Man darf hier einfach nur sein. Herrlich.

      Ich dachte ja auch, ich hätte mit dem zu Beginn meiner Iranreise in Teheran gebuchten Flug von Kish zurück nach Teheran ein Schnäppchen gemacht. Dreissig Dollar habe ich bezahlt. Meine Gastgeber lachen mich allerdings lauthals aus und zeigen mir die aktuellen Preise für den Folgetag. Umgerechnet $3,50. Jup, richtig gelesen. Drei Dollar und fünfzig Cents für einen Flug quer durchs Land. Inklusive Gepäck und was zu futtern. Ich krieg schon wieder Durst. Zum Glück saufen die hier genauso gern wie ich. Und am Donnerstagabend geht man dazu an den Strand, macht ein grosses Feuer und feiert ohne Kopftuch und völlig ausgelassen erneut mit lauter Musik, üppigen Speisen, hartem Alkohol und weichem Weed. Um die lieben Leute keinem unnötigen Risiko auszusetzen - für diese Art der Ausgelassenheit landet man hierzulande leider im Gefängnis -, habe ich keine Party-Fotos geschossen. Irgendwie wollte ich hier auch einfach nur sein. Werden tue ich ja noch genug. Alt zum Beispiel.

      Anders als bei der schönen Sue, heisst es bei mir also nicht „you get what you pay for“. Ganz im Gegenteil. Um die Gastfreundschaft und Grosszügigkeit nochmals zu verdeutlichen: Ich habe drei Tage feudal gewohnt, wurde mindestens drei Mal pro Tag gefüttert, konnte meine Wäsche waschen, wurde auf der Insel rumgefahren, war an zwei total steilen Partys mit genug Alkohol, um selbst Spongebob an die Grenze seiner Saugfähigkeit zu bringen und - last but not least - ich durfte nach Lust und Laune an irgendwelchen Raucherwaren nuckeln. Und während den drei Tagen wurden sämtliche Versuche, mich in irgendeiner Art zu beteiligen oder etwas beizusteuern, im Keim erstickt. Ich bin schon fast ein wenig pissed. Neda arbeitet Vollzeit und verdient zweihundert Dollar. Im Monat. Auf dem Weg zum Flughafen erzwinge ich aber einen letzten Lunch-Halt, bei dem ich mit finsterer Miene keinen Zweifel aufkommen lasse, wer diesmal die Rechnung übernimmt. Es wird ja wohl noch möglich sein. Verdammt nochmal. Und tatsächlich. Man lässt mich ausnahmsweise gewähren und so endet das Highlight meiner Iranreise ohne wüste Keilerei. Zum Glück.
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    You might also know this place by the following names:

    Kish Island, كيش (جزيرة), جزیره کیش, Île de Kish, Kiš, KIH, キーシュ島, ქიში (კუნძული), 키시 섬, കിഷ് ദ്വീപ്, کیش, Киш (остров), Kiş Adası, IRKIH, 基什岛

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