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- Jul 21, 2024, 4:00 PM
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 1,622 m
- JapanHokkaidoMenashi-gunRausu Dake44°4’33” N 145°7’20” E
An japanischen Tagen wie diesen...
July 21 in Japan ⋅ ☁️ 24 °C
....werden wir doch noch müde. Wir haben uns zum krönenden Abschluss in Japan noch drei Nationalparks auf die Route gelegt, die alle vulkanischen Ursprungs sind.
Der wildeste von ihnen ist der Shiretoko Nationalpark. Er sieht aus, wie ein langer Finger, der in den Pazifik ragt. Nur an den Küsten gibt es kleinere Straßen und im Süden wird er durch den Rausu-Pass begrenzt. Dazwischen haben Tiere und Pflanzen viel Platz zu tun und lassen, was sie wollen. Die UNESCO hat diesen Ort zum Weltnaturerbe erklärt, weil er so besonders und daher schützenswert ist. In Deutschland schaffen es übrigens drei Orte in diese Liste, darunter das Wattenmeer.
Bei den hochsommerlichen Temperaturen ist es für uns kaum vorstellbar, dass Treibeis die Gegend auch im Winter zum beliebten Touristenziel macht. Wir wollen die Räder parken und auf den höchsten Gipfel. Im Visitor Center erhalten wir alle wichtigen Infos: sind die Wege offen, wo finden wir Wasser, wo können wir campen? Außerdem leihen wir uns ein Bärenspray. Das ist ein großformatiges Pfefferspray, um Bären zu vertreiben, die näher als angenehm kommen. Wir kennen die Bären-Etiquette schon gut aus Kanada, wo wir viele Begegnungen hatten und sind nicht besorgt oder ängstlich. Respekt haben wir allerdings. Wir stehen ja grundsätzlich nicht auf dem Speiseplan der Tiere. Sie freilebend zu sehen, wäre natürlich ein Highlight und setzt Adrenalin frei.
Die Räder abzustellen erfordert immer viel Logistik. Wir packen, was wir brauchen in die Rucksäcke (die sind in der vermaledeiten großen Tasche auf dem Gepäckträger, die wir eigentlich zu selten gebraucht haben). Dabei veranstalten wir immer ein riesiges Durcheinander, bis wir der Entropie ein Ende setzen und alles an Ort und Stelle ist. Das übrige Gepäck können wir dankbarerweise in den Schließfächern des Besucherzentrums lagern.
Mit den Fahrrädern geht es dann einige Kilometer und Höhenmeter weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die Bikes sperren wir an einen Baum am Straßenrand. In Japan haben wir ziemlich viel Vertrauen, dass unsere Gefährte bei der Rückkehr noch da sein werden. Dann geht es zu Fuß weiter und wir steigen über Stunden stetig bergauf. Wir schwitzen wie wir gefühlt noch nie geschwitzt haben. Alles, wirklich alles ist triefend nass. Dann sind wir am Zeltplatz. Mit den letzten Sonnenstrahlen stellen wir das Zelt auf, essen und legen uns früh schlafen.
Bei herrlichstem Sonnenschein und wolkenfreiem Himmel erklimmen wir den Mount Rausu in aller Früh. Ich liebe es auf Gipfel zu stehen. Es ist ein erhabenes Gefühl die Welt aus dieser Perspektive zu erleben, mehr noch, wenn ich es aus eigener Kraft geschafft habe. Dann steigen wir ab, nehmen ein Bad in der schönsten aller natürlichen Quellen, schwingen uns auf die Räder und freuen uns über eine rasante Abfahrt. Als nächstes stehen die heißen Wasserfälle an. Da die Schotterpiste fast nicht fahrbar ist mit unseren Reifen, kommen wir per Anhalter mit einer super netten japanischen Familie weiter. Die Wasserfälle sind im sauren PH-Bereich. Bei Denise brennt das Wasser so auf der Haut, dass sie gleich umkehrt. Ich spaziere die Kaskaden etwas weiter und lege mich in die heißen Gumpen. Schon irr, dass es so etwas gibt. Auf dem Rückweg rutsche ich auf einer glitschigen Stelle aus und schürfe mir das Schienbein auf. Na bravo, jetzt brennt es auch bei mir!
Eigentlich hatten wir danach noch geplant den Pass zu fahren, aber wir schauen uns beide nur an und schütteln den Kopf. Irgendwann ist auch mal gut. Das Wetter hat uns heute regelrecht hyperaktiv gemacht und wir merken so langsam, dass wir von der Wanderung ziemlich k.o. sind und noch dazu einen Bärenhunger haben. Kurzerhand beschließen wir zurück in den Ort zu radeln, obwohl wir dann morgen wieder einen Anstieg mehr fahren müssen. Wir gönnen uns ein richtig schönes Onsen-Hotel mit Abendessen und Frühstück. Es gibt auch Waschmaschinen dort, die dringend nötig sind. Endlich kommen wir in den Genuss nur mit Bademantel bekleidet zum Essen zu gehen, wie wir es schon so oft in Japan gesehen haben.
Fazit des Tages: Aufwachen im Zelt, einen herrlichen Gipfel bestiegen, ein Bad in einer natürlichen heißen Quelle, ein Wasserfall mit heißem Wasser, mega leckeres Essen und toller Onsen im Hotel – dass dieser Tag mein Geburtstag ist, ist Zufall. Das kann man eigentlich nicht so planen mit Wetter und dem perfekten Ort, wenn man so mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Nach dem Rausu-Pass radeln wir noch ein bisschen entlang des Pazifiks. Mit einem letzten Bad darin sage ich dem Stillen Ozean auf Wiedersehen. Jetzt geht es nur noch durchs Inland. Im Akan Nationalpark gibt’s ursprüngliche Seen, noch mehr heiße Quellen outdoor sowie Schwefelgeruch vom Feinsten. Der letzte Pass bringt uns nochmal auf über 1000 Meter. Der Daizetzusan Nationalpark ist der größte Japans. Hier wollen wir nochmal zum Wandern in die Berge. Das Wetter macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Es regnet mehrere Tage und das ist gar nicht mal schlecht. Denn jetzt kommen wir im Hostel zur Ruhe. Lesen, schlafen, onsen und mal keine körperliche Aktivität tuen gut. Hokkaido hat uns jetzt doch noch platt gekriegt. Immerhin reicht es für eine letzte Nacht im Zelt in den Bergen (es ist hier auch einfacher, weil wir mal eine Gondel für ein Stück nehmen können).
Dann radeln wir die letzte Etappe. 70 Kilometer größtenteils bergab nach Asahikawa – ein würdiger Abschluss. Die letzten beiden Tage verbringen wir mit Souvenirjagd (und mal wieder im Onsen). Dann schrauben wir die Fahrräder auseinander, packen und nehmen den Bus zum Flughafen Chitose. Allein über die Abreise mit dem ganzen Kram, könnte ich zwei Seiten schreiben. Die Kurzfassung: Fahrradkartons zu klein – wir basteln was dran, Sicherheitsbeamter macht Stress weil wir im Flughafen basteln (mit großem Messer😊), Umpacken beim Check in, weil Gewicht nicht passt, am Gate ausgerufen werden und zusehen, wie die verpackten Taschen wieder geöffnet werden, weil was gesucht wird, was dann doch mit darf, keine Sitzplätze nebeneinander im vollen Flug, kein vegetarisches Essen an Bord trotz Vorbestellung auf Flug bis Shanghai – wer bitte sagt, dass Fliegen schön ist?! Wir sind einfach nur mega gestresst und können nicht einmal mehr die letzten Yen im Duty Free loswerden. Dabei waren wir sechs Stunden vor Abflug am Flughafen.
Wenigstens sitzen wir Gang an Gang beim kurzen Flug bis Shanghai. Wir halten uns beim Abheben an den Händen, verdrücken ein Tränchen und können es nicht fassen, dass unsere Zeit in Japan vorbei ist....
Dann transportiert uns die Zeitmaschine in 14 Stunden über die Distanz, für die wir uns bei der Hinreise neun Monate Zeit gelassen haben. Es fühlt sich unwirklich an, dann plötzlich in Frankfurt anzukommen.Read more
Traveler Schade, dass ihr so eine stressige Rückreise hattet. Und den Begriff Zeitmaschine kann ich gut verstehen - schon krass...
Traveler Was für irre erlebnisreiche letzte Tag und was für ein turbulenter Abschluss eurer Reise? Schön, dass ihr wohbehalten wieder da seid 🙏✨
Traveler Schade, dass ein Jahr so schnell vorbei geht. Ihr habt in diesem Jahr aber so viele tolle Momente erlebt wie sonst keiner und das kann euch keiner nehmen. Das mit der Zeitmaschine kann ich auch gut verstehen. Das macht wehmütig. Die nächste Auszeit kommt aber sicher auch irgendwann wieder. Trotzdem schön, dass ihr wieder wohlbehalten zurück seid. Sicher gibt es über eure Reise bald einen wunderschönen Diavortrag und darauf freue ich mich schon. GlG