Kazakhstan
Mangistauskaya Oblast’

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Travelers at this place
    • Day 316

      Durch die kasachische Steppe 6. Tag

      May 18, 2023 in Kazakhstan ⋅ ⛅ 18 °C

      Am Morgen nach dem Frühstück gestartet. Nach 10 km kommt ein Restaurant. Die LKW-Fahrer trinken auch hier schon am Morgen Wodka. Ich fahre weiter und biege von der Hauptstraße ab, um ein Dorf zu erreichen. Dort gibt es eine Einkaufsmöglichkeit. Weiter auf der Straße und es fängt an zu regnen. Leider hört es nicht mehr auf und ich denke, es wäre jetzt gut einen Platz zum schlafen zu finden. Ich verlasse die Straße und komme keine 50 m weit. Es ist totaler Matsch. Das Hinterrad am Fahrrad blockiert. Die Kette spannt sich durch den Dreck so stark, dass ich Angst hatte, es würde etwas kaputt gehen. Zum Glück hatte ich genügend Wasser dabei, so dass ich die Kette und die Ritzel gut reinigen konnte. Als ich auf der Straße zurück war, schien plötzlich wieder die Sonne. Nach ungefähr 10 km sah ich auf einer kleinen Anhöhe ein Haus. Ich dachte, ich könnte dahinter mein Zelt für die Nacht aufschlagen. Der Weg dorthin sah gar nicht so schlecht aus, aber es war trügerisch. Nach etwa 100 m war kein weiterkommen und zurück auf die Straße war extrem mühsam, da das Hinterrad immer wieder blockierte und die Kette wieder so straff war, dass ich Angst hatte sie könnte reißen. Zentimeterdicker Schlamm unter meinen Fußsohlen. Extrem rutschig und so bin ich dann auch noch ausgerutscht und lag der Länge lang im Schlamm. Wieder die Kette und Ritzel gereinigt und noch eine Flasche Wasser dabei verbraucht. Ich überlegte, ob ich vielleicht gleich bis in die nächste Stadt fahren sollte, um mir ein Hotel zu nehmen, weil es im Moment aussichtslos schien, bei dem Schlamm und Matsch einen Übernachtungsplatz neben der Straße zu finden. Allerdings war es noch ziemlich weit und ich hatte Sorge, dass ich vielleicht so wie ich aussah, abgewiesen werden könnte. Kurze Zeit später kam ein Flusslauf, dort sah ich gute Möglichkeiten für ein Camping. Unten am Fluss war der Boden auch sandig, so dass ich nicht mehr im Matsch versunken bin. Ich wollte gerade mein Zelt auf stellen, da fing es plötzlich an, wie aus Eimern zu schütten. Dort, wo ich mein Zelt ausgebreitet hatte, bildet sie sich innerhalb von sehr kurzer Zeit eine riesige Pfütze und das Zelt war komplett im Wasser und alles war nass. Der Vorteil war, dass der Schlamm an meiner Regenbekleidung etwas abgewaschen wurde. Kurze Zeit darauf wieder Sonnenschein. Ich nahm das Innenzelt und die Fußmatte raus versuchte alles etwas zu trocknen. Keine Chance. Es war aber dann doch nicht so schlimm, weil meine ISO Matte noch trocken geblieben war.Read more

    • Day 158

      Westkasachstan

      July 7, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 37 °C

      Der knapp 2 tägige Transit durch Russland verlief unkompliziert. Die Ankunft in Kasachstan war sehr unterhaltsam. Wir wollen gar nicht alles genau beschreiben - dass wir zum Abschließen der Autoversicherung durch eine Zahnarztpraxis laufen mussten spricht vermutlich für sich. Am Ende haben wir aber alles bekommen, was wir wollten.

      Die ersten Tage sind wir viel durch die Steppe gefahren - die einzige Abwechslung waren Pferde, Ziegen, Schafe, Kühe und Kamele am Straßenrand.

      Von Beineu aus ging es weiter in die Pampa - 140km Piste ohne eine "Autoseele". Schließlich haben wir nach ca. 6 Stunden die Beket Ata Underground Moschee - eine für hier wichtige Pilgerstätte - erreicht. Dort waren dann aber eher wir als die Moschee die Attraktion. Wir wurden an einer langen Tafel zu Tee, Brot und Kekse eingeladen und wir wollten wirklich nicht lügen, aber aufgrund der Sprachbarriere haben wir versucht alles möglichst einfach zu halten und so kam raus, dass Marcel Mechaniker und Steffi Lehrerin ist, wir verheiratet sind und aus Berlin kommen.

      Nach dem Besuch der Moschee haben wir einen Traumstellplatz gefunden mit Aussicht auf eine wahnsinnig faszinierende Landschaft. In der Gegend von Ustyurt sind wir schließlich dann auch drei Tage geblieben. Unseren letzten Abend in der Gegend haben wir "italienisch" verbracht - nachmittags Cappuchino, abends Steffi's geliebte Pfannenpizza und als Nachspeise gab es den Ausblick auf das Tiramisu in Form von den "tiramisu hills".

      Bevor es weiter nach Usbekistan geht, haben wir einen Abstecher an das kaspische Meer - dem größten See der Welt - gemacht. Wir haben es uns an der schönen Uferpromenade in der Hafenstadt Aktau mit Burger und Lasagne gut gehen lassen. Nicht typisch kasachisch, aber das musste mal wieder sein!

      Von Aktau aus haben wir einen Stopp im sogenannten "ball valley" gemacht und sind nun startklar für den Grenzübergang nach Usbekistan.

      Wir sind total begeistert von der Landschaft in Westkasachstan und freuen uns daher schon in ein paar Wochen auch noch Ostkasachstan zu entdecken!
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    • Day 314

      Tusbair Schor Salzsumpf

      May 16, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☁️ 17 °C

      Sehr schöner Platz oberhalb vom Salzsee. Ungefähr 8 km von der Straße entfernt. Ich höre nur den Wind. Landschaftlich traumhaft. Zwei Pausen heute. Eine an einer Raststätte und die zweite an einem Restaurant. Ein netter junger Mann wollte mir noch sein Portmonee schenken. Leider hat er vorher sein ganzes Geld raus genommen.Read more

    • Day 317

      Beineu

      May 19, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 22 °C

      Gefrühstückt, und alles getrocknet, dann wollte ich starten. Aber der Regenguss am Abend hatte den Boden soweit aufgeweicht, dass es nicht mehr möglich war zu fahren. Überall wieder Schlamm. Ich habe das Hinterradschutzblech raus genommen, damit das Hinterrad nicht blockiert. In der Stadt habe ich in ein Hotel eingecheckt. Die Frau an der Rezeption war nicht gerade begeistert, als sie meine schmutzigen Packtaschen sah. Als ich dann das Fahrrad ins Hotel brachte, war ihr Missfallen offensichtlich.Read more

    • Tag 112: Aqtau Airport bis Aqtau

      June 9, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 30 °C

      Unser Gepäck ist schnell da. Allerdings sind wir etwas erstaunt, weil die Fahrradkartons offen sind. Hoffentlich ist nichts herausgefallen!
      Wir bauen unsere Werkstatt mitten im Flughafengebäude auf und beginnen zu schrauben. Mitlerweile ist es 2 Uhr und wir eigentlich bettreif.
      Während wir am Werk sind kommen immer mal wieder Fluggäste vorbei, machen Bilder, fragen uns woher wir kommen und helfen uns. Unter ihnen ein Taxifahrer, der mir stundenlang tatkräftig zur Seite steht. Manchmal sogar so sehr, dass ich ihn stoppen muss, damit er mir mit dem Imbusschlüssel nicht meine Torxschrauben kaputt macht. Als uns seiner Meinung nach etwas zum Greifen fehlt, läuft er weg und kommt kurze Zeit später wieder mit einem Schraubenschlüssel und einer Zange, die er uns unbedingt schenken will. Wir lehnen dankbar ab, denn noch mehr Gewicht brauchen wir nicht, genauso wenig wie eine zweite Zange.
      Ebenfalls kommt uns ein Fluggast zu Hilfe. Er wartet noch auf seinen Flug und spricht super Englisch. Er weiß direkt, wo er halten muss, damit wir gut an den Rädern schrauben können.
      Dann, nach 5 Stunden Arbeit und einer Tüte mit 6 Dosen Fleisch, die wir von einem weiteren Fluggast geschenkt bekommen haben, fahren wir vom Flughafen los.
      Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass wir direkt von der Hitze umschlungen werden. Aber tatsächlich hätten wir im Schatten des Flughafengebäudes fast noch einen Pulli anziehen können.
      Als wir dann die 20 km eine fast gerade Straße nach Aqtau fahren wird uns dann doch ein bisschen wärmer. Wir sind positiv überrascht, dass hier doch noch ein paar Gräser wachsen, da wir eher einen sandigen Boden erwartet hätten und sehen schon die ersten Kamele am Straßenrand. Es ist echt komisch diese Tiere an einem Ort zu sehen, wo wir mit dem Fahrrad hinfahren können.
      In Aqtau fahren wir direkt das Hotel an, dass wir gebucht haben, um uns ausschlafen zu können. Direkt ist allerdings subjektiv, denn nachdem wir die Adresse angefahren haben, steht dort ein Wohnhaus. Ohne Internet erweist es sich auch als schwierig nochmal genauer nachzuschauen. Aber zum Glück sind wir in einem sehr hilfsbereiten Land, denn mithilfe einiger Passantennund deren Handys finden wir die Adresse dann doch heraus.
      Es ist mitlerweile 10:30 Uhr. Wir müssen vermutlich noch ein paar Stunden warten, bis wir uns nach über 24h endlich hinlegen können. Dann kommt alles anders als gedacht. Eine viertel Stunde später dürfen wir aufs Zimmer. Im Hotel gibt es aus einem Kanister Trinkwasser, perfekt!
      Völlig erschöpft legen wir uns in das klimatisierte Zimmer und schlafen bis 19 Uhr.
      Dann wollen wir noch eine Kleinigkeit einkaufen gehen. Neben dem Hotel ist ein Fastfood Stand. Mithilfe von Google Übersetzer, den ich mir mitlerweile heruntergeladen habe, finden wir zwei frittierte Teigtaschen mit Kartoffeln gefüllt in der Größe eines weihnachtlichen Langos. Umgerechnet für weniger als einen Euro, für zwei!
      Nicht weit weg, aber von außen fast nicht erkennbar finden wir einen Supermarkt, der quasi alles hat. Nach der teils eher geringen Auswahl in Georgien sind wir sehr von der Vielfalt überrascht. Wir decken und mit einigem ein, darunter auch Trockenfrüchte, die wie wir später feststellen, gesalzen und gepfeffert sind. Merkwürdige Kombination, aber sinnvoll, um sie haltbarer zu machen.
      Der Einkauf kostet 17 Euro, was mehr ist, als wir erwarter hätten.
      Neben dem Hotel holen wir uns von einem Stand noch eine nicht zu kleine Wassermelone, die gerade mal 3 Euro kostet. Verrückt!
      Wir essen in der öffentlichen Küche des Hotels zu Abend und gehen dann wieder schlafen.
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    • Tag 113: Aqtau bis Ashchyagar Tal

      June 10, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☁️ 35 °C

      Immer noch müde fahren wir los. Wir möchten noch eine Simkarte besorgen, zum Strand hinunter und dann weiter.
      Die Stadt ist sehr modern und wir merken, dass durch das viele Erdöl der Region einiges an Geld da ist. An einer Moschee, die wir uns beide anschauen, werden wir von einem älteren Herrn angesprochen, auf Kasachisch, aber mit Händen und Füßen verstehen wir uns trotzdem. Er spricht davon, wie anstrengend es wird und heiß, wenn wir weiter fahren. Dann will er noch unbedingt mit mir ein Bild machen, aber mit Lukas Handy. Dann schaut er es sich an, zeigt einen Daumen nach oben und geht. Verabschiedung ist hier scheinbar eher untypisch.
      Während Lukas dann eine Simkarte besorgt und Papiere über Papiere ausfüllt, unterhalte ich mich mit einigen Passanten. Englisch können die wenigsten, aber irgendwie verstehen wir uns doch. Wieder wollen einige Bilder machen.
      Als nächstes fahren wir an den Strand des Kaspischen Meers und gehen im erfrischenden Wasser baden. Jetzt waren wir einmal im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer schwimmen.
      Nach unserem Bad machen wir einen Schirm am Strand aus, unter dem wir Mittagspause machen. Ein Junge, der 17-jährige Tamerlan, spricht uns an und sagt, der Schirm koste 3000 Tenge, umgerechnet 6 Euro. Als wir zögern, weil uns das für eine Mittagspause dann doch zu teuer ist, fragt er ob wir bleiben wollen oder nur Pause machen. Als wir ihm antworten, meint er, wir können Platz nehmen und brauchen nicht zu zahlen.
      Tamerlan, der hier mit anderen am Strand Schirme eingräbt und vermietet, ist so interessiert an uns, da er noch nie mit nicht-russischen Touristen gesprochen, geschweige denn Bikepacker gesehen hat. Da wir mitlerweile essen bieten wir ihm und seinem Freund ebenfalls etwas davon an, was sie allerdings aus Höflichkeit nicht annehmen, denn das würden wir viel mehr brauchen als sie. Es ist Wahnsinn, welche Höflichkeit uns entgegengebracht wird!
      Kasachstan hatten wir uns beide etwas anders vorgestellt. Wir dachten ursprünglich an ein Land, dass sehr von Russland geprägt ist und dementsprechend auch die Leute ein ähnliches Aussehen haben. Als wir uns mehr über die Länder informiert und herausgefunden haben, dass tatsächlich die Türken ursprünglich mal von dort abstammen und die Länder sehr muslimisch geprägt sind, habe ich mir eher vorgestellt, dass sie dementsprechend aussehen, die Frauen Kopftücher tragen und an jeder Ecke eine Moschee oder eine Mescid (ein Gebetsraum) ist. Die Tatsache, dass allerdings die meisten Menschen hier aussehen, wie wir uns die Menschen vielleicht in der Mongolei vorstellen, in dieser Region nur ein Bruchteil der Frauen ein Kopftuch trägt und nicht mal der Gebetsruf zu hören ist, hat uns echt überrascht.
      Vom Strand geht es aus der Stadt hinaus. Es ist sonnig und gut warm. Etwas hinter der Stadt befindet sich noch ein kleiner Ort, in den wir hinein fahren, um noch einzukaufen und zu sehen, ob die angezeigten Supermärkte wirklich existieren. Wir decken uns mit viel Wasser ein und dann geht es an einigen Kamelen vorbei und an einem Schild, auf dem steht, dass es in 60 km die nächste Unterlunft beziehungsweise das nächste Restaurant gibt.
      Wir fahren durch ewige Weiten auf einer gut geteerten Straße mit kaum Wind. Perfekt!
      Bald kommen wir durch ein Tal, dessen Grund 116 km unterhalb des Meeresspiegels liegt, vermutlich der tiefste Punkt, den wir mit den Rädern erreichen werden. Etwas dahinter fahren wir ein wenig von der Straße ab und zelten auf einem aufgeplatzten Wüstenboden, nachdem wir eine Kleinigkeit bei tollem Sonnenuntergang gegessen haben.
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    • Tag 115: Tasbolat bis Zhanaozen

      June 12, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 37 °C

      Wieder ist es sehr warm im Zelt gewesen, aber ein paar Stunden konnten wir aufholen.
      Es geht zurück auf die Straße und wieder fahren wir gegen den Wind. Damit ich überhaupt gescheit voran komme, fahre ich meist im Windschatten von Lukas und bin aber immer noch stark am Eintreten.
      Gegen Nachmittag erreichen wir Zhangaozen, die Sonne brennt und wir suchen mal wieder im Schatten einer Tankstelle etwas Erholung. Hier essen wir noch unsere Reste von gestern Abend und holen uns ein kaltes Getränk. Dann fahren wir langsam in die Stadt hinein und suchen nach Borjans Haus.
      Sobald wir von der Hauptstraße abbiegen, fahren wir auf sandig-steinigen Straßen. Die Häuser sind hier alle höchstens zweistöckig. Platz ist ja genug.
      An seinem Haus angekommen werden wir freudig von Borjans Hund begrüßt. Dann hilft er uns die Taschen ins Haus zu bringen. Das Haus, in dem wir diese Nacht schlafen werden, ist noch Bau und so werden wir auch alleine hier bleiben, da Borjan zu seiner Familie in der Stadt gehen wird.
      Er zeigt uns alles, wir gehen einkaufen und machen dann Essen. Immer noch ist es richtig heiß!
      Wir duschen (was echt nötig ist!), waschen unsere Wäsche aus (was vermutlich noch nötiger ist!) und versuchen dann zu schlafen, was allerdings wegen der Hitze mur schwer gelingt.
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    • Tag 116: Zhanaozen bis Shopan Ata

      June 13, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☀️ 38 °C

      Die Nacht war leider wieder einmal nicht sehr entspannend, denn es war einfach viel zu warm im Haus. Wir frühstücken, kaufen beim nächsten Laden noch ein und dann geht es 20 km bei Seitwind zum nächstgelegenen Ort. Immer wieder sehen wir Pferdeherden und Kamele. Heute macht es das erste Mal in Kasachstan wirklich Spaß, da wir nicht mehr so fest eintreten müssen.
      Im Ort angekommen machen wir am Supermarkt halt und essen die Reste der gestern gekauften Wassermelone und die zu einem Ball zusammengeschmolzene Schokolade, die wir geschenkt bekommen haben. Wieder einmal bekommen wir etwas geschenkt, diesmal von einer Kundin, die uns eine Art Milchreis im Glas raus bringt. Da dies über 500g wiegt und wir neben den ganzen Vorräten wirklich nicht mehr mitnehmen können (geschweige denn, dass er sich in der Hitze hält), geben wir das Glas wieder an den Laden zurück. Allerdings darf Lukas es nicht abgeben, ohne von der Verkäuferin wiederum ein Geschenk anzunehmen. Dieses ist Käse (der aussieht wie Teig) von Kamelen. Gegorener Kamelkäse, um genauer zu sein. Interessiert an dessen Geschmack probiere ich einen Finger davon (wie gesagt, die Konsistenz wie Teig). Während Lukas der Käse noch einigermaßen schmeckt habe ich in meinen 26 Jahren vermutlich nichts Unappetittlicheres gegessen, so übersäuert ist er.

      Mit insgesamt 30 Litern Wasser und Essensvorräten brechen wir nun unseren bisher längsten Abschnitt ohne Supermärkte an. Der nächste Supermarkt liegt laut Karte in etwa 200 km Entfernung. Wasser soll es an zwei Wallfahrtsorten auf dem Weg geben. Wir sind gespannt, inwieweit das stimmt, denn wenn wir nicht beim ersten Wallfahrtsort Wasser auffüllen können müssen wir umkehren, denn mit den 30 Litern kommen wir gerade so über zwei Tage hinweg, da wir bei der Hitze pro Tag zusammen 15 Liter Wasser verbrauchen.
      Mit einem ganz neuen Gefühl brechen wir also auf. Wir fahren mit wechselnden Winden durch eine lange Senke. Autos fahren hier nun deutlich weniger.
      Die Bergkämme, die sich nun am Ende der Senke vor uns auftun sind beeindruckend, aber nach drei Tagen ohne jegliche Veränderung bis zum Horizont ist vermutlich alles spannend.
      Schon recht früh kommen wir an dem ersten Wallfahrtsort "Shopan Ata" an. Von der Hitze müde hoffen wir hier auf ein wenig Ruhe und Abkühlung.
      Auf dem Parkplatz davor stehen vier Jeeps von Touristen, die die Wallfahrtsorte abfahren. Eine Frau aus der kasachischen Hauptstadt Astana spricht und in perfektem Englisch an. Mit ihrer Hilfe können wir den Frauen des religiösen Ortes unsere Bitte um Unterkunft für die Nacht mitteilen. Völlig normal ist es hier, wie wir später feststellen, dass Reisende hier eine Nacht übernachten dürfen.
      Direkt werden wir in ein rundes Haus zu Cay, fettiges Fladenbrot und Süßem eingeladen. Wir essen an einem niedrigen Tisch und sitzen im Schneidersitz auf dem Boden. Das ganze Haus ist mit Teppichen ausgelegt und um die Tische herum liegen Matten, um es gemütlicher zu machen. Lukas hat allerdings schwer damit zu kämpfen einigermaßen gemütlich an dem Tisch sitzen zu können.
      Nach und nach kommen immer mal wieder Pilger hinein, essen eine Kleinigkeit, trinken Tee und gehen dann zu den Gebetsstätten weiter. Wir lernen die 12 jährige Aysulu kennen, die ihre Schulferien hier mit ihrer Oma verbringt und die Frauen mit den Gästen unterstützt. Sie spricht ein paar Worte Englisch und ist ein aufgewecktes Mädchen. Was sie nicht mit Worten erklären kann stellt sie mir Keksen und Würfelzucker dar. So erfahren wir beispielsweise von ihr, dass die Schlafräume der Frauen und Männer getrennt sind, jedoch in einem Haus. Um das zu erklären verwendet sie einen Keks, sagt uns, dies sei das Haus, in dem geschlafen wird und bricht ihn in zwei Teile, für die Männer und Frauen. Sehr einfallsreich!
      Unser ehemaliger Plan, ein wenig auszuruhen, noch etwas zu essen und dann tatsächlich zu schlafen, klappt allerdings nicht so gut, denn Aysulu hat uns voll im Griff. Zuerst zeigt sie uns das Grundstück und erklärt, dass draußen und drinnen geschlafen wird. Draußen können aber manchmal Frösche und Schlangen vorbei schauen. Da sie die Worte nicht alle kennt, werden die Tiere verkörpert. Scheu ist sie wirklich nicht. Danach zeigt sie uns das Schlafhaus. Im Frauenschlafraum, ein Raum der außer dem Teppichboden ziemlich leer ist, finden wir eine Schildkröte, die sich hier ein wenig umschaut. Mit Aysulu scherzen wir, ob sie auch wirklich ein Weibchen ist und ob ihr Mann dann wohl im Männerschlafraum ist. In diesem, der ebenfalls leer ist, finden wir allerdings keine Schildkröte mehr. Dafür haben die Männer eine noch funktionierende Klimaanlage im Raum.
      Als wir uns gerade hinlegen wollen bittet uns Aysulu wieder zum Tee. Dieses Mal gibt es noch gekochte Eier dazu und ansonsten wieder das etwas fettige Fladenbrot. Bevor wir wieder hinaus gehen, nehme ich unsere Schüsseln, aus denen hier zu Lande der Tee getrunken wird, und spühle sie über einigen Spühlschüsseln aus. Auch die von Lukas wird mir in die Hand gedrückt, denn er darf als Mann nicht abspühlen.
      Jetzt legen wir uns hin! Dachten wir.
      Stattdessen deutet uns Aysulu an, dass wir rüber in Schlafhaus gehen sollen und sie schleicht sich um die Kameras, die hier zur Sicherheit angebracht sind, herum, damit ihre Oma nicht merkt, dass sie mit uns spricht. Vermutlich soll sie müde Reisende in Ruhe lassen. :D
      Wir setzen uns gemeinsam auf eine Decke, die hier sowohl am Tisch als auch bei Nacht als Unterlage beziehungsweise Matratze dient und erzählen ein bisschen, teils mit Händen und Füßen und teils sann doch mit dem Handy.
      Gegen Abend laufen wir noch zu den Gebetsstätten, die hier in den Berg hinein gehauen wurden. In den Höhlen ist es angenehm kühl und alles ist wieder einmal mit Teppichen ausgelegt. Über den Friedhof, dessen Gräber hier zu Lande aus massiven Gemäuern bestehen, laufen wir zurück, denn es ist doch noch ziemlich warm.
      Jetzt gehen wir schlafen! Wieder Fehlanzeige, denn es gibt zu Ehren der Gäste ein Nationalgericht aus Kartoffeln und Fleisch, das nicht abgelehnt wird. Blöd nur, dass wir bereits bettfertig sind und uns die Zähne geputzt haben. Also wieder umziehen und zurück in das runde Haus.
      Als wir fertig sind nehme ich schon selbstverständlich unsere beiden Teller, wohlwissend, wer abzuspühlen hat. Doch statt unsere Teller über den Spühlschüsseln zu spühlen, bekomme ich einen ganzen Stapel Teller in die Hand gedrückt. Ob das Aysulus Gedanke ist, um nicht den Abwasch alleine machen zu müssen oder ob die so Sitte ist, erfahre ich wohl nie.
      Lukas, der gerne helfen will, muss außerhalb der Küche warten. Aysulu und ich machen beim Abwasch Quatsch, tun so als ob die Teller Lenkräder seien und trotz Übermüdung habe ich meinen Spaß.
      Dann dürfen wir endlich in den Schlafraum. Dies wird die erste Nacht sein, in der wir getrennt schlafen, obwohl wir "verheiratet" sind.
      Im dunklen Raum hole ich mir eine Decke und ein Kissen und lege mich hin. Ich bin gerade am eindösen, da geht die Tür auf, Frauen und Männer kommen nacheinander reingelaufen, um sich ebenfalls Decken und Kissen zu holen und das Licht geht mehrfach an und aus. Rücksicht gegenüber Schlafenden gibt es hier nicht.
      Es ist eine warme Nacht, trotzdem kann ich neben einigen Wachphasen ein wenig schlafen.
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    • Tag 121: Hütte bis Beyneu

      June 18, 2023 in Kazakhstan ⋅ 🌬 31 °C

      Die Nacht war wieder ruhig und angenehm kühl. Wir packen ein und fahren los. In der Ferne kommen ein paar verlassenen Gebäude näher. Als wir nicht mehr weit weg sind, sehen wir die beiden anderen. Sie haben sich wohl im Windschatten des Hauses in Sicherheit gebracht. Vermutlich haben wir es mit der Hirtenhütte da noch besser getroffen.
      Sie hatten am Abend gemeinsam am Haus gesessen und auf die Straße am Horizont geblickt und dann erwartet, dass wir wegen des Gewitters einen Unterstund gesucht oder das Zelt aufgestellt hatten.
      Wir haben uns wieder auf den Weg und fahren wieder einige Kilometer. Diesmal schon in kleineren Abständen zueinander. Die Erlebnisse mit den Platten prägen!
      Die letzten Kilometer nach Beyneu, der drittgrößten Stadt der Mangistau Region (also dem Südwesten von Kasachstan) mit knapp 40000 Einwohnern, legen wir gemeinsam zurück. Wieder regnet es ein paar Tropfen, von der Härte hätten es fast schon Hagelkörner sein können.
      An einem Laden halten wir kurz und unterhalten uns mit drei Motorradfahrern, die uns beim hineinfahren überholt und den Daumen nach oben gegeben haben. Die drei sind aus Norwegen und Schweden und wollen, wie unsere Fahrradbegleiter, auch nach Tadjikistan auf den Pamir-Highway. Es ist sehr interessant sich über die Unterschiede zu unterhalten, die das Reisen mit anderen Verkehrsmitteln so mit sich bringt.
      Dann suchen wir uns eine Unterkunft, kaufen ein, ich besorge mir gegen die Sonne noch eine Mütze und wir essen noch Somsas. Somsas sind eine Spezialität aus Zentralasien. Es sind Teigtaschen, die hauptsächlich mit Fleisch, teilweise aber auch mit Kartoffeln gefüllt sind. Gebacken werden sie in einem Kuppelofen, wie auch das Brot in Georgien schon.
      Zurück in der Unterkunft lassen wir die Wäsche waschen und essen noch zusammen Wassermelone.
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    • Day 311

      Start in Kasachstan

      May 13, 2023 in Kazakhstan ⋅ ☁️ 19 °C

      Nach dem Frühstück baue ich das Fahrrad in aller Ruhe zusammen und starte am frühen Nachmittag. Und leider gleich mal in die verkehrte Richtung. Als ich’s gemerkt hab, war ich schon ziemlich weit mit Rückenwind. Dann alles wieder zurück gegen den Wind. Noch ein bisschen was eingekauft und dann zum Strand gefahren. Der ist nicht wirklich schön. Noch ein Stück gefahren. Schöner Campingplatz mit Blick zum kaspischen Meer. Heute bin ich nicht sehr weit gekommen.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Mangistauskaya Oblast’, Mangistauskaya Oblast', Маңғыстау Облысы, Мангистауская Область

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