Satellite
Show on map
  • Day 103

    Oamaru, zurück an der Ostküste

    January 12, 2023 in New Zealand ⋅ ⛅ 14 °C

    Später am Abend ist noch eine Gruppe Radlerinnen aus Alice Springs/Australien angekommen. Sind unter sich geblieben. Dafür ist John, der Mann von Lynn, umso kommunikativer. Nach erholsamer Nacht im superweichen Bett, verziehen sich für's Erste die letzten dunklen Wolken. Lynn stellt mir Rührei mit Speck auf den ohnehin üppig gedeckten Frühstückstisch. Von John erfahre ich dazu Umgehungsmöglichkeiten des Highway zwischen Oamaru und Dunedin. Außerdem das wirksamste Mittel gegen die an der Westküste auftretenden Sandflies.

    Dann geht's los. Erstmal ist alles gut. Es mehren sich die Überflutungsschäden am Weg, die notdürftig mit grobem, schwer befahrbaren Kies geflickt sind. Die erste Furt ist noch gut passierbar. Die zweite wird schon schwieriger. Während ich noch zögere, was ich tun soll, bietet mir ein Opa, der mit seinem Enkel in der Nähe Feuerholz sammelt, seine Hilfe an. Kurzerhand wird das Rad samt Gepäck auf den Trailer seines monströsen Geländefahrzeugs verladen. Für das Gespann ist es ein Leichtes das andere Flussufer zu erreichen. Wir unterhalten uns noch ein bisschen. Wie schon viele Australier ist auch er der Ansicht: Irgendwas stimmt nicht. Die Regenfälle und Überschwemmungen dieses Ausmaßes sind nicht normal.

    Ich mag diese kleinen Abenteuer aber sie kosten auch Kraft und Zeit. Danach führt der Weg aber wieder zurück zum Highway. Er ist gut beschaffen und ich komme jetzt zum Ausgleich wieder gut voran.

    In Duntroon wartet das Flying Pig Café auf mich. Weil ich eigentlich schon einen fetten Muffin zum Frühstück vertilgt habe, bestelle ich erstmal eine große Tasse Kaffee und "nur" ein Sandwich. Dann beschließe ich: Das kann's nicht gewesen sein. Gute Entscheidung. Die Aprikose-Cranberry-Schnitte ist einsame Spitze. Man versteht es in dieser Gegend Kuchen zu backen, alle Achtung.

    Danach geht die Fahrt weiter zu den Elephant Rocks. Dort begegne ich Nora und Pierre. Sehr sympathisches Paar aus Kanada. Nora hat einige Zeit in Deutschland verbracht und ruft laut und akzentfrei und voller Begeisterung "Ameisenscheiße" als ich die beiden fotografiere. Danach geht es steil durch die Felsformationen der Elephant Rocks bergauf. Die Kanadier sind flott unterwegs und bald nicht mehr zu sehen. Nach kurzer Abfahrt gelange ich in ein langes, einsames Tal bevor der Weg erneut steil aufwärts führt. Eine Banane hilft mir aus einem Tief und den Berg hinauf. Oben angekommen weiß ich, daß es nun um Wesentlichen bis zum Ziel nur noch bergab gehen wird. Nach einer ersten Abfahrt zweigt die Route auf eine alte Eisenbahntrasse ab und führt durch einen stockdunklen Tunnel in dem man die Hand vor den Augen nicht sieht. Ohne das Licht an meinem Rad wäre die Passage schwierig.

    Eigentlich hatte ich hier einen Rastplatz erwartet. Davon ist aber weit und breit nichts zu sehen. Endlich finde ich in Windsor an der alten Gemeindehalle eine geeignete Stelle zum Rasten. Höchste Zeit. Ich habe Hunger wie ein Wolf und bin durchgefroren. Mein Thermometer zeigt zwar 18°C an aber durch den kühlen Wind fühlt sich das deutlich kälter an. Vor 2 Tagen habe ich noch bei über 40°C geschmort. Jetzt wäre ich froh, wenn mich die Sonne etwas wärmen würde. Die hat sich aber seit den ersten Morgenstunden nicht mehr blicken lassen.

    Gottseidank ist danach das Meiste geschafft. Ein bisschen gibt's noch ein Auf und Ab. Ich verpasse wohl ein Schild und verfahre mich. Der Umweg ist aber kein großer und dann senkt sich die Straße endgültig Richtung Pazifik und Oamaru. Spät und müde erreiche ich mein Hostel. Einchecken, Einkaufen, Duschen ...dann verabrede ich mich mit Kim. Und der Abend nimmt seinen Lauf. Vivian, eine Chinesin gesellt sich zu uns. Sie managt zusammen mit ihrem Chef das Hostel und hat eine schwer philosophische Ader. Zu viert (Kim, Vivian, Google Translator und ich) versuchen wir den Sinn des Lebens zu ergründen. Der Wein den wir trinken muss schlecht sein. Wir kommen jedenfalls zu keinem Ergebnis. Weit nach Mitternacht verabschieden wir uns. Kim radelt morgen weiter. Ich gottseidank nicht.

    Alps2Ocean ist ein wirklich schöner Trail. Die Wege führen in teils einsame, ursprüngliche Gebiete, die man mit anderen Verkehrsmitteln kaum erreicht. Wenn man Neuseeland radelnd entdecken will eine tolle Erfahrung. Anstrengend und kräftezehrend. Aber die Umwege über die durch die zurück liegenden Unwetter teilweise arg mitgenommenen Wege haben sich gelohnt. Nach Lake Tekapo und Mt Cook konnte ich mir nicht vorstellen, noch mehr beeindruckt zu werden.

    13.1., RUHETAG

    Spät ins Bett aber trotzdem früh aufgewacht. Blöd. Aber ich habe mir außer ein bisschen Sightseeing ohnehin keine großen Aktivitäten vorgenommen. Das Wetter ist prächtig und Oamaru ist ein wirklich schönes Städtchen. In den Straßen und Gassen spürt man noch ein wenig vom Glanz vergangener Zeiten. Touristen vorhanden aber nicht in Scharen. Alles entspannt und gemütlich. Kurzer Spaziergang zum offiziellen Endpunkt des Alps 2 Ocean Cycle Trail. Das dortige Foto muss einfach sein. Es kommen weitere Radler an, einzelne oder in Gruppen. Stimmung fast ein bisschen wie am Ende des Jakobswegs. In der nahe gelegenen Brauerei gibt's später die A2O-Pizza, was sonst 🙂 Ich trinke Cola, der gestrige Abend wirkt noch nach...
    Später gehe ich mit einem Hostel-Bewohner aus England auf Pinguin-Safari. Ein Tier bekommen wir bei der abendlichen Rückkehr aus dem Meer zu Gesicht. Immerhin. Dann wird's Zeit für mich. Morgen wird wieder geradelt.
    Read more