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  • Day 124

    Greymouth

    February 2, 2023 in New Zealand ⋅ 🌧 19 °C

    Stürmische Nacht mit heftigen Regengüssen. Als ich aufstehe ist mir nicht wohl beim Gedanken an den bevorstehenden Tag. Weitere kräftige Regenschauer beim Frühstücken und Packen. Ich denke bereits über Alternativen zu meinem eigentlichen Plan nach. Aber wer kneift schon gerne. Ein Blick auf die stündliche Vorhersage kündigt zwar starken Wind , 30km/h, im Tagesverlauf allmählich abnehmend, an, aber es wird eine mehrstündige Regenpause vorhergesagt. Ich nehme das Angebot an und radle los. Gegenwind heftig, wie erwartet. Aber ich bin darauf eingestellt und versuche erst gar nicht mich aufzulehnen und schalte mehrere Gänge zurück. Zwischen Haast und Hokitika war es sehr beschaulich auf der SH6. Das ändert sich nun. Straße jetzt gut ausgebaut, keine Kurven, deutlich mehr Verkehr. Es wird ungemütlicher. Landschaft wird eintöniger. Pause nach 21km. Statt Café Wartehäuschen gegenüber. Mein Vesper will gegessen werden. Und ich will mein Glück nicht zu sehr herausfordern indem ich zu lange herumtrödele. Belohnung auf Greymouth verschoben.

    Kurz nach meiner Rast kann ich wieder weg vom Highway. Der Westcoast Wilderness Trail kommt hier an die Küste zurück und führt parallel zur SH6 Richtung Greymouth. Das nutze ich, auch wenn ich auf dem unbefestigten Weg nicht so gut voran komme.

    Das Wetter hält tatsächlich. Ich kämpfe zwar gegen den Wind, bleibe aber trocken. Sogar die Sonne lässt sich für kurze Momente sehen. Ich würde sagen: mehr Glück als Verstand.

    Früh erreiche ich Greymouth, kann aber sofort einchecken: Global Village Travellers Lodge. Volltreffer. Sehr gemütlich und bunt eingerichtetes Hostel. Tip von Steffi, die ich in Queenstown getroffen hatte. Hier bleibe ich 2-3Tage, je nachdem wie sich das Wetter entwickelt.

    3.2. 23, 1. RUHETAG
    Das übliche: Lange geschlafen, lange gefrühstückt. Dann Friseur. Der Host empfiehlt mir einen Laden unweit des Hostels. 2 min mit dem Rad. Nett da. Man braucht keinen Termin. Drei Damen schneiden. Das geht ratzfatz. Obwohl schon mehrere Leute warten bin ich rasch dran. Ergebnis für mich ok. Ich denke einmal muss ich noch vor meiner Rückkehr. Danach stromere ich durch's Städtchen und Umgebung. Monteith's Brewery, dem Laden muss ich noch morgen noch einen Besuch abstatten. Eistee in Town. Bahnhof, der TranzAlpine fährt ab. Die Strecke nach Christchurch muss spektakulär sein. Ich trage mich ernsthaft mit dem Gedanken meine Pläne über den Haufen zu werfen und für morgen ein Ticket zu kaufen. Ich bin schon soweit, dass ich mich am Fahrkartenschalter über Details erkundige. Dann suche ich mir ein ruhiges Plätzchen und sehe konkret nach. Ich möchte unbedingt noch in den Abdel Tasman National Park und der ist von Christchurch aus mit dem Rad blöd zu erreichen. Ich sehe ein: Das bekomme ich nicht unter einen Hut. Schade.

    Fahrt zur Southern Brewkwater Viewing Platform. Schön hier. Schöner Kiesstrand an dem ich mich eine ganze Weile niederlasse auch in der Hoffnung draußen auf dem Meer Delfine zu sehen. Is aber nich' 😏 Schließlich werde ich hungrig.

    Abendessen im Hostel. Angeregte Gespräche, auch über Urlaubsziele, die ich noch nicht kenne: Bali zum wiederholten Mal, Patagonien... Es gibt mehr zu sehen als man je sehen kann...

    Sehr deutscher Abend mit Hilfe des Smartphones: Tagesschau, Tatort

    4.2. 23, 2. RUHETAG
    Es kommt wie's kommen musste: Das Wetter wird morgen so, dass man wirklich besser im Trockenen bleibt. Ich habe deshalb gleich morgens mein Bett für eine weitere Nacht gebucht. Wir sind 3 gestrandete Radler im Hostel die auf besseres Wetter warten. Ein Australier aus Perth, Marc aus Bern und ich.
    Gemütlicher Tag, was sonst. Bisschen einkaufen. Smalltalk mit jedem der nicht schnell genug die Kurve kratzt 😁 Ne, im Ernst: Der Austausch mit anderen Radfahrern ist oft für beide Seiten hilfreich.
    Dinner in der Brauerei mit was G'scheitem zum Trinken.
    Fahrt zum Strand um endlich mal Delfine zu sichten. Fehlanzeige 😐

    5.2. 23, 3. RUHETAG
    Es hat heute wirklich durchgehend geregnet und gestürmt. Alle warten hier auf besseres Wetter. Morgen ist es dann soweit. Und vor allem: Der Wind dreht auf West. Das trifft sich. Ich verlasse morgen die Westküste gen Nordosten.
    Weil ich gehört habe, daß die Fähren nach Wellington gut ausgelastet sind, habe ich mich entschlossen jetzt schon ein Ticket für die Überfahrt zu buchen. Ich möchte nicht in Picton ausgebremst werden, weil die Schiffe ausgebucht sind. Das hat den Nachteil, daß ich bis dahin einen Zeitplan einhalten muss und die Freiheitsgrade schwinden. Aber ein bisschen Luft ist eingebaut, sodaß ich an schönen Plätzen nicht vorbei radeln muss.

    Tagsüber trudelt noch ein Radler-Paar etwas aufgeweicht aus Berlin ein. Eine Frau etwa in meinem Alter hat auch eine interessante Geschichte: Kieferorthopädin, hat ihre Praxis verkauft, weil sie sich nicht länger dafür abstrampeln wollte und reist jetzt. Muss danach allerdings auch nochmal ein bisschen arbeiten wegen der Rente. Und ich dachte immer dieser Berufsstand hat mit 50 ausgesorgt. War zuvor auch in Australien und ist mit einem Schnäppchen-Ticket auf einem Kreuzfahrtschiff von Sydney nach Christchurch geschippert nicht ohne vorher Neuseeland mehr oder weniger zu umrunden. Da bin ich fast ein bisschen neidisch...

    Einkauf im Lieblings-Supermarkt New World. Zwischenzeitlich heizt der Host die Sauna und ich komme danach ins Schwitzen obwohl ich die Füße stillhalte 😁

    So ein lazy Hostel-Tag ist nie langweilig. Trotzdem wird's Zeit, daß ich morgen wieder auf's Rad komme.
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